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Missbrauch: Eine schrecklich nette Familie
15. Dezember 2014
Sexueller Missbrauch in der Familie ist ein Tabu und heute weit verbreitet, wie aktuelle Studien belegen. Die Opfer verschweigen, dass sie als Kinder oder Jugendliche von einem Familienmitglied missbraucht wurden. Viele Betroffene sind von erneuter Viktimisierung betroffen.
„Mein Körper gehört mir!“ und „Nein!“ sollen Kinder sagen, wenn sie einem Missbrauchstäter über den Weg laufen. Aufklärungskampagnen finden sich allerorts. Doch immer noch wird häufig das Bild entworfen, der Täter käme von außen und sei eindeutig böse. Seltsam geschwiegen wird zu der Tatsache, dass sexueller Missbrauch auch in der Familie stattfindet, dass sich die Grenzen zwischen Gut und Böse hier auflösen und dass das „Nein“ den Kindern weder in die Gedanken noch über die Lippen kommen kann. Sexueller Missbrauch in der Familie ist immer noch ein Tabu.
Wie verschwommen das Thema „Inzest“ ist, zeigen allein die Zahlen zur Prävalenz: Sie schwanken zwischen 5 % und 62 %, da sie abhängig von der jeweiligen Kultur bzw. der geografischen Lage sind. „Sexueller Missbrauch beschreibt die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in sexuelle Aktivitäten, die sie nicht vollständig erfassen können und bei denen sie entwicklungsbedingt außerstande sind, als gleichberechtigt agierende Person einzuwilligen“, schreiben Bernd Herrmann (Klinikum Kassel) und Kollegen in einem Fortbildungsartikel des Deutschen Ärzteblattes.
Nein-Sagen ist oft nicht möglich
Wer nicht einwilligen kann, der kann auch nicht „Nein“ sagen. Die betroffenen Kinder sind seltsam im Geschehen gefangen. Der sexuelle Missbrauch ist kein eindeutiges Geschehen. Er kann von zarten Liebkosungen bis hin zur Vergewaltigung reichen. Manche Formen des sexuellen Missbrauchs sind für die Kinder also noch nicht einmal unangenehm. Erst später erwachen sie mit Schrecken und Trauer darüber, dass der Vater, der Bruder, die Schwester oder die Mutter sie dazu benutzt haben, ihre eigene sexuelle Erregung auszuleben.
Auch der Begriff „sexuelle Gewalt“ aus Informationsblättern kann hier problematisch sein, denn die betroffenen Kinder empfinden das, was sie erleben häufig weder als „Missbrauch“ noch als „Gewalt“. Wenn sie später diese Begriffe lesen, fragen sie sich umso mehr, ob mit ihnen etwas nicht stimmt, oder ob sie früher etwas hätten merken sollen. Die Scham ist so groß, dass viele Opfer nie über das Erlebte sprechen. Oft kommen die Worte erst, wenn der missbrauchende Vater oder Bruder, die missbrauchende Schwester oder Mutter verstorben sind. Doch bis dahin leben viele in einem Klima der „Verschwörung“. Die Familienmitglieder wissen irgendwie Bescheid, aber keiner sagt oder tut etwas, um die Situation zu verändern – weil die Situation von innen heraus nur schwer erfasst und verstanden werden kann. Dies mag auch erklären, warum sich der Missbrauch oft jahrelang hinzieht.
Missbrauch erstreckt sich häufig über viele Jahre
Bethany Brand et al. (Towson University, Maryland, USA, 2003) befragten 101 Frauen, die Opfer von sexuellem Missbrauch in der Familie waren. Die meisten Studienteilnehmerinnen waren zwischen 29 und 48 Jahre alt. Sie hatten moderaten bis schweren Inzest erlebt. In rund 74 % der Fälle war der Vater bzw. der Stiefvater der Missbrauchende, gefolgt von Brüdern, Großvätern und Müttern. Im Mittel begann der Inzest im Alter von 6,8 Jahren und fand bis zum Alter von 16 Jahren statt. Der Missbrauch erstreckte sich durchschnittlich über sechs Jahre und fand 2,5-mal pro Woche statt.
Rund 67 % der Frauen berichteten über oralen, vaginalen und/oder analen Verkehr. Die Penetration mit den Fingern erlebten 7,9 % der Frauen und über erotische Liebkosungen berichteten 22,8 % der Frauen. Zum Inzest körperlich genötigt wurden rund 35 % der Frauen, während knapp 40 % der Frauen davon berichteten, nicht genötigt oder bedroht worden zu sein. Die Aufforderung, nichts zu erzählen, erhielten knapp 13 % der Frauen.
Als Spätfolgen zeigten sich erhöhte Stresslevel im Erwachsenenalter sowie Depressionen. Besonders schlecht ging es den Frauen, die früher versuchten, das Geschehen herunterzuspielen und die es vermieden, über das Problem nachzudenken. Allerdings berichteten die meisten Frauen darüber, dass sie mit dieser Coping-Strategie während des Inzests am besten zurechtkamen. Der Inzest wurde dann als weniger schlimm erlebt, wenn er geschah.
