RE: Missbrauch in der Kirche

#26 von Christine , 20.03.2016 08:48

Missbrauch bei Domspatzen
Südwestrundfunk wiederholt spektakuläre Doku
Sie hat für heftige Diskussionen gesorgt: Die ARD-Dokumentation über sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen. Kritisiert wird darin vor allem der Umgang der Diözese Regensburg mit Missbrauchsopfern. Jetzt wird der Film wiederholt.

Stand: 17.02.2015

Am Mittwoch (18.02.2015) strahlt der Südwestrundfunk um 20.15 Uhr - also zur besten Sendezeit - die spektakuläre Dokumentation von Filmemacherin Mona Bros aus. Außerdem wird zusätzliches Videomaterial veröffentlicht.

Gnadenlose Misshandlungen
Der Film erzählt die Geschichte von drei ehemaligen Domspatzen, deren Leben durch die Erfahrungen im Internat des berühmten Knabenchors für immer verändert wurde. Sie berichten über gnadenlose Misshandlungen, über Flüssigkeits- und Essensentzug, über alltägliche Demütigungen und Prügel. Und sie berichten, was ihnen nachts in den Schlafräumen der Präfekten angetan wurde. Alle drei stellten Anträge auf "Leistungen in Anerkennung des Leids", wie es im Formular der Kirche heißt. Die Dokumentation zeigt, was aus diesen Anträgen geworden ist. Die Filmemacherin Mona Botros begleitet die drei ehemaligen Sängerknaben bei ihrem stillen Kampf um Gehör und Gerechtigkeit.


Nach der Erstausstrahlung am 7. Januar hatte das Bistum Regensburg angekündigt, das Schicksal eines Opfers neu aufzurollen. Auch bei den Domspatzen selber soll die Dokumentation eine Reihe von Aktivitäten ausgelöst haben. Wie das Internet-Portal "Regensburg Digital" berichtet, soll die Schülermitverwaltung des Domspatzengymnasiums die Filmemacherin an die Schule eingeladen haben, um "ihren angeblich falschen Eindruck von der Schule zu korrigieren." Die Autorin soll die Einladung bereits angenommen haben zusammen mit folgendem Appell: "Heißen Sie die Opfer bei meinem Besuch willkommen. Hören Sie sie an. Sprechen Sie mit ihnen.“

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/i...patzen-100.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#27 von Christine , 20.03.2016 08:49

Zentrum gegen sexuellen Missbrauch an Papst-Uni eröffnet
17. Februar 2015, 12:38 Uhr
AFP
Eine mit der Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beauftragte Bildungseinrichtung hat in Rom ihre Arbeit aufgenommen.


Eine mit der Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beauftragte Bildungseinrichtung hat in Rom ihre Arbeit aufgenommen. Das in der päpstlichen Universität Gregoriana untergebrachte Kinderschutzzentrum wurde von seinem Leiter, dem deutschen Jesuiten und Psychologieprofessoren Hans Zollner, vorgestellt. Die Einrichtung war während einer vorherigen Testphase von drei Jahren noch in München angesiedelt.

Das Kinderschutzzentrum innerhalb der vom Jesuitenorden betriebenen Gregoriana-Universität soll Priester darin schulen, Pädophilie in ihrem Umfeld frühzeitig zu erkennen, sexuellen Missbrauch zu verhindern und behutsam mit Missbrauchsopfern umzugehen. Neben direkt in dem Zentrum stattfindenden Schulungen bietet die Einrichtung vor allem auch Fernkurse via Internet an.

An den sogenannten E-Learning-Kursen nahmen nach Angaben Zollners während der Testphase in den vergangenen Jahren weltweit bereits mehr als tausend Geistliche und Laien teil. Die Internet-Kurse werden bislang in vier Sprachen, darunter Deutsch, angeboten. Das Zentrum wird vom Erzbistum München und Freising mitfinanziert.

In manchen Regionen der Weltkirche gebe es bislang "wenig Bewusstsein" für das Pädophilie-Problem und "absolut keine Mittel", dagegen vorzugehen, erläuterte Zollner. Die Fortbildungsmaßnahmen zu diesem Thema müssten zudem auf kulturelle Unterschiede Rücksicht nehmen und "sehr sensibel" konzipiert sein.

Die katholische Kirche und auch der Jesuitenorden waren in den vergangenen Jahren von zahlreichen Skandalen um sexuellen Missbrauch an Kindern schwer erschüttert worden.

http://www.stern.de/news2/aktuell/zentru...et-2174141.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#28 von Christine , 27.03.2016 13:54

Missbrauch bei Domspatzen
Südwestrundfunk wiederholt spektakuläre Doku

Sie hat für heftige Diskussionen gesorgt: Die ARD-Dokumentation über sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen. Nach Manipulationsvorwürfen des Bistumsanwalts veröffentlichen die Filmemacher die Interviews in Originallänge.

Stand: 18.02.2015

Anwalt Geedo Paprotta wirft dem verantwortlichen Sender SWR vor, man habe sein Interview "bewusst in dieser manipulativen ("wütend machenden") Form geschnitten, praktisch also zensiert". Am Mittwochabend (18.02.15) um 20.15 Uhr wird die TV-Dokumentation "Sünden an den Sängerknaben" im SWR-Fernsehen wiederholt. Ergänzend stellt der Sender die kompletten Interviews mit Anwalt Paprotta, dem Missbrauchsbeauftragten des Bistums, Martin Linder sowie Bistumssprecher Clemens Neck auf seine Homepage. Paprotta hatte gegenüber "Regensburg Digital" erklärt: "Ich war persönlich entsetzt, als ich bei Betrachten der ARD-Dokumentation feststellen musste, dass ein von mir gegebenes etwa dreistündiges Interview auf die wenigen Sekunden zusammengeschnitten wurde."

Der Film erzählt die Geschichte von drei ehemaligen Domspatzen, deren Leben durch die Erfahrungen im Internat des berühmten Knabenchors für immer verändert wurde. Sie berichten über gnadenlose Misshandlungen, über Flüssigkeits- und Essensentzug, über alltägliche Demütigungen und Prügel. Und sie berichten, was ihnen nachts in den Schlafräumen der Präfekten angetan wurde. Alle drei stellten Anträge auf "Leistungen in Anerkennung des Leids", wie es im Formular der Kirche heißt. Die Dokumentation zeigt, was aus diesen Anträgen geworden ist. Die Filmemacherin Mona Botros begleitet die drei ehemaligen Sängerknaben bei ihrem stillen Kampf um Gehör und Gerechtigkeit.

Nach der Erstausstrahlung am 7. Januar hatte das Bistum Regensburg angekündigt, das Schicksal eines Opfers neu aufzurollen. Auch bei den Domspatzen selber soll die Dokumentation eine Reihe von Aktivitäten ausgelöst haben. Wie das Internet-Portal "Regensburg Digital" berichtet, soll die Schülermitverwaltung des Domspatzengymnasiums die Filmemacherin an die Schule eingeladen haben, um "ihren angeblich falschen Eindruck von der Schule zu korrigieren." Die Autorin soll die Einladung bereits angenommen haben - zusammen mit folgendem Appell: "Heißen Sie die Opfer bei meinem Besuch willkommen. Hören Sie sie an. Sprechen Sie mit ihnen."

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/i...patzen-100.html

http://mp4-download.swr.de/swr-fernsehen...0218-2015.m.mp4


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RE: Missbrauch in der Kirche

#29 von Christine , 27.03.2016 13:55

24. Februar 2015, 16:14
Misshandlungen in Domspatzen-Vorschule
Bistum Regensburg zahlt Schmerzensgeld

Schläge mit der Faust, dem Stock oder Schlüsselbund. Wer in der Vorschule der Regensburger Domspatzen nicht gehorchte, musste leiden.
Laut Bistum liegen inzwischen Berichte von 72 ehemaligen Schülern aus den Jahren 1953 bis 1992 vor.
Jetzt will das Bistum etwas Wiedergutmachung - und überweist jedem Opfer 2.500 Euro.
In der Vorschule der weltberühmten Regensburger Domspatzen haben der langjährige Direktor und mehrere Lehrer über Jahrzehnte hinweg Kinder misshandelt. Inzwischen liegen Berichte von 72 ehemaligen Schülern aus den Jahren 1953 bis 1992 vor, teilte das Bistum Regensburg mit. Die Opfer seien so schwer geschlagen worden, dass von Körperverletzung auszugehen sei.

Die Betroffenen berichten von Schlägen mit Fäusten, Stöcken und einem Schlüsselbund. Zudem seien sie mit spitzen Bleistiften malträtiert und persönliche Briefe geöffnet worden.

Das Bistum hat nun beschlossen, die Straftaten anzuerkennen und den Betroffenen ein Schmerzensgeld von jeweils 2500 Euro zu zahlen. "Das Geld ist keine Entschädigung, sondern eine symbolische Anerkennung des Leides, welches Kindern angetan wurde", sagte Generalvikar Michael Fuchs. Viele der damals acht bis zehn Jahre alten Jungen hätten in der Vorschule in einem permanenten Angstzustand gelebt, heißt es im Zwischenbericht des Bistums.

Drakonische Strafen für Lappalien

So hätten Musiklehrer bei fehlerhaftem Spiel den Klavierdeckel zugeschlagen und die Hände der Kinder dabei verletzt. Wer sich aus Angst in der Nacht eingenässt hatte, musste dies mit Flüssigkeitsentzug büßen. Hatten die Kinder während der Nachtruhe gesprochen, mussten einige bis zu einer Stunde barfuß im Flur stehen. Bei dem Bericht des Bistums ging es allerdings um Prügel, nicht um sexuellen Missbrauch. Die Vorfälle beziehen sich nahezu ausschließlich auf die Zeit zwischen 1953 und 1992, als der inzwischen verstorbene Priester Johann Meier die Vorschule geleitet hatte.

