GESETZ TRITT IN KRAFT
Mehr Schutz vor sexueller Gewalt
Das Sexualstrafrecht wird verschärft. Das Gesetz zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung tritt am 10. November 2016 in Kraft. Ziel des Gesetzes ist es, Strafbarkeitslücken zu schließen - das gilt insbesondere für sexuelle Nötigung und Vergewaltigung.
Das aktuelle Sexualstrafrecht schützt Frauen und Männer nicht vor allen Formen sexualisierter Gewalt. Die Bundesregierung will diese Lücken schließen. Sie hatte am 14. März den Entwurf des entsprechenden Gesetzes beschlossen. Der Bundestag verabschiedete das entsprechende Gesetz bereits im Juli. Ende September hat der Bundesrat das Gesetz gebilligt. Nun tritt es in Kraft.
Grundsatz "Nein heißt Nein"
Die so genannte Nichteinverständnislösung verankert den Grundsatz "Nein heißt Nein" im Sexualstrafrecht. Damit macht sich künftig nicht nur strafbar, wer sexuelle Handlungen mit Gewalt oder Gewaltandrohung erzwingt. Strafbar ist bereits, wenn sich der Täter über den "erkennbaren Willen" des Opfers hinwegsetzt. Der "erkennbare Wille" muss dabei entweder ausdrücklich verbal oder beispielsweise durch Abwehr ausgedrückt werden.
Betroffen sind auch Fälle, in denen der Täter ein Überraschungsmoment ausnutzt. Diese Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung sind strafbar. Vorgesehen ist eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.
Unter Strafe fällt mit der neuen Regelung auch die sexuelle Belästigung. Demnach handelt strafbar, wer eine andere Person in sexuell bestimmter Weise körperlich berührt und dadurch belästigt, etwa durch "Begrapschen".
"Keine Vergewaltigung darf straflos bleiben"
"Ich bin froh, dass die Veränderung des Sexualstrafrechts nun endlich beschlossen wird. Damit gehen wir einen wesentlichen Schritt zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung", sagte Bundesjustizminister Heiko Maas im Vorfeld der Bundestagsdebatte.
"Frauen werden in Zukunft besser vor sexualisierter Gewalt geschützt. Die Reform ist dringend notwendig, um eklatante Schutzlücken zu schließen", so der Minister weiter. "Wenn etwa die schutzlose Lage für sexuelle Übergriffe ausgenutzt wird, können die Täter dafür in Zukunft konsequent bestraft werden. Keine Vergewaltigung darf straflos bleiben. Wenn Täter nicht bestraft werden können, bedeutet das für die Opfer eine zweite bittere Demütigung."
Straftaten aus einer Gruppe
Es soll in Zukunft auch möglich sein, Menschen zu bestrafen, die in einer Gruppe andere Personen berauben oder bedrängen. Gedacht ist hier an das Phänomen der "Antänzerei" oder die Vorkommnisse auf der Kölner Domplatte in der Silvesternacht.
Diese Taten waren bisher nicht ausreichend strafrechtlich erfasst. Vorgesehen ist eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Die Strafbarkeit richtet sich danach, ob es zu Übergriffen kommt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob diese vom Vorsatz des einzelnen Gruppenbeteiligten umfasst waren.
Ausländische Straftäter schneller ausweisen
Der neu gefasste Paragraph 177 StGB soll auch Folgen für Ausweisungsbestimmungen im Aufenthaltsgesetz haben. Demnach soll eine Verurteilung zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe nach dem neu gefassten 177 StGB, je nach Höhe der Strafe, dazu führen, dass der ausländische Straftäter leichter ausgewiesen werden kann.
Gesetz zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung
Zukünftig soll sich strafbar machen, wer die Unfähigkeit eines Opfers zum Widerstand ausnutzt oder überraschend sexuelle Handlungen an einem Opfer vornimmt. Das Gesetz zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung sieht daher neue Straftatbestände vor, mit denen der sexuelle Missbrauch unter Ausnutzung besonderer Umstände unter Strafe gestellt wird.
Auf diese Weise sollen Frauen – aber auch Männer – besser als bislang vor sexuellen Übergriffen geschützt werden. Gleichzeitig wird Deutschland damit dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt vom 11. Mai 2011 noch besser gerecht.
Mittwoch, 9. November 2016
https://www.bundesregierung.de/Content/D...bestimmung.html
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Tabuthema Vergewaltigung
Beratungsstelle Frauennotruf startet Kampagne
10.11.2016
Mit einer auffälligen Plakatkampagne, ab 11. November in Frankfurt zu sehen, bricht die Beratungsstelle „Frauennotruf Frankfurt“ eine Lanze für Frauen, die sich nach einer Vergewaltigung ungerechtfertigten Vorurteilen und Vorwürfen ausgesetzt sehen.
Solche absurden Dialoge gehören zur Plakatkampagne des Frauennotrufs. Solche absurden Dialoge gehören zur Plakatkampagne des Frauennotrufs.
Frankfurt.
Warum hat sie sich nicht gewehrt, nicht geschrien, warum war sie alleine oder so spät unterwegs, warum trug sie diese Kleidung, warum hat sie Alkohol getrunken, warum ist sie nicht einfach zu Hause geblieben?
Nicht wenige Frauen werden nach einer Vergewaltigung mit solch absurden Vorhaltungen konfrontiert, erklärt Andrea Bocian von der Beratungsstelle „Frauennotruf“. Solche negativen Stimmen und Anfeindungen kämen oft sogar aus dem engen Umfeld der Frauen. „Diese Vorwürfe sind natürlich absolut haltlos“, so Bocian. „Die Frauen benötigen dann zusätzlich Energie, um sich gegen diese Vorbehalte abzugrenzen. Das muss aufhören.“
Zehn Motive
Zehn unterschiedliche Kampagnenmotive sollen zwischen dem 11. und 21. November an zentralen Flächen in der Stadt für Aufmerksamkeit sorgen und das Tabuthema Vergewaltigung beleuchten. Lockere Sprüche wie „Ich wurde von einer Mücke gestochen – Du hast sie bestimmt provoziert“ oder „Meine Bahn hat Verspätung – daran bist du bestimmt nicht ganz unschuldig“ überzeichnen die Beschuldigungen stark. Das soll die Absurdität der Vorwürfe deutlich machen.
Die Fachleute warnen: In den Vorurteilen und Verurteilungen stecken nicht nur Beschuldigungen gegenüber der Frau, sondern auch eine gleichzeitige Entlastung des Täters. Die Folgen können schwerwiegend sein: Frauen verschließen sich, möchten nicht über das Erlebte sprechen und die Straftat in der Konsequenz auch nicht anzeigen, da sie überall mit entsprechenden Vorbehalten gegen sie rechnen.
Das höre das Team der Beratungsstelle immer wieder in den Gesprächen mit vergewaltigten Frauen. So entstand auch die Idee zur Kampagne, bei deren Entwicklung die Werbeagentur „Y&R“, die seit mehr als zehn Jahren für die Beratungsstelle Frauennotruf tätig ist, beteiligt war. Einige der Frankfurter Kampagnen wurden bereits mit wichtigen Branchenpreisen ausgezeichnet. „Es ist immer schwierig, für Tabuthemen zu werben. Da braucht es viel Fingerspitzengefühl, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Deshalb haben wir uns ganz bewusst gegen Motive mit Schockwirkung entschieden, die womöglich Unbehagen und Abwehr auslösen könnten“, erläutert Uwe Marquardt von „Y&R“. Man habe sich stattdessen zu einem humorvollen, aufklärenden Ansatz entschlossen, der zeigt, dass eine Vergewaltigung nicht provoziert werden könne, sondern die Tat immer vom Täter ausgeht.
Darf kein Tabu bleiben
„Das Thema Vergewaltigung darf nicht länger ein Tabu bleiben“, erläutert Andrea Bocian das Engagement der Beratungsstelle. Ergänzend zu den Plakaten werden zusätzlich zwei Motive als kostenlose Postkarten in Gastronomiebetrieben ausgelegt und können auch von der Homepage der Beratungsstelle heruntergeladen werden:
http://www.frauennotruf-frankfurt.de.
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Bera...;art675,2312417
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Mit Marlene Lufen
Sat.1 zeigt Dokumentation über Vergewaltigungen
von Timo Niemeier
10.11.2016 - 15:11 Uhr
Mitte Dezember schickt Sat.1 eine Dokumentation auf Sendung, in der es darum geht, warum Opfer von Vergewaltigungen oft schweigen. Mit dabei ist auch Moderatorin Marlene Lufen, die selbst Opfer einer versuchten Vergewaltigung geworden ist.
"Noch heute wird mir schlecht, wenn ich das Parfüm des Täters irgendwo rieche", sagt Sat.1-Moderatorin Marlene Lufen. Als junge Frau ist sie beinahe Opfer einer Vergewaltigung geworden. Vor wenigen Wochen, das Urteil gegen Gina-Lisa Lohfink wegen Falschbeschuldigungen war gerade gesprochen, machte Lufen ihre Erlebnisse via Facebook öffentlich. Nun will Lufen den Opfern von Vergewaltigungen Mut machen, dafür hat sie eine Doku über das Thema gedreht.
Am 14. Dezember zeigt Sat.1 ab 22:15 Uhr daher "Vergewaltigt - warum Millionen Frauen schweigen". Lufen will sich mit den Folgen einer Vergewaltigung beschäftigen: Warum ist das Schweigen so groß? Was bedeutet solch eine Tat für die Opfer? Wie sieht das Leben danach aus? Wie schwer ist der Gang für die Betroffenen zur Polizei oder vor Gericht? Dabei will die Moderatorin nicht nur Opfer treffen, sondern auch auf eine eigene Spurensuche gehen. Produziert wird die Doku von Maz & More.
"Brecht Euer Schweigen. Erzählt Eure Geschichten. Ihr seid nicht allein! Meine Geschichte ist nur der Auslöser für die Recherche und diesen Film. Erzählt werden vor allem die Schicksale von Frauen, die Schreckliches erlebt haben. Ich hatte mich bei den Drehs auf intensive Gefühle eingestellt und auch darauf, dass es hart wird, sich solche Geschichten anzuhören. Was ich allerdings von einigen erzählt bekam, übersteigt alles, was ich mir bis dahin vorstellen konnte. Ich habe keine Worte für das, was ich dort gehört habe, und wir werden sehr behutsam nachzeichnen, was uns anvertraut wurde", sagt Lufen.
http://www.dwdl.de/nachrichten/58673/sat...rgewaltigungen/
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Mithu M. Sanyal
"Vergewaltigung ist kein Frauenthema"
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Autorin Mithu M. Sanyal spricht über die Ursprünge sexueller Gewalt und wandelnde Geschlechterbilder.
Mithu M. Sanyal ist eine gefragte Interview-Partnerin. Ende August hat die Autorin und Journalistin ihr Buch "Vergewaltigung - Aspekte eines Verbrechens" veröffentlicht.
Wie schwierig war es, für ein Buch über Vergewaltigung einen Verlag zu finden?
Mithu M. Sanyal Erwartungsgemäß sehr schwierig. Obwohl mein erstes Buch über die Vulva gut gelaufen war und einige Verlage gerne ein Buch mit mir machen wollten, haben bei dem Thema letzten Endes viele abgewinkt.
Mit welcher Begründung?
Sanyal Das Thema sei natürlich wichtig, habe ich häufig gehört, aber es lasse sich nicht verkaufen. Zudem gab es auch die Sorge, wie Opfer reagieren könnten, gerade weil ich ja den Umgang der Gesellschaft mit Opfern noch mal neu beleuchte.
Letztendlich ist das Buch in der Edition Nautilus erschienen. Waren die Silvester-Übergriffe von Köln, der Prozess um Gina-Lisa Lohfink und zuletzt die Äußerungen von Donald Trump nicht die perfekte PR?
Sanyal Allerdings. Ich habe die natürlich alle bezahlt, das war verdammt teuer. (lacht) Mal im Ernst: Als Autorin stehe ich total hinter dem Buch. Trotzdem glaube ich, ohne die genannten Ereignisse hätte es kaum jemand gelesen.
Das sieht jetzt gänzlich anders aus. Zur Buchmesse in Frankfurt ist bereits die zweite Auflage von "Vergewaltigung" erschienen. Es gab Interviews mit Ihnen in der SZ, bei arte, dem ZDF und zuletzt sechs Seiten in der Literatur-Beilage der "Zeit". Wurden Sie eigentlich auch von Männern interviewt?
Sanyal Es waren schon überwiegend Frauen, mit denen ich gesprochen habe. Das allererste Gespräch hatte ich allerdings mit Jo Schück in "Aspekte", da war das Buch noch gar nicht erschienen.
Und stellen Männer andere Fragen?
Sanyal (überlegt) Nein, kann ich nicht sagen. Das Thema wird ja gerne in die Frauen-Ecke gedrängt. Dabei geht es keinesfalls nur Frauen an. Für mich war bei meiner Arbeit an dem Buch der Umgang mit Männern ein weiterer, wichtiger Teilaspekt. Es sollten nicht nur Frauen mit Frauen darüber reden. Und außerdem sind ja auch nicht nur Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt. Es ist eine gesellschaftliche Debatte, als solche würde ich sie gerne führen.
Sie sind Jahrgang 1971. Allein im Laufe Ihres Lebens ist der Paragraph 177 drei Mal verändert worden. Was waren die wichtigsten Änderungen vor dem "Nein heißt Nein" in diesem Jahr?
Sanyal Die erste Änderung stammt aus dem Jahr 1974. Damals ging es zum ersten Mal um sexuelle Selbstbestimmung, vorher stand der Schutz von Familie und Ehe im Mittelpunkt. Unter Sexualverbrechen fielen vor 1974 zum Beispiel auch Homosexualität und Prostitution. 1997 wurde dann Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Zudem wurden Opfer und Täter geschlechtsneutral formuliert. Zum ersten Mal waren Männer de jure als Opfer denkbar. Frauen als Täterinnen sind natürlich noch mal schwerer vorstellbar.
Wie hoch ist eigentlich der Prozentsatz von männlichen Opfern?
Sanyal Darüber gibt es bis heute keine verlässlichen Zahlen. Untersuchungsergebnisse besagen aber, dass männliche Opfer noch seltener Anzeige erstatten als weibliche. Und dass ihnen noch seltener geglaubt wird. Sexualisierte Gewalt gegen Männer - und vor allem sexualisierte Gewalt von Frauen an Männern - entspricht einfach nicht unserem Geschlechterbild. Wenn ich mich mit meinem Mann auf der Straße streite und er mich anschreit, sind sofort drei Jungs da, die mir helfen wollen. Wenn ich ihn anschreie, kommen drei Jungs und sagen 'Was hat er dir getan'. Vergewaltigung ist ein Verbrechen, das viel mit Machtgefälle zu tun hat. Es gibt zahlreiche Strukturen, die es begünstigen, dass mehr Männer Täter sind. Da müssen wir als Gesellschaft ansetzen.
Ein zentraler Aspekt in Ihrem Buch ist der gesellschaftliche Umgang mit den Opfern. Was genau kritisieren Sie daran?
Sanyal Die Frauen werden regelrecht entmündigt. Sie müssen Opfer sein. Und zwar für den Rest ihres Lebens. Es existiert eine klare Vorstellung davon, wie Frauen, die vergewaltigt worden sind, zu sein haben: traumatisiert, ängstlich, männerfeindlich. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das kann natürlich so sein. Muss aber nicht.
Sehr interessant ist in dem Zusammenhang eine Äußerung von Natascha Kampusch: "Ich habe gesagt, dass ich kein Opfer bin, weil ich wusste: Wenn ich das allen sage, würden sie mich nachher nie mehr als normalen Menschen akzeptieren." Wie fielen die Reaktionen aus?
Sanyal Ich habe mir viele Interviews mit Natascha Kampusch angeschaut. Sie hat schon kurz nach ihrer Befreiung unglaublich souverän agiert. Das hat mich extrem beeindruckt. Die Medien wollten den Täter natürlich als Monster zeichnen. Diesem Schwarz-weiß-Denken hat Kampusch widersprochen und damit die Erwartungshaltung nicht bedient. Dafür ist sie massiv angegangen worden. Der Höhepunkt war, dass ihr ein Liebesverhältnis mit dem Täter unterstellt wurde. Unglaublich, zumal sie zum Zeitpunkt ihrer Entführung zehn Jahre alt war!
Noch mal kurz zurück zur Parole "Nein heißt nein". Die erscheint uns heute selbstverständlich. Dabei galt im 18. und 19. Jahrhundert das Nein durchaus als Ja. "Ist ein Weib geistig normal entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein geringes" schrieb der Begründer der Sexualwissenschaft Richard von Krafft-Ebing. Heißt: Bevor es zum Beischlaf kam, musste die Frau sich zunächst einmal zieren. Wie viel weiter sind wir in dem Punkt heute?
