RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#1 von Christine , 04.01.2015 13:21

SUIZID
Wenn der Tod zur Sehnsucht wird
Von Volkart Wildermuth

Weltweit sterben mehr Menschen durch Selbstmord als durch Mord, Krieg, Unfall oder Aids. Der Psychiater Thomas Bronisch gibt mit seinem überarbeiteten Standardwerk "Suizid" einen wohltuend sachlichen Überblick und zeigt, wie man Warnzeichen erkennen kann.

Weltweit übersteigt die Zahl der Suizidopfer die Zahl der Mord-, Kriegs,-, Unfall- und Aidstoten zusammen – das gilt auch für Deutschland. Seit 2009, nach dem Selbstmord des Nationaltorhüters Robert Enke, steigen die Zahlen an. Und obwohl das so ist, wird der Suizid nach wie vor tabuisiert, schreibt Thomas Bronisch. Er arbeitet am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und legt nun sein Standardwerk in überarbeiteter Version neu vor.

Erhöhtes Risiko durch Depression, Schizophrenie und Drogensucht
Der Suizid eines Menschen trifft viele: Neben dem Opfer auch die Angehörigen, die Menschen, die Zeugen werden oder etwa der Zugfahrer, der unfreiwillig in die Tat verwickelt wird oder die Sanitäter und Ärzte, die vor Ort agieren müssen. Sie alle stehen vor der Frage: Warum? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, aber man kann Warnzeichen erkennen, so Bronisch.

Statistisch gesehen sterben zwar mehr Männer durch einen Suizid, aber deutlich mehr Frauen unternehmen einen Versuch. Krankheiten wie Depression, Schizophrenie oder eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sind wichtige Risikofaktoren. Und wer eher impulsiv und aggressiv veranlagt ist, hat ein erhöhtes Risiko, einen Suizidgedanken auch tatsächlich in die Tat umzusetzen. Aber all dieses statistische Wissen erlaubt nicht, vorherzusagen, wer wirklich gefährdet ist.

Sterbehilfe als individuell vernünftige Option
Trotzdem ist Boenisch nüchterner Blick wertvoll, denn nur so eröffnen sich der Gesellschaft Handlungsmöglichkeiten, etwa Therapieangebote leicht zugänglich zu machen oder die Umsetzungsmöglichkeiten zu erschweren. In den USA haben Staaten mit strikteren Waffengesetzen weniger Suizide, in England sank die Rate deutlich, als die Zusammensetzung von Gas im Haushalt verändert wurde. Wirkungsvoll erwies sich auch eine Änderung in der Berichterstattung: Als österreichische Medien in den 1980ern aufhörte, über U-Bahn-Suizide zu berichten, sank die Zahl der Suizidversuche an den Bahnsteigen um 75 Prozent. Umgekehrt kommt es immer zu Folgetagen, wenn über den Selbstmord eines Prominenten groß berichtet wird.

Thomas Bronisch selbst schreibt wohltuend sachlich, wohl auch um eine Nachahmungstat zu vermeiden. Sein Schwerpunkt liegt auch Prävention. Er appelliert an jeden, Selbstmordgedanken ernst zu nehmen und sich frühzeitig Hilfe zu holen. Nur in einem Punkt weicht er von dieser Linie ab: Im Kapitel Sterbehilfe, das er dieser Auflage neu hinzugefügt hat, kommt er zu dem Schluss, dass wenn eine Krankheit unerträglich wird und es keine Aussicht auf Besserung gibt, ein Suizid eine individuell vernünftige Option sein kann.

Ansonsten betont der Psychiater, dass dem Thema Suizid ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse wie anderen lebensbedrohlichen Krankheiten. Sein Buch ist dazu ein erster Schritt, es bringt das Tabuthema zurück in die Öffentlichkeit – genau also dorthin, wo es hin gehört!

http://www.deutschlandradiokultur.de/sui...ticle_id=306444


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#2 von Christine , 04.01.2015 13:22

Studentin des Monats: Maryam macht Mut

Wie fühlt sich das an, wenn es scheinbar keine Ausweg mehr gibt? In der Suizidberatung "U25" arbeiten junge Leute, die selbst erlebt haben, was Verzweiflung ist und deshalb gut darüber reden können - so wie Maryam.


Eigentlich wollte sie sich umbringen am 13. Februar 2007, doch Maryam, die ihren kompletten Namen aus guten Gründen verschweigt und sich nur anonym fotografieren lassen wollte, entschied sich anders. Heute ist sie 24, studiert Psychologie in Freiburg und arbeitet für "U25", eine Onlineberatung für Jugendliche und junge Erwachsene, die keine Lust mehr aufs Leben haben. Das "U25"-Team besteht aus 40 Mitarbeitern, die alle von Sozialarbeitern gelernt haben, wie man Menschen in Krisen am besten begegnet. Es war aber nicht nur dieses Training, dass Maryam nun bei der Arbeit hilft - es ist auch ihre eigene Geschichte.

"Ich weiß, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt", sagt sie. Maryam war 16, als sie ihrem Leben an jenem Dienstag ein Ende bereiten wollte. Sie litt unter Depressionen und fühlte sich "unsichtbar, wie eine Hülle, die einen Kopf durch die Gegend trägt". Irgendwann sah sie nur noch einen Ausweg: Selbstmord.

Als sie ein letztes Mal ihre E-Mails checken wollte, befand sich eine Nachricht des Schulpsychologen im Posteingang - er war von ihrem Religionslehrer alarmiert worden, der sich schon lange Sorgen um sie machte. Der Psychologe bat um einen Anruf. Maryam zögerte, las die E-Mail noch einmal. Dann rief sie ihn an. Der Mann redete behutsam auf sie ein und erreichte, dass sie eine Therapie machte.


Maryam will mit ihrer "U25"-Arbeit nun Ähnliches erreichen und betreut in einer Woche bis zu drei Hilfesuchende. Anonymität ist dabei wichtig, das enthemme, sagt Maryam. Hart wird es für die Berater, wenn die Betroffenen nach langem E-Mail-Verkehr plötzlich den Kontakt abbrechen und nicht mehr zurückschreiben. Gegen die Sorge, dass sie sich das Leben genommen haben, hilft dann nur noch die Gewissheit, dass man Hilfe angeboten habe: Mehr könne man ja nicht tun, sagt Maryam.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium...-a-1009130.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#3 von Christine , 23.01.2015 11:29

Suizide in Bayern
Wenn Menschen keinen Ausweg mehr sehen
Trauriger Rekord: In keinem anderen westlichen Bundesland nehmen sich so viele Menschen das Leben wie in Bayern. Mit 1.727 Suiziden gab es hier im Jahr 2013 mehr Tote als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Aids, Mord und Totschlag. Von Claudia Gürkov.

Von: Claudia Gürkov
Stand: 23.01.2015


Es ist ein Mittwochnachmittag, als Susan ihre Lebenspartnerin Petra zum Arzt im Notdienst fährt. Weil Petra sich einweisen lassen will. Nach einer schlimmen Krankheit ging es Petra psychisch immer schlechter. Aber der Mediziner will ihr keinen Überweisungsschein ausstellen. Sie sei nicht krank genug, sagte er. Es ist nun vier Jahre her, aber Susan erinnert sich noch genau an das Gespräch: Sie hat dann gefragt: Wie ist das, muss ich vom Balkon springen? Und er sagte, ja, so ist das hier in Bayern. Petra bekommt lediglich ein Rezept für Medikamente, steigt auf ärztlichen Rat wieder in ihren Job ein. Keine Woche später ist sie tot. Petra hat sich das Leben genommen.

Bayern ist trauriger Spitzenreiter bei Suiziden

Petra aus Aschaffenburg steht für eine traurige statistische Zahl. Sie ist einer von 1.765 Menschen in Bayern, die sich damals, im Jahr 2011, das Leben genommen haben. Wenn man die aktuellsten Zahlen von 2013 auf die Bevölkerung runterrechnet, liegt Bayern beim Vergleich der Bundesländer im Spitzenfeld. Und während die Zahl der Suizide sich im ganzen Bundesgebiet seit den 1980er-Jahren halbiert hat, sinkt die Zahl in Bayern wesentlich langsamer.

…nur warum, das weiß niemand so genau


Warum sich so viele Menschen in Bayern das Leben nehmen, kann sich derzeit niemand so richtig erklären. Denn in katholischen Bundesländern, in Bundesländern mit guter Wirtschaft oder auch in Flächenländern ist die Suizidrate statistisch gesehen geringer. Warum das für Bayern nicht gilt, ist nicht erforscht. Auch für die unterschiedlichen Zahlen innerhalb Bayerns gibt es keine Erklärungen. Inoffiziell heißt es von Behörden, man stehe vor einem Rätsel. Derzeit untersucht die psychologische Autopsie in Kempten 650 Suizidfälle und will in spätestens zwei Monaten Antworten liefern. Es ist die erste fundierte Ursachenforschung in Bayern.


Grund könnte mangelnde psychiatrische Versorgung sein
Nur wenn man die Ursachen kennt, kann man sie bekämpfen. Und die Suizidrate so vielleicht verringern. Immerhin: Hypothesen gibt es schon einige. Dass die hohe Rate mit der schlechten psychiatrische Versorgung zusammenhängt zum Beispiel. Das vermuten Forscher, Suizidgefährdete und Hinterbliebene.

"Es fehlt ein deutsches nationales Suizid-Präventionsprogramm, das im größeren Stil die Erforschung der Suizidalität fördert."
Reinhold Lindner (Suizidologe)


14 von 10.000 Einwohnern im Allgäu setzen jährlich ihrem Leben selbst ein Ende. Damit gibt es dort eine überdurchschnittlich hohe Selbstmordrate. Am BKH Kempten soll eine Pfarrerin ein Konzept erarbeiten, um dem entgegenzuwirken.

Nach dem Suizid ihrer Lebensgefährtin Petra stellte Susan an Petras Computer fest, dass diese über lange Zeit verzweifelt versucht hatte, eine Psychotherapeutin zu finden. Ohne Erfolg.

Hilfesuchende müssen oft mehrere Monate auf einen Therapieplatz warten. Das berichtet auch Carolin Hajek-Werner von der Selbsthilfegruppe Lebensmüde-Lebensmut in Haßfurt. Sie leidet seit zwölf Jahren an Depressionen. Dabei kann schnelle und professionelle Hilfe bei Menschen, die Suizidgedanken haben viel bewirken. In einigen Städten Bayerns gibt es Notfalltherapeuten oder andere Krisen-Anlaufstellen. Aber das Angebot ist von Wohnort zu Wohnort verschieden.

Auch Angehörige brauchen dringend Hilfe
Susan und Petra haben damals nicht gewusst, wohin sie sich hätten wenden können. Die Ärzte hätten es wissen müssen. Immerhin: Nach Petras Suizid sorgte ein Mediziner dafür, dass Susan schnell geholfen wurde. Er vermittelte ihr eine Psychotherapeutin, die erst einmal fragte, ob Susan privat versichert sei. Und das ist sie. Susans Lebensgefährtin Petra war Kassenpatientin. Susan hat Hilfe bekommen: Sie hat mehrere Psychotherapien hinter sich und besucht bis heute einen Psychiater.

"Ich wollte auch nicht mehr Leben, warum denn. Man hat Schuldgefühle, da habe ich wirklich dran gearbeitet – aber ich bin nicht die gleiche Person wie vorher."
Susan

Nun steht auch Susan für eine Zahl: Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass jeder Suizid mindestens sechs Menschen so schwer trifft, dass sie professionelle Hilfe brauchen. Das sind allein in Bayern Jahr für Jahr über 10.000 Menschen.

Weil es ihnen von Bund und Ländern zu wenig Hilfs-Angebote gibt, sind im Kreis Rottal-Inn jetzt Schulen aktiv geworden. Im Raum Eggenfelden zum Beispiel haben gleich mehrere Schulen erleben müssen, dass Schüler Suizid begehen. Als sich vor ziemlich genau einem Jahr eine Schülerin der staatlichen Realschule in Eggenfelden das Leben nahm, beschloss Rektor Anton Huber, offensiv damit umzugehen. Gemeinsam mit Markus Enghofer, dem Schulleiter des örtlichen Gymnasiums gründete er einen Runden Tisch.

"Das nächste Kriseninterventionsteam sitzt in Vilsbiburg (Anmerkung der Redaktion: 36 Kilometer entfernt). Bis das dann im Notfall über die Schulberatung aktiviert wird, vergehen viele Stunden, in denen viel schief laufen kann."
Anton Huber, Rektor der Staatlichen Realschule Eggenfelden

Landkreis und Kirche wollen nun Fachleute bezahlen
Die beiden Rektoren musste vor Ort zuerst harte Überzeugungsarbeit leisten. Inzwischen aber sitzen die Kirchen, mehrere Kliniken und Therapeuten sowie Vertreter der Stadt Eggenfelden und des Landkreises Rottal-Inn gemeinsam am Runden Tisch. Schon bald sollen nun Fachleute finanziert werden. Ihre wesentliche Aufgabe wird die Suizid-Prävention. Rund eine halbe Million Euro will der Kreis Rottal-Inn mit Hilfe der Kirchen dafür aufbringen.

"Eigentlich sollte es nicht sein, dass das eine freiwillige Leistung des Landkreises ist. Sondern das sollte eine selbstverständliches Angebot einer modernen, den tatsächlichen Herausforderungen sich stellenden Schule sein."
Markus Enghofer, Schulleiter Gymnasium Eggenfelden

Kritik an den zuständigen Ministerien
In die Suizidprävention sind in Bayern drei Ministerien eingebunden. Das Gesundheitsministerium, das Sozialministerium – vor allem in puncto Flüchtlingen – und das Kultusministerium, das für die Schulen verantwortlich ist. Alle drei haben die beiden Rektoren um Hilfe gebeten. Aus München sei aber „praktisch null Unterstützung gekommen“, so Rektor Anton Huber. Er und auch sein Kollege Markus Enghofer halten das staatliche Angebot für nicht ausreichend.

Gesundheitsministerium: Bayern ist in Suizidprävention gut aufgestellt
Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks gibt das Gesundheitsministerium zur Antwort, Bayern sei sowohl in Sachen Suizidprävention als auch in der Suizidforschung „gut aufgestellt“. Als Beispiel nennt eine Sprecherin verschiedene Bündnisse und Initiativen, so zum Beispiel „Gemeinsam gegen Depression“ in Bayreuth.

Außerdem fördere das Gesundheitsministerium drei Präventionsprojekte, die vor allem auf Depression abzielen. Das Sozialministerium sagt, es wäre zwar für Suizidprävention generell nicht zuständig, nennt aber Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche wie Erziehungsberatungsstellen oder Jugendämter. Für Flüchtlinge verweist es auf niedergelassene Ärzte und Ärztezentren in den Flüchtlings- und Notunterkünften. Auch das Kultusministerium sieht sich gut gerüstet: Unter anderem habe man in Bayern 1870 Beratungslehrer und 840 Schulpsychologen. Derzeit besuchen im Freistaat rund 1,7 Millionen Kinder und Jugendliche die Schule.

Über Konsequenzen aus Petras Geschichte wird wohl im Landtag diskutiert
Der Landesverband Bayern der Angehörigen Psychisch Kranker will nachhaken, warum Petra nicht die Hilfe bekam, nach der sie sogar verlangte. Auch die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, Kathrin Sonnenholzner von der SPD, ist schockiert. Sie will das Thema Suizid und Prävention nun im Ausschuss aufgreifen:

"Wir wissen ja, dass wir zu wenig Psychiater und Psychiaterinnen haben, aber wir müssen es in jedem Fall gewährleisten, dass jemand in einer akuten Situation innerhalb von 24 bis 48 Stunden einen konkreten Ansprechpartner kriegt. Ich halte es für unerträglich, wenn ich höre, dass es da Wartezeiten von drei Wochen bis zu sieben Monaten gibt."
Kathrin Sonnenholzner, SPD, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses

Nach Petras Tod hat ihre Lebensgefährtin Susan lange überlegt, ob sie die Ärzte anzeigen will, die Petra damals die Einweisung verweigerten. Sie hat sich dagegen entschieden. Stattdessen hat sie nun ihre und Petras Geschichte öffentlich gemacht. Um so zu verhindern, dass anderen Menschen ähnliches passiert.

http://www.br.de/nachrichten/suizide-pra...bayern-100.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#4 von Christine , 01.03.2015 10:28

Mord und Suizid in Bogenhausen

Rentner ertränkt Frau und springt vom Dach - tot
az, 23.01.2015 12:26 Uhr


Noch ein Beziehungsdrama in Bogenhausen: Ein 81-Jähriger ertränkt seine Ehefrau in der Badewanne und springt anschließend vom Dach des Hauses. Das Ehepaar hinterließ einen gemeinsamen Abschiedsbrief.

Bogenhausen - Tatort Bogenhausen! In dem Nobelviertel ereigneten sich am Donnerstag gleich zwei schlimme Beziehungsdramen: Ein 65-Jähriger schoss seiner Freundin (37) nach einem Streit ins Gesicht und sprang anschließend aus dem Fenster des zweiten Stockes. Er überlebte. Eine weitere Beziehungstat spielte sich nur ein paar Straßen weiter ab.


Erst tötete der Rentner seine Frau, dann sprang er in den Tod

Gegen 23.30 Uhr wählt ein 81-jähriger Rentner die Nummer der Rettungsleitstelle. Er teilt den Beamten mit, dass er gerade seine Ehefrau ertränkt habe.