Die Taten seien auch nicht mit dem bis in die 1970er Jahre geltenden Züchtigungsrecht zu vereinbaren, erläuterte der vom Bistum beauftragte Rechtsanwalt Andreas Scheulen aus Nürnberg. "Die Straftaten und auch mögliche zivilrechtliche Ansprüche sind inzwischen jedoch verjährt." Der Rechtsanwalt empfahl dem Bistum, die Straftaten anzuerkennen, Schmerzensgeld zu zahlen, therapeutische Hilfen anzubieten und aufzuklären, wie es über einen so langen Zeitraum zu den Übergriffen kommen konnte.

Bischof spricht von "Terrorsystem"
"Das Bistum wird sich an den Empfehlungen ausrichten", betonte Generalvikar Fuchs. Er appellierte an weitere mögliche Opfer, sich an das Bistum zu wenden. Eine Aufarbeitung der Vorfälle werde von einer unabhängigen Stelle überprüft.

Bei den Domspatzen selbst sei das Klima nach den Berichten der ehemaligen Schüler besser gewesen, auch bei dem Knabenchor gab es demnach aber Züchtigung "im Rahmen des Üblichen und zum Teil darüber hinaus".

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte bei der Vesper zu seinem Weihejubiläum Ende Januar die Misshandlungen schwer verurteilt. "Zwei der damaligen Verantwortlichen in Etterzhausen und später in Pielenhofen haben den jungen Buben durch ihr Terrorsystem, dessen einzige pädagogische Maßnahme offenbar die körperliche Züchtigung war, die Hölle bereitet." Er könne die Taten nicht ungeschehen machen und die Betroffenen nur um Vergebung bitten.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/missha...sgeld-1.2365968


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RE: Missbrauch in der Kirche

#30 von Christine , 27.03.2016 13:56

Schwieriger Weg für das Bistum Regensburg
Der Missbrauchsskandal machte schon 2010 Schlagzeilen. Erst in jüngster Zeit ist Bewegung in die Aufklärungsarbeit gekommen.

REGENSBURG
Das Bistum Regensburg will mehr Offenheit an den Tag legen. Das wurde von den Verantwortlichen zuletzt immer wieder beteuert. In der Predigt bei der Vesper zu seinem Weihejubiläum am 25. Januar verurteilte Bischof Rudolf Voderholzer sexuellen Missbrauch und körperliche Gewalt und bat die Opfer um Vergebung. „Zwei der damaligen Verantwortlichen in Etterzhausen und später in Pielenhofen haben den jungen Buben durch ihr Terrorsystem, dessen einzige pädagogische Maßnahme offenbar die körperliche Züchtigung war, die Hölle bereitet“, sagte er. Im Abstand von nicht einmal vier Monaten veröffentlichte das Bistum auch zwei brisante Zwischenberichte: Im November gab erstmals der Missbrauchsbeauftragte des Bistums, Dr. Martin Linder, Auskunft über seine Arbeit. Am Dienstag legte Angelika Glaß-Hofmann, Ansprechpartnerin des Bistums für Opfer von Körperverletzung, ihren Bericht vor.

Es dauerte, bis sich das Bistum zu diesen Schritten durchringen konnte. Fünf Jahre ist es immerhin bereits her, dass der Missbrauchsskandal erstmals Schlagzeilen machte. Der ehemalige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, inzwischen Glaubenspräfekt in Rom, tat sich in Sachen Aufklärung nicht hervor. Für Irritationen sorgte gestern auch die Ankündigung des Bistumssprechers Clemens Neck zu Beginn des Pressetermins, dass „im Zweifelsfall für Zitate das gedruckte Wort“ – also der schriftliche Zwischenbericht – gelten solle. Video- und Tonaufnahmen waren während der Ausführungen von Angelika Glaß-Hofmann und Rechtsanwalt Andreas Scheulen nicht gestattet. Generalvikar Michael Fuchs stand nach dem Gespräch für Statements zur Verfügung. Auch wenn am Ende keine Frage unbeantwortet blieb und – zumindest unserer Zeitung gegenüber – keine Aussage zurückgezogen wurde, waren das ungewöhnliche Umstände. Das Bistum bat um Verständnis dafür, weil es nach dem vorherigen Pressetermin dieser Art Morddrohungen gegeben habe.

http://www.mittelbayerische.de/nachricht...regensburg.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#31 von Christine , 27.03.2016 13:57

Prozess um Missbrauch in Ettal
Wie glaubwürdig ist der Hauptbelastungszeuge?

Am vierten Verhandlungstag im Ettaler Missbrauchsprozess stehen zwei Zeugen vor Gericht, denen sich der angeklagte Pater Georg angenähert haben soll. Zu sexuellem Missbrauch ist es laut Anklageschrift aber nicht gekommen.

Stand: 26.02.2015

Einer der beiden heutigen Zeugen ist eng befreundet mit dem Hauptbelastungszeugen, der zuletzt ausfürhlich ausgesagt hatte. Ihn halten die Anwälte des angeklagten Paters Georg für nicht glaubwürdig. Zwar hielt er in der nicht-öffentlichen Sitzung die Vorwürfe aufrecht, als Minderjähriger mindestens 20 Mal sexuell missbraucht worden zu sein. Sollten allerdings Zweifel an seiner Aussage aufkommen, müsste Pater Georg wohl mit keiner oder einer nur geringen Strafe rechnen.

Urteil Ende April erwartet
Im März werden auch der ehemalige Schulleiter Pater Maurus und der amtierende Abt Barnabas Bögle vor Gericht aussagen. Ein Urteil wird für Ende April erwartet.

Bereits im November 2010 hatte die Münchner Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Lehrer des Ettaler Gymnasiums Klage eingereicht. Laut Anklagebehörde sollen sich die Missbrauchs-Fälle zwischen 2001 und 2005 ereignet haben. Beim Prozess sind vier Sachverständige anwesend. Sie sollen die Glaubwürdigkeit der Zeugen und des Angeklagten begutachten.

Die meisten Fälle sind verjährt
WAS IST BISHER PASSIERT?

Im Kloster Ettal und seinem Gymnasium sind Jahrzehnte lang Schüler von Benediktiner-Patern sexuell missbraucht worden. Ein Sonderermittler arbeitete die Demütigungen von Schülern auf. Die meisten Fälle waren aber bereits verjährt, die wenigen strafrechtlich noch relevanten Fälle von sexuellem Missbrauch nahm sich die Münchner Staatsanwaltschaft vor.

Das Kloster entschädigte inzwischen 70 Opfer mit insgesamt 700.000 Euro. Der Mindestbetrag lag bei 5.000 Euro, in Einzelfällen wurden bis zu 20.000 Euro gezahlt. Die Folgen für das ehemalige Eliteinternat sind seit Bekanntwerden der Vorfälle gravierend. In diesem Schuljahr ist kein einziger Schüler für das Internat angemeldet worden, zwei fünfte Klassen wurden mit Heimfahrkindern gebildet. Nun soll ein "Ort des Gedenkens" für Missbrauchsopfer geschaffen werden. Erste Entwürfe liegen bereits vor.

http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/...rozess-102.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#32 von Christine , 27.03.2016 13:58

Pfarrer kann in Missbrauchsprozess auf Bewährungsstrafe hoffen
Ein Priester des Klosters Ettals steht wegen Missbrauchs von vier Buben vor Gericht. Der 44-Jährige kann dabei auf eine Bewährungsstrafe hoffen.

Der Prozess gegen einen Priester und Religionslehrer des oberbayerischen Kloster Ettals wegen sexuellen Missbrauchs von vier Jungen könnte schneller zu Ende gehen als vorgesehen. Am Donnerstag hat sich der Angeklagte vor dem Münchner Landgericht während der Vernehmung eines Opfers bei diesem überraschend entschuldigt.

In einem anschließenden Gespräch zwischen den Beteiligten hinter den Kulissen wurde dem 44-Jährigen nach Angaben von Justizsprecherin Andrea Titz für ein Geständnis in den wesentlichen Punkten der Anklage eine Bewährungsstrafe von mindestens 21 und höchstens 24 Monaten zugesagt.

Der Geistliche bekannte sich über die Verteidigung zu drei Tatkomplexen. Er erklärte sich zu einer Sexualtherapie im Rahmen einer Bewährungsauflage bereit.

Laut Staatsanwaltschaft war der Angeklagte im Benediktinerkloster Ettal seit dem Schuljahr 2001/2002 als Religionslehrer tätig und betreute als Präfekt zehn bis zwölf Schüler einer Jahrgangsstufe im Internat. Er regelte den Tagesablauf und unternahm mit seinen Zöglingen verschiedene Freizeitaktivitäten. Dabei kam es bis 2004 zu den ihm angelasteten sexuellen Übergriffen an zwölf und 13 Jahre alten Jungen. Er griff den Buben in die Hose und streichelte sie am Geschlechtsteil.

Zum Prozessauftakt hatte der Geistliche sexuelle Handlungen an seinen Schülern bestritten. Er habe es aber in vielen Fällen «an der nötigen Distanz fehlen lassen», sagte der Angeklagte. Für die Schüler sei er «Vater- und Mutterersatz» gewesen.

Die inzwischen erwachsenen Opfer wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit angehört. Bei dem dritten jungen Mann entschuldigte sich der Angeklagte am vierten Verhandlungstag überraschend. Danach zog sich die Strafkammer mit dem Staatsanwalt, den Verteidigern und der Nebenklagevertretung zu einem Rechtsgespräch zurück. Der Prozess wird am 5.März fortgesetzt. dpa

http://www.augsburger-allgemeine.de/baye...id33196677.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#33 von Christine , 27.03.2016 14:17

WÜRZBURG
Missbrauch: Kirchen-Urteil über Pater steht immer noch aus

Der Kirchenskandal: Seit 2010 wurden verstärkt bundesweit Fälle von Priestern bekannt, die Kinder missbraucht hatten. Der erste Fall in der Diözese Würzburg betraf einen Franziskaner-Minoriten-Pater. Seither läuft die kirchenrechtliche Untersuchung.