Sanyal Frauen wird bis heute vermittelt, dass die Männer den ersten Schritt machen sollten. Dass sie nicht auf seine E-Mails reagieren sollen, weil es sonst wirke, als seien sie leicht zu haben. Die Männer sind also in der Situation, es immer weiter probieren zu müssen. Gleichzeitig sollen sie aber erkennen, welches Nein nun tatsächlich Nein heißt, beziehungsweise wann die Grenze erreicht ist. Mich hat bei der Arbeit an dem Buch deshalb auch die Frage beschäftigt, wie sich Genderisierung auf Jungs auswirkt. Jungs lernen schon früh, ihre Gefühle abzuspalten, sich nicht so anzustellen. Die Folge: Sie sind sich selbst gegenüber nicht emphatisch. Und können es natürlich auch gegenüber anderen nur schwer sein. Mir geht es bei der Debatte nicht zuletzt darum, den Schmerz der anderen Seite auch ernst zu nehmen.
Sie selbst sagen, dass Sie als Jugendliche von vielen gewarnt worden seien. 'Pass auf' hieß es. Das habe Sie eher verunsichert.
Sanyal Mir wurde vermittelt, dass es für mich als Mädchen draußen gefährlich ist, dass ich aber auch gar nichts tun kann, um mich zu schützen. Gleichzeitig wurde mir beigebracht, immer freundlich zu sein, nicht zu ablehnend zu agieren. Wie viele Frauen habe ich einfach nicht gelernt, klare Grenzen zu ziehen. Das hat sich geändert, als ich WenDo, eine Selbstverteidigungstechnik für Frauen, erlernt habe. Das hat meine Welt verändert, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Stadt ist danach eine andere geworden, und ich bewege mich anders darin.
Die zentrale Frage des Buchs ist: Wie kann man Vergewaltigungen verhindern. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Sanyal Generell gesagt sollte unsere Gesellschaft egalitärer werden, aber das ist natürlich ein sehr hochgestecktes Ziel. Ich würde mir ein obligatorisches, sinnvolles Konsens-Training an Schulen wünschen. Die Jugendlichen sind ja heutzutage unter einem viel größeren Stress als unsere Generation. Sie wissen viel mehr über sexuelle Stellungen, haben viel mehr Bilder gesehen, mehr Vorgaben, wie ihr Körper aussehen soll. Man sollte ihnen vermitteln, dass es beim Sex nicht in erster Linie wichtig ist, gut zu performen, sondern ihn zu genießen. Lehrer sind mit dieser Aufgabe allerdings überfordert. Man sollte vielmehr externe Konsens-Trainer einsetzen. Das kostet viel weniger, als den ganzen Ärger hinterher aufzuarbeiten.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE ALEXANDRA WEHRMANN.
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dues...a-aid-1.6405910
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TABU-THEMA! WAS TUN, WENN MAN VERGEWALTIGT WURDE?
Beweissicherungen nach einer Vergewaltigung sind wichtig (Symbolfoto).
Deutschland - Vergewaltigung ist immer noch ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Opfer sexueller Gewalt fühlen sich oft selbst schuldig. Das ist auch einer der Gründe, aus denen sie nicht immer sofort Anzeige gegen ihren Peiniger erstatten.
Deshalb bieten z. Beispiel das Mathilden-Hospital und das Klinikum in Herford (NRW) eine kostenlose und anonyme Spurensicherung an. Denn "Spuren innerhalb von 24 Stunden sichern zu lassen, ist möglich und empfehlenswert", schreiben die Verantworlichen auf der Seite des Klinikums.
Zehn Jahre lang werden die Spuren in der Rechtsmedizin in Münster aufbewahrt. Im Anschluss werden sie vernichtet. "Dadurch haben die Opfer die Möglichkeit, eine Strafanzeige zu stellen, wenn sie dazu bereit sind."
Die Zahl der angezeigten Sexualstraftaten in Deutschland ist erschreckend! Nur etwa fünf Prozent der Opfer gehen zur Polizei. Und auch die Verurteilungen sind ernüchternd: "Von 100 angezeigten Vergewaltigungen enden durchschnittlich nur eine mit einer Verurteilung."
Aus diesem Grund ist die Sicherung von Beweismitteln umso wichtiger. In einem Flyer informiert das Klinikum, was für die anonyme Beweissicherung wichtig ist:
Vorher möglichst nicht duschen.
Die Kleidung nicht wechseln oder waschen.
K. O.-Tropfen sind nur 12 Stunden im Urin nachweisbar, deshalb ist schnelles Handeln notwendig.
Wenn möglich, Wechselkleidung mitnehmen.
Eine Person des Vertrauens kann mitgenommen werden.
Bei Mädchen unter 14 Jahren muss die Ärztin oder der Arzt die Eltern informieren.
Die Untersuchung ist vertraulich,
kostenfrei und
dauert mindestens eine Stunde.
Danach empfiehlt das Klinikum, dass sich das Opfer zeitnah an eine Beratungsstelle oder einen Anwalt wendet. Ob und wann dann Strafanzeige erstattet wird, kann vollkommen ohne Druck entschieden werden.
https://www.tag24.de/nachrichten/anonyme...gt-wurde-185244
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Video zu Gewalt gegen Frauen
Diese Sätze wollen 22 Frauen nicht mehr hören
Immer wieder müssen sich Frauen anhören, sie seien selbst schuld, wenn jemand sie überfällt oder vergewaltigt. Deshalb haben 22 Frauen einen Appell auf Facebook veröffentlicht: „Nein. Du bist nicht schuld.“
Artikel veröffentlicht: Samstag, 26.11.2016 14:56 Uhr
Hannover. Im Video zählen die Protagonistinnen zunächst auf, worauf eine Frau angeblich achten sollte – „sonst bist Du selbst schuld, wenn dir etwas Schlimmes passiert“. Zum Beispiel:
„Pass auf, was du trägst“
„Pass auf, wie viel du trinkst“
„Pass auf, mit wem Du nach Hause gehst“
„Passt auf, wie du gehst“
„Pass auf, wie hoch deine Schuhe sind“
„Pass auf, ob du einen Ausschnitt hast“
„Pass auf, wie kurz dein Kleid ist“
Dann sagen alle Frauen hintereinander – an die Adresse von anderen Frauen gerichtet: „Nein, Du bist nicht schuld.“ Und sie wiederholen es. Immer wieder: „Du bist nicht schuld.“
Viele Frauen erleben häusliche Gewalt
Initiatorin des Videos ist die Fernsehjournalistin Franziska von Kempis. Sie veröffentlichte das Video auf ihrer Facebookseite „Die besorgte Bürgerin“. Bei diesem Aufruf wird sie unter anderem von Ex-Piratin Julia Schramm unterstützt. Innerhalb eines Tages wurde der Clip mehr als 240.000 Mal aufgerufen.
Hintergrund des Videos ist der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Nach Angaben der Organisation „Terre des Femmes“ erlebt jede dritte Frau in Deutschland häusliche Gewalt. Das reicht von Demütigungen, Einschüchterungen, psychischen, physischen und sexuellen Misshandlungen bis hin zu Vergewaltigung und Tötung.
http://www.goettinger-tageblatt.de/Welt/...cht-mehr-hoeren
https://www.youtube.com/watch?v=t-AxTD0bHIY
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SIND BETRUNKENE FRAUEN SELBST SCHULD, WENN SIE VERGEWALTIGT WERDEN?
Berlin/Brüssel - Kann eine Frau eine Vergewaltigung provozieren? Diese Frage stellte die Europäische Kommission im Rahmen der repräsentativen "Eurobarometer-Umfrage" den EU-Bürgern - mit erschreckendem Ergebnis!
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, halten vier Prozent der Befragten eine Vergewaltigung für vertretbar, wenn der Täter "nicht wusste, was er tat", zwei Prozent, wenn er "seine Tat bereut".
Die Teilnehmer wurden außerdem gebeten, mögliche Faktoren zu nennen, welche eine Vergewaltigung rechtfertigen würden. Folgende standen zur Auswahl (Mehrfachnennungen waren möglich):
Wenn die Frau ...
...betrunken war oder Drogen genommen hatte (12 Prozent)
...freiwillig jemanden mit nach Hause genommen hat (11 Prozent)
Jeder zehnte meint, eine betrunkene Frau provoziert einen Übergriff.
Jeder zehnte meint, eine betrunkene Frau provoziert einen Übergriff.
...nicht klar "Nein" gesagt oder sich gewehrt hat (10 Prozent)
...zu sexy oder freizügig gekleidet war (10 Prozent)
...nachts ohne Begleitung unterwegs war (7 Prozent)
...mit dem Täter geflirtet hat, bevor es passiert ist (7 Prozent).
Auch fielen in der Auswertung der Umfrage regionale Unterschiede auf. "Die Befragten in Rumänien und Ungarn sind dabei stets unter denjenigen, die die einzelnen Situationen am häufigsten als Rechtfertigung für Geschlechtsverkehr ohne Einwilligungwerten, während die Befragten in Schweden und Spanien dies bei allen Situationen am seltensten tun", heißt es in der Zusammenfassung der Europäischen Kommission.
Insgesamt fanden tatsächlich 27 Personen, dass mindestens eine der möglichen Antworten eine Vergewaltigung rechtfertigen würde.
https://www.tag24.de/nachrichten/vermiss...t-weimar-185626
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Jeder vierte Deutsche findet Vergewaltigungen okay - manchmal
Stand: 14:34 Uhr | Lesedauer: 3 Minuten
Die EU wollte wissen, wie verbreitet die Akzeptanz sexueller Gewalt gegen Frauen in Europa ist. Die Ergebnisse sind erschreckend. Demnach seien Vergewaltigungen in mehreren Situationen gerechtfertigt.
Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist unter besonderen Umständen für mehr als ein Viertel der EU-Bürger okay. Das ist das erschreckende Ergebnis einer europaweiten Studie in allen 28 EU-Staaten zur „geschlechtsspezifischen Gewalt“ anlässlich des Aktionstages „Nein zu Gewalt an Frauen“.
Demnach sind 27 Prozent der insgesamt 27.818 Befragten der Meinung, dass „Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung“ in manchen Situationen gerechtfertigt ist. Mehrfachnennungen waren in der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Umfrage möglich.
„Unter bestimmten Umständen“- was soll das genau heißen? Zwölf Prozent etwa finden eine solche Tat demnach okay, wenn die Frau unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden hat. Elf Prozent äußerten sich entsprechend, wenn die Frau freiwillig zu jemandem nach Hause mitgegangen ist, wie nach einer Party oder einem Date.
Jeweils zehn Prozent rechtfertigen sexuelle Misshandlungen, wenn die Frau nicht deutlich genug „Nein“ gesagt hat oder sie sich zu freizügig gekleidet hätte. Auch Flirten (sieben Prozent) oder mehrere Sexualpartner (sieben Prozent) seien okay.
Große Unterschiede innerhalb Europas
In der Studie zeigen sich deutliche nationale Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Während für 55 Prozent der befragten Rumänen sexuelle Gewalt entschuldbar ist, sind es in Schweden nur sechs Prozent. Deutschland liegt mit 27 Prozent im europäischen Mittel, in Österreich ist die Akzeptanz mit 32 Prozent sogar noch höher.
Wie kann das sein? Ein Grund könnte sein, dass die Fragestellung etwas unklar formuliert war. „Es gibt Personen, die finden, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung unter bestimmten Umständen gerechtfertigt ist. Glauben Sie, dass dies auf folgenden Situationen zutrifft?“, lautete die Frage. In der bereitgestellten Infografik aber war dann in der Überschrift plötzlich von „Vergewaltigung“ die Rede.
Wäre der Begriff schon in der Frage gefallen, wären die Ergebnisse womöglich anders ausgefallen. So sehr beide doch das gleiche, unentschuldbare Verhalten zum Ausdruck bringen.
Zum Aktionstag am vergangenen Freitag hatten Politik und Menschenrechtsorganisationen zu einem wirksamen Schutz und besserer Prävention gegen Gewalt an Frauen aufgerufen. Die EU-Kommission stellte ihre Kampagne unter das Motto „Sag‘ Nein! Gewalt gegen Frauen stoppen“.
Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) warb in der gesamten Woche für das Hilfstelefon mit der Nummer 08000/116 016 für die Aktion „Wir brechen das Schweigen“. Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Katja Suding wies auf den Schutz von Frauen und Mädchen unter Flüchtlingen hin.
Die Vereinten Nationen haben 1999 den 25. November als Tag gegen Gewalt an Frauen anerkannt. Er geht zurück auf den Tod dreier Schwestern in der Dominikanischen Republik. Sie waren 1960 an Aktionen gegen die Diktatur beteiligt und wurden vom militärischen Geheimdienst gefoltert und ermordet.
https://www.welt.de/politik/deutschland/...y-manchmal.html
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Shorts als Schutz vor Vergewaltigung
Der sportliche Keuschheitsgürtel
Ein Schloss am Hosenbund und ein Alarm mit Sirene: Mit „Safe Shorts“ will eine Unternehmerin Joggerinnen vor Übergriffen schützen.
BERLIN taz | Die Homepage sieht aus wie der Versuch von Weblehrlingen: Oben das schwarz-weiß-Foto einer Frau, die allein durch einen Tunnel läuft und sich angstvoll umdreht. Folgt mir auch keiner? Darunter – auf rosa Grund – eine Zahl der Weltgesundheitsorganisation: 20 Prozent der Frauen weltweit erleben Gewalt. Und dann der Knallersatz: „Save Shorts gibt dir Schutz und Sicherheit.“ Und: „Weltneuheit“.
Save Shorts? Hä? Ja, richtig gelesen. Save Shorts. Und die geht so: Man nehme eine Jogginghose aus festem Stoff, baue in den Schritt einen Protektor ein und oben am Bund ein kleines Schloss und eine Sirene. Herauskommt eine Art Keuschheitsgürtel, mit dem Frauen sicher durch den Wald joggen können. Denn wenn die Hose heruntergerissen oder am Schloss gewaltsam rumgefummelt wird, geht – zack zack – die Sirene los. In höllischer Lautstärke. Soll jeden Vergewaltiger in die Flucht treiben.
Ist das ein Fake? Von NachwuchsprogrammiererInnen, die sich als kleine Fingerübung – zack zack – eine Seite bauen wollten, um zu gucken, was man damit alles so machen kann?
Nö, sagt Sandra Seilz: „Save Shorts gibt es wirklich.“ Seilz, 41, ist Diplomkauffrau und in Oberhausen Inhaberin einer Firma, die PR macht für Leute, die nicht wissen, wie sie ihre technischen Erfindungen vermarkten sollen. Also für Sachen wie Save Shorts.
Seilz hatte Glück
Dieser Keuchheitsgürtel des 21. Jahrhunderts sei ihre eigene Erfindung, sagt die Marathonläuferin. Als sie vor einem Jahr durch den Wald gejoggt sei, sei sie von drei jungen Männern angegangen worden. Zwei hätten sie festgehalten, einer habe sie vergewaltigen wollen. Aber sie hätte Glück gehabt, ein vierter Mann mit einem Schäferhund sei vorbei gekommen und die Drei hätten von ihr abgelassen.
Nichts wie her mit einer sicheren Jogginghose, habe sie damals beschlossen. Und – zack zack – einen Designer beauftragt, ihr das Ding zu bauen, aus Mikrofaser und mit halblangem Bein, als Jogginghose unter der Jogginghose. Seit September vermarkte Seilz Save Shorts, bislang hätten etwa 60 Frauen den sportiven Keuschheitsgürtel bestellt. Kaufen könne man den für 149 Euro derzeit nur online. Seilz schwebt aber vor, die Hose ins Karstadt-Sortiment zu bringen.
Aber was, wenn man beim Joggen pinkeln muss und den Schlüssel nicht dabei hat? Wie sich wehren, wenn der Angreifer sich nicht abschrecken lässt von der Sirene und statt dessen ein Messer zückt? Und warum sollen Frauen einen Keuschheitsgürtel, äh, Save Shorts, anziehen, um ohne Angst durch den Wald zu joggen? Entlässt man damit die Politik und Zivilgesellschaft nicht aus ihrer Verantwortung, für Sicherheit zu sorgen und etwas gegen Gewalt an Frauen zu tun?
Fragen, die man stellen kann. Die auch Seilz hat, sagt sie. Die ihr aber nicht helfen, wenn sie das nächste Mal in eine brisante Situation gerät. Stattdessen arbeite sie an einer weiteren Weltneuheit: am Hipsterslip für unter den Rock und Jeans mit ohne Visible Panty Line.
http://www.taz.de/Shorts-als-Schutz-vor-...igung/!5362938/
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14. Dezember 2016 21:00
Marlene Lufen
Vergewaltigungs-Doku soll Mut machen
Marlene Lufen will anderen Vergewaltigungs-Opfern mit der Dokumentation "Vergewaltigt – warum so viele Frauen schweigen" Mut machen
Vor knapp vier Monaten schockierte Marlene Lufen mit der Aussage auf Facebook, als junge Frau von einem Fotografen vergewaltigt worden zu sein. Anlass zu dem Post gab ihr der Prozess um Gina-Lisa Lohfink. Nun will Marlene auch anderen Opfern Mut machen, eine Tat nicht zu verheimlichen und Anzeige zu erstatten. Heute Abend um 22.30 Uhr auf Sat.1 will sie genau das mit der Dokumentation "Vergewaltigt – warum so viele Frauen schweigen" erreichen.