Die Polizei eilt zum Haus des Ehepaares in Bogenhausen. Als sie dort ankommen, ist es bereits zu spät. Die Polizisten hören noch den Aufprall des Körpers. Der 81-Jährige sprang vom Dach seines Hauses.

Sowohl für ihn, als auch für seine 80-jährige Ehefrau, die tatsächlich ertränkt in der Badewanne lag, kam jede Hilfe zu spät.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat der Mann zunächst seine Frau getötet, oder zumindest bei ihrem Suizid unterstützt. Dann stieg er auf das Hausdach, um von dort in den Tod zu springen.

Das Rentner-Ehepaar hatte die Tat offenbar im Voraus geplant. Die beiden haben einen gemeinsamen Abschiedsbrief verfasst. Darin heißt es, die schwere Krankheit der Frau habe sie zu dem folgenschweren Entschluss geführt.

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inha...62ca4b2495.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#5 von Christine , 01.03.2015 10:29

Suizide bei Bundeswehr "beunruhigend" Das Jahr 2014 war für die Bundeswehr ein Jahr der Wahrheit, sagt der Wehrbeauftragte Königshaus. Er spricht von "unzumutbaren Überforderungen". Die Anzahl der Suizide sei "beunruhigend".

Der scheidende Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus hat in seinem letzten Jahresbericht eine zum Teil unzumutbare Überforderung der Soldaten und große Mängel bei Ausrüstung und Kasernen angeprangert. Materiell stehe die Bundeswehr an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, heißt es in dem 115-seitigen Bericht, den Königshaus am Dienstag in Berlin vorlegte. Er fordert darin eine Erhöhung des Verteidigungsetats, um die Mängel zu beheben. Insgesamt gingen beim "Anwalt der Soldaten" im vergangenen Jahr 4645 Beschwerden ein, im Vorjahr waren es noch 5095.

"Das Jahr 2014 war für die Bundeswehr ein Jahr der Wahrheit", leitet der Wehrbeauftragte des Bundestags seinen Jahresbericht ein. "Die Rückstände bei der baulichen Unterhaltung und der Instandhaltung des Geräts haben einen nicht länger hinzunehmenden Umfang erreicht."

Königshaus führt das vor allem darauf zurück, dass sich das Verteidigungsministerium jahrelang auf eine gute Ausrüstung der Truppe in Einsatz konzentriert und dabei den Grundbetrieb zu Hause vernachlässigt habe. Der Wehrbeauftragte kritisierte auch, dass sich die Einsatzbelastung auf bestimmte Truppenteile konzentriert.

"Bereits heute sind unzumutbare Überforderungen zu verzeichnen, weil die nach dem Prinzip "Breite vor Tiefe" aufgestellte Truppe immer wieder die gleichen Aufgaben übernehmen muss, ohne dass diese Bereiche gezielt verstärkt wurden", heißt es in dem Bericht. Diese Entwicklung sei "überaus beunruhigend". Gemeint sind unter anderem die Sanitäter und die Lufttransport-Kräfte.

"Schimmelbefall, Kloakengeruch"

Als unzumutbar bezeichnet Königshaus auch den Zustand der Kasernen. 38 Prozent der Soldaten-Unterkünfte wiesen größere Mängel auf. Neun Prozent, das heißt 269 von 3000 Gebäuden, seien eigentlich unbewohnbar – und würden trotzdem bewohnt. "Überbelegung von Stuben, Rost- und Schimmelbefall, Kloakengeruch und im Winter defekte Heizkörper im Sanitärbereich sind exemplarisch für die an vielen Standorten seit Jahren vernachlässigte Infrastruktur."

Besorgt zeigte sich Königshaus über die Zahl der Suizide in der Bundeswehr. Im abgelaufenen Jahr seien ihm 24 vollendete und 43 versuchte Suizide bekannt geworden. "Die Zahl als solche halte ich für beunruhigend", sagte er. "Ich wäre froh, man würde intensiver darauf dringen, dass wir die Suizidzahlen in Richtung Null bringen." Die Motive für die Selbsttötungen lägen meist im Privatleben der Soldaten, allerdings könne in manchen Fällen auch die räumliche Trennung von den Familien ein Faktor gewesen sein.

"Vieles wurde vernachlässigt"

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Montag angekündigt, die Mittel für die Sanierung von Kasernen von 500 auf 750 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren aufstocken zu wollen. Königshaus fordert dagegen ein Investitionsprogramm im Milliardenbereich.

Bei der Ausrüstung verwies Königshaus auf eine lange Liste mit den Mängeln bei den Großgeräten der Bundeswehr, die der Generalinspekteur Volker Wieker im vergangenen September vorgelegt hat. "Hier ist anzumerken, dass die Situation teilweise bei einigen in den Listen nicht behandelten Waffensysteme noch unbefriedigender ist", schreibt er. "Vieles, was nicht unmittelbar für die laufenden Einsätze relevant war, wurde vernachlässigt."

Königshaus (FDP) wird im Mai nach fünf Jahren im Amt vom derzeitigen Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Hans-Peter Bartels (SPD), abgelöst.

http://www.welt.de/politik/deutschland/a...unruhigend.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#6 von Christine , 01.03.2015 10:30

Depression
Witwe spricht spricht zum ersten Mal nach Enkes Suizid über Depression
15.01.2015 | 18:49 Uhr

Frankfurt. Zum ersten Mal nach dem Suizid von Robert Enke hat seine Witwe Teresa Enke öffentlich über die Depressionen des Nationaltorwartes gesprochen.

„Es muss einen Sinn ergeben: Mein Mann soll nicht in Vergessenheit geraten. Es braucht sich keiner zu schämen, der Brustkrebs oder Depressionen hat!“ Es waren starke Sätze, die Teresa Enke, die Witwe von Torhüter Robert Enke, etwa fünf Jahre nach dessen Suizid der Öffentlichkeit zu sagen hatte.

Ebenso aufgewühlt hatte auch Ronald Reng, Buchautor, Biograf und enger Freund von Robert Enke geredet. Beide hätten sich noch nie öffentlich mit dem Tod des Nationaltorwarts Robert Enke so auseinandergesetzt wie am Donnerstag im Museum von Eintracht Frankfurt, sagten sie. Das Thema: „Depressionen – Wenn Sport auf die Seele drückt“.

"Der Konkurrenzkampf hat ihn kaputt gemacht"
Reng verwies darauf, dass während Enkes Engagement bei Borussia Mönchengladbach in den 90er Jahren „fünf Spieler an einer psychischen Erkrankung litten.“ Alle mussten sich verstecken. So wie der blonde Tormann aus Jena, der „das Talent hatte, ein guter Schauspieler zu sein – aber mit seiner Depression war es sein Verhängnis“, so Reng. „Wenige haben die Warnsignale gehört, weil die Vorbildung fehlte.“

Am Montag den 10. November jährt sich der Todestag Robert Enkes zum fünften Mal. Die frühere Nummer eins im DFB-Tor, der an schweren Depressionen...

Teresa Enke stellte klar heraus, dass die verhängnisvolle zweite klinische Depression im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft stand. „Der geschürte Konkurrenzkampf mit René Adler – das war schlimm für ihn. Die Nationalmannschaft war ihm so wichtig, das war sein Traum, aber das hat ihn kaputt gemacht.“

Enke war in professioneller Behandlung
Die 38-Jährige berichtete, dass ihrem Ehemann in dieser Phase, als der „einsame Cowboy im Strafraum“ sich längst beim Kölner Psychiater Valentin Markser in professioneller Behandlung befand, das erworbene Standing in Hannover nicht mehr ausgereicht habe. „Da hätte er sich auch zehn Spiele die Bälle reinwerfen können“.

Sowohl Bundestorwarttrainer Andreas Köpke als auch DFB-Psychologe Hans-Dieter Hermann hätten zwar beizeiten gespürt, dass Leistungsdruck den befreundeten Keepern Enke und Adler nicht wirklich gut bekam, aber in die Seele des 96-Schlussmannes blickten sie ebenso wenig wie die im Verein besorgten Mitspieler Hanno Balitsch oder Arnold Bruggink.


Es ging gestern nicht um Vorwürfe. Vielmehr warb Reng um Verständnis für Trainer im Profigeschäft, die „die Hälfte aller Mitarbeiter vor den Kopf stoßen müssen.“ Aber Teresa Enke machte klar, dass die Trainer und Betreuer im Jugendbereich nicht Psychologie studieren müssten, „sie müssen nur offen sein“.

Professionelle Hilfe
DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig dürfte genau hingehört haben, dass Reng es zwar begrüßt, in den Auflagen zu den Nachwuchsleistungszentren die Anstellung eines Psychologen zu verankern, doch hierbei müsse eine Qualitätskontrolle her: „Die meisten Psychologen oder Mentaltrainer sind dafür da, die Leistung zu optimieren, aber nicht geeignet, psychische Erkrankung zu therapieren.“

Noch immer gebe es „Nachholbedarf, was die Erkennung von Depressionen angeht“. 15 Prozent aller klinisch Depressiven versuchen einen Selbstmord. Teresa Enke will, dass kein Spitzensportler sich das Leben nimmt, weil er psychisch in der Sackgasse gelandet ist. „Das darf nie mehr vorkommen! Viele sagen, es hat sich nichts geändert. Ich sage, es hat sich viel geändert.“


Ralf Rangnick habe beispielsweise nach seinem Burnout problemlos auf die Bühne zurückkehren können. „Wir möchten, dass jeder sich öffnen kann, ohne stigmatisiert zu werden.“ Dabei hilft die mit DFB-Unterstützung gegründete Robert-Enke-Stiftung oder der Zusammenschluss von Spezialisten an acht bundesweiten Uni-Kliniken.

Frank Hellmann


http://www.derwesten.de/panorama/teresa-...ml#plx660878276


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#7 von Christine , 01.03.2015 10:31

Facebook startet Selbstmord-Prävention

Aktualisiert am 28. Februar 2015, 14:03 Uhr In Kooperation mit
Facebook-Nutzer mit Selbstmordgedanken sollen künftig Hilfe angeboten bekommen.

In Zusammenarbeit mit der University of Washington hat Facebook neue Online-Tools entwickelt, mit denen Selbstmord-Absichten frühzeitig erkannt und betroffenen Nutzern Hilfestellungen angeboten werden sollen.

Wer entsprechende Posts auf Facebook entdeckt, kann diese melden. Die Beiträge werden dann von Mitarbeitern überprüft. Deuten Beiträge auf Selbstmordgedanken hin, so schickt Facebook der betreffenden Person mehrere Meldungen, in denen Hilfe durch professionelle Hotlines angeboten wird. Auf Screenshots der Funktion wird ersichtlich, dass betroffene Nutzer auf ihren Post hingewiesen werden und danach mehrere Auswahlmöglichkeiten für Hilfe erhalten.

Von der Organisation Suicide Prevention Australia wurde die Neuerung bereits positiv aufgenommen. Firmenchefin Sue Murray sieht darin eine gute Möglichkeit, Selbstmorde zu verhindern.

In den USA steht die Funktion auf Facebook ab sofort zur Verfügung. Das Unternehmen will die Melde- und Beratungsfunktion in Zukunft jedoch auch in anderen Ländern anbieten.


http://web.de/magazine/digital/facebook-...ention-30478388


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#8 von Christine , 01.03.2015 10:32

Todesschüsse provoziert
Polizisten werden für Selbstmord missbraucht

Lebensmüde oder verwirrte Menschen zwingen Polizisten manchmal zum Todesschuss. Ein provozierter Selbstmord ist eine Extremsituation, selbst für abgebrühte Polizisten. In Stuttgart wäre es fast zu einem solchen Fall gekommen.

Wenn Lebensmüde den Todesschuss durch Polizisten provozieren, wird das andere Leben missbraucht, um das eigene Leben zu beenden. Für die Polizei ist es schwer bis unmöglich, das in einer bedrohlichen Situation zu erkennen. Denn aus Studien in den USA - wo der provozierte Selbstmord als "suicide by cop" schon länger bekannt ist - geht hervor, dass die Täter meist mit echten Waffen hantieren. Im aktuellen Fall eines 34-Jährigen in Stuttgart war aber eine schwarze "Taurus PT 92 AF" im Spiel - eine Softairwaffe, von einer echten Pistole nicht zu unterscheiden. Aus der Gesamtsituation gehe hervor, dass der Täter sich erschießen lassen wollte, sagte ein Polizeisprecher.

Mitten in der Nacht liefert sich der 34-Jährige nach offiziellen Angaben einen Schusswechsel mit der Polizei. Dabei wird er am Bahnhof im Stadtteil Untertürkheim in der Nacht zum Mittwoch angeschossen und schwer am Bauch verletzt. "Der nächste, der kommt, den bringe ich um", drohte der Mann den Beamten schon am Telefon. Als Polizisten zum Tatort fahren, eskaliert die Situation. Der 34-Jährige eröffnet sofort das Feuer. Auf dem Weg ins Krankenhaus, spricht er es aus: Ja, er wollte und wolle sterben. Der 34-Jährige ist polizeibekannt.

Kein Unbekannter für die Polizei

Es ist der zweite derartige Fall in Stuttgart seit 2013. Polizisten dürfen ihre Waffen nur in Extremsituationen einsetzen. Gründe sind meist Notwehr oder der Schutz eines Bedrohten. Das Schießen ist im Ernstfall aber auch erlaubt, wenn schwere Verbrechen oder die Flucht eines gefährlichen Täters nicht anders verhindert werden können. Falls möglich, muss der Gebrauch der Waffe angedroht ("Polizei, Waffe weg") oder ein Warnschuss abgefeuert werden. Dies ist laut dem Polizeisprecher nicht immer möglich.

Laut Polizeigewerkschaft sind Suicide-by-Cop-Fälle in Deutschland selten. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, verweist auf Zahlen der Polizeihochschule. Danach ist der Schusswaffengebrauch in Deutschland im Dienst seit 1996 stetig gestiegen: von damals 2595 auf 10.353 im Jahr 2012. Nur wenige Male richteten sich die Schüsse direkt auf Menschen: Von 79 im Jahr 1996 sank die Zahl auf 36 im Jahr 2012.

Dabei wurden 1996 insgesamt 9 Menschen durch Polizeischüsse getötet und 43 verletzt. Im Jahr 2012 waren es 2 Tote und 20 Verletzte. Die meisten Fälle waren zulässig. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte erst Mitte Januar ein Ermittlungsverfahren gegen einen Polizisten eingestellt, der im November 2013 einen Mann erschossen hatte. Der 36-Jährige hatte damals bei der Polizei angerufen und gesagt, er werde in Kürze bewaffnet auf die Straße gehen. Die Beamten konnten den Mann, der mit einer Schreckschusswaffe in die Luft schoss, erst mit dem tödlichen Schuss stoppen.

Zu wenig Personal für Deeskalationstraining

Die Ermittlungen gegen den 49 Jahre alten Dienstgruppenführer wegen fahrlässiger Tötung im Amt ergaben keine Fehler. Aus einem Abschiedsbrief geht hervor, dass der Täter sich erschießen lassen wollte. Schutzpolizisten üben regelmäßig sogenannte Deut-Schüsse - gemeint ist damit das Ziehen der Waffe und das Abdrücken ohne genaues Anvisieren des Ziels. Denn oft müssen sich die Beamten in Sekundenbruchteilen verteidigen, wenn ihre Pistole noch im Holster steckt. "Das nennen wir Verteidigungsschießen im Gegensatz zu den Sportschützen, bei denen es immer um Ringtreffer geht", sagte Keilbach.

Bei solchen Deut-Schüssen werden meist Wirkungstreffer abgefeuert. "Es werden so viele Schüsse abgefeuert, bis der Gegner kampfunfähig ist", erklärte Wendt. Darüber hinaus gibt es auch noch das Nicht-Schieß-Training. Dabei werden Polizisten mit moderner Technik in sogenannten Schießkinos mit polizeilichen Situationen vertraut gemacht und darauf trainiert, nicht zur Waffe zu greifen", sagte Wendt. Die Polizei setze darauf, möglichst nicht zu schießen, sondern eine Situation durch Deeskalation zu bereinigen. "Es wäre viel mehr Training notwendig, dazu fehlt das Personal."


http://www.n-tv.de/panorama/Polizisten-w...le14589766.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#9 von Christine , 01.03.2015 10:33

Angst vor dem 30. Geburtstag - diese Frau beging Selbstmord
Huffington Post | von Anna Bachhuber

Kinder bekommen, heiraten und sesshaft werden.

Viele Frauen teilen diesen Wunsch. Doch genau der wurde Rachel Grow zum Verhängnis. Denn je näher ihr 30. Geburtstag rückte, so verzweifelter wurde sie. Stets vom dem Gefühl gequält, dass sie ihren sehnlichsten Wunsch nicht erreichen könnte, beging Rachel Selbstmord. Zwei Monate vor ihrem 30. Geburtstag.

Wenn man die Beschreibungen von Freunden und Familie über Rachel Gow liest, hat man das Bild einer großartigen Frau vor Augen. Ein Wirbelwind war sie, voll von Freude und Gelächter. Sie schwärmen von ihrer Abenteuerlust und erzählen von ihren vielen Reisen in die ganze Welt. "Sie war eine fantastische Person, die alle um sie herum inspirierte."