Vor fünf Jahren haben sich die Opfer an die Kirche gewandt. Auf Gerechtigkeit warten sie noch heute: Das kirchenrechtliche Urteil über einen prominenten Würzburger Franziskaner-Pater steht immer noch aus.

Der stadtbekannte „Sportpater“ war im bundesweiten Missbrauchsskandal der katholischen Kirche 2010 der erste Fall in der Diözese Würzburg. Medienberichte brachten damals, Ende Februar, ans Licht, dass der Franziskaner-Minoriten-Pater in den 60er Jahren Schüler sexuell missbraucht haben soll. Kurz darauf weiteten sich die Vorwürfe auf die 70er und 80er Jahre aus.

„Es ist eine offene Wunde und es kostet mich viel Kraft“, sagt ein Mann, der angibt, in der Würzburger KSJ (Katholische Studierende Jugend) Opfer des Paters geworden zu sein. „Ich muss mich damit mehr auseinandersetzen, als es anscheinend die Kirche tut.“

Zwar beurlaubte Bischof Friedhelm Hofmann nach Bekanntwerden der Vorwürfe 2010 den Diözesankaplan sofort. Dieser hatte bis dahin in Würzburg, Bamberg und Nürnberg mit Jugendlichen gearbeitet und war Religionslehrer an Gymnasien.

Doch der heute 81-Jährige ging kurz darauf in die Öffentlichkeit und beteuerte seine Unschuld. Das tut er bis heute, und viele glauben dem charismatischen Mann, der mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden ist.

Etwa ein Dutzend Betroffene schilderten in den nächsten Monaten der Diözese, was der Pater mit ihnen gemacht habe und wie dies jahrelang vertuscht worden sei. Einige Opfer wanden sich auch an unsere Redaktion, sagten bei der Staatsanwaltschaft Würzburg aus. Doch obwohl diese deren Aussagen für glaubhaft hält, stellt die Justiz im August 2010 die Ermittlungen ein: Wie in acht weiteren Verfahren gegen Priester der Diözese ist der vorgeworfene sexuelle Missbrauch verjährt.

Das Bistum verspricht, die Vorwürfe kirchenrechtlich zu untersuchen. Dies läuft seit fünf Jahren. Doch laut Bernhardin M. Seither, Provinzialminister des Franziskaner-Minoriten-Klosters, ist „das kirchenrechtliche Verfahren in Rom noch nicht abgeschlossen“. Gründe dafür nennt er nicht.

Spekulationen

So bleibt Raum für Spekulationen. „Die bauen auf eine biologische Lösung des Problems“, vermutet ein Mann mit Einblick in Kircheninterna. Er erzählt, dass konservative Kräfte der Diözese die Behandlung des beliebten Paters übelnähmen und Druck auf den Bischof ausübten. Deshalb scheue sich die Diözese vor klaren Worten.

Aus Kirchenkreisen ist dagegen zu hören, dass sich das Verfahren in die Länge zieht, weil der Geistliche Widerspruch gegen das von der Glaubenskongregation in Rom bestätigte Urteil des Diözesanrichters eingelegt hat.

Den Opfern bleibt nur das Warten. „Der Einzelne läuft gegen kirchenrechtliche Windmühlen“, beschreibt Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ deren „erneut ohnmächtige“ Situation. Hinter den intransparenten Verfahren des Vatikans stecke auch „Verzögerungstaktik, um die Zahl der Fälle klein zu halten“.

„Ich erwarte ja nicht, dass ein kirchenrechtliches Urteil meine Verletzungen heilt“, sagt das heute 40-jährige Opfer des Franziskaner-Paters. „Aber wie bei jedem Gerichtsverfahren geht es darum, dass der Täter das angerichtete Unrecht in irgendeiner Art ausgleichen muss.“ Ebenso wie auf die Aufklärung der individuellen erwartet der Mann aber eine Aufklärung der institutionellen Schuld. Denn dass die Vergehen des Paters vertuscht wurden, sei unumstritten.

Bistum und Franziskaner-Minoriten-Orden haben bereits 2010 erklärt, dass sie den Opfern glauben und entsprechend reagiert: Der Pater wurde ..von seinen Aufgaben in der Diözese entbunden und musste das Franziskaner-Kloster verlassen. Seitdem lebt er an einem unbekannten Ort, laut Provinzialat „ohne priesterlichen Auftrag oder einer seelsorgerlichen Tätigkeit nachzugehen“.

Doch immer wieder berichten Augenzeugen, dass sie den Franziskaner-Minoriten-Pater in Würzburg sähen. Provinzialminister Seither weiß davon nichts. Im vergangenen Jahr sei der Mitbruder nur einmal kurz in der Stadt gewesen.

Die Diözese äußert sich derzeit nicht zu dem Fall. Denn für den Ordensmann sei zunächst der Orden zuständig. Erst nach Abschluss des Verfahrens werde es eine gemeinsame Stellungnahme der Diözese und der Franziskaner-Minoriten geben, sagt Pressesprecher Bernhard Schweßinger.

Generell sei „die Missbrauchsproblematik in den vergangenen fünf Jahren im Bistum Würzburg erfolgreich bearbeitet worden“, gab Professor Dr. Klaus Laubenthal, Missbrauchsbeauftragter in der Diözese, kürzlich per Pressemitteilung bekannt.

Dazu zählt Laubenthal auch, dass in den vergangenen Jahren gut 41 Anschuldigungen gegen 33 Priester bearbeitet wurden. Als Ergebnis wurden elf Missbrauchsopfern zwischen 1000 und 8000 Euro als „Anerkennung des Leids“ gezahlt. Die Höhe dieser freiwilligen Leistung hält Laubenthal allerdings für zu gering.

Das sieht auch Norbert Denef so: „Angesichts des Vermögens der Bistümer muss man sich über diese Summen schämen“, sagt der Vorsitzende des Opferverbandes „netzwerkB“. Dass die Kirche von Anerkennung statt von einer Entschädigung spricht, demonstriere außerdem die fehlende Einsicht in ihre Schuld. „Die Opfer bleiben Bittsteller.“

Von rund zwölf Opfern des Franziskaner-Paters, die der Diözese bekannt sind, hat bislang keiner das Antragsformular ausgefüllt. „Ich habe es versucht. Aber ich hätte mich wieder mit den Dingen beschäftigen und das aufschreiben müssen, was ich der Diözese bereits ausführlich beschrieben habe“, sagt das Opfer, mit dem die Redaktion seit fünf Jahren in Kontakt steht.

Viel wichtiger wäre es dem Mann, dass endlich von Kirchenseite jemand auf ihn zugeht. Diese Hoffnung hat er noch immer nicht aufgegeben.

Das Jahr 2010 in der Diözese
Nach Medienberichten über sexuelle Übergriffe beurlaubte Bischof Friedhelm Hofmann am 23. Februar einen Pater der Franziskaner-Minoriten. Der Diözesan-Kaplan war bis dahin in Würzburg in der Jugendarbeit tätig gewesen. Vorwürfe gegen einen weiteren prominenten Priester wurden am 5. März bekannt.

Der Kapuzinermönch hatte bis 2009 als Wahlfahrtseelsorger am Würzburger Käppele gewirkt. Er hatte sich 1984 in Burghausen an Jugendlichen vergangen.

Ein zweiter Franziskaner-Minoriten-Pater wurde am 13. März von seiner Tätigkeit als Krankenhausseelsorger beurlaubt. Am 20. März setzte Bischof Hofmann Professor Klaus Laubenthal, Vorstand des Instituts für Strafrecht und Kriminologie der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg sowie Richter am Oberlandesgericht Bamberg, als Missbrauchsbeauftragten der Diözese ein und forderte Opfer auf, sich bei diesem zu melden.

Im Laufe des Skandals kamen auch erneut die Vorfälle in der Missionsschule St. Kilian in Lebenhan (Landkreis Rhön-Grabfeld) in die Diskussion: Missbrauch und Misshandlungen von 16 Jugendlichen durch einen Pater waren bereits 2008 angezeigt worden.

Die Taten waren damals schon verjährt gewesen. Doch die Opfer kritisierten die fehlende Einsicht der Diözese.

Ein Pfarrer, der als Seelsorger der Justizvollzugsanstalten Würzburg und Schweinfurt tätig war, wurde am 22. April von dieser Aufgabe entbunden, nachdem er sich selbst angezeigt hatte. Er hatte vor 30 Jahren ein Mädchen missbraucht. Im November wurde er nach psychologischer Beratung seelsorgerischer Leiter einer kirchlichen Einrichtung.

Am 10. Mai wurden zwei weitere im Bistum Würzburg tätige Priester wegen möglicher sexueller Übergriffe beurlaubt und angezeigt. Im Kreis Miltenberg wurde am 14. Mai ein Pfarrer von seinen Aufgaben entbunden und in den Ruhestand versetzt. Vorgeworfen wurden ihm „sexuelle Kontakte“ zu einer 15-Jährigen Anfang der 90er Jahre. Der Pfarrer zeigte sich selbst an.

33 katholische Priester wurden seit 2010 nach Angaben des Missbrauchsbeauftragten der Diözese des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. 16 der Beschuldigten waren schon gestorben. Gegen neun Priester wurden kirchenrechtliche Sanktionen ausgesprochen. Von diesen wurden acht auf dem Verwaltungsweg aus der Seelsorge entfernt oder in den Ruhestand versetzt, einer nach einem kirchenrechtlichen Verfahren vom priesterlichen Dienst suspendiert.

Drei Verfahren laufen noch: Zwei kirchenrechtliche Voruntersuchungen und das Verfahren des ehemaligen Diözesankaplans. 2010 haben sich 55 Personen an die Diözese Würzburg gewandt und glaubhaft von sexuellem Missbrauch berichtet.