Kinderärzte machtlos
Das Klima der Verschwörung löst sich auch bei den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt nicht auf. Unzähligen betroffenen Kindern können die Kinderärzte nichts anmerken. Alpträume und Schulversagen kommen zwar häufig bei Missbrauch vor, doch sind sie hierfür nicht spezifisch. Selbst bei Inzest mit Penetration lässt sich ein Missbrauch oft schwer erkennen, denn die Anogenitalregion heilt bei Verletzungen rasch. Allerdings können Unterbrechungen des Hymenalsaums zwischen 4 und 8 Uhr auf einen sexuellen Missbrauch hinweisen. Dennoch: „Die Verwendung des Begriffes ‚Virgo intacta‘ ist im Kontext des sexuellen Missbrauchs obsolet“, schreiben Herrmann et al. Während bei akzidentellen Verletzungen der Anogenitalregion rasch medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird, wird der Arzt nach Inzesthandlungen mit Verletzungen – wenn überhaupt – meistens erst dann aufgesucht, wenn einige Zeit verstrichen ist.
Hinzu kommt, dass auch Ärzte nur Menschen mit ihrer eigenen Geschichte sind. Kenneth C. Finkel et al. (McMaster University, Hamilton, Ontario, Kanada) führten 1985 auf einem Familienarzt-Kongress einen Survey mit 123 Ärzten durch. Dabei stellte sich heraus, dass 5 von 61 Ärzten und 16 von 52 Ärztinnen selbst Opfer sexuellen Missbrauchs waren.
Alle Schichten betroffen
Sexueller Missbrauch und Inzest findet in allen sozialen Schichten statt. Dennoch zeigten Ali Yildirim und Kollegen in ihrer Studie, dass Inzest besonders häufig in Familien mit niedrigem Bildungsgrad auf dem Lande vorkommt. Eine Alkoholabhängigkeit des Vaters erhöht das Risiko (Yldirim et al., 2014). Häufig ist zudem das Mutter-Tochter-Verhältnis gestört und die Tochter erhält generell wenig Unterstützung von der Mutter.
Zudem wurden die Mütter sexuell missbrauchter Kinder häufig selbst missbraucht. Sie sind daher in vielerlei Hinsicht gelähmt: Erinnerungen an die eigene Geschichte kommen hoch und wollen verdrängt werden. Die Mütter wollen nicht wahrhaben, dass sie sich in einem ähnlichen Familienklima wiederfinden, in dem sie selbst groß geworden sind. So versuchen sie, auch den Missbrauch des eigenen Kindes zu verdrängen. Sie leiden selbst häufig noch unter den Folgen des eigenen Missbrauchs, der sich unter anderem in einem geringen Selbstwertgefühl und in erneuter Viktimisierung äußert.
Die Pubertät als Zeit der Verunsicherung
Auch wenn das Leben eines Kindes in einer Familie viele Jahre „normal“ verlief: Wenn die Zeit der Pubertät anbricht, können neue Verunsicherungen auftreten. Durch die körperlichen Veränderungen der Tochter sind viele Väter verwirrt und verunsichert. Da inzestuöse Gedanken ein gesellschaftliches Tabu sind, fällt es ihnen schwer, eigene sexuelle Erregungen wahrzunehmen und mit ihnen angemessen umzugehen. Häufig kommt es dann vor, dass der Vater die eigene Verunsicherung umleitet und zum Beispiel abfällige Bemerkungen über die Brüste der Tochter macht. So wird die Scham des Vaters zur Scham der Tochter.
Geht das Begehren über das “Normale” hinaus, gibt es heute bereits Hilfsangebote. Für Männer, die bemerken, dass sie sich sexuell stark zu Kindern und Jugendlichen hingezogen fühlen, hat das Universitätsklinikum Berlin Charité die Initiative „kein täter werden“ ins Leben gerufen.
Doch Verunsicherungen kommen auch bei Müttern vor: Spüren sie Erregung, während sie das Baby stillen, fragen sie sich, ob sie „normal“ sind. Und auch Kinder können erregt und mit kindlichen Inzestphantasien beschäftigt sein. Die massiven Schuldgefühle von Inzest-Opfern kommen unter anderem dadurch zustande, dass sie sich daran erinnern, dass sie selbst als Kinder sexuelle Erregung empfunden haben. Zum anderen haben sie die Schuldgefühle übernommen, die eigentlich der Täter hätte fühlen müssen.
Scham- und Schuldgefühle sowie Verwirrung sind bei den Inzest-Opfern so groß, dass es ihnen häufig schwerfällt, selbst befriedigende Beziehungen einzugehen. In einer Psychotherapie können die Betroffenen das Gefühls-Chaos sortieren.
Psychotherapie hilft bei der Bewältigung
Häufig besteht die psychotherapeutische Arbeit unter anderem darin, den Betroffenen wieder einen Zugang zu eigenen Wünschen nach Zärtlichkeit und Nähe zu eröffnen. Wer Opfer von Inzest wurde und sich selbst die Schuld zuschreibt, der verdrängt eigene Gefühle allzu gerne, damit „sowas“ nie wieder passiert. Dadurch schränken sich die Betroffenen sehr ein.