Rachels Leben war bestimmt durch Selbstzweifel und Kummer

Doch die einzigartige Frau, die ihre Freunde in ihr sahen, konnte Rachel selbst nicht erkennen. Selbstzweifel quälten sie stattdessen. Ständig verfolgte sie das Gefühl, dass sie nicht gut genug ist. Dass ihre Geschwister ihr Leben erfolgreicher auf die Reihe bekommen.

2011 der Tod ihrer Mutter. Der Verlust bereitete Rachel zusätzlichen Kummer und schürte Verlustängste in ihr.

Erst als sie 2013 Anton Tsvarev kennenlernt, ging es bei ihr wieder aufwärts. Die beiden teilten viele gemeinsame Interessen und verliebten sich ineinander.

Aber es dauert nicht lange, bis die Stimmen der Vergangenheit Rachel wieder einholten. Immerzu lebte sie in der Angst, dass sie Anton verlassen könnte. Dass sie die Zukunft, die sich so sehr wünschte, nie erleben wird.

Ein paar Monate vor ihrem Geburtstag wurde es immer schlimmer. Nur ihrem Therapeuten vertraute sie sich an. Erzählte ihm, dass sie nach Möglichkeiten gesucht hatte, wie sie am besten Selbstmord begehen könnte.

Nach außen hin, war alles wie immer. Sie sparte auf eine Italienreise mit Anton, plante einen Geburtstagstrip nach Las Vegas.

Dann am 1. November fand sie verdächtige SMS auf dem Handy ihres Freundes. Und obwohl Anton beteuerte, dass sie alles missverstehe, kam es zum Streit zwischen ihnen beiden.
Völlig aufgelöst bat ihn Rachel, sie heute Abend alleine zu lassen.

Der Streit, die Angst verlassen zu werden, das Gefühl nicht genügend erreicht zu haben.
An diesem Abend schluckte die junge Frau Gift.

Erst am nächsten Morgen kehrte Anton zurück in die gemeinsame Wohnung. Vor dem Kamin fand er Rachels leblosen Körper.

Ihre Freunde und Familie wollten es zu Beginn einfach nicht wahrhaben. Wollten nicht wahrhaben, „dass diese nette und großzügige dusselige Blondine“ sich das Leben genommen hatte. Weil sie an ihren Träumen zerbrochen war.

„Trotz all ihrem Kummer und ihrer Traurigkeit, ist es wichtig, dass wir uns selbst daran erinnern, warum wir sie geliebt haben“, meint ihr Bruder, Stephan Best. Wenn er von ihr spricht, spürt man die Zuneigung, die er für seine Schwester empfindet.

Um Abschied von Rachel Gow zu nehmen, hängten ihre Freunde und Familie bei ihrer Beerdigung Kofferanhänger an ihren Sarg. Diese sollten sie begleiten auf ihrem nächsten großen Abenteuer.

VIDEO: MELANCHOLIE DER REICHEN UND SCHÖNEN - DIESE BERÜHMTHEITEN LITTEN ALLE UNTER DEPRESSIONEN

http://www.huffingtonpost.de/2015/02/12/..._n_6669868.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#10 von Christine , 01.03.2015 10:34

„Ein Tunnel ohne Ausweg": Wie Depressionen Menschen in den Selbstmord treiben
SELBSTMORD UND DEPRESSION

Eine attraktive junge Frau sitzt an einem kalten Wintertag auf einem Bootssteg an einem Berliner See. Ab und an scheint die Sonne zwischen den Wolken hervor. Tanja wirkt entspannt. Und doch bricht ihr aufgewühltes Inneres durch, als sie über die dunkle Zeit spricht, als die Selbstmordgedanken in ihr Leben traten.

Wild gestikuliert sie mit den Armen, als sie erzählt, wie sie vor sieben Jahren zum ersten Mal an Selbstmord dachte. Es war jene Zeit, so erinnert sie sich, als sie auf ihrer damaligen Arbeitsstelle gemobbt wurde. Tanja war verzweifelt, hat sich selbst die Schuld an den Vorfällen gegeben, hat geglaubt, versagt zu haben.

Und natürlich blieben auch Spannungen in ihrem Privatleben, in der Familie und im Freundeskreis nicht aus. Viele Mobbing-Opfer werden wie Tanja depressiv und haben Selbstmordgedanken. So fasst sie ihre Gemütslage zusammen: Damals fühlte sie sich „wertlos, lieblos, nicht gebraucht".

Ein Tunnel ohne Ausweg

Noch gut erinnert sie sich an jenen Valentinstag knapp vier Jahre später. Tanja hatte eine Fehlgeburt erlitten, und zu allem Überfluss türmten sich auch finanzielle Probleme zu einem schier unüberwindbaren Berg auf.

Als dann die Wohnungstür an jenem Nachmittag ins Schloss fiel und auch noch ihr Partner sie verlassen hatte, fühlte sie sich wie in einem Tunnel, in dem es nur noch eine Richtung gab, keine Ausfahrt, keinen Notausgang. Ihr Entschluss stand fest: „Ich kann nicht mehr!". Und sie wollte auch nicht mehr.

Schließlich ging sie in die Küche, öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche Wein und trank. Dann ging sie zum Medikamentenschrank im Badezimmer, holte die Schlaftabletten heraus und schluckte einige davon. „Für mich", so erzählt sie rückblickend, „gab es keinen anderen Weg mehr. Es war ganz klar, dass ich das jetzt tun musste."

Es war die Ruhe vor dem Sturm, sie fühlte sich vollkommen klar, weil sie endlich wusste, was sie zu tun hatte. „Weil ich so viel Alkohol getrunken hatte", erzählt sie weiter, "robbte ich auf allen Vieren durch die Wohnung und bin in der Küche gelandet. Ich hatte mein Handy dort liegen und in dem Moment klingelte es.

"Ich bringe mich gerade um"

Ich bekam eine SMS von meinem besten Freund Robert, der einfach wissen wollte, wie es mir geht. Er hat gefragt, was ich gerade mache." Zum Glück, so sieht es Tanja heute, hat sie auf seine Nachricht reagiert und zurückgeschrieben: „Ich bringe mich gerade um". Telefonieren konnte sie damals irgendwie nicht mehr, und vorbeikommen war für ihren Freund Robert, der mehr als 500 Kilometer von ihr entfernt in einem anderen Teil Deutschlands wohnte, nicht möglich.

Also haben sie sich weiter SMS geschrieben und ihren Dialog fortgesetzt. Robert habe sie mit seinen Fragen abgelenkt, erzählt Tanja aufgewühlt. Und noch eins hat er wohl richtig gemacht: Er hat nicht entsetzt reagiert und gesagt, dass sie das lassen soll, dass es absurd ist, sich umzubringen, oder dass es keinen Sinn macht.

Robert war verständnisvoll und hat nachfragt, „... warum das denn jetzt mein einziger Ausweg sei?". Und Tanja hat darauf geantwortet. Stundenlang schrieben sie sich SMS. Am Morgen danach, als sie mit Kopfschmerzen in ihrem Bett erwachte, war ihr eines klar: Das, was passiert war, wollte sie nie wieder durchmachen und nie wieder erleben. Und ihr war klar, dass sie professionelle Hilfe brauchte.

Den Willen, zu leben, hat Tanja wiedergefunden, indem sie radikal in ihrem „alten Leben" aufräumte.

Sie hat sich von Dingen getrennt, die sie nicht brauchte, von Menschen, die ihr nicht gut taten und von ihrem Job, der ihr jeden Morgen, an dem sie sich wieder und wieder zur Arbeit schleppte, Magenkrämpfe bescherte. Sie hat begonnen, an sich zu denken und das zu tun, was ihr Freude macht. Sie hat angefangen, zu malen und zu schreiben, traut sich „Nein" zu sagen, wenn sie etwas nicht will, und hat damit aufgehört, allen Menschen gefallen zu wollen.

Tanjas Rat für Menschen, die sich in einer ähnlich ausweglosen Situation befinden, ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Holt euch Hilfe, geht zu eurem Hausarzt, erzählt ihm davon. Sicher wird er euch an einen Therapeuten überweisen. Wartet nicht lange, geht zur Therapie. Denn je länger ihr wartet, desto schlimmer wird es. Und: Brecht euer Schweigen, redet darüber!

Freunden und Angehörigen rät sie, Betroffene nicht unter Druck zu setzen, auch nicht mit Lebensweisheiten oder noch so gut gemeinten Ratschlägen. Kontakt halten sei wichtig, resümiert Tanja und „cool bleiben", auch wenn der andere noch so barsch signalisiert „Mensch, lass mir meine Ruhe" oder „Hau ab".

Wo sich unbedingt etwas ändern muss, so Tanjas Fazit nach ihrer eigenen Odyssee auf der Suche nach einem Therapieplatz, "ist in unserem Gesundheitssystem". Als sie damals eine Liste mit 20 Therapeuten bekam und alle anrief, landete sie jedes Mal auf einem anderen Anrufbeantworter. Die durchschnittliche Wartezeit für eine ambulante Therapie betrug sechs Monate.

Auch als sie einen Antrag auf einen stationären Aufenthalt stellte und hoffte, dass es hier vielleicht schneller gehen könnte, sah es nicht viel besser aus: Fünf Monate Wartezeit! Doch auch diese Zeit hat Tanja sinnvoll überbrückt: Sie hat viel gelesen, sich über Depressionen informiert und den Kontakt mit anderen Betroffenen gesucht.

Mehr über die Krankheit Depression: Sandra Maxeiner, Hedda Rühle (2015), 2. Aufl. „Dr. Psych's Klinische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie", Band 1, Kapitel 10, Jerry Media Verlag

Unser neues Buch „Dr. Psych's Ratgeber Depressionen. Damit ihr wisst, wie ich mich fühle. Was Betroffene und Angehörige wissen sollten" erscheint im Herbst diesen Jahres. Dieses Buch erzählt Geschichten, die persönlich, ehrlich und berührend sind. Geschichten, die Ihr Mitgefühl wecken und Sie zu Tränen rühren werden, weil sie zu Herzen gehen, aber auch Geschichten, die Sie herausfordern werden, weil sie so aussichtslos und düster sind, dass sie einen sprach- und hilflos zurücklassen. Und doch sind es Geschichten, die Hoffnung darauf machen, dass man diese leidvolle Erkrankung besiegen kann.

http://www.huffingtonpost.de/sandra-maxe..._b_6650366.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#11 von Christine , 03.03.2015 13:28

UNFASSBAR: FREUNDIN TRIEB IHREN FREUND IN DEN SELBSTMORD

ÜBER 1000 SMS VERSCHICKTE EIN 18-JÄHRIGES MÄDCHEN AN IHREN FREUND UND BESTÄRKTE IHN SO IN SEINEN SELBSTMORD-GEDANKEN. DIE TRAURIGE GESCHICHTE HABEN WIR HIER FÜR EUCH.

Dienstag, 03. März 2015

Es ist eine schreckliche und schockierende Meldung zugleich, die uns da erreicht hat. Vergangenen Sommer wurde der 18-jährige Conrad Roy aus Fairhaven, Massachusetts U.S.A leblos in seinem Truck aufgefunden. Er hatte Selbstmord begangen und sich mit Kohlenstoffmonoxid vergiftet.

Nach fast einem Jahr polizeilicher Untersuchungen kommen die Ermittler nun zum den Schluss, dass seine damalige Freundin Michelle Carter eine tragende Rolle in dem Selbstmord-Fall von Conrad Roy gespielt haben soll. "Wir vermuten, dass Ms. Carter von den Selbstmordgedanken ihres Freundes wusste.", teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der amerikanischen Zeitung "Sun Chronicle" mit. Demnach schickte die 18-Jährige über 1.000 SMS an ihren depressiven Freund, die ihm in seinem Vorhaben noch zusätzlich bestärkt haben sollen. Eine Nachricht ist dabei besonders schockierend. Selbst als Conrad sein hochgiftiges Auto verließ, und erste Zweifel in ihm hochkamen, schrieb ihm seine Freundin: "Geh wieder zurück!"

Das Schizophrene: Nach Conrads Tod postete Michelle zahlreiche Tweets und teilte so ihre scheinbar endlose Trauer mit ihren Followern. Sie rief sogar die "Homers for Conrad"-Organisation ins Leben, um so auf Selbstmord bei Jungendlichen aufmerksam zu machen. Die Staatsanwaltschaft verhaftete sie nun wegen "unfreiwilligen Totschlages". Sollte Michelle Carter verurteilt werden, drohen ihr bis zu 20 Jahre Haft.

Die traurige Geschichte von Conrad Roy hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich bei Depressionen geeigneten Leuten anzuvertrauen. Wenn Ihr, oder ein Freund/in, unter Depressionen oder Selbstmord-Gedanken leiden solltet, scheut Euch nicht, Euren Eltern, Ärzten oder auch Lehrern davon zu erzählen. Sie werden Euch auf keinen Fall verurteilen und Euch helfen, die Krankheit in den Griff zu bekommen.

http://www.viva.tv/news/68415-unfassbar-...-den-selbstmord


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#12 von Christine , 07.03.2015 13:05

Golden Gate Bridge„Bis zum Aufschlag dauerte es ewig ...“
Dienstag, 07.02.2006, 15:13 · von FOCUS-Online-Autor Stefan Wagner


Die Golden Gate Bridge in San Francisco ist der weltweit populärste Ort für Selbstmorde.
2100 Menschen stürzten sich hier in den Tod. Nur 26 überlebten. Darunter der 24-jährige Student Kevin Hines.

FOCUS: Warum wollten Sie sich umbringen?

Hines: Ich habe eine bipolare Störung und Depressionen. Ich hatte Streit mit meinen Eltern und meine Freundin verließ mich. Es kam einfach alles zusammen. In den Nächten hörte ich Stimmen, die mir befahlen mich umzubringen. „Du bist eine Last für die, die Dir nahe stehen“, sagten die Stimmen.

FOCUS: Und Sie gehorchten den Stimmen?

Hines: Ja, ich bin zum Supermarkt gegangen, habe mir einige Süßigkeiten besorgt, bin dann mit dem Bus zur Golden Gate Bridge gefahren. Dort bin ich in die Mitte der Brücke gegangen, um nicht bei der Landung auf ein Pfeilerfundament aufzuschlagen. Völlig verrückt natürlich, wenn man sich töten will.

FOCUS: Warum ausgerechnet die Brücke?

Hines: Ich dachte, der Tod dort sei weniger schmerzhaft als eine Überdosis Pillen oder ein Schuss mit der Pistole.

FOCUS: Mussten Sie sich überwinden, zu springen?

Hines: Ich stand lange da und weinte. Ich dachte mir, wenn jetzt jemand kommt, der zeigt, dass er sich Sorgen um mich macht, dann springe ich nicht. Es kam auch jemand, eine hübsche junge Frau mit Sonnenbrille und deutschem Akzent. Sie fragte mich, ob ich ein Foto von ihr machen könnte. Mir liefen die Tränen runter, aber ich machte das Foto. Sie sagte nur „Thank you“ und ging. Dann nahm ich drei Schritte Anlauf und sprang über die Brüstung ins Leere. Das Geländer ist nur etwa brusthoch.

FOCUS: Was ging Ihnen während des Sprunges durch den Kopf?

Hines: In der Sekunde, in der sich meine Füße von der Brücke lösten, merkte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich dachte mir „Oh, Shit, was mache ich hier?“ Ich wollte nicht sterben. Der Flug dauert etwa vier Sekunden für die 67 Meter. Ich drehte mich in der Luft, so dass ich mit den Beinen voraus fiel. Bis zum Aufschlag schien es ewig zu dauern. Der Schmerz war wahnsinnig. Ich tauchte ein, sank tiefer und tiefer in die Dunkelheit, bis alles schwarz war. Dann bewegte ich mich nach oben zum Licht.

FOCUS: Sie konnten schwimmen?

Hines: Ich trieb auf dem Wasser. Der Aufschlag hatte zahlreiche Rückenwirbel gebrochen. Dann merkte ich, dass ein Tier mich von unten anstupste. „Dreck,“ dachte ich, „jetzt überlebst Du den Sprung und wirst von einem Hai gefressen.“ Es war ein Seelöwe, der mit mir zu spielen versuchte und mich so über Wasser hielt. Er hat mein Leben gerettet. Es gibt Fotos, die Touristen von der Brücke aufgenommen haben, die den Seelöwen zeigen, wie er mich am Untergehen hindert. Ein Wunder! Nach ein paar Minuten zog mich die Küstenwache aus dem Wasser.

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FOCUS: Nur 26 von etwa 2100 Lebensmüden haben den Sprung überlebt. Wie hat Sie der Selbstmordversuch verändert?