19 Opfer haben inzwischen Anträge auf „Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde“ gestellt. An elf von ihnen hat die Diözese insgesamt 50 000 Euro gezahlt. Fünf Anträge wurden an die betroffenen Ordensgemeinschaften weitergeleitet.

http://www.mainpost.de/regional/franken/...27,8599837,1#__


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RE: Missbrauch in der Kirche

#34 von Christine , 27.03.2016 14:18

ENTPFLICHTUNG VON PFARRER JANSEN
Unterstützung für mutmaßliche Opfer

ERSTELLT 03.03.2015

Eine Erftstädter Initiative distanziert sich jetzt von den Solidaritätsbekundungen für Pfarrer Jansen. Sie sprechen von „beschämenden Aktivitäten“ und „unerträglichen Parolen“ – für die mutmaßlichen Opfer sei dies erneut demütigend. Von Patrik Reinartz

Erftstadt-Liblar.
Ein Schweigemarsch mit 1200 Teilnehmern, über 3600 Unterschriften und eine Welle an Solidaritätsbekundungen in den sozialen Netzwerken – die Unterstützung für den Liblarer Pfarrer Winfried Jansen, der wegen des Verdachts entpflichtet wurde, in den 1970er- und 1980er-Jahren sexuelle Grenzverletzungen an Kindern und Jugendlichen begangen zu haben, war in den vergangenen Wochen groß. Mittlerweile mehren sich aber auch Stimmen, die derartige Unterstützungsaktionen für befremdlich halten. So hat sich nun eine Initiative namens „Solidarität mit den Opfern des Pfarrers“ gegründet. Deren Mitglieder halten es für „unerträglich, dass die Leiden der mutmaßlichen Opfer in diesen Solidaritätsbekundungen keinerlei Beachtung fanden“, wie es in einem Schreiben der Gruppe heißt. Ihr Anliegen sei es, den Mut der mutmaßlichen Opfern anzuerkennen und ihnen eine Stimme zu geben.

„Beschämende Parolen“

„Zu der Gruppe gehören Erftstädter Bürger und Menschen, die selbst Opfer sexueller Übergriffe geworden sind“, berichtete Claudia Brasse aus Erftstadt, die der Initiative angehört. Es handele sich nicht um Opfer von Pfarrer Jansen, wie die Mitglieder betonen. „Wir sind Betroffene familiären Missbrauchs, institutionellen Missbrauchs und Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche“, erläutert Claudia Adams, die sich ebenfalls in der Gruppe engagiert. Die Mitglieder distanzieren sich in einer Stellungnahme deutlich von den Solidaritätsbekundungen für Jansen. Sie sprechen von „beschämenden Aktivitäten“ und „unerträglichen Parolen“ – für die mutmaßlichen Opfer sei dies erneut demütigend. „Derartige Aktionen für einen mutmaßlichen Täter hat es in dieser Form wohl noch nie gegeben“, so die Initiative.

„Eine Kirchengemeinde spricht ihren Pfarrer von seiner (selbst eingestandenen) Schuld der jahrelangen sexuellen Grenzverletzung frei, indem sie seine Vergehen mit seiner aufopferungsvollen Kirchenarbeit verrechnet und dabei sexuelle Grenzverletzungen als bloßes Kopftätscheln oder Auf-den-Schoß-setzen verniedlicht“, heißt es in dem Schreiben weiter. Diese Sichtweise habe sich auch kaum geändert, nachdem sich zwei weitere betroffene Frauen meldeten.

„Für viele Betroffene ist es ein schwerer Schritt, sich mit ihren traumatischen Erlebnissen der Öffentlichkeit zu offenbaren“, heißt es weiter. Dass manche dafür Jahre und Jahrzehnte brauchen, hält Claudia Brasse nicht für ungewöhnlich: „Es braucht Zeit, um die Erfahrungen zu verarbeiten und den Mut zu fassen, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Sie hält es auch für richtig, dass keine Details der Vorwürfe genannt werden: „Das ist ein sehr sensibler Bereich, und es könnte zu neuen Verletzungen der mutmaßlichen Opfer führen.“

Die Mitglieder der Gruppe weisen auch darauf hin, dass die Blumen, Kerzen und Mitgefühlsbekundungen für die mutmaßlichen Opfer in der Liblarer Pfarrkirche St. Barbara fast alle aus den Reihen der Gruppe stammen.

http://www.ksta.de/erftstadt/entpflichtu...2,30022788.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#35 von Christine , 27.03.2016 14:19

Kloster-Schüler schildert Übergriffe
Im Prozess gegen einen Benediktiner-Mönch und früheren Internatslehrer in Kloster Ettal hat ein früheres Opfer ausgesagt.

MÜNCHEN
Im Missbrauchs-Prozess gegen einen Benediktiner und früheren Internatslehrer in Kloster Ettal hat ein früheres Opfer am Donnerstag erstmals öffentlich ausgesagt. Der Pater habe ihn im Schuljahr 2004 / 2005 in seinem Präfektenzimmer etwa zweimal in der Woche auf den Schoß gezogen und ihm unter die Hose gegriffen. „Ich war daran gewöhnt“, sagte der heute 24-jährige Student vor dem Münchner Landgericht.

Er habe mit dem Pater „nie ein Problem“ gehabt, „ich hatte das beste Verhältnis zu ihm“, sagte der Zeuge. Er fühle sich durch die damaligen Vorkommnisse auch im Nachhinein nicht belastet. Als andere Schüler sich wegen des Religionslehrers an die Klosterleitung wandten, habe er sich „gewundert, warum sie das machen“.

Der 44-jährige Angeklagte bat auch diesen Zeugen um Vergebung: „Ich habe mich dir gegenüber nicht immer korrekt verhalten, dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen.“ Er war 2005 wegen Distanzlosigkeit gegenüber Schülern als Lehrer abgelöst worden. In den Fokus der Ermittlungen geriet er erst nach Untersuchungen eines Sonderermittlers in Kloster Ettal im Auftrag des Erzbistums München.

Bei einem Gespräch zwischen den Beteiligten war dem Angeklagten bei einem Geständnis des sexuellen Missbrauchs an Schülern bereits eine Bewährungsstrafe zugesagt worden. Am kommenden Mittwoch will das Gericht die Plädoyers hören. Voraussichtlich verkündet es dann auch das Urteil. (dpa)

http://www.mittelbayerische.de/nachricht...ebergriffe.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#36 von Christine , 27.03.2016 14:19

5. März 2015, 17:35
Kloster Ettal
Weiterer Schüler belastet Pater


Im Missbrauchsprozess gegen einen Pater aus dem Kloster Ettal bestätigt auch der vierte betroffene Schüler die Vorwürfe. Dem 44-Jährigen drohen nun maximal zwei Jahre Haft auf Bewährung - daran wird auch die Aussage des Schüler nichts mehr ändern.

Von Heiner Effern
Im Missbrauchsprozess gegen Pater Georg aus Kloster Ettal hat ein weiterer früherer Schüler den Angeklagten schwer belastet. Sein Präfekt habe ihm abends unter die Kleidung gefasst, als er bei ihm auf dem Schoß gesessen sei, sagte der heute 24 Jahre alte Mann am fünften Prozesstag in öffentlicher Verhandlung vor dem Landgericht München aus.

Er schilderte Griffe in die Hose im Schuljahr 2004/2005, die bis zur Ablösung von Pater Georg im Mai 2005 als Betreuer der Klasse regelmäßig vorkamen. Wie alle früheren Ettaler im Zeugenstand bestätigte er die Anklagepunkte voll umfänglich.


Verurteilung des 44-Jährigen gilt als sicher

Seit der überraschenden Wende am vierten Prozesstag, als Pater Georg sein Leugnen aufgab und sich bei einem der Schüler entschuldigte, gilt eine Verurteilung des 44 Jahre alten Ordensmannes als sicher. Noch am gleichen Nachmittag besprachen sich alle Prozessbeteiligten hinter verschlossenen Türen. Der Vorsitzende Richter Thomas Bott verkündete anschließend das Ergebnis: Jürgen R., wie Pater Georg bürgerlich heißt, habe die wesentlichen Anklagepunkte gestanden. Dafür werde er eine maximale Strafe von zwei Jahre Haft auf Bewährung erhalten.

Daran wird auch die Aussage des vierten betroffenen Schülers nichts mehr ändern, der nüchtern seine Erlebnisse schilderte. Im Zimmer des Präfekten hätten er und Pater Georg abends oft gemeinsam vor dem Computer gesessen. Dort habe es nur einen Stuhl gegeben, weshalb er immer wieder auf dem Schoß von Pater Georg gelandet sei. Bei solchen Gelegenheiten sei die Hand des Paters irgendwann seitlich zwischen Körper und Hose gelegen. Von dort sei sie dann langsam nach vorne gewandert, auf der nackten Haut. Der Pater habe ihn auch am Genital gestreichelt. Damals habe er das aber nicht als besonders schlimm empfunden, eher als normal. Vor Gericht hatte Pater Georg nur zwei Sätze für seinen ehemaligen Schüler. Er habe sich ihm gegenüber nicht immer korrekt verhalten, sagte er. Dafür wolle er sich "in aller Form entschuldigen".

http://www.sueddeutsche.de/bayern/kloste...pater-1.2379069


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RE: Missbrauch in der Kirche

#37 von Christine , 27.03.2016 14:21

Die katholische Kirche und der Missbrauchsskandal
Kreuz und SchattenAufarbeitung der Missbrauchsfälle: Blick auf die dunkle Seite der katholischen Kirche.

Gut fünf Jahre ist es her, dass Missbrauchsfälle in großem Umfang in der katholischen Kirche bekannt wurden. Die Kirche hat seit dem "Aufklärung und Transparenz" versprochen. Sie wolle den Opfern gerecht werden und den Kindesmissbrauch rückhaltlos aufklären.