Inzestopfer leiden als Erwachsene häufig an Depressionen und zeigen Zeichen der Posttraumatischen Belastungsstörung. Auch schwere Beziehungsstörungen wie zum Beispiel die Borderline-Störung können die Folge sein.
Der Psychoanalytiker Otto Kernberg beschreibt ein Therapieziel, das Hoffnung gibt, aber oft viele Jahre psychoanalytischer Therapie erforderlich macht: „Die Wiederherstellung normaler Objektbeziehungen und der Fähigkeit zur Synthese von Liebe und Erotik ist das wichtigste Behandlungsziel bei der Arbeit mit Borderline-Patienten, und es ist auch ein realistisches Ziel bei der Behandlung von Perversionen.“
Aufklärungsarbeit ist in der Vergangenheit vielleicht manchmal über ihr Ziel hinausgeschossen, indem der moralisierende Zeigefinger so hoch erhoben war, dass manche Menschen sich nicht mehr trauten, über ihre „verbotenen“ Gefühle zu sprechen. Heute informieren Beratungsstellen auch über innerpsychische Vorgänge, wie zum Beispiel die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Kinderschutz und Schweigepflicht
Wie Ärzte vorgehen können, die familiären sexuellen Missbrauch bei einem Patienten vermuten, erklärt die Bundesärztekammer in ihrem Beitrag Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern: Früherkennung und Prävention als ärztliche Aufgabe. Im Zweifel steht der Schutz des Kindes über der Schweigepflicht. „Der Schutz des Kindes und die Wahrung seiner Rechte auf eine gesunde Entwicklung sowie auf körperliche und seelische Unversehrtheit sind in der UN-Kinderrechtskonvention niedergelegt und sind ein höheres Rechtsgut als die ärztliche Verschwiegenheitspflicht und die Zustimmung der Sorgeberechtigten zur Informationsweitergabe“, so die AWMF-Leitlinie zu Kindesmisshandlung und Vernachlässigung.
http://news.doccheck.com/de/69359/missbr...-nette-familie/
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Prozess in Berlin: Vater gesteht tausendfachen Missbrauch an seinen drei Kindern
Drei Kinder, 3713 Übergriffe, ein Täter, der "nicht er selbst war": Vor dem Berliner Landgericht hat ein Mann zugegeben, über Jahre seine eigenen Kinder massiv missbraucht zu haben. Nach dem Geständnis erließen die Richter Haftbefehl.
Berlin - Jahrelang blieb sein dunkles Geheimnis unentdeckt: Jetzt hat ein 42-Jähriger vor dem Berliner Landgericht gestanden, seine beiden Töchter und seinen Sohn tausendfach missbraucht zu haben.
Zu den ersten Taten sei es beim Kuscheln gekommen, sagte der Angeklagte zu Prozessbeginn. Die Kinder seien jeweils etwa drei Jahre alt gewesen, als sie Opfer des Vaters wurden. Das Sexualleben mit seiner Partnerin habe ihn "nie ganz befriedigt", sagte der Angeklagte. Er sei sich bewusst gewesen, dass es falsch war. "Ich dachte darüber nach, aber es führte nicht zur Umkehr, da war ich nicht ich selbst."
Obwohl die meisten Taten in der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Marzahn verübt wurden, habe die Mutter dem Vater zufolge nichts bemerkt. Nach der Trennung sei es zum Missbrauch gekommen, wenn die Geschwister den Vater besuchten. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Tatzeitraum von 14 Jahren aus.
Die Richter erließen Haftbefehl gegen den Mann. "Weil mit einer erheblichen Strafe zu rechnen ist, besteht Fluchtgefahr", begründeten sie ihre Entscheidung.
Die beiden Töchter sind heute 19 und 17 Jahre alt, der Sohn 11 Jahre. Die jüngere Tochter hatte sich im Sommer 2012 offenbart. Die Mutter erstattete daraufhin Anzeige. Der nicht vorbestrafte Vater hatte sich kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe der Polizei gestellt und umfassend gestanden.
Der Angeklagte habe "Glück gehabt, dass er bislang frei war", sagte die Vorsitzende Richterin. Nach seinem Geständnis und der Aussage einer der Töchter vor Gericht sei mit einer erheblichen Freiheitsstrafe zu rechnen. Der Prozess wird am 17. Dezember fortgesetzt.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/be...-a-1008619.html
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Sexueller Missbrauch: "Es gibt mehr Opfer, als man denkt"
Als Kind wurde Sabine Dittler von ihrem Vater sexuell missbraucht. Jetzt gründet sie eine Selbsthilfegruppe in den Räumen der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Ahrensburg.
Von Julia Sextl
Ahrensburg. Die Frau packt einen Küchenstuhl, pfeffert ihn mit Wucht auf den Boden. Dann greift sie zum nächsten. Sie kocht vor Wut. "Drei Stühle gingen auf diese Weise zu Bruch", sagt Sabine Dittler und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Es tut mir im Herzen weh, wenn ich an diesen Moment zurückdenke." Bis zu diesem Vorfall war die 51-Jährige mit den kecken blauen Augen eine glücklich verheiratete Frau. Sie lebte mit Mann, Kind und Hund in einem schönen Haus, betrieb eine Malschule für Kinder. Dann wandte sich das Glück.