Hines: Ich bin ein muskulöser Typ, habe für ein Football-Team gespielt. Ich denke meine Muskeln haben mir geholfen, den Aufschlag zu überleben. Ich verbrachte Monate im Krankenhaus, habe heute noch einige Stahlplatten im Rücken. Mein Rücken wird nie wieder so sein wie früher. Ich setze mich jetzt dafür ein, dass auf der Brücke ein Suizid-Schutzzaun gebaut wird, der es unmöglich machen soll, dass Lebensmüde einfach springen. Der soll aber bis zu 25 Millionen Dollar kosten, doch das ist besser, als alle zwei Wochen ein Suizidopfer zu beklagen. Ich weiß, wenn ich hätte klettern müssen, wäre ich nicht gesprungen. Es war schlichtweg zu einfach.


http://www.focus.de/politik/ausland/suiz...aid_104632.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#13 von Christine , 18.04.2015 07:58

ASSISTIERTER SUIZID
„Wer sich umbringen will, der findet auch einen Weg“
INTERVIEW MIT HENNING ROSENAU16. APRIL 2015

141 Strafrechtlerinnen und Strafrechtler fordern in einem Aufruf, den assistierten Suizid nicht unter Strafe zu stellen. Das sieht ein geplantes Gesetz vor, das im Herbst vom Bundestag verabschiedet werden könnte. Ein Gespräch mit einem der Initiatoren, Henning Rosenau, Vizepräsident der Universität Augsburg

Herr Rosenau, was fordern Sie?
Wir fordern, dass es keine neue Strafnorm gibt, die die Beihilfe zum Suizid unter Strafe stellt. Im Grunde geht es darum, dass man die Entkriminalisierung, die man bei den Fragen ums Lebensende erreicht hat in den letzten zehn, zwanzig Jahren, nicht wieder rückgängig macht.


Die gesetzlichen Pläne sind aber auch als Schutz vor Missbrauch gedacht. Wie wollen Sie ohne eindeutige Regelungen Missbrauch verhindern?

Es ist ja nicht so, dass es keinen rechtlichen Rahmen gibt. Missbrauch bei der Suizidhilfe liegt dann vor, wenn man jemanden zum Sterben bringt, ohne dass dieser sich wirklich bei klarem Verstand und voller Entscheidungsfreiheit zum Selbstmord entschieden hat. Und das ist heute schon strafbar, das ist eine Tötungsstrafbarkeit, Totschlag in mittelbarer Täterschaft, vielleicht auch Tötung auf Verlangen. Wir haben also schon strafrechtliche Grenzen. Es gibt gar kein Bedürfnis für neue Strafnormen.

Die Frage ist nun, ob ein Mensch überhaupt jemals frei über das eigene Sterben entscheiden kann?
Wer soll das denn sonst für einen tun?, wäre die Gegenfrage. Wenn wir die Selbstbestimmung hoch halten, dann müssen wir auch akzeptieren, dass diese bis zum Lebensende reicht. Sonst würden wir die Autonomie wieder massiv einschränken. Das wäre ein Rückschritt.

Selbstbestimmung hat aber doch dort ihre Grenzen, wo gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird. Eine Normalisierung des assistierten Suizids könnte bei Sterbenden zu einer Angst davor führen, Angehörigen quasi unnötig zur Last zu fallen.

Suizid und auch assistierter Suizid sind bereits straffrei. Wenn es derzeit legal ist, wieso sind dann diese Befürchtungen nicht schon längst eingetreten? Und diese Befürchtungen haben eigentlich auch keinen realen Boden. Wir haben vor über zwanzig Jahren über die passive Sterbehilfe diskutiert. Soll das zulässig sein? Darf man das in einer allgemeinen Patientenverfügung festschreiben, dass die Apparate abgestellt werden in bestimmten Situationen? Und damals gab es genau das gleiche Argument: Wenn wir das zulassen, dann werden die Patienten künftig nach passiver Sterbehilfe verlangen, um ihren Angehörigen nicht zur Last zu fallen. Und nichts davon ist eingetreten.

Bisher gibt es bei den Ärztekammern sehr unterschiedliche Regelungen. Wäre es nicht sinnvoll, da Einheitlichkeit zu schaffen?

Ja, natürlich. Dass wir jetzt so einen Flickenteppich haben im Standesrecht der Ärzteschaft, das ist wirklich ein Defizit. Das ist aber eine Anforderung an die Ärzte selbst, da können wir als Juristen schlecht Vorgaben machen. Wir halten es aber für fatal, wenn die Mediziner durch das Standesrecht gezwungen werden, sich aus dem assistierten Suizid rauszuhalten, weil das ja erst Sterbehilfeorganisationen oder Pseudo-Sterbehelfer auf den Plan ruft.

Was macht es für einen Unterschied, wer sich um den assistierten Suizid kümmert?

Wenn die Menschen den Zuspruch, den sie brauchen in so einer Situation, bei ihren Ärzten finden würden, dann hätten wir dieses Problem, das manche bei kommerziellen Sterbehilfeorganisationen sehen und dass bei einigen auch sicher existiert, gar nicht.

Der deutsche Juristentag hat das gefordert, denn die Ärzte sind mit ihren Kenntnissen dazu am besten in der Lage. Und wenn man auf Suizidwillige zugeht und ihren Wunsch respektiert, indem man sagt: „Letztendlich würde ich dich nicht hindern“, nehmen nicht wenige von ihrem Suizidwunsch wieder Abstand und gehen in Hospize und auf Palliativstationen.

Das wollen wir ja erreichen. Eigentlich muss das gesellschaftliche Ziel sein, Suizid einzudämmen. Wir glauben nicht, dass das Ganze Erfolg hat, wenn man das System mit Strafrecht überzieht. Die Debatte ist so ähnlich wie beim Schwangerschaftsabbruch, der ja auch lange strafbar war, was die Frauen dann in den Untergrund getrieben hat.

Genauso müssen wir die Leute von den Brücken, den Zuggleisen und den zweifelhaften Sterbehelfern wegholen. Denn das ist ja im Moment die Lösung, die wir letztlich anbieten in Deutschland. Vor allen Dingen dann, wenn wir Beihilfe unter Strafe stellen würden. Wer sich umbringen will, der findet auch einen Weg.

Gewisse Graustellen gibt es aber doch zum Beispiel beim Thema der Altersgrenze für die assistierte Selbsttötung.

So grau sind die gar nicht. Bei Kindern kann es keine straflose Beihilfe geben, denn die Kinder können das gar nicht selbst einschätzen, was sie da tun. Also ist es keine freie und selbstverantwortliche Entscheidung. Bei Jugendlichen muss man überlegen. Ab einem bestimmten Alter haben die möglicherweise die volle Einsichtsfähigkeit darüber, was ein Suizid bedeutet. Dieses Alter wird sicher nicht bei vierzehn Jahren liegen und eher bei sechzehn. Ob man das zulassen will, darüber wird man noch diskutieren müssen.

Sie beschreiben in Ihrem Aufruf das Arzt-Patienten-Verhältnis als „nur eingeschränkt rechtlich regulierbar“. Warum ist das so?

Damit gemeint ist vor allem das Verhältnis zum Hausarzt, dem man die körperlichen Funktionen, aber auch die Psyche, mehr anvertraut als jedem anderen Menschen, manchmal auch mehr als dem Lebenspartner etwa. Und dieses besondere Vertrauensverhältnis ist auch umgekehrt für den Arzt wichtig, damit er die besten Therapien für den Patienten verordnen kann.

Wenn man jetzt aber sagt: „Der Arzt muss sich raushalten, wenn es ums Sterben geht“, dann erhält dieses Verhältnis Risse, weil der Patient spürt, dass der Arzt doch nicht hundertprozentig für ihn da ist. Die Beihilfe zum Suizid kann man ja relativ weit verstehen, im Sinne von, der Arzt darf keinen Hinweis auf Sterbehilfeorganisationen oder auf die Schweiz geben, sonst würde er sich strafbar machen.

Wenn ein Arzt aus persönlichen Gründen gegen den Suizid ist, wäre er dann nach der jetzigen Regelung dennoch verpflichtet, über die Möglichkeit der assistierten Selbsttötung zu informieren?
Nein, eine Verpflichtung gibt es nicht, nur das Recht. Es ist auch einsichtig, dass diese Frage immer eine Gewissensentscheidung bleiben muss, sowohl beim Patienten, als auch beim Arzt. Und wenn ein Arzt sich grundsätzlich dagegenstellt, das ist ja auch verständlich und zu akzeptieren.

Lässt sich die ärztliche Beihilfe zum Suizid mit dem hippokratischen Eid vereinbaren?
Der ist natürlich schon entsprechend alt und dort gab es tatsächlich die Vorstellung, dass sich der Arzt vom Sterbenden abwendet. Das ist inzwischen völlig überholt. Denn man muss heute auch dem Sterbenden Beistand leisten und palliativ tätig werden. Diese Vorstellung, die vielleicht auch daher rührt, dass man nicht helfen konnte und den Ärztestand unterstützen wollte, gibt es schon nicht mehr. Aktuell verlangt das Genfer Gelöbnis, dem Patienten nicht zu schaden. Und dann stellt sich die Frage, ob wir ihm mehr schaden, wenn wir seinen selbstbestimmten Wunsch zu sterben nicht erfüllen, oder dadurch, dass wir seinen Wunsch erfüllen.

Darüber kann man natürlich streiten. Ich würde das aber nicht als Gegensatz sehen, weil wir dem Patienten ja seine Würde zurückgeben. Wir sagen: „Es ist Teil deiner Würde, selbst zu entscheiden, wie du aus dem Leben scheidest, und bei der Realisierung deiner Würde unterstütze ich dich.“ Das sehe ich nicht als ein Schaden des Patienten an.

Sehen Sie nicht die Gefahr, dass sich die Vorstellung von einem lebenswerten Leben ändern könnte und Alter und Krankheit in diesem Bild immer weniger Platz haben?

Im Augenblick sehe ich das nicht, weil diese Situation auch bei der Legalisierung der passiven Sterbehilfe, also des Behandlungsabbruchs auf Wunsch des Patienten, schon hätte eintreten können. Es wird durchaus verantwortungsbewusst mit diesem Thema umgegangen. Das ist eine gesellschaftspolitische Orientierungsdebatte, die dann zu führen ist, die wir aber nicht mit Mitteln des Strafrechts führen sollten. Im Ergebnis würde ich Ihnen Recht geben, dazu darf es nicht kommen.

Herr Rosenau, vielen Dank für das Gespräch.

http://www.cicero.de/berliner-republik/a...einen-weg/59133


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#14 von Christine , 25.07.2015 09:42

Tatort Kinderpsychiatrie: Wenn ein Sechsjähriger Selbstmord verübt
Veröffentlicht: 15/03/2015 14:48 CET Aktualisiert: 15/03/2015 14:49 CET

„Durch die Erfahrung, die ich in der Psychiatrie gemacht habe, ist mir bewusst, wie wichtig Liebe ist. Ich werde alles tun, damit mein Sohn soviel Liebe wie möglich bekommt." (Stefan Brauer)
Als ich von Stefan Brauer und seinen Erlebnissen in der Kinderpsychiatrie hörte, hat es mich so erschüttert und betroffen gemacht, so sprachlos und geschockt zugleich zurückgelassen, dass ich unbedingt mit dem Mann sprechen wollte, der all das erlebt hat. Mit 19 Jahren, so erzählt er mir in unserem Telefonat, hat er seinen Zivildienst in einer psychiatrischen Einrichtung abgeleistet und dort Dinge erlebt, die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr losgelassen haben.

Es war vor allem der Selbstmord eines kleinen Jungen, dem sechsjährigen "Paul", wie er ihn in seinem Buch nannte, den er nie vergessen hat und bis heute nicht verarbeiten konnte. Als er mir von Paul erzählt, wird seine Stimme leise, klingt fast zerbrechlich, manchmal stockt er und ringt um Fassung. Ich spüre, wie viel Verletzbarkeit, aber auch Fassungslosigkeit und Wut zugleich in seiner Schilderung der unfassbaren Zustände in der Kinderpsychiatrie mitschwingen.

Aber ich spüre auch, dass es da etwas in seiner Seele gibt, das sich mitschuldig fühlt an dem, was mit Paul geschehen ist. Ja, ich habe den Eindruck, dass er mit sich selbst hadert, weil er das Unfassbare nicht verhindert hat. Doch Stefan Brauer trifft keine Schuld. Schuld sind die Eltern, das System, die Institutionen, so sagt er, die alle versagt haben.

Auch wenn das, was er in seinem Zivildienst erlebt hat, nun mehr als 13 Jahre zurückliegt, so ist es doch so erschütternd, aufwühlend und unbegreiflich zugleich, dass ich seine Geschichte erzählen möchte. Heute hat Stefan Brauer vor allem eine Botschaft: Er möchte allen Eltern bewusst machen, wie wichtig Liebe und persönliche Zuwendung gerade für kleine Kinder sind.

Maxeiner: Sie haben Ihren Zivildienst vor mehr als 13 Jahren in einer Psychiatrie abgeleistet. Können Sie erzählen, wie es dazu kam?

Brauer: Die Wahl zwischen Zivildienst und Bundeswehr fiel mir damals sehr leicht. Ich hatte mehrere Kollegen, Freunde, Bekannte und Verwandte gefragt, und alle haben mir gesagt „Bundeswehr, das ist Quatsch, da lernst du nichts, was du irgendwann später brauchen könntest. Mach Zivildienst". Und so kam es dann auch. Ich hatte mir einen Job ausgesucht, bei dem man noch eine Ausbildung dazu bekommt und hab' eine Ausbildung zum Sanitäter beim Roten Kreuz begonnen.

Dort mussten wir mehrere Tests absolvieren, mit denen geprüft wurde, ob man uns überhaupt auf Patienten loslassen kann. Leider hat mir dann bei einem der Tests ein Punkt gefehlt, und dieser Test konnte nicht wiederholt werden. Also habe ich mich notgedrungen nach einer anderen Möglichkeit umgesehen und wahllos alle angeschrieben, von denen ich wusste, dass sie Zivildienstleistende suchen.

Im Nachhinein glaube ich, dass es wohl Schicksal war, dass ich in die Psychiatrie gekommen bin. Ich hab mich nicht gezielt dorthin beworben und gesagt „Ah, ich will da hin", sondern mir wurde gesagt „Schau dich um, wo du noch schnell einen Zivildienstplatz bekommst, damit dir die Zeit nicht verloren geht."

Maxeiner: Wie lange waren Sie in der Psychiatrie?

Brauer: Sieben Monate.

Maxeiner: Was genau war in der Psychiatrie Ihre Aufgabe?

Brauer: Ich sollte die Betreuer unterstützen. Meine Aufgabe war es, die Kinder dort mitzubetreuen, im Hof mit ihnen zu spielen und auf sie aufzupassen.

Maxeiner: Sie waren also in einer Kinderpsychiatrie; war es eine geschlossene Abteilung?

Brauer: Ich würde sagen halb geschlossen. Es war ein Zaun drumherum, aber der wäre für ein Kind theoretisch keine Hürde gewesen. Wenn jemand wirklich drüber wollte, hätte er es auch geschafft. Es war ein Areal, das gesichert war.

Maxeiner: Welche Krankheiten hatten die Kinder- und Jugendlichen, die Sie dort betreut haben?

Brauer: Bei den Jugendlichen waren 90 Prozent der Fälle magersüchtige junge Mädchen. Die Kinder, die bei uns reingekommen sind, waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Das war die kleinste Abteilung. Ich hab mich oft gefragt, was passieren muss, damit ein Kind mit sechs Jahren einen psychischen Schaden erleidet. Irgendwie war ich damals wohl auch etwas sensationsbegierig und zugleich gespannt, was für Kinder das waren.

Und dann war ich umso mehr überrascht, dass es sich um eigentlich fast normale Kinder handelte. Kinder, die gegen ihre Eltern rebellierten, weil sie vernachlässigt wurden, Kinder, die ohne Liebe aufwuchsen. Und dann kamen sie schließlich zu uns. In der Regel waren die Kinder etwa vier Wochen bei uns, und kamen nach dieser Zeit - und meist völlig normalem Verhalten - wieder zurück zu ihren Eltern, wo es meist wieder von vorn begann; sie rebellierten und kamen wieder zu uns zurück.

Maxeiner: Sie sagen, es waren eigentlich normale Kinder. Können Sie beschreiben, wie Sie die Kinder erlebt haben?

Brauer: Wir bekamen beispielsweise ein achtjähriges Mädchen, bei der die Mutter den Verdacht äußerte, dass ihr Stiefvater sie vergewaltigt habe. Als das Mädchen zu uns kam, dachten wir, dass sie unter Ängsten und Albträumen leiden müsste, aber sie war vollkommen normal. Sie hat sich wie jedes andere Kind auch am Spielen beteiligt und hat keinerlei abnormales Verhalten gezeigt.

Maxeiner: Können Sie beschreiben - oder es zumindest versuchen - was der gravierendste Fall war, den sie zu dieser Zeit erlebt haben?

Brauer: Ja, das war der sechsjährige Paul. Sein Fall ist mir hängen geblieben und kam immer wieder in meiner Erinnerung hoch. Immer wenn mich Freunde oder auch Arbeitskollegen nach meinem Zivildienst gefragt haben, habe ich ihnen davon erzählt und bemerkt, wie sehr Pauls Schicksal die Menschen berührt. An irgendeinem Punkt dachte ich mir „Okay, ich habe es eben meinem Arbeitskollegen erzählt, den ich für einen stabilen Mann gehalten hab', doch auch er kämpfte mit den Tränen". Und da wusste ich, dass es meine Pflicht ist, es aufzuschreiben und weiterzugeben.

Maxeiner: Können Sie die Geschichte von Paul vielleicht kurz erzählen?