Aber tut sie das wirklich? Hält sie ihr Versprechen?

Die Dokumentation "Das Schweigen der Männer" (Montag, 16. März, um 23.30 Uhr im Ersten) hat mit Missbrauchsopfern, Bischöfen und Wissenschaftlern gesprochen.

Matthias Katsch war Mitte der 70er Schüler am Berliner Canisius-Kolleg, unter der Obhut katholischer Patres vom angesehenen Jesuitenorden. Er war 14 Jahre alt, als er von einem Pater missbraucht wurde. Für die ARD-Dokumentation besucht er seine ehemalige Schule.

"Wir haben den ganzen Tag hier drinnen verbracht," erinnert sich Katsch, "er hat mich mit verschiedenen Gegenständen und auch mit der bloßen Hand geschlagen. Ich musste mich ausziehen, hab mich über so eine Bank da gebeugt. Das war der finsterste Ort für mich."

Was Matthias Katsch als Kind erlebte, verdrängt er aus Scham – jahrzehntelang. Erst im Herbst 2009 schreibt er mit zwei Mitschülern an Pater Mertes, den damaligen Leiter des Kollegs. Mertes glaubt den ehemaligen Schülern, und der Missbrauch wird 2010 öffentlich. Plötzlich trauen sich auch andere Betroffene zu berichten, viele Missbrauchsfälle werden bekannt.

Der sexuelle Missbrauch an Kindern geschah flächendeckend
Wie viele Täter Kinder in den vergangenen Jahrzehnten missbraucht haben, ist bis heute nicht bekannt. Auch nicht die Zahl der Opfer. 27 Bistümer bilden die katholische Kirche in Deutschland. Inzwischen ist klar: Der sexuelle Missbrauch an Kindern geschah flächendeckend. Dazu kommen Hunderte selbständige Orden, und auch in vielen ihrer Schulen, Heime und Internate vergingen sich

Patres und Nonnen an Kindern.
Doch erst 2011 nimmt die Deutsche Bischofskonferenz ein Angebot des Kriminologen Christian Pfeiffer an, den Missbrauch aufzuarbeiten. Doch Bischöfe und Wissenschaftler kommen anderthalb Jahre nicht überein. Pfeiffer kritisiert, "dass die Kirche faktisch Zensurrechte beansprucht hat".
Wieder vergeht mehr als ein Jahr, bis die Bischöfe einen neuen Aufarbeitungsversuch starten. Im März 2014 stellen sie ein Forschungskonsortium vor. Sie versprechen erneut "Klarheit und Transparenz". Ergebnisse frühestens 2017.

Zentraler Punkt für eine wirkliche Aufarbeitung sind die Personalakten. Doch bekommen die Wissenschaftler überhaupt Zugang? Für Kirchenrechtler Prof. Norbert Lüdecke ist das eine entscheidende Frage: "Kann ich selber an die Akten? Das scheint mir nicht der Fall zu sein. Das heißt, die Auswahl des Materials und die Zuordnung des ausgewählten Materials zu den Fragen im Erhebungsbögen läuft, soweit ich das sehe, nicht unter Aufsicht der verantwortlichen Wissenschaftler.

Denn es sind kirchliche, also bischöflich ausgesuchte Menschen, die diese Zuordnung vornehmen."
Kirchliche Mitarbeiter sind ihren Bischöfen zu Gehorsam verpflichtet. Außerdem gibt es die wichtigen Geheimarchive – zu denen nur der Bischof den Schlüssel hat – und damit die Entscheidung, was davon an die Öffentlichkeit kommt.

Bischof Stephan Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, betont jedoch: "Wir Bischöfe haben dieses Projekt angestoßen, wir wollen das!"

Aktenvernichtungen
Ein weiteres Problem sind Aktenvernichtungen. Im Erzbistum München und Freising sind Fälle sexuellen Missbrauchs systematisch vertuscht worden. Der damalige Erzbischof Reinhard Marx hat 2010 eine Gutachterin beauftragt, die Missbrauchsfälle seit 1945 zu untersuchen.

Fazit: es habe "Aktenvernichtungen in erheblichem Umfang" gegeben.

Anders als viele Bischöfe ist Pater Mertes ein schonungsloser Aufklärer. Der Jesuit hat die Vergangenheit seines Ordens aufarbeiten lassen und hatte als Leiter des Canisius-Kollegs die ersten Fälle öffentlich gemacht: "Das Projekt muss ja für die Betroffenen selbst glaubwürdig sein, damit sie sich daran beteiligen, weil sie sonst das Gefühl haben, sie beteiligen sich hier ja nur an einer PR-Aktion der Kirche, damit die am Ende sagen kann, wir haben auch die Opfer gefragt."

Auch der ehemalige Canisius-Schüler Matthias Katsch ist mit der Aufarbeitung unzufrieden, denn die Missbrauchsopfer sind bei der Planung des Forschungsprojektes lange nicht einbezogen worden. "Sie haben seit 2010 alles dafür getan, dass eben keine Aufarbeitung zustande kommt. Wenn sie wirklich daran interessiert wären, dann hätten sie den Kontakt mit den Betroffenen suchen müssen."
Erst nachdem die Bischöfe alles festgelegt hatten, wurde er für eine Mitarbeit im Beirat des Forschungskonsortiums angefragt. Für den ehemaligen Canisius-Schüler ist absolut unverständlich, dass die Orden nicht Teil der Aufarbeitung sind.

Die Dunkelziffer ist sicher höher

Denn nach ARD-Recherchen gibt es allein an über 60 Tatorten Hinweise auf Missbrauch durch Patres und Nonnen. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Der Forschungsauftrag bezieht sich aber nur auf die Bistümer. Die Bischöfe haben die selbständigen Orden gar nicht erst gebeten teilzunehmen. So bleibt der Missbrauch an vielen Schulen und Internaten unaufgeklärt.

Autoren: Birgit Wärnke, Sebastian Bellwinkel
Redaktion: Anja Würzberg

Stand: 09.03.2015 10:53 Uhr

http://www.daserste.de/information/wisse...ramente100.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#38 von Christine , 27.03.2016 14:22

Missbrauch in Ettal
Plädoyers und Urteil gegen Pater erwartet
Im Missbrauchs-Prozess gegen einen Benediktiner und früheren Internatslehrer in Kloster Ettal werden heute die Plädoyers und das Urteil erwartet. Nach dem Geständnis des Paters rechnen Beobachter mit einem Deal.

Stand: 11.03.2015

Am Vormittag werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers halten, anschließend soll das Urteil fallen.

Im Laufe des Prozesses hatte der Pater ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er gab zu, zwei Schüler sexuell missbraucht und es bei zwei weiteren versucht zu haben. Dem Angeklagten wurde daraufhin eine Gefängnisstrafe von nicht mehr als zwei Jahren in Aussicht gestellt, die für vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Der Pater erklärte sich mit der Auflage einer ambulanten Sexualtherapie einverstanden. Am ersten Prozesstag hatte er noch alle Vorwürfe abgestritten.

Entschuldigung bei den Opfern

Am Ende der Zeugenvernehmungen hatte sich der Pater für die Taten entschuldigt. In Richtung eines der Opfer, einem heute 25-jährigen Studenten, sagte er am vergangenen Donnerstag im Gericht: "Ich habe mich Dir gegenüber nicht immer korrekt verhalten und möchte mich in aller Form entschuldigen." Der Zeuge hatte zuvor von intimen Streicheleinheiten bis zum Griff in die Unterhose berichtet.

Auch andere ehemalige Internatsschüler hatten vor Gericht, teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit, von Streicheleinheiten und Küssen berichtet. Allerdings hatte ein Zeuge den Pater auch als sehr einfühlsam und führsorglich beschrieben.

Kloster distanziert sich vom Angeklagten

Der Abt des Klosters Ettal hatte erschüttert auf das Geständnis reagiert. Man sei äußerst enttäuscht, dass Pater G. dem Kloster die Wahrheit so lange verschwiegen habe. Der Pater müsse damit rechnen, nach dem Urteil aus dem Priesteramt entlassen zu werden.

Im Kloster Ettal und seinem Gymnasium sind Jahrzehnte lang Schüler von Benediktiner-Patern sexuell missbraucht worden. Ein Sonderermittler arbeitete die Demütigungen von Schülern auf. Die meisten Fälle waren aber bereits verjährt.

Aufarbeitung
Das Kloster entschädigte inzwischen 70 Opfer mit insgesamt 700.000 Euro. Der Mindestbetrag lag bei 5.000 Euro, in Einzelfällen wurden bis zu 20.000 Euro gezahlt. Die Folgen für das ehemalige Eliteinternat sind seit Bekanntwerden der Vorfälle gravierend. In diesem Schuljahr ist kein einziger Schüler für das Internat angemeldet worden, zwei fünfte Klassen wurden mit Heimfahrkindern gebildet. Nun soll ein "Ort des Gedenkens" für Missbrauchsopfer geschaffen werden. Erste Entwürfe liegen bereits vor.

http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/...urteil-100.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#39 von Christine , 27.03.2016 14:22

Missbrauchsprozess Kloster Ettal
Bewährungssstrafe für Pater


Wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen ist ein 45-jähriger Pater des Klosters Ettal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Zudem muss er sich einer Sexualtherapie unterziehen.

Als strafmildernd wertete das Gericht das umfassende Geständnis des 45-Jährigen.
Bewährungsstrafe für Pater

Ein Benediktinermönch aus dem Kloster Ettal ist wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Außerdem muss er sich einer Sexualtherapie unterziehen. Der 45 Jahre alte Pater hatte vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts München II sexuelle Übergriffe auf zwei Buben und den versuchten Missbrauch eines weiteren Schülers eingeräumt. Im Gegenzug war dem ehemaligen Internatslehrer eine Bewährungsstrafe zwischen 21 und 24 Monaten zugesichert worden.