Sabine Dittler ist in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden. Fast 40 Jahre lang hatte sie es verdrängt. Dann kam plötzlich die Erinnerung. Jetzt, nach jahrelanger Therapie, möchte sie eine Selbsthilfegruppe gründen.
"Es gibt mehr Opfer als man denkt", sagt Dittler. "Ich gehe ja sehr offen mit meiner Vergangenheit um. Und auffallend viele Frauen, mit denen ich darüber spreche, antworten dann: 'Das ist mir auch passiert!' Oder der Tante, Mutter, Cousine oder Freundin", so Dittler. Etwa jede fünfte Frau habe so reagiert. Am schlimmsten sei jedoch, dass den Opfern oft nicht geglaubt werde. "Die haben dann überhaupt niemanden, mit dem sie darüber reden können", sagt Dittler.
Ihre Erinnerung an den eigenen Missbrauch kam vor sechs Jahren an die Oberfläche. "In der Nachbarschaft ist damals ein Junge sexuell missbraucht worden. Das war, als hätte jemand bei mir einen Schalter umgelegt. Das hat etwas in mir drin ausgelöst", sagt Dittler. In ihrem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: "Ich muss meine kleine Tochter schützen", sagt Dittler. Warum, das wusste sie nicht. Doch nach und nach dämmerte es ihr, mulmige Gefühle kamen hoch. Erinnerungsfetzen drängten sich wie kleine Puzzlestücke in ihr Bewusstsein. "Und dann wusste ich es auf einmal: Mein Vater hat mich zwischen meinem vierten und siebten Lebensjahr sexuell missbraucht."
Sie war wütend auf ihren Mann, obwohl der gar nichts dafür konnte
Dittler erzählt es ihrem Mann. Doch der reagiert anders als erwartet: Er zweifelt. "Da habe ich einfach überreagiert", sagt sie heute. Bei jeder Kleinigkeit sei sie damals aus der Haut gefahren. Gab es Streit, warf sie Gegenstände durch die Luft. "Und ich war so wütend auf meinen Mann, obwohl der gar nichts dafür konnte. Das kam von irgendwo aus dem Inneren heraus."
Evelyn Böttger von der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Ahrensburg kennt solche Probleme aus ihrem Praxisalltag: "Missbrauchsopfer inszenieren oft ein inneres Drama. Kleine Probleme werden dann zur Katastrophe aufgebauscht." Böttger ist ausgebildete heilpraktische Psychotherapeutin, bei ihr fand Sabine Dittler Hilfe. Denn nicht nur die Kindheitserlebnisse hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht, auch die Ehe war in eine Schieflage geraten. "Ich war dominant, regelrecht kontrollsüchtig", so Dittler.
Gemeinsam mit ihrer Therapeutin ging sie einen langen, steinigen Weg. Viele Tränen sind geflossen. "Ich bin unheimlich froh, dass ich das so aufarbeiten konnte", sagt Dittler. Im Gegensatz zu früher sei sie jetzt viel befreiter, könne ihr Leben mehr genießen. "Ich habe meinen Frieden gefunden." Auch mit ihrem Mann. Die beiden sind inzwischen geschieden, aber enge Freunde geblieben.
Es hätte allerdings auch anders laufen können. Als Sabine Dittlers Leben aus den Fugen geriet, suchte sie nach einem Psychotherapeuten. "Aber ich wurde überall abgewiesen", sagt sie. Von mindestens einem halben Jahr Wartezeit sei die Rede gewesen. In der Regel wird Psychotherapie von den Krankenkassen bezahlt, doch die Plätze sind rar.
Einen Ansprechpartner fand Dittler in der Ahrensburger Beratungsstelle für Frauen und Mädchen. "Wir bieten hier vor allem Kurzberatung in Krisensituationen", sagt Evelyn Böttger. "Aber manchmal überbrücken wir auch so lange, bis die Betroffenen einen Therapieplatz gefunden haben."
Die Nachfrage in der Ahrensburger Beratungsstelle ist groß
Schon seit 20 Jahren existiert die Einrichtung in Ahrensburg, um bei Problemen wie Missbrauch, Burn-out, Essstörungen, Depressionen oder in der Beziehung eine Anlaufstelle zu bieten. Derzeit sind 14 Therapeuten ehrenamtlich im Einsatz. "Damit entlasten wir auch das Gesundheitssystem und die Krankenkassen", sagt Evelyn Böttger. Allerdings kämen immer mehr Hilfesuchende in die Einrichtung. "Wir brauchen daher dringend Spendengeld", betont Böttger.