Marlene Lufen will Mut machen
"Brecht Euer Schweigen. Erzählt Eure Geschichten. Ihr seid nicht allein! Meine Geschichte ist nur der Auslöser für die Recherche und diesen Film. Ich hatte mich bei den Drehs auf intensive Gefühle eingestellt und auch darauf, dass es hart wird, sich solche Geschichten anzuhören. Was ich allerdings von einigen erzählt bekam, übersteigt alles, was ich mir bis dahin vorstellen konnte", so Marlene. In der Dokomentation werden Opfer vorgestellt und ihre Geschichten erzählt. Doch die Sat.1-Frühstückfernsehen-Moderatorin spricht nicht nur mit Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie, sie begibt sich auch selbst noch mal in die Situation des Opfers.
Die Moderatorin im Selbsterfahrungstest
In einem Selbsterfahrungstest stellt sie sich den unangenehmen Fragen in einem Polizeiverhör: "Ich war überrascht, dass ich oft immer wieder die gleichen Fragen beantworten musste. Aber ich habe mich wohlgefühlt dabei, auch wenn es an die Substanz geht." Bleibt zu hoffen, dass Marlene Lufen genau das durch die Dukumentation schafft, was sie sich als Ziel gesetzt hat: Anderen Betroffenen helfen, ihr Schweigen zu brechen. Damit die Täter endlich für das, was sie den Opfern angetan haben, die Konsequenzen erfahren.
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Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung
Von Birgit Femppel
DARMSTADT - Geschunden, gedemütigt, beschmutzt, traumatisiert. Eine Vergewaltigung gehört zu den schlimmsten Erlebnissen in einem Leben. In dieser Situation maximaler Verwundung die Entscheidung treffen zu müssen, den Täter anzuzeigen, sich durch Vernehmungen, ein öffentliches Gerichtsverfahren und die Konfrontation mit dem Täter zu quälen, alle sich irgendwie ergebenden Konsequenzen zu bedenken und auszuhalten: Das hält Frauen immer wieder davon ab, zur Polizei zu gehen.
Die Polizei wiederum muss ermitteln. Vergewaltigung ist ein Offizialdelikt, das von Staats wegen verfolgt wird. Hopp oder topp, also. Ja oder Nein. Bis vor einem Jahr. Seit November 2015 gibt es in Darmstadt die "Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung". "Politisch gewollt", betont Marika Eidmann, die für Pro Familia das Projekt betreut.
IM NOTFALL
Der Frauennotruf von Pro Familia ist unter der Telefonnummer 06151-45 51 1 (Geschäftsstelle: 42 9 4 20) erreichbar. Es gibt auch eine E-Mail-Adresse: darmstadt@profamilia.de.
Das Klinikum Darmstadt liegt in der Grafenstraße 9. Die Frauenklinik (Telefon 06151-10 76 15 1) ist werktags ab 8 Uhr, Montag bis Donnerstag bis 15.45 Uhr, Freitag bis 13 Uhr zu erreichen. Außerhalb dieser Zeiten ist die Zentrale Notaufnahme (06151-10 78 16 1) zuständig.
Im Internet: http://www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de. Empfohlen wird: Schnell ins Klinikum, auch ohne sichtbare Verletzung wegen Ansteckungsgefahr oder Schwangerschaft versorgen lassen, nicht duschen, getragene Kleidung mitbringen oder anlassen. (bif)
Vergewaltigungsopfer aus Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg können nun die Frauenklinik des Klinikums Darmstadt oder die Zentrale Notaufnahme aufsuchen, sich dort medizinisch untersuchen und behandeln und, "wenn sie es wünschen, eine gerichtsverwertbare Dokumentation" erstellen lassen. Und zwar, sagt Marika Eidmann, "ohne, dass sich die Frauen bei der Polizei melden müssen". Im Klinikum wird die Vergewaltigung diagnostiziert, Gewebe entnommen, Fotos werden gemacht, vorbereitete Unterlagen ausgefüllt. "Ärzte und Klinikpersonal sind geschult, die Frauen müssen nur sagen, dass sie Beweismittel sichern lassen wollen ohne Anzeige", erläutert die Psychotherapeutin. Die speziellen Untersuchungskits werden von Stadt und Landkreis finanziert und von Pro Familia gestellt, die Personalkosten übernimmt das Klinikum, für die betroffenen Frauen ist dieses Angebot also kostenlos.
"Die gesicherten Beweise gehen nach Frankfurt in die Gerichtsmedizin und werden dort ein Jahr lang aufgehoben", beschreibt Marika Eidmann das weitere Prozedere. "Wenn sich die Frauen innerhalb eines Jahres für eine Anzeige entscheiden, werden die Beweise angefordert, wenn nicht, werden sie weggeworfen."
Das also ist die einzige Entscheidung, die ein Vergewaltigungsopfer treffen muss: dem Impuls, sich abzuschrubben, widerstehen und sofort ins Klinikum gehen zur Beweissicherung. Und auch, wenn die Opfer Wartezeit aushalten müssen - Marika Eidmann empfiehlt, jemanden mitzunehmen -, können sie doch sicher sein, dass sie medizinisch versorgt und vor Geschlechtskrankheiten oder Schwangerschaft geschützt werden. In Frankfurt, wo das Projekt 2011 gestartet wurde, beteiligen sich inzwischen sieben Kliniken, aktuell kommen weitere Städte in Hessen dazu. Nach einem Jahr Laufzeit gibt es noch keine belastbaren Zahlen für Darmstadt, bedauert Marika Eidmann. 19 Vergewaltigungen wurden 2015 in Stadt und Landkreis angezeigt, das Klinikum meldete im aktuellen Jahr neun Vergewaltigungsopfer, die sich für die medizinische Soforthilfe ohne Anzeige entschieden hatten. Wie viele dieser Fälle innerhalb eines Jahres tatsächlich noch angezeigt werden - man wird sehen. "Es geht bei dem Projekt auch darum, dieses massive Tabuthema aufzubrechen", sagt die Psychotherapeutin. "Die Dunkelziffer bei Vergewaltigung ist hoch, das ist ein extrem schambesetzter Bereich."
Viele Frauen schreckten davor zurück, über intimste Details Auskunft geben zu müssen - und viele wüssten eben auch, dass nur wenige Täter tatsächlich bestraft würden, weil Aussage gegen Aussage steht.
Hoffnung setzen die Fachleute deswegen auch auf die Kampagne "Nein heißt Nein" zur Verschärfung des Strafgesetzes. Und schließlich gibt es auch noch die Fälle, in denen der Täter aus dem engstem Umfeld kommt und bei den Opfern extreme Loyalitätskonflikte entstehen.
Extreme Angst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Kontrollverlust und Orientierungslosigkeit, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen: "Nach einer Vergewaltigung die Entscheidung zu treffen, ob man diesen Weg gehen möchte, ist nicht wirklich möglich", stellt Marika Eidmann fest. "Letztlich ist die Hoffnung, dass mehr Taten angezeigt werden, weil die Opfer diesen zeitlichen Puffer haben."
http://www.echo-online.de/lokales/darmst...ng_17556734.htm
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Ein Brief an den Mann, der versucht hat, mich zu vergewaltigen
Veröffentlicht: 27/12/2016 09:59 CET Aktualisiert: 27/12/2016 12:21 CET WOMAN WRITING LETTER
Liebes Individuum,
ich schreibe dir an diesem kalten Dezemberabend, ungefähr ein Jahr, nachdem du versucht hast, mich zu vergewaltigen. Ich fühle mich endlich stark genug, das zu Papier zu bringen. Ich schreibe dir, weil wir uns diesen Nachmittag wiedergesehen haben, nur der Kontext war ein etwas anderer.
Deine Hände waren hinter deinem Rücken mit Handschellen gefesselt, anstatt dass sie schweißnass meinen Körper begrapschen würden. Deine Augen waren auf den Boden gerichtet, anstatt nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt.
Das Treffen vor Gericht
Wir waren im selben Raum, allerdings war es dieses Mal meine Entscheidung und nicht deine. Dieses Mal hast du es nicht geschafft, die Tür mit einem Feuerlöscher zu versperren und mich gegen meinen Willen festzuhalten. Dieses Mal wurde die Tür hinter dir von einem bewaffneten Polizisten verschlossen, vor dir drei Richter und mein Anwalt an meiner Seite.
Ich schreibe dir diesen Brief, obwohl ich weiß, dass du ihn niemals lesen wirst, weil du einen großen Teil deines Erwachsenenlebens, wie auch schon die letzten zehn Monate, im Gefängnis verbringen wirst. Aber ich muss diesen Brief trotzdem schreiben, für Männer wie dich, für Frauen wie mich, vor allem aber für meine eigene Emanzipation.
Ich schreibe dir, weil ich die Schwere deiner Tat auf Papier bringen will, um diese Geschichte zu materialisieren, um deine Entscheidungen zu beschreiben, die du aus „jugendlicher Dummheit" getroffen hast. Ich schreibe dir, damit andere und ich mit ansehen können, wie die Worte auf dieser Seite ihre hässliche Form annehmen.
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Ich schreibe dir, weil ich müde bin. Geschichten wie diese erschöpfen mich. Ich will, dass sowohl ich als auch andere verstehen, wie und warum wir als eine Gesellschaft immer noch Probleme haben mit der giftigen und brutalen Realität der Vergewaltigung. Damit wir verstehen, wie schwerwiegend sexuelle Übergriffe sind, wie komplex Frauenfeindlichkeit, wie das Patriarchat nach wie vor die Rolle des Vergewaltigers herunterspielt und Frauen beschuldigt, deren Körper entfremdet worden ist.
Ich will, dass Männer diesen Brief lesen und sich genauso krank fühlen, wie die Frauen, die Dinge, wie die hier beschriebenen, erlebt haben. Ich will, dass sich das ändert. Ich bestehe auf diese Änderung.
Dir wurden heute von Gesetzesseite viele psychologische Begriffe und Bezeichnungen entgegen geworfen. Infantil, krank, gestört, narzisstisch. Ein abwesender Vater und eine überfürsorgliche Mutter, kein fester Job und keine richtige Ausbildung, deine Tendenzen zu lügen, herunterzuspielen, und vor allem das völlige Unverständnis für die Schwere deiner Tat, die Unfähigkeit, der Unterschied zwischen Zustimmung und Verweigerung zu verstehen.
Dein trauriges Leben interessiert mich nicht
Ehrlich gesagt interessiert mich dein trauriges Leben nicht und ich muss keine Entschuldigungen für einen Mann suchen, der versucht hat, drei Richter davon zu überzeugen, dass er die Worte „Stopp", „nein" und „Hilfe" zwar gehört, aber nicht verstanden hätte, weil er kein Englisch spricht.
Und das, obwohl ich ich aufgestanden bin und die Richter in lautem und klaren Französisch angesprochen habe und wir alle wussten, dass ich die Worte „arrête", „non" und „aidez-moi" kenne und sie auch gerufen habe, als du mich gegen die Wand geworfen hast.
Du hast versucht, mich zu missbrauchen, meine Sexualität zu untergraben, mich in einen Käfig zu sperren wie ein Tier, aber du wirst nicht meine Intelligenz untergraben, meine Integrität, meine Stärke, dich in einer Sprache anzuklagen, die nicht meine eigene ist, vor einer Reihe von Richtern in einem Land, das nicht mein eigenes ist. Deine schwachen Lügen und erbärmlichen Darstellungen dessen, was nicht passiert ist, sind wirkungslos. J'en ai rien à foutre.
Du hast gesagt, was du getan hast, hat nur wenige Minuten gedauert - nicht aber, dass du mich 20 Minuten lang in einen Raum gesperrt hast, während du versucht hast, mir die KleiderFinden Sie jetzt die perfekte Mode aus zweiter Hand! vom Leib zu reißen, meinen Körper auf ein Waschbecken zu drücken, während du versucht hast, mich zu vergewaltigen.
Du hast gesagt, du lagst auf mir, weil ich meinen Drink habe fallen lassen und ausgerutscht bin, nicht, weil nachdem ich es geschafft habe, dich von zwischen meinen Beinen wegzudrücken, du meinen Körper herumgedreht, auf den Boden gedrückt und dich mich deinem ganzen Körpergewicht auf mich gelegt hast, um mich unten zu halten.
Du hast gesagt, dass während du mich aufs Waschbecken gehievt und meine Beine auseinander gedrückt hast, um dich dazwischen zu drängen, während ich weinte und schrie, du mein Kleid über meine Brust schobst und so die intimsten und verletzlichsten Teile meines Seins entblößtest, du mich nur „ein oder zwei Mal" kurz berührt hast. +
Da hast du allerdings bemerkt, dass ich meine Tage und einen Tampon in mir drin habe, und nachdem du mehrmals versucht hast, deine dreckigen Hände in meinen Körper zu rammen, du aufgegeben hättest. Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Jeder in diesem Raum wusste, dass das nicht stimmt. Weil du nicht selbst beschlossen hast, aufzuhören.
Ich habe mich gewährt. Deine Augen waren schwarz und du schautest direkt in meine Seele, um mir zu sagen, dass es dir scheiß egal ist, dass ich nein gesagt habe, dass ich einen Tampon drin habe.
Du hast mich unterdrückt und verletzt
Du hast mich mit deiner breiten Brust herunter gedrückt, während du deinen Gürtel öffnetest und meine Unterwäsche zur Seite schobst, während du mir die Freiheit nahmst und meine Beine auseinander drücktest. Während ich um mich schlug und schrie und weinte, hast du jeden Teil von mir, den ich dir in keinem Universum auch nur erlaubt hätte, zu berühren, begrapscht, unterdrückt und verletzt.
Das einzige, was dich zurückgehalten hat, war dasselbe, was dich zunächst zu deiner Tat motiviert hat: meine Sexualität. Was für eine Ironie, dass genau das Ding, das Männer abstößt, obwohl es weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität symbolisiert, mich gerettet hat.
Was ich heute getan habe war nicht einfach. Mein Anwalt hat mir gesagt, ich müsste nicht anwesend sein. Aber ich war es. Ich wollte da sein und antworten, wenn die Richter mich fragen, ob ich irgendetwas zu sagen habe, weil ich etwas zu sagen habe.
Ich bin für mich selbst eingetreten, mit jeder Faser meines Körpers, angetrieben von einer blinden Wut, rasend aufgrund deiner Lügen, deines mangelnden Verständnisses für das, was du mir angetan hast, aufgebracht, weil du dachtest, du könntest dir nehmen, was auch immer du wolltest. Ich trat ans Mikrofon, lehnte den Übersetzer ab, und begann meine Rede an die Richter. Meine Stimme füllte den vollen Gerichtssaal, klar und deutlich, in einer Sprache, von der du behauptet hast, ich würde sie nicht sprechen.
In diesem Moment sprach ich für jede Frau auf dieser Welt, die in den Händen solcher Männer wie dir gelitten hat. Ich sprach für jede Frau, die auf dem Heimweg ihre Schlüssel zwischen die Finger klemmt. Ich sprach für jede Frau, die schon mal das Zugabteil gewechselt hat wegen diesem einen Mann, der sie anstarrt.
Ich sprach für jede Frau, deren Eltern darauf bestehen, dass sie eine SMS schreibt, wenn sie vom Feiern heimkommt, selbst, wenn sie schon 24 Jahre alt ist, weil ihre Eltern Angst um sie haben, weil sie eine Frau ist und kein Mann. Ich sprach für jede Frau, die das Gefühl hatte, ihre Sexualität würde ausgestellt werden, wenn sie an einer Gruppe von Männern vorbei lief. Ich sprach für jede Frau, die sich an den Moment erinnert, als ihr kindlicher Körper vor den Blicken schrecklicher alter Männer seine Unschuld verlor.
Ich sprach für jede Frau, die weiß, wie es sich anfühlt, von Blicken ausgezogen zu werden, von diesen unangenehmen Blicken benetzt zu werden - ein Gefühl, dass sie so gut kennen, aber nicht in Worte fassen können. Ich sprach für jede Frau, die schon mal eine Hure oder Schlampe genannt wurde, weil sie ungewollte Anmachen abwies. Ich sprach für jede Frau, die sich wertlos, benutzt und verurteilt fühlte, wenn sie Sex hatte, während ein Mann sich mächtig, frei und stark fühlte, indem er dasselbe tat.
Ich sprach für jede Frau, die die Wut in sich aufsteigen fühlte, wenn ihr gesagt wurde, dass offener Sexismus nur ein Witz sei und sie „echt mal lernen sollte, sich zu entspannen" und „darüber lachen" sollte. Ich sprach für jede Frau, die sich schon mal fragte, ob ihr Outfit „zu nuttig" aussehe oder so, als wolle sie es „darauf ankommen lassen".