Zu den Vorfällen war es von 2001 bis 2005 gekommen. Als strafmildernd wertete das Gericht neben dem umfassenden Geständnis auch die Aussagen der Opfer, dass sie keine nachhaltigen Schäden durch die Taten erlitten hätten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren gefordert. Auch die Verteidiger beantragten eine Bewährungsstrafe, nannten aber kein genaues Strafmaß. "Ob das Strafmaß des Urteils unserem Gerechtigkeitsempfinden entspricht, das kann man in der Tat bezweifeln", teilte der Ettaler Abt Barnabas mit.


Kirchliches Strafverfahren angekündigt
Er kündigte ein kirchliches Strafverfahren gegen den Pater an und zeigte sich tief enttäuscht: "Auch uns im Kloster bleibt eine große und tiefe Verbitterung. Denn letztlich wurden auch wir zehn Jahre lang bewusst und vorsätzlich belogen." Das Mitgefühl der Benediktiner gelte den Opfern, "weil sie durch die Unehrlichkeit des Paters G. solange auf ein Urteil warten mussten".

http://www.sueddeutsche.de/bayern/missbr...pater-1.2389252


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RE: Missbrauch in der Kirche

#40 von Christine , 27.03.2016 14:23

Die katholische Kirche und der Missbrauch
Das Schweigen der Männer
Stand: 15.03.2015 11:37 Uhr


Was tut die katholische Kirche, um die Kindesmissbrauchsfälle in den eigenen Reihen aufzuklären? Vor einem Jahr haben die Bischöfe eine Gruppe von Forschern damit beauftragt, Licht ins Dunkel zu bringen. Ergebnisse: frühestens 2017.

Von Anja Würzberg, Redaktion Religion und Gesellschaft, NDR

Matthias Katsch sieht nicht aus wie ein Mann, der sich leicht erschüttern lässt. Doch es gibt etwas in seiner Vergangenheit, das ihn zutiefst belastet: Als 14-Jähriger wurde er am renommierten Canisius-Kolleg von einem Pater sexuell missbraucht.

Das Canisius-Kolleg gehört zum angesehenen Jesuiten-Orden. Ein Internat mit Schule, das Kindern Geborgenheit und Bildung vermitteln will. Für den damaligen Schüler Katsch und einige seiner Mitschüler wurde es zu einem gefährlichen Ort.

Über die Ereignisse von damals konnte Katsch jahrzehntelang nicht sprechen. So wie viele andere, die als Kinder im Schatten von Kreuz und Beichtstuhl missbraucht wurden. Der Sexualpsychologe Christoph Ahlers hat dafür eine plausible Erklärung: "Der Täter ist Repräsentant einer moralisch höher stehenden Organisation.

Wie soll ich denn das irgendjemandem erzählen?

Es kann ja nicht sein, dass er ein Täter ist, dann wäre ja Gott ein Täter, denn den repräsentiert er ja. Das macht mich stumm und zwar noch stummer als es mich machte, wenn der Missbrauch außerhalb der Kirche stattfände."


Als Katsch 2010 sein Schweigen bricht, beginnen immer mehr Betroffene, von ihren Erlebnissen zu erzählen. Die katholische Kirche gerät in eine schwere Vertrauenskrise. Und ein Verdacht kommt auf: Zieht die katholische Kirche mit ihrer strengen Sexualmoral Männer mit problematischer Sexualität an?

Gibt es womöglich in den Reihen der katholischen Geistlichen überdurchschnittlich viele pädophil geneigte Männer?

Sexualpsychologe Ahlers bejaht das: "Psychologisch betrachtet müssen wir davon ausgehen, dass wir innerhalb der römisch-katholischen Amtskirche überzufällig viele Personen mit problematischer Sexualpräferenz haben. Warum? Weil eine Organisation mit Sexualitätsverbot eine Anziehungskraft ausübt auf Personen mit problematischer Sexualpräferenz."


Eine absurde Einzelmeinung? Keinesfalls.

Auch innerhalb der katholischen Kirche findet diese These Unterstützer. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode setzte sich schon sehr früh für eine Entschuldigung der katholischen Kirche und eine Versöhnung mit den Opfern ein.

Er hält es für möglich, dass Menschen sich für eine Tätigkeit in der katholischen Kirche entscheiden, weil sie hoffen, hinter den Kirchenmauern geschützter zu sein oder, wie Bode formuliert, "es anders ausleben". Bode plädiert dafür, schon während der Priesterausbildung genau hinzuschauen.

Er weiß auch: "Wir schicken viele Bewerber weg - mehr als früher."

Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat?
Wenn die katholische Kirche in der Vergangenheit Männern mit einer problematischen Sexualpräferenz konsequenter den Zugang zu einem geistlichen Beruf verwehrt hätte, dann wäre Pater Klaus Mertes viel Ärger erspart geblieben. Er war vor fünf Jahren Leiter des Canisius-Kolleg und Adressat des Briefes, in dem der ehemalige Schüler Matthias Katsch seine Missbrauchserfahrungen schildert.

Mertes glaubte Katsch. Er ist ein kluger, reflektierter Mensch. Er nimmt den Imageverlust seines Jesuitenordens in Kauf und spricht unangenehme Wahrheiten aus. So traut er sich zum Beispiel, einen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und den Missbrauchsfällen herzustellen: Es sei im Kern die nicht gelebte Beziehungsdimension im Zölibat, die Kindesmissbrauch fördern könne, so Mertes‘ Überzeugung.

Diese These wird vom Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, dem Trierer Bischof Stephan Ackermann, bestritten.

Ackermann bekam von seinen 26 Bischofskollegen die Aufgabe anvertraut, das Forschungsprojekt zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu koordinieren und nach außen zu vertreten.

Mit Ergebnissen ist frühestens 2017 zu rechnen. Zweifellos ist das eine Herkulesaufgabe, zumal das Projekt wenig Vertrauensvorschuss von der Öffentlichkeit erhält.

Kritik gibt es zum Beispiel vom Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke. Er rügt, dass die Wissenschaftler keinen direkten Zugang zu den Personalakten erhalten.

https://www.tagesschau.de/inland/missbrauch-kirche-101.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#41 von Christine , 27.03.2016 14:24

Missbrauchs-Drama: „Verfehlung“
Seelsorge mit Übergriffen
Von Kathrin Horster 26. März 2015 - 00:00 Uhr

Gerd Schneider packt in seinem Debütfilm ein heißes Eisen an: den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Schade nur, dass er die Strukturen dahinter nicht beleuchtet.


Stuttgart - Oliver, Jakob und Dominik sind wie Brüder. Ihre Familie ist eine katholische Ordensgemeinschaft. Unter deren Fittichen wollen sie sich für andere einsetzen, Missstände lindern und – die moderne Kirche gibt das her – ganz weltlich Karriere machen. Oliver (Jan Messu­tat) geht in die Bistumsverwaltung, Jakob (Sebastian Blomberg) arbeitet als Gefängnisseelsorger, Dominik (noch vom Stuttgarter Schauspiel bekannt: Kai Schumann) leitet eine Gemeinde und kümmert sich um schwierige Teenager. Das Priesterdasein scheint sie zu erfüllen. Die Einsamkeit, die sich am Ende eines Arbeitstags in den kargen Dienstwohnungen breitmacht, nehmen sie in Kauf. Doch dann taucht während des Gottesdienstes die Kripo in der Kirche auf und nimmt Dominik in Gewahrsam.

In seinem Debüt „Verfehlung“ fasst der aus Stuttgart stammende Regisseur und Drehbuchautor Gerd Schneider ein heißes Eisen an: sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche. Zwar konstruiert er einen fiktiven Fall, stößt aber doch hinein in die öffentliche Debatte über die realen Verbrechen von Klerikern.

Kredit für den Theologen

Bei solchen Themen lastet schnell der Anspruch auf Filmemachern, Anwälte der Opfer zu sein. Damit wächst die Gefahr, dass die filmische Auseinandersetzung zu banal oder zu sensationswütig oder gar zu einer Mischung aus beidem gerät. Das muss nicht sein. Christoph Röhl, der in seinem Fernsehspiel „Die Auserwählten“ die Missbrauchsserie an der Odenwaldschule verarbeitet hat, bekam sogar von ehemaligen Schülern des Internats positive Rückmeldungen. Und auch Gerd Schneider hat man vorab viel Kredit gegeben. Als studierter Theologe und ehemaliger Priesteramtskandidat schien er prädestiniert für die filmische Aufklärungsarbeit zu sein.

Seine Figuren legt Schneider als Grundtypen an. Im Zentrum der in Stuttgart gedrehten Geschichte steht nicht Dominik, der Täter, sondern dessen bester Freund Jakob. Aus Loyalität schenkt Jakob den halbherzigen Beteuerungen von Dominik, er habe sich nicht an Jungen vergangen, Glauben. Als Jakob aber Zweifel überkommen, versucht er, das Richtige zu tun. Sein Antipode ist Oliver, der Dominiks Verbrechen als lässliche Sünde hinnimmt und vor allem das Ansehen der Kirche schützen will. „Eine Mutter schlägt man nicht“, ermahnt er Jakob, als der ihm ins Gewissen redet, die Sache nicht weiter zu vertuschen.

Bloß niemandem unrecht tun
Von Kathrin Horster 26. März 2015 - 00:00 Uhr

Anhand dieses Dreiecksverhältnisses versucht Schneider, Umgangsweisen mit moralischer und juristischer Schuld darzustellen. Seine Figuren entwickeln sich dabei jedoch nicht zu plastischen, mit individuellen Motiven ausgestatteten Charakteren, sondern zu Schablonen. Fast scheint es, als wolle die Regie keine Risiken eingehen und ja niemandem unrecht tun.