Brauer: Seine Geschichte begann damit, dass wir - wie jeden Morgen - Akten bekamen über die Kinder, die zu uns auf die Station kommen sollten. Anhand dieser Akten sollten wir uns ein Bild davon machen, was für Kinder das sind, damit wir uns auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen konnten, und wussten, worauf wir zu achten hatten. Pauls Akte fiel sofort auf. Sie war viel dicker als alle anderen. Als ich sie gelesen hatte, war ich entsetzt über das, was er in seinem so jungen Alter schon erlebt hatte: von klein auf wurde er von der Mutter vernachlässigt, in seinem Zimmer eingesperrt, später kam er ins Kinderheim, wurde erneut vernachlässigt und kam nun schließlich zu uns in die Psychiatrie - mit sechs Jahren.

Maxeiner: Wie war das, als Sie Paul dann das erste Mal gesehen haben? Wie haben Sie ihn erlebt?

Brauer: Ich hab' aufgrund seiner Geschichte gedacht, dass es ein moderner Kaspar Hauser ist. Dass er weggesperrt wurde von seiner Mutter und überhaupt keine Liebe und Zuneigung bekommen hatte. Er war in seinem Zimmer eingeschlossen und hat hin und wieder etwas zu essen und zu trinken bekommen. Im Kinderheim später wiederholte sich diese Geschichte aufgrund seines animalischen Verhaltens. Da hieß es „Der greift uns an, er beißt und spuckt nach uns". Deshalb hatten sie ihn auch dort wieder in ein Zimmer eingeschlossen.

Sie hatten einfach nichts aus seiner Geschichte gelernt. Dann kam Paul mit dieser Vorgeschichte zu uns. Ich dachte damals, dass das vermutlich der erste Fall sein würde, der es - aus meiner Sicht - verdient hatte, in eine Psychiatrie zu kommen. Ich war schon neugierig, was für ein Kind das war und wie es sich wohl entwickelt hatte aufgrund dieser Erlebnisse. Und als Paul dann zu uns kam, war ich total überrascht.

Er war ein kleiner, blonder Engel. Die meisten Kinder, die zu uns kamen, haben die ersten Stunden geweint und wollten nach Hause. Sie haben das typische Verhalten gezeigt, wie man es sich vorstellt. Bei Paul aber war es ein neugieriges Herumschnuppern, Reinschauen und freudiges Staunen: Oh, hier sind ja andere Kinder und alle spielen miteinander!

Maxeiner: Also haben Sie nichts von dem „animalischen" Verhalten des Jungen bemerkt?

Brauer: Nicht in den ersten Tagen. Aber im Laufe der Wochen, die er bei uns war, stellte sich heraus, dass er hin und wieder Ausraster hatte. Die Stationspsychiaterin meinte, er hätte schizophrene Züge, weil er sich komplett verwandelte und dann wie ein wildes Tier herumsprang und Betreuer angriff. Wirklich wie ein Tier, anders kann man es nicht sagen. Und diese Ausraster haben wir nicht wegbekommen. Die sind immer wieder aufgetreten.

Niemand wusste genau, was jeweils der Auslöser für einen solchen Ausraster war. Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit der Psychiaterin erinnern. Täglich hat sie Paul für Einzelsitzungen zu sich genommen. Und eines Tages hatte sie anscheinend so tief in seiner kleinen verletzten Seele gegraben, dass er wieder ausgerastet ist und wieder das animalische Verhalten an den Tag gelegt hat. Er ging auf die Psychiaterin los und wollte sie beißen.

Es war so schlimm, dass sie nach mir rief und ich die beiden trennen musste. Man hat ihn dann in ein Zimmer gebracht, in dem es keine Gegenstände gibt, an denen man sich verletzen kann. Dort wurde er dann eine oder anderthalb Stunden eingesperrt. Dann wurde abgewartet, bis er sich wieder beruhigte und dann kam er 'raus, als wäre nichts gewesen.

Maxeiner: Wurde Paul auch medikamentös behandelt?

Brauer: Ja, allerdings weiß ich nicht mehr den Namen des Medikamentes. Die Ärzte rätselten ja selbst woher die Aggressivität und dieses animalische Verhalten kamen. Sie vermuteten, dass er vielleicht Gehirnschäden hatte und wollten das überprüfen. Denn falls sich das bewahrheitete, würde er in eine andere Abteilung kommen. Und dann - so kam es mir vor - hatte man dort fast die Hoffnung „Okay, wenn er Gehirnschäden hat, dann lassen wir es prüfen und dann kommt er auf eine andere Abteilung und wir sind ihn los".

Ich hab' ihn dann ins nächste Krankenhaus gebracht, das Gott sei dank nicht weit weg war. Dort haben wir ein MRT mit ihm gemacht und sein Gehirn durchleuchtet, und dabei festgestellt, dass alles normal ist. Und ich habe ihn dann wieder zurückgebracht. In der Psychiatrie wurde ich bereits gespannt erwartet. Aber als ich ihnen sagte, dass der Scan nichts ergeben hatte, waren die Betreuer fast enttäuscht, weil sie Paul ja nun noch länger an der Backe hatten. Und dann begann die medikamentöse Behandlung, auch mit Unterstützung der Psychiaterin wegen schizophrenen Verhaltens.

Maxeiner: Nachdem Sie bemerkt hatten, was für Zustände in der Kinderpsychiatrie herrschten, was war für Sie am schwierigsten auszuhalten? Welche Emotionen sind da in Ihnen hoch gekommen?

Brauer: Am Anfang war ich total positiv überrascht, dass ein Kind mit dieser Vorgeschichte so freudig den ersten Tag beginnt. Dass es sich auf die Psychiatrie freut. Das habe ich bei keinem Kind vorher beobachten können. Paul interessierte sich für die anderen Kinder, wie sie spielten, und er beobachtete sie freudig. Ich hatte den Eindruck, es schien ihm irgendwie zu gefallen. Aber was mich am meisten bedrückt hat, war die medikamentöse Behandlung, denn von da an hat sich sein Verhalten grundlegend verändert.

Tags zuvor hat er noch gespielt, sich gefreut und gelacht und dann saß er nur noch auf der Bank und hat den anderen Kindern zugesehen. Und der einzige Grund, wieso man diese medikamentöse Behandlung weiterführte, war, dass sich seine Ausraster dadurch minimierten. Dass er also weniger animalische Anfälle hatte. Das wurde als Erfolg gefeiert.

Doch Paul so als Zombie zu erleben, wie er die anderen Kinder fast teilnahmslos beobachtete, hat mir fast das Herz gebrochen. Aber alle anderen auf der Station freuten sich, dass er nicht mehr ausrastete. Ich hab' mir damals gedacht, das kann nicht richtig sein. Aber ich war ja nur Zivildienstleistender - wer also war ich schon, dass ich mir hätte anmaßen können, der Psychiaterin zu sagen, dass da offensichtlich was schiefging.

Maxeiner: Haben Sie je mit jemandem darüber gesprochen?

Brauer: Ja. Wir hatten einen Betreuer, der ebenfalls die Behandlung mit Medikamenten verurteilte. Er hatte dasselbe beobachtet wie ich und mir auch bestätigt, dass das alles nur emotionale Blocker sind, die die Patienten zu zombieartigen Kindern machen, die keine Emotionen mehr haben. Und das kann kein Erfolg sein. Damit hat er mir aus der Seele gesprochen und die medikamentöse Behandlung von Paul wurde schließlich auch irgendwann eingestellt.

Das war ein gutes Gefühl, denn ich musste gar nicht einschreiten, weil der andere Betreuer es ebenfalls erkannt hatte. Nachdem die medikamentöse Behandlung eingestellt wurde, hat Paul auch wieder angefangen zu spielen und hat wieder Gefühle gezeigt. Das war eigentlich die Bestätigung für mich, dass es daran gelegen hatte.

Maxeiner: Wann haben Sie Paul das letzte Mal gesehen, bzw. das letzte Mal mit ihm gesprochen?

Brauer: Ich hatte Spätschicht und wir haben die Kinder schlafen gelegt. Und dann sind wir ins Betreuerzimmer gegangen und haben die Berichte geschrieben. Ich bin an diesem Abend im Flur Wache gelaufen, um zu schauen, ob sie alle in ihren Zimmern bleiben und keinen Quatsch machen. Und dann ist mir aufgefallen, dass aus Pauls Zimmer - er hatte ein Einzelzimmer - Geräusche kamen. Es hörte sich an, als ob jemand Möbel rückte. Ich hab' dann die Tür seines Zimmers geöffnet und gesehen, dass er die Schubladen aus der Kommode herausgezogen und auf der Kommode pyramidenförmig aufgetürmt hatte.

In dem Moment, als ich das Zimmer betrat, sprang Paul auf den Tisch und anschließend, wie eine Wildkatze auf den Kleiderschrank. Eigentlich unmöglich für ein Kind in seinem Alter, da hoch zukommen. Dachte ich mir zumindest. Aber er hat es geschafft. Er ist mit einem Satz auf den Schrank hochgesprungen und visierte die Pyramide an, die er in der Mitte des Zimmers platziert hatte. Er schrie mich an und fixierte mich mit diesem animalischen Gesichtsausdruck, während ich noch immer überlegte, wie er wohl da hoch gekommen ist und warum er die Kommode in die Mitte geschoben und die Schubladen raus genommen hatte.

Und wieso wollte er da herunterspringen? Ich bin ja nie auf die Idee gekommen, dass das ein Selbstmordversuch sein könnte. Ich hab' dann irgendwann überlegt, vielleicht versucht er sich weh zu tun, weil er glaubt, wenn er sich verletzt, dass er dann mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Maxeiner: Was ist dann passiert?

Brauer: Er stand noch immer auf dem Kleiderschrank und visierte die Pyramide an, die er gebaut hatte. Also hab' ich ihn heruntergehoben, wieder aufs Bett gesetzt und die Schränke und die Schubladen wieder auf ihren Platz zurück gepackt. Parallel dazu hab' ich auf ihn eingeredet. „Was ist denn los?", hab' ich ihn gefragt. „Du sollst keinen Quatsch machen, wir wollten doch morgen zum Picknicken gehen.

Wenn du wieder Quatsch machst, werden dich die Betreuer wieder ausschließen". Das war häufiger der Fall, dass Paul einfach ausgeschlossen wurde, weil er ein Risikofaktor war. Man konnte nicht mit ihm zum Fußballspielen gehen, weil man ja nicht wusste, was er als nächstes tat. Also wurde er ausgeschlossen von den meisten Aktivitäten. Es tat mir immer weh, weil ich gesehen habe, dass er sich da gut amüsierte, wenn er mal mit durfte. Und dann hab' ich gedacht, oh mein Gott, wenn die Betreuer das jetzt sehen, dann wird er wieder gestrichen.

Maxeiner: Wie hat Paul reagiert?

Brauer: Er war total perplex, hat auf seinem Bett gesessen, auf den Boden geschaut und geweint.

Maxeiner: Und was haben Sie gemacht? Sind Sie bei ihm geblieben?

Brauer: Paul hatte mich gefragt, ob ich die Tür offen lassen könnte. Ich hab dann zurück gefragt „Wieso willst du die Tür offen haben? Du weißt doch, dass die Türen immer geschlossen sein müssen." Aber Paul hat weiter insistiert, ob ich nicht doch seine Tür offen lassen könnte, weil er Angst hatte, dass hinter der Tür Monster lauerten. Für mich war das normal, ich hatte das aus den Medien gelernt, dass Kinder manchmal Angst haben, dass sich hinter Türen oder unter Betten Monster verstecken. Also hab' ich mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht.

Doch Paul hat sich weiter gefürchtet. Und ich hab' dann zu ihm gesagt „Na, dann bete doch, dass die Monster verschwinden". Dann hat er mich angesehen und gefragt, wie Beten geht. Ich war total erstaunt, dass er das nicht wusste, denn er kam doch aus einem katholischen Kinderheim.

Maxeiner: Und haben Sie dann mit ihm gebetet?

Brauer: Ja, wir haben ein kleines Kindergebet gesprochen. „Ich bin klein. Mein Herz ist rein. Lass niemand darin wohnen als Jesus allein". Anschließend wollte er noch auf die Toilette gehen und ich habe ihn begleitet. Wir sind zur Toilette gelaufen, ich bin dann bis zum Waschbecken vor, und als er fertig war, hab' ihn wieder zurückbegleitet in sein Zimmer, hab' ihn ins Bett gebracht und gewartet, bis er eingeschlafen war.

Es war das erste Mal, dass ich mich richtig umgesehen hab' in seinem Zimmer. In jedem anderen Zimmer der Kinder gab es dutzende Bilder von Familie, Haustieren, Brüdern, Vater oder Mutter. Oder Poster von Sängern... Doch bei Paul war alles leer. Nichts als nackte, kahle Wände.
Erst als ich das Buch geschrieben hatte, hab' ich das verstanden: Na klar, er hatte ja auch nichts. Niemanden, der ihn erwartete, keine Verwandten ... Sein Zimmer war einfach nur kalt. Und Spielzeug hat er auch keins besessen.

Maxeiner: War das der letzte Abend, an dem Sie ihn lebend gesehen haben?

Brauer: Ja.

Maxeiner: Was passierte am darauffolgenden Tag, als Sie wieder Ihren Dienst aufgenommen haben? Wie haben Sie das erlebt und wie haben Sie von seinem Tod erfahren?

Brauer: Das ist das schwierigste Kapitel. (Stefan Brauer schluckt und schweigt einen Moment. Es fällt ihm hörbar schwer, darüber zu sprechen). Er hat sich genau auf diese Art und Weise umgebracht ... (wieder schweigt er).

Maxeiner: Er hat wieder die Pyramide aufgetürmt und ist gesprungen?

Brauer: In diesem Fall war es nicht die Pyramide. Er hat den Tisch - es war einer mit ganz dünnen Metallbeinen - umgedreht ... Und man ging davon aus, dass er wieder auf den Kleiderschrank geklettert und von dort in eines der dünnen Tischbeine gesprungen ist.

(Wir schweigen einen Moment. Zu schrecklich ist die Vorstellung, dass sich ein sechsjähriges Kind lieber mit einem Tischbein durchbohrt, als so weiterleben zu müssen ...)

Maxeiner: Haben Sie Paul an diesem Tag nochmal gesehen?

Brauer: Also, in meinem Buch hab' ich geschrieben, dass ihn noch mal gesehen hätte. Aber da hab' ich mir die künstlerische Freiheit genommen, um das Buch spannend zu halten. In Wahrheit war es so, dass ich kam und Paul schon weg war.

Maxeiner: Er war schon auf dem Weg in die Rechtsmedizin, weil es kein natürlicher Tod war?

Brauer: Ja. Und ich weiß nicht mal mehr, was jetzt genau geschlussfolgert wurde. Soweit ich weiß, wurde nie das Wort Suizid in den Mund genommen. Wahrscheinlich ging man davon aus, dass er in dem Spieltrieb aus irgendeinem Grund 'runtergesprungen sei und es ein Unfall war. Aber wenn man seine Vorgeschichte und das Buch liest, dann stellt sich diese Frage nicht. Es war ganz klar, Paul war satt vom Leben.

Maxeiner: Kennen Sie den Untersuchungsbericht von der Rechtsmedizin? Steht da wirklich nichts über einen möglichen Selbstmord?

Brauer: Soweit ich weiß nicht. Also, ich will Sie nicht erschrecken, aber das war nicht der einzige Selbstmord in meiner Zivildienstzeit dort. Zwar nicht in unserer Gruppe und auch nicht in diesem zarten Alter, doch es war fast an der Tagesordnung.

Wir hatten beispielsweise einen, der versucht hat, sich im Netz des Tores zu erhängen oder jemanden, der sich am Nachttisch mit seinen Schnürsenkeln erhängt hat. Ich hab' immer gedacht, man müsste eine Stange haben oder diesen Knoten beherrschen. Aber er hat sich wirklich an einem Nachttisch, der kniehoch war, mit einem Schnürsenkel von seinem Sportschuh erhängt.

Maxeiner: Womit erklären Sie sich diese ungewöhnlich hohe Suizidrate bei Kindern in diesem Alter? Ist da auch etwas in der Psychiatrie schiefgelaufen?

Brauer: Das ist ja der Punkt. Alle Institutionen haben versagt. Natürlich auch Pauls Mutter. Anschließend die zwei Kinderheime, die er besucht hat, wo er einfach nur weggesperrt worden war. Das Jugendamt, das viel zu spät reagiert hat und ihn zu spät von seiner Mutter befreit hat. Er war drei Jahre alt, als sie ihn da 'raus geholt' haben. Und in der Psychiatrie wurden dann dieselben Fehler wiederholt, die alle anderen auch gemacht haben. Man hat ihm ein Einzelzimmer gegeben und ihn ausgeschlossen von allen anderen Aktivitäten.

Anstatt das Gegenteil zu machen: ihn in eine Gruppe zu geben und ein kindermäßiges Abenteuer daraus zu machen. So hätte er Kontakte knüpfen und von vorne beginnen können. So hätte vielleicht wieder Liebe in ihm wachsen können. Aber es wurden dieselben Fehler gemacht und Paul hat genau das erfahren, was er zuvor auch erfahren hatte: Er wurde weggesperrt und niemand mochte ihn.