Ich sprach für jede Frau, die sich schon mal gefragt hat, „wenn ich dies und jenes nicht getan, getragen, gesagt hätte, dann wäre dies und jenes nicht passiert."
Ich sprach für jede Frau, die die Scham in sich aufsteigen spürte, wenn andere Frauen, Freunde, Kollegen meinen, das Recht zu haben, über deinen Fall zu sprechen, als hätten sie eine Idee davon, wie es sich anfühlt, als ob sie es im Nachhinein kommentieren und darüber urteilen dürften, wie du hättest reagieren können können, während sie dir sagen „Shit happens", oder „das ist jetzt keine Entschuldigung, sich zurückzuziehen", oder „du hättest eben nicht ausgehen sollen, du hättest besser auf dich aufpassen müssen, weißt du denn nicht, dass Männer nur das eine wollen, du hättest dich nicht in diese Situation bringen sollen", „t'as complètement déconné" („du hast richtig verkackt" - und all diese Worte von Frauen, die sich selbst als Feministinnen bezeichnen.
Ich sprach für jede Frau, die angetatscht, belästigt, attackiert, vergewaltigt, gefilmt, fotografiert, verfolgt, beleidigt, angestarrt und mit ekelhaften Gesten konfrontiert wurde - und das alles in einer Gesellschaft, die so etwas erlaubt.
In manchen Fällen bestärken sie andere Frauen sogar in ihren Schuldgefühlen während Männer, die eigentlich progressiv und modern sein sollten, schweigen.
Ein offener Brief an alle Männer
Ich wende mich an all diese Frauen, weil ich jede einzelne von ihnen bin. Weil all das jeden einzelnen Tag jeder einzelnen von euch passiert. Ich will, dass die Menschen ihre Augen öffnen.
Das ist ein offener Brief an alle Männer, die jemals versucht haben, meinen Körper ohne meine Zustimmung für ihr eigenes Vergnügen auszunutzen. Ich wende mich an den Mann, der versucht hat, mit seinem umgedrehten iPhone unter meinem Kleid zu filmen, während ich im Sommer 2014 in der Schlange am Arc de Triomphe anstand.
Ich wende mich an alle Männer, die es entweder versucht oder geschafft haben, mich in vollen Nachtclubs anzugrapschen, an den Mann in Barcelona, der mich am helllichten Tag in Barcelona auf dem Fahrrad verfolgte, während ich zum Strand ging, nach meinen Brüsten langte, mich fast zu Boden stieß und dann floh, nur sechs Monate nachdem ich in diesem kleinen Raum angegriffen wurde.
Dieser Brief ist an den Mann, der mich gegen eine Wand drückte und sagte, er „würde mich gerne so ficken, dass ich es niemals vergessen würde", als ich in meinem sicheren Viertel im Westen von Paris nach Hause ging, was dazu führte, dass ich schließlich tränenüberströmt Heim rannte.
Ich wende mich an den Mann, der seine Genitalien rieb und mich dabei direkt anstarrte, ohne, dass es jemand anders sehen konnte und ohne dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, den Platz oder Waggon zu wechseln, weil der Zug durchgängig und kein anderer Platz frei war.
Ich wende mich an den Mann, der mich zu seiner Party einlud, mich dann um 4 Uhr morgens rausschmiss und mir hinterher schrie, der einzige Grund, warum er mich eingeladen hatte, war, dass er mich ficken wollte. Ich wende mich an jeden Mann, der mich auf meinen Körper reduziert hat, auf ein Objekt, dass missbraucht werden darf. Und welche Rolle spielte ich in all diesen Situationen? Ich war da und ich atmete.
Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe und vor allem die Frage der Zustimmung wurden dieses Jahr wegen des Falles Ched Evans von der Öffentlichkeit rege diskutiert. Ched Evans trägt die schillernde Berufsbezeichnung „Elite-Sportler", verfügt über ein hohes Gehalt und ist, was relevanter ist in diesem Brief, der Mann, der eine große Gefolgschaft hat von leidenschaftlichen Männern, die Sprüche von sich geben wie: „Der Fall zeigt, wie manipulativ so Tussis sein können, wenn die einfach so die ‚Vergewaltigungskarte' spielen und so Ched Evans Karriere ruinieren, die Justiz hat hier schlampig gearbeitet".
Die ‚Vergewaltigungskarte' spielen. Lasst uns darüber mal nachdenken. Die Vergewaltigungskarte spielen ist also, wenn die intimsten Stellen deines Körpers gegen deinen Willen missbraucht werden und du die Kraft hast, diesen Missbrauch zu melden.
Das ist so, als würdest du dem Spieler der anderen Mannschaft gleich die rote Karte zeigen. Vergleicht ihr Vergewaltigung etwa mit Fussball spielen? Sollte die Strafe nur ein Klapps sein, weil „sie nicht beweisen kann, dass sie nein gesagt hat, oder sie war zu betrunken, oder sie hat mich vorher angemacht, oder ihr Ex-Freund hat gesagt, nach dem Vorfall konnte sie ja auch Sex haben, deswegen ist das rechtlich schon alles ok"? Nein.
Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, was es bedeutet, eine Vergewaltigung zu melden?
Direkt nach dem Übergriff, nachdem ich es geschafft hatte, zu fliehen, indem ich den Feuerlöscher mit dem Fuß weg kickte und die Tür auf bekam, nahm der Angreifer meine Tasche und versteckte sie auf einem Schrank, so dass ich nicht dran kommen und sie wiederfinden konnte. Er stahl mein Handy und verließ das Gebäude.
Ohne meine Tasche hatte ich auch keine Schlüssel. Ohne Handy konnte ich niemanden meiner Freund und Angehörigen kontaktieren, die mir hätten helfen können. Im verwundbarsten Augenblick meines Lebens war ich völlig allein.
Aber meine Tasche wurde drei Stunden später wiedergefunden, ich bekam meine Schlüssel wieder und war endlich zu Hause. Allein.
Es gibt keine Worte, weder im Englischen noch im Französischen, mit denen ich beschreiben kann, wie es sich anfühlt, nach so einem Vorfall alleine nach Hause zu kommen und wie sich der Tag danach anfühlt.
Das Gefühl, mein Kleid vor dem Spiegel auszuziehen und all die Fingerabdrücke, Male und blauen Flecken zu sehen, die sich langsam auf meinem Rücken, meinen Beinen, Armen, Schultern und Hüften abzeichneten.
Das Gefühl, als ich mich in Embryohaltung zusammenrollte, meine Knie unter mein Kinn drückte und während ich schlief mein Gehirn die Information verarbeiten ließ, dass ich gerade einen sexuellen Übergriff erlebt habe und das akzeptieren muss.
Der unbeschreibliche, erdrückende, lähmende und schreckliche Moment, als ich ein paar Stunden später aufwachte und feststellte, dass alles, was passiert ist, Wirklichkeit war, der Schock und die Angst, die Scham, dass jemand so viel von dir genommen hat, dass jemand deinen Körper auf diese Art und Weise gesehen hat. Und dann das das Gefühl von Schuld, das dich instinktiv überkommt, das Gefühl von Dummheit, weil du das alles hast geschehen lassen. Es fühlte sich an, als wäre jemand gestorben.
Die Stärke, die du brauchst, um eine offene Polizeiwache an einem Sonntag zu finden, dort anzukommen und in einer fremden Sprache zu stammeln „Ich will einen Mann anzeigen, der gestern Nacht versucht hat, mich zu vergewaltigen."
Der Alptraum einer jeden Frau
14 Stunden damit zu verbringen, von der Polizei von A nach B geschickt zu werden, zu Spezialeinheiten, zu Ärzten. Über jedes einzelne Detail der letzten Nacht, vor der du fliehen konntest, zu sprechen, Wort für Wort, ohne Schlaf, ist der Alptraum einer jeden Frau.
Dem Täter selbst konntest du jedoch nicht entfliehen, denn er hielt dich auf ein Waschbecken gedrückt, deine Beine gegen deinen Willen gespreizt, während seine dreckigen Hände versuchten, in deinen Körper einzudringen.
In einem Stuhl zu sitzen, während dein ganzer Körper schmerzt, es noch einmal zu erleben, was diese Person dir angetan hat, und das vor einem Team von Polizeibeamten, beleuchtet von einer gräulich flackernden Lampe in einem kalten Raum. Könnt ihr euch auch nur annähernd vorstellen, wie sich das anfühlt? Und das alles in einer Sprache, die nicht einmal meine eigene war.
Das Gefühl, zu mehreren Polizeiwachen innerhalb der Stadt gefahren und zu Krankenhäusern gebracht zu werden, und dort von zwei verschiedene Ärzten, die auf Vergewaltigung spezialisiert sind, gebeten zu werden, deine Kleider auszuziehen, damit sie die Wunden an deinem Körper untersuchen können.
In einem Stuhl mit gespreizten Beinen zu sitzen, damit ein Fremder deine Vagina noch einmal schmerzlich berühren kann, um sie auf Verletzungen, Schnitte, Male zu untersuchen, um Gegenstände einzuführen, mit denen er DNA-Spuren, Hautzellen, Flüssigkeiten, Schweiß, irgendeinen wissenschaftlichen Beweis dafür finden kann, dass du die Wahrheit sagst.
So fühlt es sich an, eine Vergewaltigung zu melden. Und ich kann euch nun sagen, kein Mensch auf dieser Welt würde sich diesem Prozess freiwillig aussetzen. Es ist entwürdigend, anstrengend, beängstigend, herzzerbrechend und nur der Anfang von allem.
Ein krimineller Vorfall lässt sich nicht über Nacht lösen - vor allem nicht, wenn man im Zentrum dessen steht. Der Prozess, den Täter zu finden, von der Polizei darüber benachrichtigt zu werden, seine Sicht der Dinge aufzunehmen, sein Geständnis oder seine Verweigerung, die Fragen, ob er in Haft bleibt oder frei gelassen wird und was ich im letzteren Fall tun kann, was ich überhaupt tun kann, wie ich das alles verstehen kann, welche Informationen ich bekommen darf.
Mit keinen Worten kann ich die Intensität eines solchen Prozesses beschreiben, und jeder, der glaubt, eine Frau würde freiwillig so etwas durchmachen, verschließt ängstlich seine Augen vor der Tatsache, das „Männer wie ich, die herunterspielen, wie schwerwiegend eine Vergewaltigung ist, sorgen dafür, dass Frauen solche Prozesse durchlaufen müssen".
Die Menschen sind so weit entfernt von der schmerzhaften, brutalen Realität von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen. Vielleicht schämen sich diese Männer so sehr für ihre Denkweise und die Art und Weise, wie sie Frauen sehen, beleidigen, objektivieren, verleumden und missbrauchen, selbst, wenn es nur verbal ist.
Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass es Männer wie sie sind, die glauben, dass der weibliche Körper benutzt und fürs eigene Vergnügen missbraucht werden darf, sogar ohne deren Zustimmung, und sie werden sogar noch einen Schritt weiter gehen.
Ich spielte keine Rolle
Kein Polizeibeamter hat mich jemals nach meiner Rolle während des Übergriffs gefragt, einfach, weil ich keine Rolle spielte. Das Problem, das wir haben, ist ein soziales. Es sind nicht die Sicherheitskräfte und Behörden, die uns helfen und beschützen, die das Opfer beschuldigen und den Täter freilassen, es ist die Gesellschaft um uns herum, die all das erlaubt.
Ich habe nichts anderes getan als zu leben. Ich habe nichts anderes getan als zu atmen, zu existieren, in jener Nacht zufällig am selben Ort zu sein wie der Mann, den meine Abweisung so wütend machte, dass er dachte, er könnte sich dennoch nehmen, was er wollte. Es ist so wichtig, das zu verstehen.
Denn was mir passiert ist, ist extrem, aber nicht ungewöhnlich, und wie ich weiter oben schon schrieb: Dieser Brief existiert als Ausdruck der überwältigenden Vorkommnisse der diversen Formen von Frauenfeindlichkeit, Missbrauch, Vergewaltigung und Einschüchterungen, die 100 Prozent aller Frauen, die ihr kennt, jeden Tag erleben.
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Falls hier noch irgendjemand Probleme damit hat, anzuerkennen, dass eine Frau, egal was sie tut, niemals darum bittet, vergewaltigt zu werden, fasse ich hier noch einmal folgende Punkte zusammen, um Verwirrung zu vermeiden:
Als Mensch habe ich das Recht, dass meine weibliche Sexualität von Männern unangetastet bleibt und sie meinen Körper sexuell nicht ausnutzen.
Als Mensch habe ich das Recht, abends auszugehen.
Als Mensch habe ich das Recht, zu trinken, mit Menschen zu reden, zu tragen was ich will, hinzugehen, wohin ich will, ob allein oder in Begleitung, mein Leben zu leben.
Als Mensch habe ich das Recht, dann Sex zu haben, wenn ich es will, und dieses Recht ist dem männlichen gleichgestellt.
Als Mensch habe ich das Recht, nein zu sagen.
Wenn ich bewusstlos bin, wenn ich Alkohol getrunken habe, wenn du schon nackt bist und ein Kondom trägst und ich schon ja gesagt habe und dann aber meine Meinung ändere, heißt das nicht, dass wir nun dennoch Sex haben werden. Alles, was in diese Richtung geht, ist VERGEWALTIGUNG.
Letzte Worte: Ein Brief an eine Frau wie mich
Ich hoffe, es hat dich stärker gemacht, all das zu lesen. Ich bin mir sicher, dass es nicht einfach war. Ich wette mit dir, ja dir, dass du dich mit irgendwelchen Stellen dieses Briefes verbunden fühlst, dass du einen heißen Schwall aufkommen spürst, dass du die Hitze in deinen Augen fühlst, deine Hände zucken und sich Fäusten ballen wollen, dass du tief durchatmen musst.
Das ist okay, das verstehe ich, und wenn du darüber reden willst, schreib mir gerne eine Nachricht. Trotz allem hoffe ich, ich konnte dir Kraft geben.
Denn ich habe das für dich getan.
Gestern habe ich für dich gesprochen. Ich habe das hier für dich geschrieben, damit du weißt, dass du nicht allein bist, dass du niemals allein bist. Ich habe das hier für dich geschrieben, für die Momente, in denen du etwas völlig Normales tust und es auf einmal hochkommt, aus heiterem Himmel, wie eine Tonne Sand, die dich unter den Banalitäten des Alltags begräbt, und alles, was du in diesem Moment tun kannst, ist, es beiseite zu schieben und weiter nach deinem Passe Navigo oder deiner Oyster Card zu suchen. Ich verstehe es. Ich verstehe, wie du dich fühlst, wenn du nicht einmal verstehst, warum du dich so verhältst.
Weil du gedacht hast, dass ein Vergewaltigungsopfer oder ein Opfer sexuellen Missbrauchs diese zitternde, blasse abgemagerte Frau sei, die sich vor der Außenwelt verschließt und niemals das Haus verlässt.
Vielleicht bist du sie. Vielleicht bist du es auch nicht. Vielleicht musstest du dich nach den ersten zwei Monaten, nach der Zeit des Schocks und der Verdrängung aufrappeln, um endlich wieder mit Freunden was trinken zu gehen oder eine Beziehung zu führen und dein Leben wieder in die Hand zu nehmen.
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Denn manche Menschen, sogar solche, die du kennst - Freunde, Kollegen, die Gesellschaft - glauben, dass wenn du diese fragile, leere, miserable Frau nicht verkörperst, du deren Erwartungshaltung an ein Opfer nicht erfüllst (denkt dran - wir wissen, dass sie vergewaltigt wurde, wir akzeptieren das, deswegen erwarten wir, hier ein richtiges Opfer zu sehen, sie muss uns zeigen, dass sie leidet) - war es dann wirklich so schlimm?
Ja. Es war so schlimm. Und nein. Es war nicht deine Schuld. Vergewaltigungen passieren wegen der Vergewaltiger. Und nun hast du meinen langen Brief an all jene gelesen, die anderer Meinung sind. Mit solchen Briefen schaffen wir einen Fortschritt, wir zwingen Menschen, ihre Augen zu öffnen und die täglichen, stündlichen Zeichen von Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu sehen, die sexuellen Übergriffe und Vergewaltigungen, die Frauen erleiden, einfach nur, weil sie ihr Leben leben.
Aber glaube mir. Das ist nicht dein Ende. Nein. Das definiert dich nicht. Das steht nicht für deine Person. Das alles hat nichts mit dir zu tun, außer, dass du diesen Übergriff überlebt hast. Du verdienst es, zu wissen, dass du wunderschön bist und gewollt, und dass du jedes bisschen Glück dieser Welt verdienst.
Du verdienst es, zu wissen, dass du stark bist, unglaublich stark, dass du all diese Dinge, die unerreichbar scheinen, erreichen wirst, obwohl du manchmal schlaflos daliegen wirst, während du aus dem Fenster schaust und eine Zigarette nach der anderen rauchst, oder irgendetwas anderes eine Zeitlang ein wenig übertreibst, weil es dir hilft, Druck abzubauen. Und das ist okay.
Weil du eine Löwin bist. Du bist furchtlos.