Im April ist die Beratungsstelle in barrierefreie Räumlichkeiten an der Waldstraße 12 in Ahrensburg gezogen. Dort trifft sich künftig auch die von Sabine Dittler initiierte Selbsthilfegruppe für sexuell missbrauchte Opfer mit Spätfolgen. Der erste Termin ist am Freitag, 16.Januar, von 16 bis 18 Uhr. Interessierte können sich in der Beratungsstelle unter oder Tel. 04102/821111 anmelden. Auch eine anonyme Anmeldung ist möglich.
http://www.abendblatt.de/region/stormarn...-man-denkt.html
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44-Jähriger gesteht Missbrauch des Sohns
Vor dem Schweriner Landgericht muss sich ein 44-Jähriger wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs verantworten. Zum Prozessauftakt am Dienstag legte der Angeklagte ein umfangreiches Geständnis ab: Der Mann aus Lübtheen gab zu, dass er sich insgesamt 32 Mal an seinem damals zehnjährigen Sohn und dessen Freund vergangen hat. Durch das Geständnis müssen die beiden Jungen nicht mehr vor Gericht aussagen.
Mutter bemerkte Verhaltensänderungen
Der Missbrauch hat zwischen 2007 und 2010 stattgefunden. Die Mutter sagte aus, ihr sei bei dem Freund ihres Sohnes aufgefallen, dass er sich anders verhalten würde. Schließlich zeigten sie die Vorfälle bei der Polizei an, dabei kam heraus, dass auch ihr eigenes Kind betroffen war.
Nach einer vorherigen Verständigung mit Verteidiger und Staatsanwältin hält der Richter eine Haftstrafe von mindestens drei Jahren für denkbar. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Ein Urteil fällt voraussichtlich am Montag.
http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenbur...rozess2442.html
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Prozess vor dem Landgericht Augsburg
Hebamme missbraucht ihre eigenen Kinder (1 und 7)
Aktualisiert: 18.02.2015 - 19:32
Augsburg - Eine 37 Jahre alte Hebamme hat ihre ein und sieben Jahre alten Kinder mehrfach sexuell missbraucht und sie dabei gefilmt. Nun landete der haarsträubende Fall vor Gericht.
Immer wieder fassungsloses Kopfschütteln im Sitzungssaal 170 der Jugendkammer am Landgericht Augsburg. Angeklagt ist eine 37-Jährige, und die Vorwürfe rauben einem den Atem: Die Frau soll zwei ihrer drei eigenen Kinder sexuell missbraucht haben. Was einen dabei umso ratloser zurücklässt, ist die Tatsache, dass hier eine Hebamme vor Gericht steht. Eine Hebamme, deren Aufgabe es doch ist, werdende Mütter zu unterstützen, ihnen bei der Geburt und in den ersten Lebenswochen des Babys zu helfen und die Neugeborenen zu betreuen?
Dabei hat sie, so die ermittelnde Kriminalpolizei, ihre Kinder weder für Pornofilme zur Verfügung gestellt noch eigene sexuelle Motive gehabt. Sie wollte, so zitiert sie die "Augsburger Allgemeine", „meinen Kindern etwas Gutes tun.“ Sie habe ihnen zu einer selbstbestimmten Sexualität verhelfen wollen. Auslöser sei eine Facebook-Bekanntschaft gewesen, die sie animiert habe, ihre Kinder bei sexuellen Handlungen zu filmen und diese Aufnahmen übers Internet zu verschicken.
Aus Angst vor Erpressung ging sie schließlich selbst zur Polizei
Das tat sie bei ihrem einjährigen Sohn und bei ihrer siebenjährigen Tochter, die ältere, elfjährige Tochter verweigerte sich gegenüber der Mutter zum Thema Sexualität. Nach wenigen Wochen bemerkte die 37-Jährige aber, dass sie einem 26-Jährigen aufgesessen war, der sie unter einem erfundenen Namen zu den belastenden Aufnahmen animiert hatte. Der Mann, der mit seinen Eltern auf einem Bauernhof lebt, hatte gleich drei falsche Identitäten angegeben. Zwei der Identitäten waren weiblich.
Die Hebamme meldete sich bei der Polizei aus Angst, von dem Mann erpresst zu werden. Der war ihr jedoch zuvorgekommen und hatte sie bereits anonym angezeigt, der Fall kam ins Rollen. Das Urteil wird für den Freitag erwartet.
http://www.tz.de/bayern/augsburg-hebamme...html?cmp=defrss
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Missbrauch: Anna Lee Gruenwald offenbart bei Facebook ihre Vergangenheit - um anderen Mut zu machen
Huffington Post | von Ann-Kathrin Riedl
Veröffentlicht: 18/02/2015 12:27 CET Aktualisiert: 18/02/2015 13:17 CET ANNA LEE GRUENWALD
Die meisten Geschichten, die wir über Facebook verbreiten, dienen dazu, das eigene Ego aufzupolieren und der Welt ein gelungenes Leben vorzuführen. Doch es gibt auch Menschen, die uns einen Blick hinter die Fassade erlauben und uns mit ihrer Ehrlichkeit aufrütteln.
Sie teilt ihr Schicksal, um anderen zu helfen
So auch Anna Lee Gruenwald, die auf Facebook ihre Leidensgeschichte erzählt – eine Geschichte von Missbrauch und unverschuldetem Leid. Als sie ein kleines Mädchen war, verging sich der Freund ihrer Mutter an ihr. Ein paar Jahre später wurde sie von einem Mitschüler vergewaltigt. Aus Verzweiflung fing sie an, sich blutig zu ritzen.