Besonders an den Wochenenden war es schlimm: Da wurden alle anderen Kinder von ihren Eltern oder von Verwandten abgeholt. Aber Paul hatte niemanden. Er war das einzige Kind, das am Wochenende in der Psychiatrie blieb. Wenn ich Dienst hatte, hab' ich Paul mitgenommen und wir sind dann auf die Jugendlichen-Station gegangen. Dort waren ja die besagten 90 Prozent magersüchtige Mädchen, zwischen 14 und 16 Jahren. Sie alle standen begeistert um Paul herum und streichelten und liebkosten ihn. Sie freuten sich, dass jemand, der so süß war, bei ihnen war. Und Paul genoss es. Er war wie ein anderer Mensch. Ich hab' ihn nicht mehr wiedererkannt.

Maxeiner: Sie haben ja gesagt, Sie waren sieben Monate in der Kinderpsychiatrie und haben Ihren Zivildienst dort geleistet. Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrem Zivildienst? Würden Sie heute niemandem empfehlen, Zivildienst - heute gibt es ja nur noch den sogenannten Bundesfreiwilligendienst - zu leisten aus dieser Erfahrung heraus?

Brauer: Nein. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte, und dass ich dieses Buch habe schreiben können und hoffentlich auch viele Menschen damit erreiche. Im Endeffekt würde es reichen, wenn eine einzige Person dieses Buch liest und merkt, wie wichtig Liebe in der Erziehung ist und daraufhin irgendein Leben gerettet wird.

Maxeiner: Was ist Ihre wichtigste Botschaft?

Brauer: Die wichtigste Botschaft ist, dass Liebe im Leben eines jeden Menschen schon immer wichtig war und immer wichtig sein wird. Ich bin überzeugt, dass man sämtliche Probleme lösen würde, wenn man es mit Liebe angeht.

Maxeiner: Haben Sie selbst Kinder?

Brauer: Ich hab' mit 29 Jahren angefangen das Buch zu schreiben und ich bin letztes Jahr selbst Vater geworden. Als ich mein Buch abgeschlossen hatte, ist mein Sohn zur Welt gekommen.

Maxeiner: ... und er hat sehr viel Glück in Ihr Leben gebracht ...

Brauer: Ja. Und dadurch, dass ich diese Erfahrung in der Psychiatrie gemacht habe, bin ich mir bewusst, wie wichtig Liebe ist. Ich werde alles tun, damit mein Sohn soviel wie möglich davon bekommt.

Herr Brauer, ich danke Ihnen herzlich für dieses Gespräch.

http://www.huffingtonpost.de/sandra-maxe..._b_6869776.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#15 von Christine , 25.07.2015 09:43

Nächtliche Suizidversuche stellen Beamte vor besondere Herausforderung
Aschaffenburg
Serie – In die Nacht mit … Florian Nickl, Aschaffenburger Justizvollzugsanstalt

Eine schwache Notbeleuchtung taucht den langen Gang in schummriges Licht. Gitter vor den Fenstern werfen Schatten an die Wand. Es ist still, nur hinter einigen Türen sind leise Stimmen zu hören. Florian Nickl dreht seine Runde durch die Justizvollzugsanstalt (JVA) Aschaffenburg. Der Justizvollzugsbeamte bleibt stehen, lässt die Atmosphäre auf sich wirken.


»Sehen, hören und fühlen« sind die wichtigsten Aufgaben des Nachtdienstes im Gefängnis. Zu dieser Zeit ist vor allem das Bauchgefühl der Diensthabenden gefragt, mit dessen Hilfe sie Stimmungen erkennen und einordnen. Von 22 bis 6 Uhr sind die Beamten im Einsatz. Die Zellentüren sind dann schon fest verschlossen, Einschluss ist um 20.30 Uhr. Nur in Ausnahmesituationen werden die Türen noch einmal geöffnet.

Häftlinge auf Entzug: Während der Kontakt zu den Gefangenen tagsüber eine wichtige Aufgabe ist, beschränkt er sich nachts auf ein Minimum: »Es gibt Häftlinge, nach denen wir regelmäßig sehen, beispielsweise wenn sie auf Entzug oder selbstmordgefährdet sind«, erklärt Nickl. Der Spätdienst, der von 14 bis 22 Uhr arbeitet, sagt den Kollegen im Nachtdienst bei der Übergabe, auf welche Häftlinge besonders zu achten ist.

In dieser Nacht schauen die Justizvollzugsbeamten nur nach einer Person. Florian Nickl öffnet dafür mit seinem Schlüssel die sogenannte Kostklappe an der Zellentür und leuchtet mit der Taschenlampe in Richtung des Bettes. »Manchmal muss man ein bisschen länger hinschauen, um die Atmung zu sehen«, sagt der 27-Jährige. Ist nichts zu erkennen, klopft er an die Tür und ruft in die Zelle hinein - so lange, bis der oder die Schlafende reagiert.

Begehrte Handys: Die Abläufe im Nachtdienst sind routiniert: Direkt hinter der Torwache und der ersten Gittertür sind mehrere Schließfächer. Hier deponieren die Beamten ihr Handy und ihren Autoschlüssel: beide Gegenstände sind im Gefängnisinneren verboten. »Handys sind bei den Gefangenen sehr begehrt«, erklärt JVA-Leiter Frank Dickmann. Deswegen kommen Mobiltelefone gar nicht erst in ihre Reichweite. Autoschlüssel wären im Fall eines Ausbruchs ein Risiko: Der Fliehende hätte mit dem Schlüssel ein Fluchtfahrzeug.

Nickl legt Handy und Schlüssel ins Fach, holt stattdessen einen Bund mit acht Schlüsseln in verschiedenen Größen und Formen heraus und hängt diesen an seinen Gürtel. Zuletzt verstaut Nickl die Personennotrufanlage (PNA) senkrecht in der Halterung. Dieses wie ein Funkgerät ausschauendes Gerät gibt in der Nacht den Ton an: Es gibt vor, welche Punkte die Beamten zu welcher Zeit passieren müssen.

Kollegen kontrollieren: In dieser Nacht leitet es nicht nur den diensthabenden Justizvollzugsbeamten, sondern auch Gefängnisleiter Frank Dickmann und den Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes Thorsten Ritz durch die Gänge. Einmal im Monat führen die beiden im Nachtdienst eine Schließkontrolle durch. »Wir kontrollieren, ob alle Kollegen da sind, ob die Kameras funktionieren und ob die Türen verschlossen sind«, erläutert Ritz. Jede einzelne Tür kommt auf den Prüfstand.

Dickmann und Ritz folgen Nickl durch die schwach beleuchteten Gänge. »Wir machen normalerweise kein Licht an, damit die Gefangenen nicht sehen, wo wir uns aufhalten«, so Nickl. Er öffnet die Tür zum Hof, auf dem die Gefangenen während des Hofgangs zwischen den hohen, mit Stacheldraht bestückten Mauern rauchen, Schach oder Tischtennis spielen. Mehrere Scheinwerfer leuchten ihn aus.

Riesige Schatten: Nickl tritt in die Mitte des Areals. Der Schatten, den der große Mann wirft, ist riesig. Sein Blick wandert zu den vergitterten Zellenfenstern, aus denen gelbliches Licht dringt. Vor einigen stehen Flaschen zum Kühlen. Stimmengemurmel. Offenbar hat ein Gefangener noch gekocht, es riecht nach Essen. In jeder Zelle gibt es einen Wasserkocher, mit dessen Hilfe zumindest Tütensuppen zubereitet werden können. Ein letzter prüfender Blick und der Beamte verschließt die Hoftür.

Eine feste Reihenfolge gibt es beim Rundgang nicht. Kein Gefangener kann sagen, wo die Beamten als nächstes auftauchen. »Wir haben mehrere Rundenpläne ausgearbeitet, eine Software wählt abends aus, welche Runde der Nachtdienst läuft«, erklärt Ritz. Und die PNA lotst die Beamten.

Gerät zeigt den nächsten Punkt: Auf dem Display des Gerätes wird der nächste Punkt angezeigt, den die Beamten ansteuern müssen. Zu einer vorgegebenen Uhrzeit müssen sie an diesem mit einer Antenne versehenen Stechpunkt sein. Das Gerät sendet ein Signal und zeigt dann das nächste Ziel an. Dieses kann in der Nähe, aber auch in einem ganz anderen Teil der Haftanstalt liegen.

Insgesamt sind für die Nachtdienstgeräte 15 Stechpunkte vorgesehen. »Wenn wir Medikamente ausgeben oder einen Neuzugang in Empfang nehmen, können wir die Software pausieren lassen, bis die Runde weitergehen kann«, erklärt Nickl. Er öffnet die Gittertür vor einem Schließgang. Zwölf Stück gibt es davon in der JVA Aschaffenburg. Hinter sich schließt er das Gitter, ein Kollege bleibt mit dem Schlüssel auf der anderen Seite stehen. So beugen die Beamten Ausbruchsversuchen vor.

Alarmbereitschaft für einen Moment: Langsam schreitet Nickl den Gang ab, bleibt stehen, lauscht, geht weiter. Plötzlich beginnt das Gerät in seiner Hand zu vibrieren und zu laut zu piepsen. Für einen Moment herrscht Alarmbereitschaft, die Spannung ist spürbar. Entwarnung: Ein Stechpunkt hat kein Signal gesendet. Hält dieser Voralarm länger als 30 Sekunden an, wird die Zentrale informiert.

Nachdem der Fehler behoben ist, geht der Rundgang weiter. Die Pläne sind so ausgearbeitet, dass die Beamten an den jeweiligen Orten genug Zeit zum Sehen, Hören und Fühlen haben. »Unser Job beinhaltet weit mehr, als die Türen auf und zu zu schließen«, betont Ritz. »Es kann nicht jeder Gefangene intensiv betreut werden, aber beispielsweise bei der Essensausgabe erkennen wir, ob wir jemanden im Auge behalten müssen. Wenn er normalerweise erzählt und lacht und das auf einmal nicht tut, werden wir aufmerksam«, sagt der Dienstleiter.

Psychologisch geschult: Jeder Justizvollzugsbeamte wird in seiner zweijährigen Ausbildung psychologisch geschult. Haben die Beamten den Eindruck, dass der Gefangene sich etwas antun könnte, beugen sie vor. Neben Gesprächsangeboten könnte der Betroffene einen Fernseher in seine Zelle bekommt, den er ansonsten extra mietet müsste. Auch Bücher oder Tabak dienen als Ablenkung.

»Ich habe in meiner Dienstzeit hier einen Selbstmordversuch erlebt«, erinnert sich Florian Nickl. Ein Häftling in einer Gemeinschaftszelle habe versucht, sich am Fenster zu strangulieren, während seine Zellengenossen schliefen. »Glücklicherweise ist der Stuhl umgefallen. Die anderen sind aufgewacht und haben den Notruf gedrückt«, sagt der 27-Jährige. So sehr die Beamten sich bemühen und auf die Gefangenen eingehen, Selbstmordversuche können sie nicht ganz verhindern. Geglückt ist seit mehreren Jahren keiner mehr.

Nächtliche Suizidversuche: Nächtliche Suizidversuche stellen die Diensthabenden vor eine besondere Herausforderung. »Um in eine Zelle zu gehen, müssen wir immer ein Mann mehr als Insassen sein.« Das erschwert rasches Eingreifen im Notfall. Hat sich jemand in einer Einzelzelle etwas angetan, leisten die beiden Beamten, die zusammen ihren Rundgang machen, direkt Hilfe. Handelt es sich um eine Zwei- oder Drei-Mann-Zelle, müssen sie warten, bis Verstärkung da ist - ganz gleich welches Bild sich ihnen beim Blick durch die Kostklappe bietet.

Diese Klappe ist nachts die einzige Verbindung ins Zelleninnere - und birgt Gefahren: Mehr als einmal hat Thorsten Ritz erlebt, dass ihm beim Öffnen Gegenstände entgegen flogen. »Ich schaue nie direkt in die Zelle«, sagt er und lässt langsam die quadratische Schließvorrichtung nach unten sinken. Er ist darauf bedacht, mit dem Gesicht nicht zu nahe an die Öffnung zu kommen.

Vor »Flugobjekten« verschont geblieben: Nickl ist vor »Flugobjekten« bislang verschont geblieben. Bei offener Tür sah das anders aus: »Nach mir wurden schon eine Glasschüssel und ein Messer geworfen.« Ansonsten ist der 27-Jährige mit Worten bedroht worden. »Bei Gefangenen auf Entzug kommt das öfter vor«, sagt er gelassen. Sein Vorgesetzter Ritz musste in seiner Laufbahn - er ist seit über 20 Jahren im Justizvollzug - schon mehr einstecken: »Ich hatte abgebrochene Flaschen am Hals, bin mit Krücken bedroht worden und habe Suizide und Suizidversuche erlebt.«

Zwischen den Runden machen die Beamten im gläsernen Dienstzimmer Aufzeichnungen über die Ereignisse der Nacht. So weiß der Frühdienst, dessen Schicht um 6 Uhr beginnt, worauf zu achten ist. Keiner der derzeit 44 uniformierten Beamten werde zum Nachtdienst gezwungen, betont Thorsten Ritz. »Wir haben keine Probleme, die Nachtdienste abzudecken, wer nicht möchte, kann draußen gehalten werden.«

Tiefpunkt in Nacht drei: Gearbeitet wird sieben, auf Wunsch auch zehn Nächte am Stück. »Die erste Nacht fällt mir leicht. Ich mache die Nacht davor schon durch, um in den Rhythmus zu kommen«, sagt Florian Nickl. Seinen Tiefpunkt habe er in Nacht drei oder vier. Dann greife er zu Cola oder Redbull.

Und wenn der Schlaf ihn trotzdem zu übermannen droht?«In der Ausbildung haben sie uns gesagt, dass wir Fliesen oder Gitter zählen sollen. Ich habe das einmal probiert und bei 20 aufgehört. Mir war es zu doof.« Die Unterhaltung mit Kollegen reiche aus, um wach zu bleiben. »Man kriegt die Nächte problemlos rum«, sagt Florian Nickl und macht sich auf zur nächsten Runde durch den dunklen Knast.

KATRIN FILTHAUS

http://www.main-netz.de/nachrichten/aktu...rt81887,3532419


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#16 von Christine , 25.07.2015 09:44

Gefährliche Seiten
Wenn sich Kinder im Netz über Suizid austauschen
26.05.2015 09:10 Uhr


Soziale Plattformen zum Thema Magersucht, Ritzen und Suizid: Schon Kinder tauschen sich im Netz über diese Themen aus. Die Gefahr solcher Seiten ist groß, sagen Medienschützer. Sie könnten zum Mitmachen und Nachahmen auffordern.

Emma ist erst zehn Jahre alt und berichtet von sieben Suizidversuchen. Ein anderes Mädchen, das sich Proanaskinnygirl nennt, will so dürr wie möglich werden und eine dritte Nutzerin fügt sich immer wieder selbst Schmerzen zu, indem sie sich ritzt. So unterschiedlich ihre Probleme auch sind, eines haben alle drei gemeinsam: Sie lassen viele andere Kinder und Jugendliche in Sozialen Netzwerken und in Internet-Communitys daran teilhaben.

Schon 9-Jährige schreiben über Suizid

Suizidgedanken, Berichte über Selbstverletzungen und Essstörungen sind in diesen Medien keine Seltenheit. Experten von jugendschutz.net haben allein im Februar und März 2015 in sieben bei Jugendlichen beliebten Social-Web-Diensten und zwei Kinder-Communitys fast 450 entsprechende Beiträge gefunden, die gegen den Jugendschutz verstoßen. Neu sei die Erkenntnis, dass auch schon Seiten für Kinder betroffen sind, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Untersuchung, die das Schwerpunktthema des Jahresberichts von jugendschutz.net ist.


90 Prozent der problematischen Beiträge stammten von Mädchen mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren. Die jüngsten Autorinnen waren erst neun Jahre alt. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) sehe diese Entwicklung mit großer Besorgnis, sagte der Vorsitzende Siegfried Schneider der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn Kinder und Jugendliche Web-Dienste nutzen, müssen deren Betreiber auch dafür sorgen, dass sie dort sicher sind“, forderte er.

Smartphones sind schwer zu kontrollieren

„Wir müssen auf die Tatsache, dass immer jüngere Kinder das Internet nutzen, reagieren, um sie vor für sie gefährlichen Inhalten zu schützen“, sagte die rheinland-pfälzische Staatssekretärin im Jugendministerium, Margit Gottstein, die mit Schneider den Jahresbericht vorstellte. Ihr Haus vertritt die Jugendpolitik der Länder. So könnten Eltern etwa durch das Installieren entsprechender Schutzprogramme beeinflussen, welche Inhalte ihren Kindern im Netz zugänglich sind.

Doch ein Schutz ist aus Sicht von Experten schwierig. „Seiten zur Magersucht beispielsweise lassen sich noch verbieten, Soziale Netzwerke wie Facebook aber nicht“, sagte Katharina Avemann vom Frankfurter Zentrum für Essstörungen. Außerdem erschwere die Tatsache, dass Kinder zunehmend Smartphones statt Computer nutzen, die Kontrolle, etwa durch die Eltern.

Laut einer Bitkom-Studie beginnt die Nutzung Sozialer Netzwerke heute bereits mit zehn bis elf Jahren. Mit zwölf Jahren nutzt die große Mehrheit der Jugendlichen (85 Prozent) ein Smartphone.

Abnehmpartner gesucht: Seiten fordern zum Nachmachen auf

Avemann, Fachfrau für Prävention, sieht Dienste wie WhatsApp & Co. kritisch. „Während früher die heimische Waage zur Gewichtskontrolle diente, tun dies heute zunehmend auch Soziale Netzwerke. Sie sind eine Plattform, um sich zu vergleichen, zu kontrollieren und profilieren“, sagte sie.