Du bist unaufhaltbar. Du bist unglaublich und du wirst all diese großartigen Dinge erreichen. Du bist schön und ich will dich mit Liebe umhüllen, denn du verdienst das und so viel mehr. Du wirst das überleben.
Du wirst nachts Heim gehen, genauso, wie ich es jeden Tag tue, alleine, mit hoch erhobenem Haupt, keine Angst vor nichts und niemandem.
Du wirst in deinem Leben viele wertvolle, intime, liebevolle Beziehungen haben. Du wirst Liebe machen, deine Sexualität genießen und schätzen, und du wirst mit jemandem verbunden sein, der dich so sehr liebt, die Liebe wird dich erfüllen und nie wieder verlassen. Aber bevor das passiert, wirst du großartig allein zurecht kommen.
Du machst dein eigenes Ding, genau so, wie du es willst, du wirst alleine essen, alleine trinken, alleine lesen, alleine laufen. Du wirst die Welt ohne Zwang, ohne Unterdrückung entdecken, du wirst leben.
Mein Leben wurde nicht zerstört, genauso wenig wie deines
Ich werde es nicht erlauben, dass dieser Vorfall definiert, wer ich bin, oder die Art und Weise verändert, wie ich mich selbst wahrnehme. Dasselbe gilt für dich. Ich darf und habe und werde keine Angst vor Intimität und meiner eigenen Sexualität haben.
Ich bin stolz auf mich und bewundere mich manchmal selbst dafür, wie ich Kraft finde, zu kämpfen: gegen ihn zu kämpfen, gegen sexuelle Diskriminierung zu kämpfen, meine Stimme vor den Richtern zu erheben und mich aufgrund der Ereignisse besser kennenzulernen. Ich muss lernen, mich selbst zu lieben und all das, was ich getan habe, zu schätzen.
Und nun, da ich Fortschritte mache an der Sciences Po und so viel über Philosophie, Politikwissenschaft und Recht lerne, kann ich das Thema direkt angehen, weil ich muss. Und du musst es auch.
Ich akzeptiere es nicht, dass mein Leben ruiniert wird. Ich akzeptiere es nicht, durch den Vorfall definiert zu werden, weil ich so viel mehr bin als das, Paris bedeutet mir so viel mehr als das, und ich werde weiter für all das, was ich für richtig halte, kämpfen. Und du wirst es auch tun.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf medium.com. Folge Sara Roebuck auf Twitter.
http://www.huffingtonpost.de/sara-roebuc...b_13862294.html
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"Luisa" hilft feiernden Frauen in Münster
Der Frauennotruf in Münster will mit einer neuen Kampagne in Münsters Partyszene Frauen vor Belästigung schützen. Sie können sich an die Theken-Bedienung wenden und mit einem Codewort unauffällig um Hilfe bitten.
Eine hartnäckige Anmache, unsittliche Berührungen oder der Verdacht auf K.o.-Tropfen. Fühlt sich eine Frau nicht mehr sicher, kann sie sich an das Personal wenden. Sie fragt einfach nur: „Ist Luisa hier?“ Das ist so eine Art Code, den die Gastronomen und ihre Mitarbeiter kennen. Sie helfen sofort weiter: Entweder bestellen sie ein Taxi oder bringen die Frau in einen sicheren Raum. Inzwischen machen in Münster rund 30 Kneipen bei der Aktion „Luisa“ mit.
Keine komplizierten Erklärungen nötig
Mit im Boot ist auch die traditionsreiche Studentenkneipe „Cavete“. Inhaber Tobias Reiter findet die Aktion gut, weil sie unkompliziert ist. Frauen könnten hier „ohne großartiges Erklären“ schnell klarmachen, dass sie Hilfe brauchen. Das ist auch dem Frauennotruf wichtig, dass die Frauen nicht umständlich im lauten Trubel erklären müssen, warum sie sich bedroht fühlen. Ein Satz reicht, mehr nicht. Reiter will nun sein Thekenpersonal entsprechend schulen.
Idee kommt aus England
Außerdem darf der Frauennotruf auf den Toiletten der „Cavete“ die entsprechenden Plakate der Aktion aufhängen. Gerade die Toiletten sind erfahrungsgemäß ein Schutzraum für Frauen, wenn sie sich belästigt fühlen. Daher hängen die Plakate hier genau richtig. Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs haben die Idee aus England mitgebracht, dort sind ihnen ähnliche Plakate ins Auge gefallen. Nun setzen sie diese Idee auch in Münster um.
http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen...frauen-100.html
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Schutz vor Vergewaltigung? Diese Laufshorts sollen Frauen vor Übergriffen schützen
04.01.17, 18:49 Uhr
Als „Weltneuheit“ wird sie von der Erfinderin Sandra Seilz beworben. Die Hose, die Frauen vor Vergewaltigung schützen soll. Die Idee trage Seilz schon lange mit sich herum, erzählt die Oberhäuserin in einem Radio-Interview. Doch erst als sie selber Opfer eines Übergriffs geworden sei, habe sie den Entschluss gefasst, die Idee auch in die Tat umzusetzten.
Keuschheitsgürtel 2.0: Ab auf die Laufstrecke, aber dreifach gesichert
Inzwischen ist die Hose auf dem Markt. Erworben werden kann sie bisher allerdings nur online. Betrachtet man die sichere Jogginghose, dann fällt ledeglich das kleine Schloss auf Hüfthöhe auf. Ansonsten ähnelt sie einer typischen Laufhose.
Seilz erklärt die Sicherheitsvorkehrungen wie folgt: Erstens seien die Schnüre der Hose sowohl reiß- als auch schneidfest. Eines der Sicherheitsbänder verlaufe so um die Taille, dass es nicht möglich sei die Hose einfach herunterzuziehen. Gesichert werde das Konstrukt mit einem Vorhängeschloss.
Zudem ertöne ein 130 Dezibel starkes Alarmgeräusch, wenn man an der Hose zerre. Und drittens sei ein weicher Protektor im Schritt eingearbeitet, so dass man die Hose hier nicht eingreifen oder aufreißen könne.
Der sichere Slip soll auch abseits der Laufstrecke schützen
Neben der Laufhose mit Vorhängeschloss, gibt es inzwichen auch den sicheren Slip auf dem Markt. „Sie ist als eine Art Panty geschnitten und lässt sich unter jedem Party-Outfit tragen“, meint die ambitionierte Geschäftsfrau.
Seilz zufolge sei die Nachfrage groß. Die ersten 150 Exemplare der Laufshorts seien sofort ausverkauft gewesen. Ungünstig ist es allerdings, wenn man den Schlüssel zum Vorhängeschloss gerade nicht dabei hat und dringend aufs Klo muss. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Sich einfach für ein Modell mit Zahlenschloss-Verriegelung entscheiden. Nur vergesslich darf man dann nicht sein. (mz)
– Quelle: http://www.mz-web.de/25475968 ©2017
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Wie es sich anfühlt, wenn du vergewaltigt wirst & dir niemand glaubt
AUDI MARTEL
ZULETZT AKTUALISIERT AM 18. JANUAR 2017, 19:24
Anmerkung der Redaktion: Es folgen grafische Beschreibungen der Vergewaltigung wie sie unsere Autorin erlebt hat.
Ich wurde vergewaltigt. Es ist schwierig, das auszusprechen, und ich habe Jahrzehnte gebraucht, um mit den Emotionen und Gedanken fertig zu werden, die das Aussprechen in mir auslösen würde.
Und doch muss ich heute versuchen, das Unbeschreibliche zu beschreiben. Ich muss. Weil gerade in diesem Moment irgendwo auf der Welt Frauen vergewaltigt werden. Ohne, dass sie etwas dazu beigetragen hätten, und noch schlimmer: ohne, dass die Täter bestraft werden. Ich muss, weil Richter und Richterinnen es im 21. Jahrhundert noch immer für angemessen halten, den Opfern vorzuwerfen, sie hätten ihre „Beine nicht spreizen“ oder „eine Armlänge Abstand halten“ sollen. Dass ein Mann behauptet, er dürfe Frauen widerstandslos begrapschen, weil er ein Star sei – und dass dieser Mann zum Präsidenten der USA gewählt wird. Dass noch immer die Opfer zum Mittäter werden, weil sie sich nicht gewehrt oder so verhalten haben, wie die gesellschaftliche Norm es erwartet.
Als Opfer einer Vergewaltigung zu sprechen bedeutet, das auszusprechen, was ich eigentlich vergessen, hinter mir lassen will. Es bedeutet auch, etwas zu sagen, das eigentlich nicht gehört werden möchte – so wird es uns vermittelt. Vergewaltigung ist ein unangenehmes Thema. Es ist zu sensibel und zu grafisch, um es offen auszudiskutieren. Aber wie sollen wir ein Problem lösen, wenn wir nicht darüber reden? Wenn wir nur weiterhin flüstern, wird die Schweigespirale ins Endlose laufen und die, die es aussprechen, werden immer das Gefühl haben, etwas Falsches zu tun. Und damit habe ich ein für alle Mal abgeschlossen.
Als ich 15 Jahre alt war, ging ich auf die Party eines Mitschülers. Seine Eltern waren nicht zu Hause und er hatte meine Freundin Jane* eingeladen, mit der ich hinging. Wir waren auf einer katholischen Mädchenschule und kannten keinen der dort Anwesenden. Es waren zum größten Teil Jungen. Auf dem Weg zur Party schwärmte Jane vom Gastgeber, in den sie verknallt war. Ich nenne ihn Blaine*. Er war der beliebteste Typ an der Schule, auf die sie ging bevor sie zu uns kam. Er fuhr ein neues, glänzendes Auto, war Captain der Schulmannschaft und lebte in einem großen, wunderschönen Haus. Das fiel mir alles sofort auf, weil ich, obwohl ich auf eine Privatschule ging, aus einem eher bescheidenen Haushalt kam. Ich war in zerrütteten Familienverhältnissen aufgewachsen und wurde von einer Tante aufgenommen, die so großzügig war und für meine Schulgebühren aufkam, in der Hoffnung, mich so auf die sonnige Seite des Lebens zurückzuholen und mir eine vielversprechende Zukunft zu ermöglichen. Was ich zu diesem Zeitpunkt mehr als alles andere wollte, war, wie die anderen, die normalen Teenager in meiner Umgebung zu sein.
Blaine war älter als wir. Er war fast 18 und war somit quasi der Rockstar seines Jahrgangs. Wie es mit 15-jährigen Mädchen eben so ist, war ich mit Statussymbolen und Ruhm leicht zu beeindrucken. Nach der Beschreibung meiner Freundin fing ich an zu träumen. Vom perfekten ersten Freund, der etwas älter war, mich in seinem Auto abholte und mir seine Jacken um die Schultern legte, wenn ich fror. Ich wusste also: Ich muss mich auf dieser Party mit Blaine gutstellen.
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ICH WUSSTE, WAS ES BEDEUTETE, WENN ER MEINEN KÖRPER GEGEN DIE TREPPE NACH OBEN DRÜCKTE.
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Kurz zuvor wurde ich von einer lokalen Modelagentur aufgenommen. Meine Figur – ich war von Natur aus eher lang und schlacksig – kam in der Regel sehr gut bei männlichen Teenagern an. Und so war es auch, als wir auf der Party ankamen. Blaine stürmte zur Tür, um uns zu begrüßen. Nachdem Jane sich doch für einen seiner Freunde entschieden hatte, fand ich mich nicht allzu lange nach unserer Ankunft mit Blaine tuschelnd und flirtend in der Küche wieder. Ein paar ekelhafte Light-Biere später, nachdem ich mich über jeden seiner pubertären Witze schlappgelacht hatte, küsste er mich. Immer nur dann, wenn niemand zusah. Das fand ich toll – und küsste ihn zurück, weil ich wollte. Irgendwann erwischte uns jemand und sagte „Nehmt euch ein Zimmer!“ Die Leute hatten uns bemerkt und wir hatten das Bedürfnis, von der Bildfläche zu verschwinden.
Wir huschten aus der Küche, knutschten weiter, Blaine führte mich mit seinem Körper durch den Flur zur Treppe nach oben.
Wir huschten aus der Küche, knutschten weiter, Blaine führte mich mit seinem Körper durch den Flur zur Treppe nach oben. Ich wusste, was das bedeutete, wenn er meinen Körper mit seinem vorantreiben wollte und wich aus. „Ich gehe nicht mit dir nach oben“, sagte ich ihm. „Ich will keinen Sex mit dir haben. Ich kenne dich gerade mal seit einer Stunde.“
Die Wahrheit ist, dass ich gerade meine Tage bekommen hatte. Ich war keine Jungfrau – und hätte nicht an diesem Tag meine Periode begonnen, hätte ich womöglich sogar Sex haben wollen. Aber nicht an diesem Tag. Ich hatte Schmerzen und starke Blutungen. Nicht an diesem schlimmsten Tag.
„Komm schon“, sagte er. „Wenn du keinen Sex haben willst, werden wir auch keinen Sex haben. Aber hier unten sieht uns jeder dabei zu. Ich verspreche dir, wir werden keinen Sex haben, aber lass uns trotzdem nach oben gehen.“ Er küsste mich weiter.
„NEHMT EUCH EIN VERDAMMTES ZIMMER!“, schrie noch jemand. Ich kicherte, rollte mit den Augen und ging etwas widerwillig die Treppen hoch in sein Zimmer. Er legte mich aufs Bett, beugte sich über mich und küsste meinen Hals. Das mochte ich! Ich mochte, wie er seinen Körper gegen meinen drückte. Aber ich wollte keinen Sex mit ihm haben. Nicht an diesem Tag, nicht unter diesen Umständen. Weil ich ihn eigentlich mochte. Als er mit seiner Hand an den Reißverschluss meiner Hose ging, schob ich sie beiseite. „Nein“, sagte ich, doch er hörte nicht auf mich und führte sie direkt wieder zurück. Er riss den Knopf und den Reißverschluss mit einem kräftigen Griff auf. Allein die Wucht dieser Bewegung machte mir Angst. Ich geriet in Panik und bat ihn, damit aufzuhören. Ich hatte mich von ihm abgewandt, konnte ihm nicht mehr ins Gesicht schauen.
„Ich hab’ NEIN gesagt, du Arsch! Ich habe meine Tage. Hör auf mit dem Scheiß!“
Das war der Punkt, an dem die Stimmung ernsthaft zu kippen begann. Wir lieferten uns einen Kampf. Er richtete sich kurz auf und riss mir die Shorts an den Beinen herunter. In dem Moment wollte ich mich aufrichten, doch das Bett nahm mir den Halt und er drückte mich sofort wieder in die Matratze. „Hör auf damit!“, schrie ich erneut. Unten konnte mich niemand hören, die Musik war so laut, dass sie bis ins Schlafzimmer dröhnte. Ich hatte Angst. Er grinste. Fertigte jedes Nein süffisant ab und packte mich nur immer wieder bei den Knöcheln. Ich schrie ihn weiter an, dass ich ihn nicht mehr küssen wollte und dass er mich nicht anfassen soll. Ich drehte mein Gesicht weg und spürte seine Hand in meinem Schritt. Er grabschte herum, suchte den Tamponfaden mit aggressiven Gesten. Als er ihn fand, zog er den blutdurchtränkten Tampon mit einem Ruck raus und schmiss ihn auf den Boden. Ich konnte nicht glauben, was da gerade passierte. Ich versuchte noch einmal, aufzustehen, doch bevor ich mich bewegen konnte, drückte er mich schon wieder runter. Mein drahtig-dünner Körper hatten gegen seinen durchtrainierten Körper keine Chance.
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IT WAS AT THIS POINT THAT EVERYTHING CHANGED.
”
Ich gab nach. Das Gefühl, ihm ausgesetzt zu sein, hatte übernommen. Was dann folgte, war ein Einkehren. Ich gab Ruhe und kehrte in mich. Ich hielt mich an all meine Gedanken und Erinnerungen, als wären sie eine Montage. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, was da gerade passierte: Ich werde vergewaltigt. Oh Gott. Es passiert wirklich. Dann setzte der nächste Schritt ein. Eine Art Überlebensdrang. Physisches Überleben. Leider ein nicht unbekanntes Gefühl – auch als Kind wurde ich misshandelt. Ich hatte in all den Jahren einen Copingmechanismus entwickelt, mit soziopathischem Verhalten umzugehen. Mein Kopf fing einfach an, die üblichen Fragen zu stellen: Wie komme ich hier lebend raus? Wie verhalte ich mich, um das zu überleben? Die Gedanken schnellten durch meinen Kopf. In Bruchteilen einer Sekunde.
Ein Gedanke: Hör auf, ihm Widerstand zu leisten. Das macht ihn nur noch aggressiver. So verletzt er auch noch dein Äußeres. Bewahre dein Äußeres, belasse es beim Inneren.
Noch ein Gedanke: Vergewaltigung. Das Wort allein. Ich denke an die Momente, in denen ich das Wort jemals benutzt habe.