Durch Jakobs Augen zeigt Schneider, wie die Jungen und deren Familien leiden und wie das Vertrauen in die Geistlichen nachhaltig zerstört wird. Auf der anderen Seite versucht er, die Täterrolle aufzubrechen und differenziert zu betrachten. Das ist zwar fair, wird aber doch problematisch, weil der Regisseur dabei Dominiks Selbstwahrnehmung fast ungebrochen gelten lässt. Dominik sieht sich als einsamen, die Jungen aufrichtig Liebenden. Diese Wahrnehmungsverzerrung reflektiert weder die Figur selbst noch sein Regisseur.

Der Zwang zum Zölibat

Eine Leserin von „epd film“ äußerte ihre Wut über diese Darstellung, nachzulesen in der Online-Ausgabe des Magazins: „Wer hat etwas davon, Missbraucherpriester auf fast schon rührende Weise als nach Zuneigung dürstende, emotionale Mängelwesen darzustellen? Und die Protagonisten aussehen zu lassen wie frisch den Vatikan-Pirelli-Kalendern entsprungen, gemacht für Leute, die auf hübsche Männer stehen?“

Zölibat und strikte Sexualmoral

In „Verfehlung“ geht es vor allem um einen Einzeltäter. Das System Kirche mit seinem Zwang zum Zölibat und seinen sexualfeindlichen Moralvorschriften stellt der Film nicht in Frage. Pedro Almodóvar bewies in „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ (2004) mehr Mut und setzte sich furios mit der systematischen Gewalt innerhalb der Kirche auseinander – und mit der Frage künstlerischer Aufarbeitung. „Schlechte Erziehung“ gelingt, weil der Regisseur seine Erzählung nicht auf bestimmte Aspekte begrenzt, sondern im Gegenteil alles für möglich hält. So viel freien Geist wagt „Verfehlung“ leider nicht.

Verfehlung. Deutschland 2015. Regie: Gerd Schneider. Mit Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat, Valerie Koch. 95 Minuten. Ab 12 Jahren.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt...e4d31225d5.html


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RE: Missbrauch in der Kirche

#42 von Christine , 27.03.2016 14:26

OPFER

"Ich bin von einem Geistlichen missbraucht worden"
Als junges Mädchen wurde sie jahrelang missbraucht. 2014 entschloss sie sich, für die Anerkennung ihres Leids zu kämpfen – und fühlt sich heute mehr denn je von der Kirche allein gelassen.


Sabine Meier [Name von der Redaktion geändert] ist aufgeregt, als sie das Freiburger Friedrichsbau-Kino betritt. Sie hat ein mulmiges Gefühl, sich extra ein paar Freunde mitgenommen, um "Verfehlung" anzuschauen. Der Film, Ende März angelaufen, handelt von einem Pfarrer, der Jugendliche missbraucht, und von der Frage, wie katholische Kirchenvertreter damit umgehen. Der Täter leugnet lange und beharrlich. Es geht ums Vertuschen, um interne Lösungen und verlorene Glaubwürdigkeit. Um Sätze wie "Die Kirche ist eine Mutter, und eine Mutter schlägt man nicht". Manches kommt Sabine Meier bekannt vor. Sie ist aufgewühlt, nimmt regen Anteil an der anschließenden Publikumsdiskussion. Dann sagt sie zum ersten Mal öffentlich: "Ich bin missbraucht worden."

Szenenwechsel: Meiers Wohnküche in einer Gemeinde in der Nähe von Freiburg. Wochenlang hat die 48-Jährige überlegt, ob und was sie der Öffentlichkeit über sich erzählen will. Bis heute wird sie von Erinnerungen an einen katholischen Geistlichen heimgesucht, der sie schon als Mädchen missbrauchte – über viele Jahre hinweg. Der Mann sei "ein richtig guter Freund der Familie" gewesen. "Noch heute habe ich Flashbacks", sagt sie. "Das hat mich geprägt, und es prägt mich noch immer."
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Dass sie jetzt mit einem Journalisten redet, hat mit dem Frust der vergangenen Monate zu tun. Damit, dass sie sich im Sommer 2014 entschloss, für die Anerkennung ihres Leids zu kämpfen. Damit, dass sie weitere Opfer verhindern wollte. Dass das ein derart schmerzvoller Prozess werden würde, hätte sie allerdings nicht gedacht.

Der Beschuldigte ist Pfarrer in Nordrhein-Westfalen

Als sich Sabine Meier am 23. Juli 2014 an Rechtsanwältin Angelika Musella, die Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese Freiburg, wendet, will sie nicht Gerechtigkeit im juristischen Sinne – die Taten sind ohnehin verjährt –, sondern Anerkennung von der katholischen Kirche. Dass die Opfer Geld bekommen können, habe sie nicht gewusst, sagt sie. Der Beschuldigte Karsten Klausmann [Name von der Redaktion geändert] geht auf die Mitte 70 zu. Er arbeitet laut Gemeinde-Homepage noch als Pfarrer in einem Ort in Nordrhein-Westfalen und genießt dort Ansehen.

Das Gespräch mit der Freiburger Missbrauchsbeauftragten verläuft "absolut entspannt, wohlwollend und ausführlich", erinnert sich Sabine Meier, "so, wie man es sich wünscht". Angelika Musella habe ihr gesagt, dass standardmäßig geprüft werde, ob das, was sie erzähle, plausibel ist – ob der Beschuldigte beispielsweise zum angegebenen Zeitpunkt überhaupt am angegebenen Ort war. Sabine Meier hat dafür Verständnis.

Ein gefühlter Spießroutenlauf

Auch Robert Eberle, Sprecher der Erzdiözese Freiburg, hat Verständnis. "Wir wissen, dass es für die meisten Opfer ein schwerer Schritt ist, sich – oft nach Jahrzehnten – zu melden und das Geschehene zu schildern." Zu Musella, die Fragen der BZ nicht beantwortet, fasst Sabine Meier Vertrauen. Sie gewinnt aus dem Gespräch mit der Missbrauchsbeauftragten den Eindruck, dass sie ihr glaube. Und doch beginnt bald darauf das, was Meier einen Spießrutenlauf nennt. Musella muss das mit einer eidesstattlichen Erklärung versehene Gesprächsprotokoll an die "Kommission für Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch Kleriker" im Bistum Münster weitergeben, denn dem gehörte und gehört der Beschuldigte an. Dieses Vorgehen schreibt die Deutsche Bischofskonferenz in den Regeln zu den "Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde" vor.

Aus Münster wird Sabine Meier von einem Mitglied der Missbrauchskommission, einem pensionierten Kriminalbeamten, kontaktiert. Es gebe noch Fragen, schreibt Werner Brökers. Meier bittet, dass ihr diese wieder von Musella gestellt werden und sie zuvor den Fragenkatalog bekommt. Als sie ihn liest, ist sie "wütend und wirklich entsetzt". Gefragt wird nach kleinsten Details. "Das", findet Sabine Meier, "ist retraumatisierend." Sie beantwortet die Fragen dennoch. Wieder werden die Antworten über Musella nach Münster geleitet.
"Sie müssen vorsichtiger mit ihr umgehen."
Kripomann Brökers

Ein neuer Ansprechpartner kommt ins Spiel: Kommissionsmitglied Hermann Kahler. Nach den Erfahrungen mit Kripomann Brökers signalisiert Meier dem Kirchenjuristen schnell: "Sie müssen vorsichtiger mit ihr umgehen." Ihr Unmut und ihre Unruhe wachsen. Damit sie therapeutisch begleitet werden kann, überweist ihr das Bistum Münster 1000 Euro. Meier findet – was in Freiburg sehr schwierig ist – kurzfristig einen Therapeuten. Das Geld wird sie wütend zurücküberweisen, als sie aus Münster gesagt bekommt, dieser Therapeut sei für ihren Fall nicht genügend ausgebildet und dass sie sich einen anderen suchen müsse.

Und wieder benennt das Bistum Münster einen neuen Ansprechpartner. Von Musella erfährt Meier, dass der Psychologe und Theologe Norbert Wilbertz sie im Namen der Münsteraner Kommission befragen soll. Meier willigt ein, auch, weil Musella ihr zuredet. Wilbertz, sagt sie, habe ihr nach den Telefonaten erklärt, dass er keine Zweifel an ihrer Geschichte habe und dass der Fall ans Erzbistum Freiburg abgegeben werde. Doch kurz darauf erscheint dann doch wieder eine neue Verbindungsperson auf der Bildfläche. Diesmal ist es der vom Bischof ernannte "Voruntersuchungsführer" Norbert Große Hündfeld; er entscheidet, wer befragt wird. Der Kontakt mit dem Rechtsanwalt wird einschneidend für das Verfahren. Denn der Anwalt trifft den angemessenen Ton zu keinem Zeitpunkt und hält Grenzen nicht ein, findet Meier.

Fall geht an die Zentrale Koordinierungsstelle weiter

Große Hündfeld teilt mit, dass der Beschuldigte befragt worden sei und es nun entscheidend auf eine weitere Vernehmung Meiers ankomme. Ein anberaumtes Gespräch mit der BZ muss er auf Bitten von Bischof Felix Genn absagen. Sabine Meier beschleicht zunehmend das Gefühl, dass man ihr nicht glauben will. Dabei schreibt der Münsteraner Bistumssprecher Stephan Kronenburg doch explizit: "Unbedingt sollte den (mutmaßlichen) Opfern mit Empathie begegnet werden."

Kommissionsmitglied Hermann Kahler teilt ihr Ende November mit, dass ihr Fall an die Zentrale Koordinierungsstelle in Bonn weitergeleitet worden sei. Diese ist mit Psychologen, Juristen und Theologen besetzt, prüft Anträge und gibt eine Empfehlung über die Höhe der "Anerkennungsleistung" an das zuständige Bistum weiter, das dann die endgültige Entscheidung zu treffen hat. Auch bei Sabine Meier empfiehlt die Koordinierungsstelle, den Missbrauch anzuerkennen. Später erfährt sie, dass das Bonner Gremium anstelle der üblichen 5000 Euro sogar die Zahlung von 7000 Euro empfohlen habe.