Das ist eine traurige Geschichte. Aber es ist auch ein mutiger Schritt, darüber zu sprechen. Man merkt der jungen Frau an, wie sehr sie dabei um ihre Beherrschung ringen muss.
Beitrag von Anna Lee Gruenwald.
Lange hat Anna geschwiegen. Doch nach einer Therapie fühlt sie sich heute bereit, davon zu erzählen, was ihr angetan wurde. Sie entblößt ihr Inneres vor der Kamera aus einem einzigen Grund: „Ich will andere Menschen wissen lassen, dass es mit der Zeit besser wird und dass man stark bleiben muss. Du bist nicht allein, es wird immer jemand bei dir sein.“ Anna bietet Menschen mit einem ähnlichen Schicksal ihre Hilfe an. Wer Kontakt zu ihr aufnehmen will, kann das über ihre Facebook-Seite tun.
http://www.mozaaf.com/post/358924
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Gewalt, Missbrauch, Verrat
Meine Familie, die Stasi und ich
Von Solveig Bach
Angela Marquardt ist ein Vorzeigegesicht der PDS, bis 2002 ihre Stasi-Akte gefunden wird, die eine Verpflichtungserklärung als IM enthält. Inzwischen ist Marquardt bei der SPD, doch ihre DDR-Vergangenheit lässt sie nicht los.
Die Geschichte von Angela Marquardt lässt sich auf verschiedene Weisen erzählen. Eine ist: Angela Marquardt, ein DDR-Kind, das in der Bundesrepublik Politkarriere machte. Eine andere: Angela Marquardt, die Stasi-IM, die schon als Jugendliche für das MfS spitzelte. In ihrem Buch "Vater, Mutter, Stasi" erzählt Marquardt die Geschichte noch einmal ganz anders: Angela Marquardt, das vielfach missbrauchte Kind einer Stasi-Familie.
Dafür geht Marquardt in ihre Kindheit im Greifswald der 1980er-Jahre zurück. Dort wächst die Frau auf, die später als PDS-Vorzeigepunk das politische Berlin erobert. Eine Idylle am Meer sind die ersten Lebensjahre Marquardts jedoch nicht. Die Mutter, eine Staatsbürgerkundelehrerin, ist von Anfang an mit Marquardt und ihren kleineren Geschwistern überfordert. Später findet Marquardt in ihrer Stasi-Akte einen Brief ihrer Oma, in dem diese schreibt dass die kleine Angela ein paar Tage bei ihr war und die Mutter "es offenbar nicht eilig gehabt hätte, das Kind wieder abzuholen".
Der Vater, Ingenieur im DDR-Vorzeigeatomkraftwerk Lubmin, ist ein Sadist. Er presst die Hand seiner Tochter auf den heißen Metalldeckel der Waschmaschine, in der eine Kochwäsche läuft. Er hält Angela kopfüber über die Balustrade der Greifswalder Marienkirche. Marquardt erinnert sich noch Jahrzehnte später an die Todesangst und daran, dass "jegliche Form von nicht funktionieren ein Vergehen" war.
Als das Mädchen acht ist, lassen sich die Eltern scheiden. Der neue Mann an der Seite der Mutter ist Chortenor am Theater in Greifwald und bringt einen eher "unkonventionellen Lebensstil" in die Familie. Angela ist der erste Pfefferkuchen in "Hänsel und Gretel" und darf in Tschechows "Kirschgarten" sogar singen, Theaterfreunde kommen ins Haus, es wird viel gefeiert.
Verstörende Geschichten
Der Stiefvater hat jedoch auch noch eine andere Seite, die Angela in einer Pension auf Rügen, kennenlernt. "Dort missbrauchte er mich", schreibt Marquardt. Und Rügen sei nur der Beginn gewesen. In den folgenden Jahren missbraucht der Stiefvater Angela, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Das Kinderbett, jeder Raum der Wohnung wird zum gefährlichen Ort, an dem der Stiefvater die Gewalt an dem Mädchen zelebriert. Dabei singt er "Wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind …" von Nino de Angelo oder "Ich wünsch die Liebe ohne Leiden …" von Udo Jürgens. Natürlich soll die Neunjährige der Mutter nichts erzählen, "wenn ich nicht wollte, dass sie unglücklich wird". Es wird Jahre dauern, bis Angela ihren Vergewaltiger schließlich stoppen kann.
Nach außen stimmt jedoch die Fassade der sozialistischen Vorzeigefamilie. Es sind häufig Freunde zu Gast, es wird auch viel getrunken. Angela Marquardt funktioniert perfekt, sie schmiert Brote für die Geschwister, bringt sie in den Kindergarten und holt sie auch wieder ab. Sie geht zum Judotraining und lernt brav an der Lenin-Schule mit erweitertem Russischunterricht. Dafür darf sie am Leben der Erwachsenen teilhaben.