Laut Studie fördern viele Beiträge das Nachahmen und Mitmachen. Nach den Recherchen der Jugendschützer wurden auf Instagram Abnehmpartner gesucht. Zudem riefen Jugendliche zur Gründung von WhatsApp-Gruppen auf, in denen Nutzer ihre Körpermaße oder Berichte über das Essverhalten veröffentlichen sollen.

Der Jugendmedienschutz schlägt Alarm

Ohnehin gefährdete Kinder und Jugendliche, die auf solche Inhalte stoßen, fühlen sich demnach oftmals verstanden und ermutigt, weiter an ihrem Verhalten festzuhalten. „Verzerrte und idealisierende Darstellungen können krankhaftes Verhalten stärken“, warnen die Autoren.

Die Reaktionen auf die Kritik ist aus Sicht der Jugendschützer unzureichend. Nur 42 Prozent der kritischen Inhalte seien nach Hinweisen von jugendschutz.net innerhalb von zwei Wochen entfernt worden. Deutsche Anbieter reagierten häufiger als ausländische. Letztere unterliegen laut Schneider in der Regel nicht den gesetzlichen Regelungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages. „Angesichts der Tatsache, dass die bei Kindern und Jugendlichen beliebtesten Plattformen in diese Kategorie fallen, müsste man darüber nachdenken, Regelungen auch auf europäischer Ebene zu schaffen“, sagte er. (dpa)

http://www.mz-web.de/familie/gefaehrlich...0,30752260.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#17 von Christine , 25.07.2015 09:45

Unglaubliche Geschichten vom Suizid-Sorgentelefon
«Sag mir, wieso ich den Abzug nicht ziehen soll»
04.06.2015 1'105 Reax

Auf der Online Plattform Imgur erzählt ein User von seinem Alltag als Telefonberater einer Helpline für Suizid-Gefährdete. Einige Anrufe sind so krass, dass sie ihm immer in Erinnerung bleiben werden.
Lisa VogtLisa Vogt
REDAKTORIN


«Gib mir einen Grund, weshalb ich den Abzug nicht ziehen sollte.»
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(Getty Images)

«Das passiert ziemlich oft. Ich hätte gerne eine magische Antwort oder lebensverändernde Worte für die Anrufer. Aber die habe ich nicht. Denn jeder ist anders und hat andere Gründe, weshalb es sich zu leben lohnt. Ich begleite die Person in einer schmerzvollen Zeit und versuche, diese Gründe mit ihr zusammen zu finden, wenn sie mich lässt.»
«Ich werde mich umbringen. Sag meiner Familie, ich...»
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(Getty Images)

«Solche Anrufe erhalte ich alle paar Wochen und meine Antwort ist stets die gleiche: NEIN! Wir können und werden nichts von dem, was der Anrufer uns sagt, an seine Familie weiterleiten. Dafür sind wir nicht da. Sie sollen es ihren Familien selber sagen.»
«Ich will mich umbringen, weil ich einen kleinen Penis habe. (Gekichere im Hintergrund)»
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(Getty Images)

«Streiche. Mindestens drei pro Schicht, meistens mehr. Wir beantworten die Anrufe aufeinanderfolgend. Wenn mit uns Streiche gespielt werden, wird womöglich jemandem der Platz genommen, der die Hilfe wirklich nötig hat. In den USA ist es sogar strafbar. Und auch einfach extrem doof.»
«Hallo, ähm, kannst du einfach mit mir reden? (Atmet schwer)»
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(Getty Images)

«Wir sind eine Gratisnummer und es gibt Leute, die bei uns billig zu Telefonsex kommen wollen. Männer und Frauen. Hier ist es wie bei den Streichen: Sie nehmen uns wertvolle Zeit weg.»
«Wie bringe ich mich am schnellsten um?»
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(Getty Images)

«Ob wir den schnellsten und effektivsten Weg kennen, sich umzubringen? Ja. Ob wir es jemandem sagen? Nein. Zum Glück suchen die Meisten auf ihre eigene Art und Weise nur nach Hilfe. Aber es gab ein paar Wenige, die ganz ernsthaft Tipps wollten, wie sie sich am besten umbringen.»
«Wie lange können wir reden?»
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(Getty Images)

«Lange Telefonate sind uns nicht fremd. Das heisst nicht, dass wir nicht auch mal eine Toilettenpause brauchen aber wir teilen das den Anrufern mit und stellen sicher, dass sie bis zu unserer Rückkehr versorgt sind. Wenn das nicht möglich ist, würden wir das Telefon kurz auf stumm schalten, während wir auf die Toilette gehen.»
«Warum interessiert es Sie, ob ich lebe oder sterbe?»
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(Getty Images)

«Ich denke nicht, dass Kinder bei einem Sorgentelefon für Suizidgefährdete arbeiten wollen, wenn sie mal gross sind. Wir alle kamen mal in irgendeiner Weise mit dem Thema Suizid in Berührung und wir alle wissen, dass es Licht gibt auf der anderen Seite dieser verzweifelten Gedanken. Irgendwer hat uns da durch geholfen. Wir geben das jetzt an die Anrufer weiter und hoffen, dass es die dann vielleicht auch einmal können.»
«Hat sich jemand umgebracht, während Sie mit ihm sprachen?»
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(Getty Images)

«Ja.»

Imgur-User «CharlesJacobs» arbeitet bei der «National Suicide Prevention Lifeline», einer Helpline für Suizid-Gefährdete.

http://www.blickamabend.ch/news/unglaubl...-id3821362.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#18 von Christine , 25.07.2015 09:46

KATASTROPHE
Wenn Selbstmörder zu Mördern werden

Sie sind psychisch labil oder traumatisiert, krankhaft narzisstisch oder von Hass zerfressen: Selbstmörder, die im letzten Akt ihres Lebens Unschuldige mit in den Tod reißen. Eine unvollständige Chronik.


Der bewusst herbeigeführte Absturz der 4U9525 ist kein Einzelfall. Im Dezember 1997 sterben alle 104 Passagiere der Silk Air bei einem Crash auf dem Weg von Jakarta nach Singapur. US-Ermittler sprechen von einem absichtlichen Absturz, herbeigeführt durch den Flugkapitän. Indonesische Behörden lassen die Ursache offen.

Unklar bleiben auch die Hintergründe der Katastrophe von Flug 990 der Egypt Air 1999 im US-Bundesstaat Massachusetts. "Ich verlasse mich auf Gott", sind die letzten Worte des Piloten, die er gleich mehrmals ausspricht, nachdem er den Autopiloten abgeschaltet und in den Sinkflug übergegangen war. 217 Menschen sterben. Die ägyptischen Behörden sprechen von technischen Problemen. US-Ermittler gehen von Selbstmord aus.

2013 stürzt eine mosambikanische Maschine über Namibia ab. Im Untersuchungsbericht heißt es, der Pilot habe die "klare Absicht" gehabt, das Flugzeug zum Absturz zu bringen. 33 Menschen sterben.

Noch unklarer ist das Schicksal von Flug 370 der Malaysia Airlines, die im März 2014 von Kuala Lumpur startend Ziel auf Peking nimmt. Bis heute ist das Schicksal der 239 Menschen an Bord nicht bekannt. Das Flugzeug wird nie gefunden.

Der Verdacht: Die Piloten hatten einen Absturz geplant.
Noch häufiger als in der Luft sind Selbsttötungen im öffentlichen Raum. Vor allem in Schulen. Im April 1982 wütet ein betrunkener Polizist im südkoreanischen Sang-Namdo mit Gewehren und Handgranaten. Die Bilanz des Amoklaufes: 57 Tote, 38 Verletzte.

Im März 1996 stürmt ein Mann eine Grundschule im schottischen Dunblane. Er erschießt 16 Kinder und ihren Lehrer. Zum Schluss richtet er sich selbst.

Zu zweit dringen ein 17- und ein 18-Jähriger im April 1999 in die Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado ein. Sie erschießen zwölf Mitschüler und einen Lehrer, anschließend töten sich die Schützen selbst.

Gedenkaltar im Erfurter Doms am dritten Jahrestag des Amoklaufs im Gutenberg-Gymnasium
19 Jahr jung ist der Täter von Erfurt, der im April 2002 das Gutenberg-Gymnasium zum Schauplatz seines Amoklaufes macht. 13 Lehrer, zwei Schüler und ein Polizist sterben. Danach richtet der Täter die Waffe gegen sich selbst.

Nach dem gleichen Muster geht ein 22-jähriger finnischer Berufsschüler im September 2008 vor. Er erschießt neun Mitschüler und einen Lehrer, bevor er Selbstmord begeht.
Gleich an zwei Schauplätzen richtet im März 2009 ein 17 Jahre junger Schüler ein Blutbad an.

Zunächst schießt er auf Schüler und Lehrer der Realschule in Winnenden. Auf der Flucht hinterlässt er in Wendlingen weitere Opfer. Bilanz: 15 Tote und ein Selbstmord.

http://www.dw.de/wenn-selbstm%C3%B6rder-...de-top-1016-rdf


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#19 von Christine , 25.07.2015 09:47

Erschießen, Ertränken, Vergiften: Der erweitere Suizid
Von Bettina Mittelacher

Ein Todessehnsüchtiger, der als Geisterfahrer mehrere Menschen mit in den Tod nimmt, eine Frau, die sich und ihre Kinder mit Medikamenten vergiftet, ein Familienvater, der seine Familie durch einen Schnitt in den Hals tötet, bevor er sich selber umbringt – oder ein provozierter Flugzeugabsturz mit vielen Toten: Beim erweiterten Suizid sind die Methoden der Tatausführung so unterschiedlich wie die Menschen selber. Seit mehr als einem Jahrhundert ist der erweiterte Suizid Gegenstand der Forschung in Deutschland.

In zwei aufwendigen Studien wurden Fälle der Jahre 1950 bis 1961 in Hamburg, beziehungsweise der Zeit von 1990 bis 2005 ausgewertet und verglichen. Danach gab es früher durchschnittlich vier Taten pro Jahr mit einem Anteil der männlichen gegenüber den weiblichen Tätern von vier zu drei. In dem jüngeren Zeitraum sank die Zahl auf 2,6 Taten jährlich, wobei die Relation von Männern zu Frauen bei neun zu eins lag.

In der Zeit von 1950 bis 1961 wurden die meisten Taten mit Leuchtgas ausgeführt, an zweiter Stelle rangierte Ertränken. Im Zeitraum von 1990 bis 2005 stand Erschießen beim erweiterten Suizid an erster Stelle. In beiden Studien zeigte sich, dass Frauen vor allem ihre Kinder in die Selbstmordhandlungen einbeziehen, während Männer vorwiegend die Partnerin und sich selber töten. Psychische Störungen sind häufig schon vor dem katastrophalen Ende bekannt – oder kristallisieren sich später heraus.

http://www.abendblatt.de/vermischtes/jou...ere-Suizid.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#20 von Christine , 25.07.2015 09:49

Tod der Darmstädter Schülerin
Wenn Kinder sich das Leben nehmen

In Darmstadt wurde ein Mädchen vom Zug überrollt. Was genau geschah, ist nach wie vor ein Rätsel. Ein Suizid ist allerdings nicht ausgeschlossen. Viele Mitschüler suchen nun psychologische Hilfe.
15.07.2015, von RAINER HEIN UND KATHARINA ISKANDAR, DARMSTADT


Der Tod des elf Jahre alten Mädchens, das am 7.Juli in der Nähe des Bahnhofs im Darmstädter Stadtteil Kranichstein von einem Regionalzug überrollt wurde, gibt der Staatsanwaltschaft weiter Rätsel auf. Inzwischen liegen zwei Zeugenaussagen vor, nach denen sich die Schülerin von sich aus zwischen die Schienen gelegt haben soll, weshalb die Ermittlungsbehörden von einem Suizid ausgehen. Welche Gründe die Elfjährige aber bewogen haben, aus dem Leben zu treten, sind unklar.

Rainer Hein
Autor: Rainer Hein, Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung in Darmstadt.
Folgen:

Es gibt weder einen Abschiedsbrief und noch Tagebucheinträge, die auf Selbstmordabsichten hindeuten, wie die Behörden mitteilen. Vieles spricht aber dafür, dass die Schülerin ein Opfer von Mobbing war. Die Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass sie in ihrer Klasse offenbar eine Außenseiterrolle gehabt habe und gehänselt worden sei. Der Tod der Schülerin beschäftigt die Kranichsteiner Gesamtschule noch immer. Schulsozialarbeiter und Psychologen kümmern sich um die Mitschüler des toten Mädchens.

Etwa 20 Kinder nehmen sich pro Jahr das Leben
Fälle wie diesen kennen Hilfsorganisationen gut – wenn auch nicht immer mit solch tragischem Ausgang. In Darmstadt gibt es inzwischen ein Netz von Vereinen, die sich um Kinder und Jugendliche in solchen Notsituation kümmern. Dazu zählen die Organisation „Komm“, die insbesondere an Grundschulen aktiv ist, der Verein Wildwasser, der sich vor allem um Mädchen kümmert, die sexuelle Gewalt erfahren haben, und der Kinderschutzbund.

Besondere Suizidprävention bietet die an den Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret ansässige Organisation „Anna“ („Alles, nur nicht aufgeben“). Deren Psychologin Rebekka Messinesis hat nach dem Unglück in Darmstadt-Kranichstein gesagt, die Sprechstunde von „Anna“ sei ausgelastet, weil täglich Betroffene, Angehörige und Lehrer anriefen. Nach Angaben von Messinesis nehmen sich im Jahr in Deutschland etwa 20 Kinder im Alter von bis zu 14 Jahren das Leben. Eine Zahl, die zwar hoch ist, aber nach Angaben von Messinesis in den vergangenen Jahren unverändert geblieben ist.


Auch das hessische Landeskriminalamt (LKA) befasst sich seit einigen Jahren mit Mobbingfällen unter Schülern, vor allem, was die strafrechtliche Bewertung betrifft. Aus den Fällen, die der Behörde bekannt werden, erarbeiten die Ermittler Handlungsleitlinien für Schulen, Eltern und Opfer, die dann den Polizeipräsidien zur Verfügung gestellt werden, die wiederum Jugendkoordinatoren beschäftigen. Die sind es schließlich, an die sich die Schulen wenden können, wenn sie Mobbing erkennen.

Viele Mobbing-Fälle in sozialen Netzwerken
Belastbare Zahlen zu solchen Fällen hat das LKA allerdings nicht, wie ein Sprecher der Behörde sagt. Weil Mobbing kein eigener Straftatbestand sei, sondern sich aus diversen anderen Delikten wie Beleidigung, übler Nachrede, Nötigung oder Körperverletzung zusammensetze. Die Ermittler beobachten jedoch, dass wegen der vermeintlichen Anonymität der sozialen Medien gefühlt mehr Fälle von Mobbing stattfänden.


Das liegt nach Einschätzung des LKA auch an den veränderten Lebensumständen von Kindern und Jugendlichen. Gingen beispielsweise 2010 nur 13 Prozent der Zwölf- bis Neunzehnjährigen über das Smartphone ins Internet, seien es aktuell 86 Prozent, teilt die Behörde mit. Viele Mobbing-Fälle finden nach den Erfahrungen der Polizei inzwischen in sozialen Netzwerken statt – als Fortsetzung der Geschehnisse im Klassenraum oder auf dem Schulhof.

Dennoch ist es auch für die Ermittler nicht einfach, jeden Fall richtig einzuordnen. „Wenn der Verdacht einer Straftat besteht, werden in jedem Fall Ermittlungen eingeleitet“, heißt es im LKA. Dann werde auch geschaut, wer hinter den Angriffen stecke. Weil aber bei Mobbing der Opferschutz sehr hoch zu bewerten sei, müsse jeder Fall „besonders sensibel gehandhabt werden“.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/to...n-13703227.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#21 von Christine , 25.07.2015 09:50

BITTE NICHT UMBRINGEN!
Wie kann man Suizide von Jugendlichen vorbeugen?
von Saara von Alten

Im Tagesspiegel diskutierten Experten und Angehörige, wie man Suizide Jugendlicher verhindern kann. Jährlich nehmen sich hunderte junge Leute das Leben.

Zunächst ist da eine tiefe Trauer, gemischt mit Wut, Schuldgefühlen, Scham, aber auch viel Unverständnis. Menschen, die einen Angehörigen aufgrund von Suizid verloren haben, tragen all diese Gefühle mit sich herum – oft bis an ihr Lebensende. Hinzu komme, dass viele Betroffene sich nicht trauten über das Thema offen zu reden, sagt Pfarrerin Cornelia Kulawik. „Sie fragen sich, ob sie versagt haben“. In Selbsthilfegruppen stellen diese Menschen schnell fest, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. 350 Menschen nehmen sich laut Statistischen Bundesamt in Berlin jedes Jahr das Leben, das ist fast ein Selbstmord pro Tag.