In Freiburg soll Meier erneut "verhört" werden

Die Tatsache, dass ihr Fall inzwischen in der ehemaligen Hauptstadt gelandet ist, war für Meier das Signal: Es tut sich etwas. Umso mehr wundert sie sich, als Große Hündfeld ihr Anfang Dezember mitteilt, dass der Beschuldigte erneut vernommen werde und auch sie im Januar ein weiteres Mal "verhört" werden solle – und zwar in Freiburg durch zwei geschulte Frauen, die bislang nichts mit der Sache zu tun hatten. Wieder zwei neue Beteiligte? Sabine Meier schüttelt den Kopf. Einmal mehr wünscht sie sich stattdessen ihre erste Ansprechpartnerin Angelika Musella. Ohne Erfolg.

Am 12. Januar teilt Kirchenjurist Hermann Kahler Meier mit, dass die Koordinierungsstelle eine Empfehlung nach Münster geschickt habe. Die dortige Missbrauchskommission werde in etwa drei Wochen endgültig entscheiden. Meier hört erst einmal nichts mehr – ehe sie am 25. Februar von einer neuerlichen Wendung überrascht wird: Das Bistum Münster hält sich – was völlig unüblich ist – nicht an die Empfehlung aus Bonn. Und: Der forensische Psychiater Norbert Leygraf soll ein Glaubwürdigkeitsgutachten über sie erstellen. Meier lehnt ab, denn Leygraf hat im Auftrag der Kirche gearbeitet, weshalb sie ihn als "opferfeindlich" einstuft.

Eine Kirchenrechtsprofessorin soll es richten

Glaubwürdigkeitsgutachten sind den Missbrauchsleitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zufolge möglich, "aber nicht die Regel", sagt der Sprecher der Freiburger Erzdiözese, Robert Eberle. Ob ein solches Gutachten auch vom mutmaßlichen Täter erstellt werde, lässt das Bistum Münster offen. Erst heißt es, es sei geplant. Zwei Wochen später sagt Bistumssprecher Kronenburg: "Das steht noch nicht fest." Insgesamt dreimal habe man den Beschuldigten bislang vernommen. Was Karsten Klausmann gesagt hat, will das Bistum Münster – Stichwort "schwebendes Verfahren" – nicht sagen. Klar ist: Hätte er gestanden, wäre die Akte längst geschlossen.

Einmal mehr wird Sabine Meier eine neue Ansprechpartnerin genannt: Eine Kirchenrechtsprofessorin soll es nun richten. Sie werde sich in den Fall einarbeiten und dann melden. Meier erfährt derweil von "Fehlentwicklungen" in ihrem Fall: Offenbar hat Bonn zu früh eine Empfehlung abgegeben, denn die kirchenrechtliche Voruntersuchung ist laut Bistumssprecher Kronenburg noch gar nicht abgeschlossen. Dies habe zu "nicht nachvollziehbaren Verzögerungen und kommunikativen Unklarheiten" geführt, schreibt der Bischof von Münster, Felix Genn, am 13. März. "Das bedauere ich sehr." Genn weist auch darauf hin, dass er von der Unschuld des Beschuldigten ausgehe, "solange eine Straftat nicht endgültig erwiesen ist". Von Bischof Stephan Ackermann aus Trier, dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, bekommt sie mitgeteilt, dass er nicht weisungsbefugt sei.

Viele Ansprechpartner

Ende März schreibt Genn noch einmal an Meier: "Es ist mir ein Anliegen, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln die Aufklärung der von Ihnen angezeigten Missbräuche voranzutreiben." Er bittet sie um eine weitere Aussage, auch wenn dies für sie "ein schmerzlicher Weg" sei. Die zehnte Ansprechperson kommt ins Spiel, als der Bischof vorschlägt, ein erfahrener Strafrichter, den der Präsident des Landgerichts Münster benennt, möge "außerdienstlich das Untersuchungsverfahren in richterlicher Unabhängigkeit zu einem Ergebnis bringen".

Jetzt hat Sabine Meier genug, für sie ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Sie ist zwar weiterhin bereit auszusagen, aber sie will nicht, dass jemand ihre Glaubwürdigkeit in einem Gutachten psychiatrisch überprüft. Das, sagt sie, sei eine "Grenzüberschreitung". Und sie will auch nicht, dass schon wieder eine neue Person, diesmal ein Strafrichter, sie befragt. Dass Meier so viele verschiedene Ansprechpartner hatte, führt Bistumssprecher Kronenburg darauf zurück, dass zwei Bistümer involviert seien und das mutmaßliche Opfer Kommissionsmitglieder abgelehnt habe.

"Das stimmt nicht", sagt Meier: Zum einen habe sie aus Freiburg mit Musella nur eine einzige Ansprechpartnerin gehabt, zum anderen bitte sie seit Monaten darum, Kahler und Musella als Kontaktpersonen zu belassen. Immerhin räumt Kronenburg ein, dass es möglichst wenige Ansprechpersonen geben solle. Ein oder zwei seien wünschenswert, sagt sein Freiburger Kollege Eberle.

Das Erzbistum Freiburg ist des Hin und Hers aus Münster offenbar auch überdrüssig. "Wir haben monatelang versucht, mit dem Bistum Münster zu einem abgestimmten Vorgehen zu kommen", sagt Sprecher Eberle. Im Interesse des "in unserem Erzbistum lebenden Opfers" müsse eine Lösung gefunden werden. Deshalb setze man die "für die Anerkennung des Leids" vorgesehenen Schritte jetzt selbst um. Eberle kündigt für das Erzbistum Freiburg an: "Wir helfen!" Auch wenn manche Fälle nach Jahrzehnten einfach nicht mehr eindeutig zu klären seien, es keine klaren Beweise für Schuld oder Unschuld gebe, würde, "wenn an der Glaubwürdigkeit von Opfern keine Zweifel bestehen", deren Leid anerkannt. Sie erhielten eine Anerkennungszahlung. Die Beschuldigten allerdings bleiben bei diesem Verfahren straffrei. Eine solche Zahlung, betont denn auch der Münsteraner Bistumssprecher Kronenburg, sei keine Bestätigung für die behauptete Tat.

So sieht für Sabine Meier Anerkennung nicht aus. Ob sie es dennoch dabei belassen wird? Sie will irgendwann auch zur Ruhe kommen, aber sie will auch, dass in Münster "aufgeräumt" wird. Dass das Erzbistum Freiburg dem Bistum Münster jetzt zuvorkommt und ihr Leid anerkennt, findet sie fair und mutig.
Ackermann will keinen Schlussstrich ziehen

Im Januar 2010 hatte der Jesuitenpater Klaus Mertes, Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin, Fälle von sexuellem Missbrauch öffentlich beklagt. Die Deutsche Bischofskonferenz ernennt den Trierer Bischof Stephan Ackermann zum Sonderbeauftragten, der das Thema aufarbeiten soll. Unter anderem wurde eine Telefonhotline zur Beratung eingerichtet, es gab runde Tische, es wurde ein Präventions- und ein Entschädigungsfonds eingerichtet. Im März 2014 stellt Ackermann ein Forschungsprojekt vor, die Wissenschaftler sollen ergänzend tätig werden. "Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche", sagte Ackermann im März 2014. Im Januar 2015 zog Ackermann eine Zwischenbilanz und bekannte: "Einen Schlussstrich kann und darf es nicht geben."

Parallel legten die Bistümer eigene Berichte vor. So hat das Erzbistum Freiburg im vergangenen Jahr bekannt gegeben, dass es 185 Missbrauchsfälle seit 1942 ermittelt hat.

http://www.badische-zeitung.de/ich-bin-v...sbraucht-worden


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Christine
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RE: Missbrauch in der Kirche

#43 von Christine , 27.03.2016 14:27

Sexueller Missbrauch
Bistum und Domspatzen äußern sich zu weiterem Vorgehen
Immer wieder gab es Kritik an der Aufklärung des 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsskandals im Bistum Regensburg und bei den Regensburger Domspatzen. Heute wollen beide Institutionen der Öffentlichkeit mitteilen, wie sie die strafrechtlich bereits verjährten Taten weiter aufklären und aufarbeiten.

Stand: 27.04.2015

Im Bistum Regensburg und bei den Regensburger Domspatzen sind kircheninterner Nachforschung zufolge seit Ende des Zweiten Weltkrieges Dutzende Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden. Generalvikar Michael Fuchs und Domkapellmeister Roland Büchner wollen am Montag (27.04.15) in Regensburg mitteilen, wie das Bistum und der weltberühmte Chor die Straftaten weiter aufklären und aufarbeiten werden. Die Opfer sexueller Gewalt können mit einer späten Entschädigung rechnen.

Vor vier Jahren hatten sich die katholischen Bistümer in Deutschland darauf verständigt, Opfern sexueller Gewalt Entschädigung zu zahlen. Das Erzbistum München-Freising etwa hat 29 Fälle registriert, in denen auf Empfehlung der Missbrauchsbeauftragten den Opfern durchschnittlich rund 5.000 Euro gezahlt wurden.

Im Februar hatte das Bistum Regenburg bereits zum Thema körperliche Gewalt berichtet und eingeräumt, dass in der Vorschule des weltberühmten Chors der langjährige Direktor und mehrere andere Lehrer über Jahrzehnte Kinder misshandelt hätten. Die Betroffenen hatten von Schlägen mit Fäusten, Stöcken und einem Schlüsselbund berichtet. Das Bistum hatte daraufhin beschlossen, die Straftaten anzuerkennen und den Betroffenen ein Schmerzensgeld in Höhe von jeweils 2.500 Euro zu zahlen.

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/i...nsburg-102.html


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