Die Freunde der Eltern seien die ersten männlichen Bezugspersonen gewesen, "die mir nichts antaten. Dafür schleuderte ich ihnen mein Herz entgegen." Was Angela Marquardt zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Ihre Mutter, ihr Vater, ihr Stiefvater, ihr Opa und auch all die netten Freunde am Küchentisch sind bei der Stasi, manche hauptberuflich, manche als IM. Die Vierzimmer-Wohnung in der Greifswalder Maxim-Gorki-Straße dient als konspirative Wohnung, um sich mit Informanten zu treffen. So kommt zu Gewalt, Alkohol und Missbrauch auch noch das Spitzelsystem der Staatssicherheit mit all seinen Perversionen hinzu.
Verdrängt und vergessen
Mit 16 kann Marquardt ins Internat fliehen, der Rest der Familie zieht nach Frankfurt/Oder. Da hat sie bereits mit ihrer Kinderschrift und Kugelschreiber die Verpflichtungserklärung geschrieben. Unter dem Pseudonym "Katrin Brandt" verpflichtet sie sich, "den mir bekannten Mitarbeiter" über alle das MfS interessierenden Fragen zu informieren. Zur Wahrung von "Konspiration, Wachsamkeit und Geheimhaltung" sei sie belehrt worden. Bis heute hat Marquardt keine Erinnerung daran, wo und wie sie diese 13 Zeilen geschrieben hat.
Für die Recherchen zum Buch hat sie jeden Fetzen Papier gesucht, der mit ihr und ihrer Familie zu tun haben könnte. 2002 lagen dem Bundestag lediglich fünf Blätter vor, am Ende hatte Marquardt über 100 Seiten zusammengetragen. Sie nennt es "mein Leben, wie die Stasi es sah". Es sind heikle Fragen, auf die Marquardt in diesem Papierkonvolut nach Antworten sucht. War sie wirklich eine Täterin? Wie weit hat die Stasi in ihr Leben eingegriffen? Hat die Mutter sie unterstützt, weil sie ihre Mutter war oder weil es ihrem Stasi-Auftrag entsprach? War es ihr eigener Wunsch, Theologie zu studieren, oder hat ihr das die Stasi eingeredet? Hat sie wirklich Spitzelberichte über ihre Mitschüler Silke und David geschrieben?
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht immer eindeutig und schon gar nicht leicht zu finden. Erinnerungen sind eine schwierige Materie, manches hat sich anders zugetragen, als die Stasi es aufgeschrieben hat. Vieles ließe sich auch dann nur schwer rekonstruieren, wenn alle Beteiligten es aufrichtig versuchen. Sowohl der Vater als auch der Stiefvater sind tot, der eine hat sich umgebracht, der andere hat sich totgesoffen. Die Angaben der Mutter sind widersprüchlich. Die früheren Stasi-Leute geben kaum Auskunft. So bleiben Marquardt am Ende einige Ungewissheiten. Wusste die Stasi vom Missbrauch in der Familie? Wurde Angela gar gezielt ausgesucht, weil sie schon traumatisiert und deshalb möglicherweise leichter zu beeinflussen war?
Marquardt scheut sich nicht, sich intensiv selbst zu befragen. Sie lässt Scham und Schuld zu und versucht trotzdem, der jüngeren Version ihrer selbst Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So hat die Frau, die hinter den Kulissen für die Zukunft von Rot-rot-grünen Bündnissen arbeitet, ihren Teil dazu getan, dass das DDR-Unrecht in all seinen Ausmaßen ein bisschen mehr begriffen wird.
http://www.n-tv.de/panorama/Meine-Famili...le14634116.html
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Marquardt-Buch "Vater, Mutter, Stasi" "Die Stasi darf nicht das letzte Wort haben"
5. März 2015, 08:00 Uhr
Es war das dunkle Geheimnis ihres Lebens: Die Politikerin Angela Marquardt wurde erst von ihrem Stiefvater, dann von der Stasi missbraucht. Jetzt hat sie es öffentlich gemacht.
Ein Gespräch.
Von Jens König
Angela Marquardt steht im Berliner Büro des stern. Fotoshooting. Schwarze Hose, schwarzer Pullover. Nur ihre kurzen Haare leuchten blond. Eine Erinnerung an ihre Punk-Zeit. Der Fotograf bittet sie, aufrecht zu stehen, nicht so nach vorn gebeugt. "Kann ich nicht", sagt sie und lacht. Die Körperhaltung mit eingezogenen Schultern hat sie beim Judo gelernt. "Die ideale Verteidigungsposition. Wer aufrecht steht, landet schneller auf dem Rücken." Verteidigen will sie sich aber eigentlich nicht mehr.
Angela Marquardt, 43, klein, schmal, drahtig, ist aus ihrem alten Leben ausgebrochen, hat sich emanzipiert davon, was sie selbst für ihre Geschichte hielt. "Gysis Kleene" war sie, die Vorzeige-Punkerin der PDS, stellvertretende Parteivorsitzende mit 24 und bunten Haaren, Bundestagsabgeordnete. 2002 dann der radikale Absturz: Sie wird als "Inoffizielle Mitarbeiterin" der Stasi enttarnt. Schon mit 15 soll sie für den DDR-Geheimdienst gearbeitet haben. Als Kinder-IM. Sie scheidet aus dem Bundestag aus, studiert, wird arbeitslos, dann Mitarbeiterin bei Andrea Nahles, tritt schließlich in die SPD ein. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben.