10 000 Deutsche töten sich jährlich selbst
Deutschlandweit sterben fast dreimal so viele Menschen an Selbsttötungen wie an Verkehrsunfällen. Insgesamt sind das 10 000 Menschen - 600 davon sind nicht älter als 25 Jahre. „Das ist eine Kleinstadt, die da jedes Jahr aus dem Leben scheidet“, sagt Michael Witte, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS). In den Medien ist selten über dieses Thema etwas zu lesen, zu groß ist die Angst vor Nachahmer-Effekten. Da es aus Gründen der Prävention dennoch wichtig ist, immer wieder darüber zu sprechen, luden am Montag die Telefonseelsorge und der Tagesspiegel zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Suizid ist nicht die Lösung“ ein. Wie viele Selbstmorde es gibt, darauf könne die Gesellschaft sehr wohl Einfluss ausüben, meinte Witte. In Berlin half nicht zuletzt eine Vielzahl an Beratungsangeboten, die Zahl der Selbsttötungen zuletzt zu senken.

Den Mut haben, ehrlich über Gefühle zu sprechen

Doch wie erkennt eine Mutter, ein Bruder oder eine beste Freundin, dass jemand beabsichtigt, sich selbst zu töten? Man müsse auf Wesensveränderungen reagieren und den Mut haben, Fragen zu stellen, erklärte Witte. Zudem dürfe man keine Scheu haben, denjenigen direkt anzusprechen. Nicht selten äußern selbstmordgefährdete Personen im Vorhinein ihre Absichten. Dann helfe nur die direkte Konfrontation: „Ich habe das von dir gehört und ich mache mir wirklich Sorgen, dass du das ernst meinst“, könnte ein Einstieg in ein Gespräch lauten. „Man müsse Emotionen spüren, aber auch Emotionen zu lassen“, sagte Schulleiterin Christiane Kleß von der Evangelischen Schule Charlottenburg, die sich bei Schulprojekten intensiv mit dem Thema befasst. In Zeiten, in denen Beziehungen schon mal über WhatsApp beendet werden, falle es Jugendlichen schwer, sich zu öffnen. Man müsse sie stärken, den Mut zu haben, über ihre Gefühle zu reden.

Konrad Bär von der Berliner Telefonseelsorge hat oft junge Menschen in Krisen am Apparat. „Es geht um Liebe, um Enttäuschungen, um Ausgrenzung und um Leistungsdruck - ausgeübt von Eltern oder Lehrern“. Auch Cybermobbing sei nicht zu unterschätzen, bestätigte Daniel Barkowski, Projektleiter der Jugendmesse You. „Jugendliche geben immer mehr persönliches auf Facebook oder Instagram preis, auf der Suche nach ,Likes’“. Und werden dann stattdessen gemobbt.

http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/987641/


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#22 von Christine , 25.07.2015 09:51

NEUBAU DER ECHELSBACHER BRÜCKE

Mehr Schutz gegen Suizid


Bad Bayersoien - Am Montag hat es wieder einer getan: Viele Selbstmörder fanden beim Sprung von der Echelsbacher Brücke schon den Tod. Bei der Neukonstruktion sollen sie es schwerer haben.

Die Bergwacht Bad Kohlgrub musste am Montag wieder ausrücken – zur Echelsbacher Brücke. Ein verzweifelter Mensch hatte sich von dort am hellichten Tag in die Ammerschlucht gestürzt. Doch die Totenbergung im Flussbett geht an die Substanz. „Da macht man sich schon seine Gedanken“, meint Bereitschaftsleiter Florian Womser. Er selbst war beim jüngsten Einsatz vor vier Tagen dabei. Er sah, wie der Leichensack 75 Meter hoch zur Brücke befördert wurde. „Da reden wir nachher natürlich darüber.“ Denn solche Schicksale lassen auch hartgesottene Bergwacht-Kameraden nicht kalt.


Womsers Wunsch ist daher nur verständlich: So selten wie möglich zur Echelsbacher Brücke ausrücken. Doch den 100-prozentigen Suizid-Schutz dort gibt es nicht. Das betont Dr. Hermann Streicher vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Diese Behörde koordiniert im Verbund mit den Anrainer-Kommunen Bad Bayersoien und Rottenbuch den geplanten Neubau der Brücke.

Dieser liegt zwar noch in weiter Ferne – erst 2018 soll mit der Realisierung einer Behelfskonstruktion begonnen werden –, aber die Planungen laufen auf Hochtouren. Beispielsweise bei den Berliner Architekten Kolb & Ripke, die gemeinsam mit dem Kemptener Büro Dr. Schütz Ingenieure und den Marzlinger Landschaftsplanern Narr-Rist-Türk vor einigen Monaten den Zuschlag für die Realisierung der neuen Echelsbacher Brücke erhalten haben.

Erst am Dienstag reiste Thomas Kolb wieder in den Pfaffenwinkel, um mit den Bürgermeistern Gisela Kieweg (Bad Bayersoien) und Markus Bader (Rottenbuch) das weitere Vorgehen zu besprechen. Nicht zuletzt wegen des aktuellen Freitods wenige Stunden zuvor nahm der Punkt Suizid-Sicherheit natürlich breiten Raum ein. „Das ist ein Thema, ein sehr wichtiges Thema“, verdeutlicht der Experte aus Berlin. Mehr möchte er mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht mitteilen.

Da wird Streicher konkreter. „Es wird eine Spezialkonstruktion geben.“ Dabei soll es sich nicht um eine Voll-Vergitterung wie beispielsweise auf der Plattform des New Yorker Empire-State-Buildings handeln. „Das wäre ja wie im Gefängnis“, verdeutlicht Rathauschefin Kieweg. Schließlich solle sich die künftige 183 Meter lange Trasse über die Ammerschlucht auch gut ins Landschaftsbild einfügen.

Und genau darin liege die Kunst, ergänzt Streicher: Nämlich zum einen eine in allen Belangen sichere Brücke zu bauen, die zum anderen auch ästhetischen Ansprüchen in sensibler Natur genügt. Da spricht Streicher dem Rottenbucher Bürgermeister Markus Bader aus dem Herzen. Gerade beim Suizid-Schutz „sind wir stark dahinter“. Ohne ins Detail zu gehen, wie dieser ausschauen soll, verrät Bader: Selbstmörder müssten bei der neuen Brücke mit einer Bogen-Spannweite von 130 Metern „schon sehr viel Energie aufwenden“, um ihren Vorsatz auch in die Tat umzusetzen.

Konkreter wollen die Verantwortlichen in dieser Angelegenheit in gut sechs Wochen werden. Das zumindest stellt Bürgermeisterin Kieweg in Aussicht. Über das Thema Suizid-Schutz an dem wichtigen, weil im Grunde einzigen Verbindungspunkt der beiden Landkreise Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen wurde zuletzt 2011 vehement diskutiert. Hintergrund war ein Brief eines Hinterbliebenen, der sich 2011 bei den damaligen Bürgermeistern Josef Taffertshofer (Wildsteig) und Andreas Keller (Rottenbuch) über fehlende Sensibilität beklagt hatte. Für teuren Fledermaus-Schutz an der Brücke sei Geld da, aber für Absperrungen nicht.

Das aktuelle, abgeschrägte Geländer, das 2001 nachgerüstet wurde, ist zwar effektiver als das alte, eine wirkliche Barriere für Lebensmüde ist es jedoch noch lange nicht. Seit Eröffnung der Brücke 1929 zählte man bis 1999 schon 85 Tote. In den zurückliegenden 16 Jahren sollen nochmals mindestens 35 dazugekommen sein. Absolute Horrorzahlen findet Kieweg. Das neue Geländer werde „wesentlich höher und sicherer“, verspricht sie. Ihr Kollege aus Rottenbuch wiederum gibt preis, dass die Behelfsbrücke „fast komplett“ eingehaust werde.

Christof Schnürer

http://www.merkur.de/lokales/garmisch-pa...id-5254522.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#23 von Christine , 19.12.2015 14:04

SUIZID
Männer begehen die meisten Suizide

Männer begehen öfter Suizid als Frauen. Die häufigsten Selbstmorde sind im vergangenen Jahr von Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren begangen worden, so das Statistische Landesamt.


Die meisten Suizide in Hessen werden von Männern begangen. Von den 797 Menschen, die sich im vergangenen Jahr im Land das Leben nahmen, waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes 591 Männer.

Die häufigsten Selbstmorde seien von Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren begangen worden, teilte die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mit. Unter den Todesopfern waren aber auch elf Minderjährige.

Insgesamt nahm die Zahl der Suizide in Hessen im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,5 Prozent ab. Erhängen, Strangulieren und Ersticken seien die häufigsten Arten gewesen, wie sich die Menschen vorsätzlich das Leben genommen hätten, erklärten die Statistiker. (dpa)


http://www.fr-online.de/rhein-main/suizi...6,31401764.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#24 von Christine , 19.12.2015 14:05

Kindsmörderin kündigte Suizid in Briefen an die Eltern an
«Als die Polizei klingelte, wussten wir: Natalie ist tot»

In ihrem letzten Brief an die Eltern hat Natalie K. ihren Selbstmord angedeutet. Die Behörden hätten einschreiten können, sagen sie.

Publiziert: 00.00 Uhr , Aktualisiert: 08.34 Uhr Von Thierry Debieux, Roland Gamp und Katia
«Sie hat die Tat in einem Buch verarbeitet»

Zoë Jenny (41, Bild) war eine der engsten Verbündeten von Natalie K. Nach dem Tod von Nicolas und Alessia organisierte die Autorin eine Mahnwache und lancierte eine Volks­initiative gegen die Kesb. Zu K.s Selbstmord sagt sie: «Es ist schrecklich, dass so etwas passieren konnte.» Während der U-Haft habe sie ihr viele Briefe geschrieben. «Ich wollte sie im Gefängnis besuchen, aber das wurde mir von den Behörden verweigert.» Jenny ist überzeugt: «Natalie K. wurde extrem isoliert, dadurch wurde ihr jeglicher Lebenswille genommen.» In ihrer Zelle habe K. ein Buch geschrieben, in dem sie die Zeit vor der Tötung ihrer Kinder und die Tat verarbeitet. Sie habe gewollt, dass Jenny das Werk liest. «Aber die Justiz hält es unter Verschluss. Ich frage mich, was in dem Buch steht, das ich und die Öffentlichkeit nicht wissen sollten.» Jenny will sich weiterhin einsetzen. Dafür, dass auch nach dem Tod von Natalie K. die Rolle der Kesb untersucht wird.

Drama am Neujahrstag

Am 1. Januar hat Natalie K. ihre Kinder Alessia (†2) und Nicolas (†5) erstickt, alarmierte danach die Polizei. Das zweifache Tötungsdelikt war der traurige Höhepunkt eines Konflikts der Familie mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb). Diese hatte die Unterbringung der Kinder in einem Heim verfügt, nachdem die Eltern wegen Betrugsverdachts verhaftet worden und ausserdem Gefährdungsmeldungen bezüglich der Kinder eingegangen waren.

Am Freitag um 18 Uhr stehen zwei Polizisten vor der Tür von Björn (51) und Christine K.* (50). Bevor das erste Wort fällt, bricht das Ehepaar in Tränen aus. «Wir fühlten uns leer und ohnmächtig. Und wussten sofort, dass Natalie tot ist.»

Tatsächlich war ihre Tochter (†27) wenige Stunden zuvor aus dem Leben geschieden. Sie strangulierte sich im Zürcher Untersuchungsgefängnis.

Ein weiterer Tiefpunkt im Drama von Flaach ZH. Die Eltern der Kindsmörderin hatten bereits eine Vorahnung. In Briefen hatte die Tochter etliche Male erwähnt, wie verzweifelt sie war.
Christine K. zeigt SonntagsBlick die Post aus dem Gefängnis. Mit zittriger Schrift hat Natalie K. festgehalten, wie sie unter der Isolation litt. Dass der Psychologe sie nur jeweils fünf Minuten begutachtete, ihre Medikamentendosis laufend erhöht werde. «Ich wot nüme», schrieb sie in ihrem letzten Brief vor fünf Tagen. Und: «Wenn ich nicht in die Rheinau komme (gemeint ist die
Psychiatrische Klinik; die Red.), lebe ich nicht mehr lange.»

Bis Anfang Mai war die Pflegeassistentin in dieser Klinik untergebracht gewesen. Dort hatte sie laut den Eltern täglich Kontakt mit anderen Insassen. Sie kochten zusammen, schauten TV. Natalie schnitt einigen die Haare.

Nach der Verlegung ins Untersuchungsgefängnis müssen ihr diese sozialen Kontakte gefehlt haben, sie sass jeden Tag 23 Stunden allein in der Zelle. «Unsere Tochter bettelte regelrecht nach Beschäftigung», sagt der Vater. So habe sie sich für einen Job im Kiosk beworben: «Ihre Anträge wurden abgewiesen.»

Die Behörden bestreiten, dass es Hinweise auf einen Suizid gab. «Wenn Handlungsbedarf bestanden hätte, hätte man natürlich reagiert», sagt Jérôme Endrass (44), stellvertretender Leiter des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes. Gerade wegen der Vorgeschichte habe man sich speziell auf die junge Frau eingelassen. «Wenn man die Behandlung anschaut, haben wir keine Hinweise, dass die Standards verletzt worden wären», so Endrass. «Wir verstehen das nicht», widerspricht Christine K. «Die Briefe unserer Tochter haben zuerst die Behörden gelesen, bevor wir sie bekamen. Warum hat niemand reagiert?»

Die Eltern vermuten, dass das Warten auf ein Gutachten ihre Tochter in die Verzweiflung trieb. Schon Ende Juni sollte es vorliegen und aufzeigen, ob Natalie K. in Therapie darf. «Am Freitag teilte die Anwältin ihr mit, dass es sich bis September hinauszögert. Wenige Stunden später war Natalie tot. Ich bin sicher, dass sie es in der Zelle nicht mehr aushielt.»

Gefängnismitarbeiter fanden K. am Freitagnachmittag leblos in deren Zelle. Die Reanimationsversuche blieben erfolglos. Sie hatte sich mit einem «strickähnlichen Gegenstand» stranguliert, so Thomas Manhart (57), Leiter des Justizvollzugs. Die Zellen in den Unter­suchungsgefängnissen seien so sicher wie möglich. «Ganz ausschliessen lässt sich ein Suizid leider nicht.»

Ehemann Mike K. (29) erfuhr im Gefängnis vom Tod seiner Frau. Er sitzt wegen Vermögens­delikten hinter Gittern. Er werde professionell unterstützt, sagt Manhart.

Auch die Eltern von Natalie K. brauchen psychologische Betreuung, um den erneuten Verlust zu verarbeiten. Sie deuten auf ein Bild, das Natalie in U-Haft malte. Es zeigt sie mit den Kindern im Himmel. Christine K. ist überzeugt: «Ein guter Psychologe hätte ihre Prob­leme bemerkt. Und sie wäre noch am Leben.»


http://www.blick.ch/news/schweiz/zuerich...-id4053729.html


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RE: SUIZID- Wenn der Tod zur Sehnsucht wird

#25 von Christine , 19.12.2015 14:06

FREITOD: Suizid-Risiko steigt mit dem Alter
vom 15. September 2015 Aus der Redaktion der Zeitung für die Landeshauptstadt
200 Menschen aus MV setzten ihrem Leben ein Ende


Die Zahl macht betroffen: 200 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern haben 2013 – im bislang letzten Jahr mit statistischen Angaben dazu – ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Das ist ein Prozent aller Todesfälle in jenem Jahr. Unter dem Schlagwort „Vorsätzliche Selbstbeschädigung“ führt das Statistische Amt in der Todesursachen-Statistik zudem an, dass deutlich mehr Männer als Frauen in einer für sie aussichtslos erscheinenden Situation den Freitod wählten: 143 Männern stehen hier 57 Frauen gegenüber. Am häufigsten wurden Suizide durch Erhängen, Strangulieren oder Ersticken vollzogen: Diese Todesursachen wurden 2013 bei 97 Männern, aber nur bei 19 Frauen angegeben.


Die menschlichen Tragödien dahinter erzählen diese Zahlen nicht. Dem Suizid-Präventionsprogramm für Deutschland zufolge sind von jeder Selbsttötung mindestens zehn weitere Menschen betroffen, die den Verlust eines Angehörigen oder Freundes meist sehr viel schwerer verarbeiten können als bei einem natürlichen Todesfall.

In Deutschland nehmen sich im Jahr ungefähr 10 000 Menschen das Leben, das sind in etwa so viele wie durch Verkehrsunfälle, Aids, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen sterben.


Auch wenn Männer mit 70 Prozent den größeren Anteil ausmachen, steigt bei beiden Geschlechtern das Suizidrisiko mit dem Alter. Das Durchschnittsalter der auf diese Weise Verstorbenen liegt aktuell bei etwa 58 Jahren, ist in den letzten Jahren aber gestiegen und wird es weiter tun.

Auf jeden Suizid kommen Experten zufolge mindestens zehn Versuche. Deutschlandweit geht man pro Jahr von rund 100 000 Fällen aus. Hier sind besonders jüngere Frauen betroffen. Häufig senden sie damit einen Hilferuf aus, der auf ernst zu nehmende psychische Probleme hinweisen kann. Verzweifelte Menschen müssten für ihre Probleme Ansprechpartner und Hilfe erhalten, betont die Gesundheitsexpertin der Linksfraktion, Karen Stramm. Sie fordert ein Präventionsgesetz für MV. „Darin sollen die Möglichkeiten der Vorbeugung mit denen der Palliativmedizin zusammengeführt werden. Gerade bei Letzterem haben wir noch große weiße Flecken im Land“, so Stramm.


http://www.svz.de/mv-uebersicht/suizid-r...id10714221.html


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