Eine Erinnerung: Ich bin sechs oder sieben Jahre alt und sitze am Küchentisch und frage, „Mama, was ist Vergewaltigung?“
„Das ist, wenn jemand dich zwingt, Sex zu haben, obwohl du nicht willst.“
Blaine drang mit einem starken Stoß in mich ein. Ich wollte weinen.
Noch eine Erinnerung: Ich hatte meine Mutter überhaupt erst gefragt, weil ich auf der Kommode bei den Eltern einer Freundin eine Broschüre gesehen hatte. Auf dem Deckblatt stand in fetten, schwarzen Großbuchstaben „VERGEWALTIGUNG“. Ich kannte das Wort nicht, aber so wie es da stand, sah es angsteinflößend aus. Ich hatte es schnell aufgeklappt – was ich sah, waren nur zwei Punkte: „Wie du überlebst“ und „Wie du die Kontrolle übernimmst“. Das körperliche Überleben schien also vorrangig das Wichtigste zu sein. Eine Zeile auf der Seite ist mir besonders in Erinnerung geblieben: „Wenn du vergewaltigt wirst, versuche nicht, dem zu widerstehen oder zu verkrampfen, denn das wird dich nur noch mehr traumatisieren. Versuch am besten, zu entspannen.“
Rückblickend merke ich, dass mir diese Broschüre sagen wollte, ich solle so tun, als würde ich dem Täter die Kontrolle wegnehmen, indem ich mich entspannte. Denn das, was der Täter eigentlich will, ist Kontrolle.
Blaine drückte meine Handgelenke so fest, dass ich förmlich spürte, wie meine Hände blau anliefen. Er stieß immer und immer härter in mich, ich war regungslos. Ich entschloss, meine Hände zu entspannen, dann entspannte er auch seine. So taten zumindest meine Hände etwas weniger weh.
Ich glaube, meine Freundin wurde vergewaltigt. Was kann ich tun?, stand noch in der Broschüre.
Seine Beine drückten gegen meine Knie und hielten sie somit fest am Bett.
In diesem Moment war ich so dankbar wie noch nie für mein Periodenblut. Es wirkte wie Gleitmittel zwischen meinen Beinen. Relax. So wirst du nicht verletzt. Vermeide weitere Verletzungen. Relax. So wirst du keine weiteren Wunden davontragen. Ich wollte weiter nachdenken, mich auf meine Gedanken konzentrieren anstatt auf das, was da gerade mit mir geschah. Ich versuchte daran zu denken, wie ich ihn verraten würde. Wie ernst das alles war. Dass er ins Gefängnis kommen würde und seine Zukunft ruiniert war. Relax.
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EIN GEDANKE: ICH SASS IM GERICHTSSAAL – UND KEINER WÜRDE MIR GLAUBEN.
”
Er küsste immer wieder mein Gesicht, während er mit all seiner Kraft in mich hineinpreschte. Ich fühlte mich, als wäre ich nicht mehr Teil meines Körpers. Einen kurzen Moment lang, fühlte es sich an wie ein Triumph: Ich habe ihn ausgetrickst. Er denkt jetzt, ich mag es. Währenddessen träumte ich weiter von seiner Verhaftung und seiner Strafe.
„Magst du es jetzt?“, fragte er. Er drückte sein Becken gegen meine Klitoris. Mein Blut war nicht mehr warm. Meine Schenkel kaltnass.
Ein Tagtraum: Ich saß im Gerichtssaal. Er war der Verteidiger. Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. Dann dachte ich an die Fragen, die mir gestellt würden, und mich verließ jede Hoffnung.
„Sind Sie Jungfrau?“
„Nein.“
„Nein? Und mit nur 15 Jahren?“
„Ja.“
„Mit wie vielen Menschen hatten Sie schon Sex?“
„Fünf.“
„Haben Sie Blaine freiwillig geküsst?“
„Ja.“
„Sind Sie freiwillig mit ihm ins Zimmer auf der oberen Etage gegangen?“
„Ja.“
„Wurden Sie schon einmal Opfer sexueller Gewalt?“
„Ja.“
„Wurde der Täter oder die Täterin verurteilt?“
„Nein.“
„Haben Sie an besagtem Abend getrunken, obwohl Sie minderjährig sind?“
„Ja.“
„Wie sind Ihre Noten in der Schule?“
„Nicht gut.“
„Haben Sie schon einmal Drogen genommen?“
„Ja.“
„Wurden Sie schon einmal suspendiert?“
„Ja.“
„Ich würde gerne meinen nächsten Zeugen aufrufen. Den Herrn, der im Foyer stand.“
Würde mir irgendjemand in diesem verdammten Gerichtssaal glauben, dass ich, promiskuitives, Gesetze brechendes, Drogen konsumierendes Stück von diesem quasi perfekten, jungen Herrn mit makelloser Vergangenheit vergewaltigt wurde?
Nein.
Blaine stieß immer wieder in mich hinein. „Gefällt es dir?“ Er drückte fester. Und fester. Aber ich blieb stumm.
Noch eine Erinnerung: Adam und Eva. Eine Passage aus der Bibel, in der beschrieben wird, dass Frauen Leid auszuhalten haben. Dass wir von Gott bestraft werden. Dass es unsere Erbsünde und unsere Strafe sei, in Ewigkeit wegen eines Apfels zu leiden. So lehrte man es uns in der Schule. Wenn Gott will, dass ich so leide, dann gibt es keinen Gott. Die Broschüre hat gesagt, ich genieße das hier. Ich soll genießen, damit ich nicht verletzt werde. Ich habe den Apfel genommen, weil ich musste. Nur so komme ich hier lebend raus.
Jetzt schreibe ich hier das Detail nieder, das ich eigentlich nie aussprechen wollte. Das Detail, das Zweifel schüren wird an meiner Geschichte. Daran, dass das wirklich passiert ist. Daran, dass ich es nicht wirklich verdient und gewollt habe. Aber ich werde es sagen, denn ich sage die Wahrheit.
Ich konzentrierte mich, ging zurück in meinen Kopf.
Ich kam.
Während mir Tränen an den Wangen und am Hals herunterströmten, hatte ich einen physischen Höhepunkt erreicht. Mein Körper hatte mich im Stich gelassen. Ich wollte mir die Rippen aus der Brust, die Haare einzeln ausreißen.
Er kam in mir. Ich lag gelähmt auf dem Bett. Er küsste mich. Ich stand auf, ging zur Dusche und benutzte ein Handtuch, um meine blutigen Beine abzuwaschen. Als ich hörte, dass er aus dem Zimmer ging, schloss ich die Tür ab und brach im Badezimmer zusammen.
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MEINE ANGST UND MEIN SCHWEIGEN WURDEN ZU SEINEN ENGSTEN KOMPLIZEN.
”
„Erwarten Sie, dass wir Ihnen glauben, dass Sie unfreiwillig zum Orgasmus kamen?“
„Nein.“
So würde das Szenario ausgehen. Deshalb habe ich bisher nie ein einziges Wort gesagt. Wer sollte mir denn glauben?
Einige Zeit nach der Party, fand die nächste statt. Diesmal bei Jane zu Hause. Blaine kam und warf sich an Amber*, ein süßes Mädchen mit perfekten Noten. Sie war Jungfrau und vielleicht hatte sie bis dahin nicht einmal Alkohol probiert. Im Laufe des Abends sah ich sie mit Blaine die Treppen hinaufgehen. Genau wie ich. Ich werde nicht mehr darüber erzählen, weil es nicht meine Geschichte ist, aber Ambers Erfahrung hatte meine sogar noch übertroffen. Sie hatte lebensbedrohliche Verletzungen davongetragen.
Ich bereue es, geschwiegen zu haben, weil ich jetzt weiß, dass ich Amber hätte mit meiner Aussprache davor bewahren können. Zumindest wäre es so schon die zweite Anzeige gegen Blaine. Mein Gewissen verfolgt mich damit bis heute. Ich frage mich manchmal, wie viele andere da draußen ihre Vergewaltigung verschwiegen haben. Ich habe Jahrzehnte verstreichen lassen. Jahrzehnte mit der falschen Scham. Der Täter will dich kontrollieren. Die Kontrolle hatte ich ihm in dem Moment überlassen, in dem ich beschlossen hatte zu schweigen. Der Moment, in dem ich die Stimme in meinem Kopf ignorierte. Meine Angst und mein Schweigen wurden zu seinen engsten Komplizen.
Bei all den Vergewaltigungen, die mir in den Nachrichten oder in den sozialen Medien entgegenströmen, weiß ich nicht, was ich denken soll. Dass immer noch von Scham und Schande gesprochen wird. Dass die Täter – Brock Turner, Bill Cosby – noch immer ungestraft davonkommen, während Frauen sich an Vorbeugungsregeln halten sollen.
Was kann ich dagegen tun?
Ein Gedanke: sprechen. Dem Täter die Kontrolle entreißen. Es hat nicht für mich selbst gereicht und es hat nicht für Amber gereicht. Aber vielleicht, wenn ich heute offen darüber spreche, traut sich jemand, dem das vor Kurzem erst passiert ist, auch laut und offen darüber zu sprechen.
Ich kenne keine Scham. Ich muss mich nicht schämen. Ich bin keine Märtyrerin. Ich schulde keinem Gott einen verdammten Apfel.
*Alle Namen wurden auf Wunsch der Autorin geändert.
http://www.refinery29.de/2016/11/136445/...hweigen-brechen
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Die Sicherheitshose: Angst kommt in Mode
19. Januar 2017 Alexander und Bettina Hammer
AuÃ?er Kontrolle
Ängstlichen Joggerinnen soll eine neuartige Hose helfen, vor Vergewaltigungen und sexueller Belästigung gefeit zu sein.
Seit den Ereignissen in der Silvesternacht 2015 wächst, so den Berichten geglaubt werden kann, die Angst davor, als Frau sexuell belästigt oder vergewaltigt zu werden. Während seit einiger Zeit noch davon ausgegangen wurde, dass der Hauptanteil der sexuellen Straftaten eher im Bekannten- und Verwandtenkreis stattfindet, so feiert die Angst vor dem, was draußen lauert, ein Comeback. Es ist daher wenig verwunderlich, dass mit den diversen „Sicherheitsangeboten“ auch Profit gemacht wird, gleichgültig ob es um Pfefferspray, Messer, Schusswaffen oder Selbstverteidigungskursen geht.
Eine neue Idee für ängstliche Joggerinnen wird momentan als Sicherheitssau durchs Angstdorf gegrieben: die „Safe Shorts“, eine Hose die mittels diverser Techniken für mehr Sicherheit für die Trägerin sorgen soll. Die Medien, die die Hose thematisieren, agieren dabei eher eindimensional. So wird geschrieben, mit dieser Hose habe endlich kein Vergewaltiger mehr eine Chance, man sei durch sie sicher, die Hose schütze vor Vergewaltigungen ... Was sich bei den Artikeln kaum findet, ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, inwiefern die Hose sinnvoll ist und welche Vor- und Nachteile sie bietet – die Texte wirken deshalb eher wie schlecht vertuschte Werbung.
Die Hose bietet drei Sicherheitsmerkmale, wie es heißt. So ist das Material reiß- und bis zu einem gewissen Grade auch stich- bzw. schneidfest. Dabei ist anzumerken, dass eine Vielzahl der momentan verfügbaren Laufkleidung bereits per se reißfest ist, nicht zuletzt weil während des Joggens ja gerade die Hose permanent gedehnt werden. Ein allzu leicht reißendes Material wäre da kontraproduktiv.
Bei der Stich- uns Schneidfestigkeit dürfte die Angst vor einem Messerangriff eine große Rolle spielen, doch stellt sich die Frage: sofern ein Fremder eine joggende Person mit einem Messer angreift, inwiefern bietet hier stichfeste Kleidung Sicherheit? Sofern die Person mit einem Messer konkret bedroht wird, dürfte sie im Zweifelsfall auch selbst die Kleidung ablegen um das Leben zu schützen, ein Angriff „en passant“, der sich nur gegen den Unterkörper richtet, ist nach Auskunft von Kriminalisten sehr selten.
Das zweite Sicherheitsmerkmal sind „ergonomisch verlaufende Sicherheitsschnüre“, die mit entsprechenden Schnüren in der Taille gesichert werden, hinzu kommt ein Schloss (!) sowie ein 130 Dezibel lauter Sicherheitsalarm, der von der Trägerin selbst ausgelöst werden kann bzw. von selbst ausgelöst wird, wenn versucht wird, die Hose herunterzuziehen. Ob die Sicherheitsschnüre, die im Schritt verlaufen und dann noch die Taille umfangen, im Praxisgebrauch tauglich sind, ist bisher nicht bekannt, bei schlechter Verarbeitung könnten sich hier eher unangenehme Hautreizungen/-abschürfungen ergeben.
Das Schloss mit Zahlencode wirkt eher antiquiert und weckt Erinnerungen an den Keuschheitsgürtel - dabei stellt sich auch die Frage, inwiefern beim erwähnten Messerangriff nicht einfach die Trägerin selbst das Schloss öffnen wird. Zwar bietet der Alarm eine gewisse Möglichkeit, dass durch den Alarm der Angreifer verschreckt wird und/oder Hilfe kommt, dies ließe sich jedoch auch durch einen einfachen Alarm abseits eines Einbindens in eine Hose bewerkstelligen.
Beworben wird die Hose mit der Angst seit der Silvesternacht, doch ging es da um Angriffe innerhalb einer großen Menschenmenge, es war ohnehin laut und trotz möglicher Menschen, die hätten helfen können, passierte nichts. Ob und wie in solchen Situationen eine „Safe Shorts“ helfen soll oder kann bleibt offen.
Bedauerlich ist, dass hier vor allen Dingen versucht wird, der Angst der Menschen nicht mit rationalen Argumenten zu begegnen, sondern vor allen Dingen auch, dadurch Profit zu generieren und das Leben der Menschen durch eines zu ersetzen, in dem bisherige Lebensweisen eingeschränkt und von der Angst beherrscht werden. Spinnt man dies weiter, so ergeben sich weitere Möglichkeiten für Sicherheit vor Busengrabschern bis hin zu der Sicherheit vor jenen, die Frauen ungewollt küssen. Damit ist, salopp ausgedrückt, ironischerweise der Weg dahingehend geebnet, dass Frauen aus
https://www.heise.de/tp/news/Die-Sicherh...de-3603228.html
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Diese Hose soll vor Vergewaltigung schützen - ich habe sie getestet
Kathrin Migendaam 20.01.2017 um 22:05 Uhr
Kathrin Migenda Fr, 20.01.2017, 18.14 Uhr
Frauen wollen sich vor Übergriffen schützen
Dafür gibt es jetzt die Safe Shorts
Doch wir funktioniert diese Hose?
Oberhausen. Diese Shorts ist für alle Frauen, die sich vor Sex-Attacken schützen wollen. Der Clou: Ein Alarmsignal, das ertönt, sobald man an dem Bändchen vorne an der Hose zieht. Ich teste die Hose auf ihre Tauglichkeit.
Die Hose fühlt sich an wie eine Radlerhose. Das Anziehen erfordert aber etwas Übung.
Ein Vorhängeschloss als extra Schutz
Die Erfindern Sandra Seilz (41) hilft mir, die Schnüre richtig zu binden.
Entlang der Taille kreuzen sich die Schnüre. Sie können so festgezogen werden, dass die Hose nicht einfach heruntergezogen werden kann. Und zudem schrillen Alarm gibt es noch ein Vorhängeschloss.
Test auf dem Laufband
Dann geht es aufs Laufband. Ich fühle mich nicht eingeschränkt. Laufen fühlt sich an wie immer. Das Gerät mit dem Alarm und auch das kleine Schloss mit Zahlencode vorne stören nicht. Die Schnüre spüre ich, auch den weichen Protektor im Schritt merke ich, aber er stört nicht. Er soll fremdes Eingreifen und Tasten verhindern.
Versucht jemand die Hose gewaltsam herunterzuziehen, löst der Alarm aus. Es erklingt ein ohrenbetäubender Ton.
Das sollte jeden Angreifer so erschrecken, dass er Reißaus nimmt.
Als Joggerin kam Sandra Seilz die Idee
Sandra Seilz hatte die Idee zu der Hose. „Ich gehe selbst gerne joggen, doch alleine fühle ich mich nie sicher. Da kam mir die Idee mit dem Alarm an der Hose?, sagt die Entwicklerin.
130 Dezibel sind sehr laut
Der Alarm löst mit 130 Dezibel aus, wenn die Schnur aus dem Gerät gezogen wird. Das schreckt ab. Die Hose ist aus einem reiß- und schneidefesten Material. Aber es ist atmungsaktiv.
Die Shorts gibt es auch als Freizeitmodell
Die Laufshorts (149 Euro) hat etwas längere Beine. Doch auch für Partygängerinnen hat Sandra Seilz sich etwas einfallen lassen. dafür gibt es eine kürzere Shorts (99 Euro), die unter einem Kleid gar nicht auffällt.
Verkauf online und in Gladbeck
Momentan gibt es die Shorts nur online und bei Adis Sportstube in Gladbeck (Horster Str. 42). Hier kannst du die Hose auch direkt auf dem Laufband testen.
http://www.derwesten.de/staedte/oberhaus...d209344867.html
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Diese Frau erklärt in 5 Sätzen, was Männer nicht an Vergewaltigungen kapieren
Eigentlich sollte man ja denken, dass wirklich WIRKLICH jeder inzwischen verstanden hat, dass Vergewaltigung immer ein abscheuliches Verbrechen ist - an dem das Opfer selbstverständlich keine Mitschuld trägt. Aber trotzdem melden sich immer noch viel zu häufig nach jedem Fall, der in die Öffentlichkeit kommt, verlässlich die gleichen Stimmen, die "kritische Fragen" stellen. War die Frau vielleicht angetrunken? Geschminkt? Hatte sie enge oder kurze Kleidung an? Hat sie dem Angreifer vielleicht irgendwann vorher einmal nett zugelächelt? War das alles nicht eigentlich eine Einladung zu dem Übergriff?
Warum müssen wir da ernsthaft noch drüber reden?
Die Antwort lautet natürlich: Nein, nichts davon entschuldigt das Verbrechen oder gibt gar dem Opfer die Schuld daran. Und wer darüber noch ernsthaft diskutieren will, outet sich sehr öffentlich als Vollidiot.
Twitter-Userin Nafisa Ahmed konnte die ewig gleichen "Argumente" auch nicht mehr hören und verfasste eine wesentlich elegantere Replik: In nur fünf Sätzen macht sie sofort klar, warum diese ganzen Argumente dumm, gefährlich und schlicht falsch sind:
"Ich verstehe nicht, wieso Vergewaltigung für manche Männer so schwer zu verstehen ist. Aber wenn du es so erklärst, kapieren sie es:
Wenn du mich bittest, dir fünf Dollar zu geben, und ich bin zu betrunken, um ja oder nein zu sagen, ist es nicht okay, einfach fünf Dollar aus meiner Handtasche zu nehmen ... nur, weil ich nicht nein gesagt habe.
Wenn du mir eine Pistole an den Kopf hältst, damit ich dir fünf Dollar gebe, hast du immer noch fünf Dollar gestohlen. Obwohl ich sie dir physisch in die Hand gedrückt habe.
Wenn ich DIR fünf Dollar leihe, heißt das nicht, dass dein FREUND das Recht hat, mir fünf Dollar aus der Tasche zu nehmen. "Aber du hast ihm was gegeben, warum nicht mir?"
Wenn du fünf Dollar klaust, und ich das nicht vor Gericht beweisen kann, heißt das NICHT, dass du keine fünf Dollar geklaut hast.
Wenn du das alllles kapierst, wieso verstehst du dann nicht, was eine "Vergewaltigung" ist? Danke, liebe Männer!
Nafisa beendet ihre Erklärung mit den Worten: "Okay, Wutausbruch vorbei. Sowas ist immer gut, weil es mir hilft zu sehen, bei welchen Männern ich mich garantiert niemals in der Nähe aufhalten möchte" - vermutlich eine Reaktion auf die zahlreichen Troll-Kommentare, die jede Meinung zum Thema Vergewaltigung immer mit sich bringt.
Die Mehrheit der Twitter-User war aber begeistert, und verbreitete die 5-Dollar-Analogie blitzschnell im ganzen Netz. Und wer weiß? Vielleicht denken ja tatsächlich das nächste mal ein paar Menschen nach, bevor sie nach der Rocklänge des Opfers fragen.
http://www.brigitte.de/aktuell/gesellsch...8.html?ga_noo=1
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Islam-Expertin empfiehlt: Sex-Täter viel härter bestrafen – „In arabischen Ländern droht bei Vergewaltigung die Steinigung“
Epoch Times4. February 2017 Aktualisiert: 5. Februar 2017 8:23
In arabischen Ländern sind sexuelle Übergriffe gesellschaftlich geächtet und werden hart bestraft: "Im Fall von Vergewaltigung mit hundert Peitschenhieben und im Fall von Ehebruch sogar mit der Todesstrafe durch Steinigung." Die Islam-Expertin Laila Mirzo empfiehlt westlichen Ländern, Sex-Täter hierzulande viel härter zu bestrafen.
Mit der Flüchtlingskrise kommen viele Männer nach Europa, die sich nicht an die Gesetze europäischer Länder halten. Wegen zu lascher Gesetzgebung sehen diese Männer oft gar keinen Grund, westliche Regeln zu befolgen.
Im Bereich der sexuellen Übergriffe zeigt sich dies besonders deutlich. Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich und anderen Migrationsländern ist die Zahl der sexuellen Übergriffe und Vergewaltigungen mit der Flüchtlingswelle signifikant gestiegen.
Ein Grund dafür: „Die Täter werden nicht hart genug bestraft“, sagt die Islam-Expertin Laila Mirzo im Gespräch mit dem österreichischen Sender Wochenblick.
In Österreich beispielsweise gibt es nur den Straftatbestand der sexuellen Belästigung und als Erweiterung den sogenannten „Po-Grapsch“-Paragraphen. Dabei wird nur eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten angedroht – zu Haftstrafen kommen es aber nie. Dies zeigte sich erneut im Fall von sechs Afghanen, die wegen Sex-Attacken zu Silvester in Innsbruck festgenommen wurden und nun wieder auf freiem Fuß sind.
In ihren Heimatländern würden diese Täter bei derartigen vergehen deutlich höher bestraft. Die Islam-Expertin empfiehlt deshalb, auch hierzulande Sex-Täter viel härter zu bestrafen.
Islam-Expertin: Opfer von sexuellen Übergriffen „sollen sich wehren“
„Diese Männer müssen wissen, dass ihre Straftaten Konsequenzen haben. Wenn man diese Straftäter nicht in ihre Heimatländer abschieben kann, dann muss man vor Ort Maßnahmen setzen. Zum Beispiel die Grundversorgung kürzen – im schlimmsten Fall, ganz streichen. Auf jeden Fall würde ich auch in Erwägung ziehen, dass man den Familiennachzug anders regelt. Das Straftäter ihre Familien nicht mehr herholen dürfen. Damit sie wissen, dass sie sich an Gesetze halten müssen,” so Mirzo.
Auch Mirzo sei bereits Opfer einer Grapsch-Attacke geworden. Neben ihrem Mann sei sie „sexuell attackiert“ worden. „Ich habe diese Täter gestellt und mit der Tat konfrontiert“, erzählt die Islam-Expertin. Darauf hin sei sie von den Männern bedroht worden.
Sie habe aber gelernt kein Opfer zu sein „und ich möchte auch alle Frauen und Mädchen dazu ermutigen sich zu wehren und die Männer bloß zu stellen – bei ihrer Ehre zu packen.“ Sie empfiehlt den Opfern auch, die Täter bei der Polizei anzuzeigen.
In Saudi-Arabien droht bei Vergewaltigung die Steinigung
„In arabischen Ländern sind sexuelle Übergriffe gesellschaftlich geächtet“, fährt sie fort. Dort käme es aber oft nicht zu einer Anzeige, weil „solche Übergriffe schon auf der Straße reguliert werden”. Wenn sich eine Frau melden würde, dass etwas passiert sei, würden sofort zehn Männer zur Stelle sein, um „dem Täter quasi eine Lektion zu erteilen“.
In den arabischen Ländern würden sexuelle Übergriffe grundsätzlich viel härter geahndet – „mit Gefängnisstrafen und bei Vergewaltigung sogar mit der Todesstrafe“, sagt Mirzo.
In Saudi-Arabien würde eine Vergewaltigung entweder als Ehebruch oder als außerehelicher Verkehr angesehen und der Täter würde auf jeden Fall bestraft. „Im Fall von Vergewaltigung mit hundert Peitschenhieben und im Fall von Ehebruch sogar mit der Todesstrafe durch Steinigung.“
http://www.epochtimes.de/politik/europa/...g-a2040721.html
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KINOSTART „ELLE“ Darf man über eine Vergewaltigung lachen?
Eine Frau wird am helllichten Tag vergewaltigt, geht aber nicht zur Polizei. Sie will kein Opfer sein, sondern wehrt sich auf ihre ganz eigene Weise - „Elle“ wird so zu einem provokanten Film mit einer überragenden Isabelle Huppert.
BERLIN
Darf man bei einem Film über eine Vergewaltigung laut auflachen? Solch eine brutale Tat und Humor passen doch eher nicht zueinander - manchmal aber eben doch, wie nun der neue Film des niederländischen Erfolgsregisseurs Paul Verhoeven eindrucksvoll zeigt.
Denn „Elle“ erzählt von einer Vergewaltigung und ist Drama, Thriller und Komödie zugleich. Vor allem aber Isabelle Huppert in der Hauptrolle macht den Film zu einem Ereignis.
Die Französin spielt Michèle Leblanc, eine Frau in ihren Fünfzigern, die allein lebt und erfolgreiche Chefin eines Unternehmens ist, das Videospiele designt. Eines Tages wird sie in ihrem Haus von einem unbekannten, maskierten Mann brutal angegriffen und vergewaltigt. Es ist die Schlüsselszene des Films: Wie Michèle am helllichten Tag in ihrem noblen Pariser Zuhause zu Boden gedrückt wird. Ihre Schreie gellen durch den Altbau - doch sind es Schreie der Angst, Schmerz oder gar der Lust?
Genau dieser Aspekt hatte im Vorfeld zu Spekulationen geführt: Verhoeven werde mit „Elle“ einen Skandalfilm drehen, mutmaßten einige. Eine Frau wird doch wohl nicht wirklich Lust an solch einem Verbrechen finden? Doch so einfach macht es Verhoeven weder sich noch den Zuschauern. Denn was Michèle tatsächlich empfindet, wird nie eindeutig geklärt.
Vielmehr zeigt Huppert in „Elle“ eine komplexe Reaktion, die nicht vorhersehbar ist. Möglicherweise hat es auch mit ihrer eigenen, dunklen Vergangenheit zu tun, warum sie nicht zur Polizei geht. Das Entscheidende ist dabei allerdings, dass sich Michèle nicht in der Rolle des leidenden Opfers sieht und traumatisiert zurückzieht - sie will sich nicht unterkriegen und ihr Leben von dieser Tat bestimmen lassen.
Stattdessen versucht sie das Spiel aus Macht und Unterwerfung für sich selbst neu zu interpretieren. Das wird den meisten Vergewaltigungsopfern wohl nicht so leicht fallen und für einige sicher auch wie Hohn klingen. Doch der Film „Elle“, der auf einer Buchvorlage von Philippe Djian basiert, versteht sich klar als Fiktion und verweigert eine moralische Bewertung.
Hupperts präzises Spiel wird so zu dem bemerkenswerten Porträt einer starken Frau, die sich nicht an gesellschaftliche Konventionen halten will - völlig zu Recht ist die 63-Jährige für ihre intensive und glaubwürdige Leistung derzeit für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.
Auch für Regisseur Verhoeven (78) ist das Werk ein weiterer Höhepunkt seiner langjährigen Karriere. Drehte er in den 1990er Jahren Kinoerfolge wie das Actionspektakel „RoboCop“ und „Basic Instinct“, in dem ebenfalls eine Frau mit ihrer Sexualität spielte, legt er mit „Elle“ nun ein vielschichtiges und in mehrfacher Hinsicht überraschendes Werk vor: Ohne die Vergewaltigung herunterzuspielen gelingt es ihm, die ernste Geschichte mit leicht überspitztem Humor und einem Gespür für bizarre Situationen zu erzählen.
Michèles Erlebnisse werden mit sarkastischen Dialogen begleitet und lassen den Film fast zu einer Gesellschaftssatire werden. Als Michèle außerdem langsam erkennt, wer ihr Peiniger ist, führt das nicht zu dramatischen Konfrontationen, sondern vielmehr zu absurd-komischen Momenten. So provokant diese Herangehensweise klingen mag - „Elle“ macht sich nie über die Hauptfigur oder das ihr zugefügte Leid lustig, sondern fordert vielmehr die Sehgewohnheiten und Wahrnehmungen der Zuschauer heraus.
http://www.nwzonline.de/kultur/darf-man-...1482742556.html
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ELLE Trailer German Deutsch (2017)
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Isabelle Huppert
Provokanter Film über eine Vergewaltigung: «Elle»
Berlin - Darf man bei einem Film über eine Vergewaltigung laut auflachen? Solch eine brutale Tat und Humor passen doch eher nicht zueinander - manchmal aber eben doch, wie nun der neue Film des niederländischen Erfolgsregisseurs Paul Verhoeven eindrucksvoll zeigt.
Darf man bei einem Film über eine Vergewaltigung laut auflachen? Solch eine brutale Tat und Humor passen doch eher nicht zueinander - manchmal aber eben doch, wie nun der neue Film des niederländischen Erfolgsregisseurs Paul Verhoeven eindrucksvoll zeigt.
Denn «Elle» erzählt von einer Vergewaltigung und ist Drama, Thriller und Komödie zugleich. Vor allem aber Isabelle Huppert in der Hauptrolle macht den Film zu einem Ereignis.
Die Französin spielt Michèle Leblanc, eine Frau in ihren Fünfzigern, die allein lebt und erfolgreiche Chefin eines Unternehmens ist, das Videospiele designt. Eines Tages wird sie in ihrem Haus von einem unbekannten, maskierten Mann brutal angegriffen und vergewaltigt. Es ist die Schlüsselszene des Films: Wie Michèle am helllichten Tag in ihrem noblen Pariser Zuhause zu Boden gedrückt wird. Ihre Schreie gellen durch den Altbau - doch sind es Schreie der Angst, Schmerz oder gar der Lust?
Genau dieser Aspekt hatte im Vorfeld zu Spekulationen geführt: Verhoeven werde mit «Elle» einen Skandalfilm drehen, mutmaßten einige. Eine Frau wird doch wohl nicht wirklich Lust an solch einem Verbrechen finden? Doch so einfach macht es Verhoeven weder sich noch den Zuschauern. Denn was Michèle tatsächlich empfindet, wird nie eindeutig geklärt.
Vielmehr zeigt Huppert in «Elle» eine komplexe Reaktion, die nicht vorhersehbar ist. Möglicherweise hat es auch mit ihrer eigenen, dunklen Vergangenheit zu tun, warum sie nicht zur Polizei geht. Das Entscheidende ist dabei allerdings, dass sich Michèle nicht in der Rolle des leidenden Opfers sieht und traumatisiert zurückzieht - sie will sich nicht unterkriegen und ihr Leben von dieser Tat bestimmen lassen.
Stattdessen versucht sie das Spiel aus Macht und Unterwerfung für sich selbst neu zu interpretieren. Das wird den meisten Vergewaltigungsopfern wohl nicht so leicht fallen und für einige sicher auch wie Hohn klingen. Doch der Film «Elle», der auf einer Buchvorlage von Philippe Djian basiert, versteht sich klar als Fiktion und verweigert eine moralische Bewertung.
Hupperts präzises Spiel wird so zu dem bemerkenswerten Porträt einer starken Frau, die sich nicht an gesellschaftliche Konventionen halten will - völlig zu Recht ist die 63-Jährige für ihre intensive und glaubwürdige Leistung derzeit für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.
Auch für Regisseur Verhoeven (78) ist das Werk ein weiterer Höhepunkt seiner langjährigen Karriere. Drehte er in den 1990er Jahren Kinoerfolge wie das Actionspektakel «RoboCop» und «Basic Instinct», in dem ebenfalls eine Frau mit ihrer Sexualität spielte, legt er mit «Elle» nun ein vielschichtiges und in mehrfacher Hinsicht überraschendes Werk vor: Ohne die Vergewaltigung herunterzuspielen gelingt es ihm, die ernste Geschichte mit leicht überspitztem Humor und einem Gespür für bizarre Situationen zu erzählen.
Michèles Erlebnisse werden mit sarkastischen Dialogen begleitet und lassen den Film fast zu einer Gesellschaftssatire werden. Als Michèle außerdem langsam erkennt, wer ihr Peiniger ist, führt das nicht zu dramatischen Konfrontationen, sondern vielmehr zu absurd-komischen Momenten. So provokant diese Herangehensweise klingen mag - «Elle» macht sich nie über die Hauptfigur oder das ihr zugefügte Leid lustig, sondern fordert vielmehr die Sehgewohnheiten und Wahrnehmungen der Zuschauer heraus.
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Vergewaltigtes Mädchen nimmt sich das Leben - und hinterlässt eine Warnung
Sie wurde gemobbt. Sie wurde von zwei Männern vergewaltigt. Dann sah Cassidy keinen Ausweg mehr und nahm sich das Leben. Vor ihrem Tod schrieb die 15-Jährige einen Brief an ihre Mitschüler.
Diese Geschichte ist zutiefst traurig: Teenager Cassidy Trevan wurde an ihrer Schule Opfer einer Mädchen-Clique, von der sie lange Zeit gemobbt wurde. Eines Tages die vermeintliche Wende: Die Mädchen entschuldigten sich und baten darum, wieder Freunde zu sein. Cassidy glaubte ihnen.
Auf dem gemeinsamen Weg zu einem Festival führte die Clique Cassidy in ein Haus, in dem zwei Jungen auf sie warteten. Die Mädchen "übergaben" sie in die Hände ihrer Vergewaltiger. Ein organisiertes Verbrechen, doch Cassidy hatte Angst, darüber zu sprechen. Mehr als 20 Mal trafen sich Mutter Linda und Cassidy mit Polizeibeamten. Die Mutter versuchte, sie zum Reden zu zwingen, doch Cassidy konnte nicht.
Aus Mangel an Beweisen wurde die Anklage fallen gelassen. Es waren seelische Qualen für Cassidy. Zwei Jahre später sah sie keinen anderen Ausweg und nahm sich das Leben.
Kurz vor ihrem Tod schrieb sie einen Warnbrief an ihre Mitschüler. Den Brief fand ihre Mama auf ihrem Laptop. Es war nicht einfach für Linda, die Geschichte ihres Mädchens an die Öffentlichkeit zu tragen, doch es war wichtig. Andere Opfer und Familien sollten gewarnt werden. "Ich musste zusehen, wie mein Baby für 22 Monate von diesen Dämonen gequält wurde", so Linda in einem herzzerreißenden Facebook-Post.
"Mein Name ist Cassidy Trevan und ich wurde vergewaltigt"
In ihrem Brief schreibt die 15-Jährige, dass sie keine Aufmerksamkeit möchte und auch keine Rache an den Mitschülern, die sie mobbten. Sie wolle andere warnen. Außerdem hoffe sie so, die schrecklichen Erlebnisse besser zu verarbeiten. "Mein Name ist Cassidy Trevan und ich wurde vergewaltigt. Wenn jemand bei dir irgendetwas versucht, glaube mir, es lohnt sich, dagegen zu kämpfen! Wenn du es nicht tust, wirst du es den Rest deines Lebens bereuen, so wie ich es tue. Du kannst es schaffen. Sei vorsichtig. Sei gewarnt. Sei sicher."
Mama Linda erzählt gegenüber 'Nine.com.au': "Das Mobbing begann mit Beleidigungen. Später wurde sie sogar ein- oder zweimal ins Gesicht geschlagen." Cassidy wurde im Social Web attackiert, nach der Schule verfolgt und zog letztlich mit ihrer Mama um. Sie schwänzte die Schule. Immer wieder bekam das Mädchen Panikattacken, doch am Ende konnte ihr nicht geholfen werden.
Diese Geschichte berührt Tausende im Netz. Und Cassidy hatte Recht: Es ist wichtig, andere Jugendliche aufzuklären und vor solchen Situationen mit all ihrer Tragweite zu warnen.
http://www.brigitte.de/aktuell/buzz/cass...n-10900162.html
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WDR 2 Kino
Elle
Von Andrea Burtz
Eine resolute Geschäftsfrau (Isabelle Huppert) macht sich nach einer brutalen Vergewaltigung auf die Suche nach ihrem Peiniger. Psychothriller von Paul Verhoeven mit einer gekonnten Balance zwischen Spannung und Humor.
Isabelle Huppert in einer Szene des Films "Elle"Trailer zum Kinofilm "Elle" | WDR 2 Kino | 16.02.2017 | 01:47 Min. | Verfügbar bis 09.03.2017 | WDR 2
Michèle Leblanc (Isabelle Huppert) ist eine selbstbewusste Frau in den Fünfzigern. Sie lebt allein in einem schmucken Haus am Stadtrand von Paris und leitet erfolgreich eine Firma, die Videospiele designt.
Am helllichten Tag bricht ein maskierter Mann in ihr nobles Pariser Zuhause und vergewaltigt sie. Der Vorfall scheint Michèle anschließend kalt zu lassen. Sie weist die Rolle des passiven Opfers zurück und nimmt ihr Leben umgehend wieder in die Hand. Als sie schließlich den Angreifer aufspürt, verstrickt sie sich mit ihm in ein Spiel aus Neugier, Anziehung und Rache, das jederzeit außer Kontrolle geraten kann.
Das Besondere an Paul Verhoevens Film ist, dass er sich gängigen Erzählweisen und Sehgewohnheiten verweigert. "Elle" ist anders. Diese Michèle geht nicht zur Polizei, ist nicht am Boden zerstört, nicht mal verunsichert. Sie zieht vielmehr furchtlos ins Leben zurück, macht Mitarbeiter fertig und betrügt ihre beste Freundin mit deren Ehemann (Christian Berkel), den sie ständig erniedrigt. Und das alles soll in einem Film funktionieren? Ja und sogar gut.
Denn Verhoeven gelingt es, die ernste Geschichte mit überspitztem Humor und grotesken Situationen zu erzählen, ohne die Vergewaltigung dabei herunterzuspielen. Verhoeven moralisiert nicht. Genauso lässt er Erklärungsversuche auf psychologischer Ebene ins Leere laufen. Er hat keinen US-Mainstreamthriller auf die Leinwand gebracht, sondern einen gelungenen Genre-Hybrid, der von seiner Hauptfigur getragen wird.
Wer könnte diese undurchschaubare Frau besser spielen als Isabelle Huppert? Bis zum Ende schafft sie die Balance, Michèle als unberechenbar und trotzdem glaubwürdig darzustellen. Eine hoch intelligente, entschlossene Frau in Designergarderobe, der man alles zutraut. Zu Recht ist Huppert für ihr fulminantes Spiel mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden und wird auch als beste Hauptdarstellerin bei den Oscars gehandelt.
"Elle" ist kein Film wie…, er lässt keine Vergleiche zu. Gerade beim sensiblen Thema Vergewaltigung hatte die eigenwillige Mischung aus Thriller, Drama und Komödie missraten können. Ist sie aber nicht. Im Gegenteil. "Elle" hat das Zeug zum Kultfilm.
Thrillerkomödie, F/D/B 2016
Regie: Paul Verhoeven ("Total Recall", "Showgirls", "Basic Instinct", "RoboCop", "Starship Troopers", "Black Book")
Darsteller: Isabelle Huppert ("Violette Nozière", "Die Ausgebufften", "8 Frauen", "Die Klavierspielerin", "Liebe"), Laurent Lafitte ("Die purpurnen Flüsse", "Kleine wahre Lügen"), Christian Berkel ("Inglourious Basterds", "Der Untergang", "Das Experiment")
Länge: 125 min
ab 16 Jahren
Kinostart: 16.02.2017
http://www1.wdr.de/kultur/film/elle-100.html
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WILD WILD WEST: AMERIKAKOLUMNE 17. FEBRUAR 2017
Treffen mit dem Vergewaltiger
VON MICHAELA HAAS
Jeden Dienstag muss die Amerikanerin Noemi laut Gerichtsbeschluss dem Mann begegnen, der sie vor fünf Jahren vergewaltigt hat. Der Grund dafür ist kaum zu fassen.
Dienstags. Immer Dienstags. Das ist für die 22 Jahre alte Noemi der schlimmste Tag der Woche, denn es ist der Tag, an dem sie eine Verabredung mit ihrem Vergewaltiger hat. Jede Woche dienstags packt sie ihre vier Jahre alte Tochter ein, fährt mit ihr zum Arbeitsplatz oder dem Zuhause ihres Vergewaltigers und lässt ihre Tochter über den Parkplatz zu seinem Auto laufen.
»Ich halte es nicht aus, ihm in die Augen zu sehen«, sagt Noemi. Zweieinhalb Stunden lang, so hat es das Gericht in Nebraska entschieden, darf Noemis Vergewaltiger mit seiner Tochter allein sein. Unbeaufsichtigt. Während dieser Zeit wird Noemi versuchen, sich abzulenken und Besorgungen zu erledigen, um nicht daran zu denken, dass sie ihre kleine Tochter gerade einem verurteilten Sexualverbrecher ausgeliefert hat. Wenn die Kleine älter ist, wird das Besuchsrecht jedes Jahr ausgedehnt, ab nächstem Jahr muss sie ihre Tochter sogar bei dem Mann übernachten lassen - ebenfalls unbeaufsichtigt.
»Meine größte Angst ist, dass er meinem Kind etwas antut oder irgendetwas Schlimmes passiert«, sagt Noemi. »Ich kann nicht abschätzen, was er mit meiner Tochter vorhat.«
Als ich zum ersten Mal in einer CNN-Dokumentation meiner Kollegin Lisa Ling von Noemis Dilemma hörte, dachte ich, das müsste ein absoluter Einzelfall sein, die absurde Entscheidung eines verbohrten Provinzrichters. Aber tatsächlich ist Sexualstrafrecht in Amerika Sache der Bundesstaaten und mehr als die Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten hat Gesetze, die es Vergewaltigern ermöglichen, ihre Vaterschaftsrechte auszuüben. Die ansonsten sehr schüchterne Noemi – die ihren Nachnamen geheim halten möchte – hat sich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil sie sonst keine andere Möglichkeit sieht.
Bis zu 32.000 Frauen werden jedes Jahr in Amerika durch eine Vergewaltigung schwanger, die Hälfte bis ein Drittel der Frauen entscheiden sich, das Kind zu behalten. Für Noemi kam eine Abtreibung nicht in Frage. »Als ich zum Arzt ging und zum ersten Mal den Herzschlag meines Babys hörte, wusste ich, dass ich das nicht übers Herz bringe.« Sie ist streng katholisch, »und das Kind kann ja nichts dafür, wie es entstanden ist.«
Als sie 18 war, ging sie noch zur Schule und jobbte nebenbei in einem Fast-Food-Imbiss in Norfolk, Nebraska. Ein 20 Jahre alter Mitarbeiter stellte ihr nach. Sie fand ihn eigentlich ganz nett, aber als gläubige Katholikin kam für sie eine sexuelle Beziehung vor der Ehe nicht in Frage. Sie wusste, ehrlich gesagt, nicht einmal genau, wie Sex überhaupt funktioniert. (Dass Teenager darüber nicht Bescheid wissen ist in Amerika, wo Aufklärung in vielen konservativen Schulen nicht auf dem Stundenplan steht, leider gar nicht so selten.) Eines Abends bat er sie, nach der Arbeit länger zu bleiben. Sie dachte, er wolle nur reden, aber er vergewaltigte sie. »Ich war total unerfahren«, sagt sie, »und unglaublich naiv.« Sie kann sich an den Tatabend kaum erinnern, aber der Täter gestand im Polizeiverhör.
Zu dem Trauma Vergewaltigung kommt nun das Trauma, mit dem Täter regelmäßig kommunizieren und ihm das gemeinsame Kind überlassen zu müssen. »Nun muss ich meinem Vergewaltiger SMS oder Emails schicken. Ich muss meine Tochter jemandem übergeben, dem ich nicht vertraue. Ich werde gezwungen, gemeinsam das Sorgerecht für meine Tochter auszuüben und ihn jede Woche zu sehen, mit ihm über die schulischen Aktivitäten meiner Tochter und ihre Gesundheit zu sprechen. Ich sehe keinen Ausweg aus dieser Situation, weil ihm der Staat das Recht übertragen hat, und es gibt nichts, was wir dagegen tun können.«
In amerikanischen Fernsehshows werden oft die Verhandlungen im Gerichtssaal und Jury-Beratungen als dramatisches Finale im Sieg der Gerechtigkeit geschildert. Tatsächlich werden in Amerika nur noch die wenigsten Täter in richtigen Gerichtsverfahren verurteilt. 97 Prozent lassen sich auf einen sogenannten »Plea Deal« ein, eine Verständigung. Sie stimmen einem abgeschwächten Vorwurf zu und bekommen im Gegenzug eine mildere Strafe. Das hat viele Vorteile: Der Staat spart Zeit und Geld, der Täter spart sich einige Jahre im Gefängnis, und das Opfer, nun ja, das Opfer muss eben sehen, wie es mit den Konsequenzen zurechtkommt.
Noemis Vergewaltigung erfüllt den Tatbestand der sexuellen Straftat ersten Grades, nämlich einer Vergewaltigung mit Schwangerschaftsfolge. Damit verliert ein Vergewaltiger auch in Nebraska automatisch die Vaterschaftsrechte. Die Tat an sich ist unbestritten: Der Täter hat gestanden. Aber durch den Plea Deal bekannte sich der Täter nur einer sexuellen Nötigung dritten Grades schuldig. Und damit darf er die Vaterschaftsrechte behalten.
Als Noemi staatliche Hilfe für die Gesundheitsversorgung ihrer Tochter beantragte, musste sie auch den Namen des Vaters angeben. Der Staat wandte sich dann mit der Forderung nach Unterhaltszahlungen an ihn. Damit begann der zweite Teil von Noemis Albtraum. Fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter begann der Täter, regelmäßige Besuche seiner Tochter zu verlangen – und das Gericht gab ihm Recht. In gewisser Weise ist dem Täter damit nicht nur sein Kind ausgeliefert, sondern auch sein Opfer.
Viele Frauen zeigen Vergewaltigungen nicht an – auch deshalb, weil sie sich davor fürchten, ihrem Vergewaltiger vor Gericht wieder zu begegnen. Nur 19 Prozent der Vergewaltigungen in Amerika würden überhaupt angezeigt, schätzt das National Institute of Justice. Nur ein Drittel dieser Anzeigen landen vor Gericht. Und von den Angezeigten werden weniger als die Hälfte verurteilt.
Dass nun ein – noch dazu so junges – Opfer, das die Tat anzeigte und eine Verurteilung erwirkte, die nächsten 16 Jahre damit leben muss, dass sie ihren Vergewaltiger an der Kindeserziehung beteiligen muss, wirkt wie eine doppelte Bestrafung des Opfers. Was für ein Signal sendet Noemis Erfahrung an andere Vergewaltigte, die sich überlegen, die Tat anzuzeigen? Noemi zeigt SMS-Botschaften ihres Vergewaltigers, die er ihr schickte, als sie schwanger war. Darin fordert er, sie solle das Kind abtreiben lassen oder sich die Treppe hinunterstürzen. Sie sagt, sie habe um ihr Leben gefürchtet. Aber auch das hielt das Gericht nicht davon ihm, ihm Umgangsrechte zu gewähren.
Sogar Ariel Castro, der sadistische Kidnapper von Cleveland, Ohio, der drei junge Frauen entführte und fast 10 Jahre lang in seinem Keller gefangen hielt, forderte ein Umgangsrecht mit der in der Gefangenschaft gezeugten sechs Jahre alten Tochter. Und die Anwälte des Opfers mussten feststellen, dass es kein Gesetz gab, das ihm den Umgang eindeutig verweigerte. (Castro erhängte sich, nachdem ihn das Gericht zu 100 Jahren Strafe verurteilt hatte.)
In Nebraska und anderen Staaten wie etwa Maryland versuchen Opferorganisationen, Gesetzesänderungen durchzukämpfen. Noemi bereitet derzeit ihre Aussage vor dem Ausschuss vor und wie sie melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die eine Chance sehen, auf ihre besondere Leidens-Situation aufmerksam zu machen.
Shauna Prewitt ist eine heute 34 Jahre alte Anwältin in Chicago. Sie wurde als 21 Jahre alte Studentin in Missouri von einem Fremden vergewaltigt, schwanger und bekam das Kind. Genau wie Noemi machte sie die Erfahrung, dass der Vergewaltiger plötzlich seine Vaterrechte einklagte, als der Staat Unterhalt von ihm forderte. »Als der Brief kam, habe ich erstmal laut aufgelacht, weil ich das für so absurd hielt, dass ich dachte, das Schreiben kann ich in den Müll werfen.
Aber das Lachen ist mir schnell vergangen.« Sie beschreibt »den Schock, die Angst und den Terror, dass ich ihm meine Tochter überlassen sollte, aber auch selbst 18 Jahre lang mit ihm zu tun haben würde.« Sie gewann schließlich vor Gericht, »aber ich weiß, dass viele Frauen nicht soviel Glück haben wie ich.« Durch diese Erfahrung stellte sie die Weichen für ihr Leben neu: Weil sie an ihrem eigenen Leib erlebte, »wie viele Hindernisse einer vergewaltigten Frau in den Weg gelegt werden«, sattelte sie auf Jura um und wurde Anwältin.
Prewitt verteidigt heute als Partnerin einer Kanzlei in Chicago vor allem Einwanderer, aber der Kampf gegen die Väterrechte von Vergewaltigern bleibt eines ihrer Themen, so lange das Problem nicht gelöst ist: »Es ist wichtig, im Auge zu behalten, wie sich das gemeinsame Sorgerecht auf die Mutter auswirkt, die dadurch immer wieder mit dem Trauma der Vergewaltigung konfrontiert wird«, sagt Prewitt. »Es hat wirklich negative Folgen, ähnlich einer posttraumatischen Belastungsstörung. Wenn zwei Eltern ihr Kind nicht gemeinsam erziehen können, müssen die Elternrechte eines Beteiligten zurück stehen. Unter diesen Umständen sollten das die Rechte desjenigen sein, der die Straftat begangen hat.«
MICHAELA HAAS
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/...m-Vergewaltiger
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