Darin lüftet sie das dunkle Geheimnis ihres Lebens. Sie war ein verletztes, missbrauchtes Mädchen, als sie in die Fänge der Stasi geriet. Sie entdeckt, dass sie Teil eines perfiden Plans war. Fast alle um sie herum waren Spitzel: ihre Mutter, ihr Stiefvater, ihr Großvater, die Freunde ihrer Eltern. Ihre ganze Familie eine Art Außenstelle der Stasi. Angela Marquardt sollte zu einer Top-Spionin in Erich Mielkes Reich ausgebildet werden. Eine unglaubliche, sehr deutsche Geschichte. Das Gespräch darüber, das oft bedrückend ist, wird sechs Stunden dauern. Als es endet, ist über Berlin längst die Nacht hereingebrochen.
Ihr Leben hatte ein "Geheimnis", wie Sie es nennen. Wie ist es, damit zu leben? Etwas in sich wegzuschließen?
Schwer. Es kann ja jederzeit mit umso größerer Wucht zurückkommen. Ich habe fast mein halbes Leben damit verbracht, meine Geschichte von mir wegzuhalten. Tief in mir drin wollte ich sie einfach nicht erlebt haben.
Aber Sie haben sie erlebt.
Mich jetzt damit auseinanderzusetzen, hat mich viel Kraft gekostet. Es hat auch wehgetan. Zwischendurch habe ich sogar überlegt aufzuhören. Ich wusste, ich muss die Geschichte ganz erzählen, ich darf nicht wieder in der Mitte anfangen. Ich kann sie nur nachvollziehbar machen, wenn ich erzähle, wie es wirklich war.
Was hat Sie so belastet?
Ich spürte eine ewige Angst in mir. Dass meine Stasi-Geschichte jederzeit wieder rausgeholt werden kann, um mich öffentlich an den Pranger zu stellen. Bei jedem Interview, das ich gab, bei jedem politischen Schritt, den ich ging, bei jeder Bewerbung für einen neuen Job – immer fürchtete ich, ich könnte wieder mit meiner Vergangenheit konfrontiert werden. Es war ein Leben mit angezogener Handbremse. Ein Leben im Schatten der Stasi.
Das Geheimnis trug Angela Marquardt mit sich herum, seit sie ungefähr neun Jahre alt war. Ihr leiblicher Vater war ein Jahr zuvor aus ihrem Leben verschwunden, die Eltern hatten sich scheiden lassen. Die Tochter war nicht traurig darüber. Ihr Vater war ein Sadist gewesen. Er hatte Angela grün und blau geprügelt, Bierflaschen nach ihr geworfen, ihre Hand auf die kochend heiße Waschmaschine gedrückt. Einmal hatte er sie sogar kopfüber vom Turm der Marienkirche in Greifswald gehalten.
Dann trat ein neuer Mann in ihr Leben. Michael, der neue Freund ihrer Mutter. Er arbeitete am Theater in Greifswald. Er fuhr mit Angela nach Rügen, in eine Ferienpension. Dort vergewaltigte er sie. Sie weinte nicht. Erzählte auch nichts ihrer Mutter. Ein jahrelanger Albtraum begann. Ihr Stiefvater missbrauchte sie immer wieder. Manchmal hörte er Musik dabei, Nino de Angelo, und sang dazu: "Wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind". Sie fing an, ihn "Vater" zu nennen, in der Hoffnung, er würde ihr nicht mehr wehtun.
Dem Martyrium entkam sie erst 1987, als ihre Mutter, der Stiefvater und ihre zwei Geschwister nach Frankfurt/Oder zogen. Sie setzte durch, dass sie allein in Greifswald bleiben durfte. Mit 16. Die "Freunde" ihr Eltern kümmerten sich um sie, behandelten sie wie eine Erwachsene. Aber sie taten ihr dabei nicht weh. "Sie waren genau genommen die ersten männlichen Bezugspersonen, die mir nichts antaten", schreibt Angela Marquardt im Buch. "Dafür schleuderte ich ihnen mein Herz entgegen". Ihnen, den Stasi-Offizieren.
Heute weiß sie, dass dieses Geheimnis der Schlüssel zu ihrer Geschichte ist. Sie schreibt von einem "doppelten Missbrauch - erst durch meinen Stiefvater, dann durch die Stasi". Als sie im Gespräch kurz darüber redet, reden muss, weil es zur Wahrheit dazu gehört, nimmt sie das Wort "Missbrauch" nicht in den Mund. Sie spricht immer nur von "Kapitel drei". Tränen steigen in ihre Augen, ihr Körper wird ganz starr. Nur zwei Menschen hatte sie bislang davon erzählt. Jetzt berichtet sie öffentlich, kurz und knapp, nur das Nötigste, im dritten Kapitel des Buches, Überschrift "Das Geheimnis". Darüber hinaus will sie nichts erklären. "Alles, was ich dazu zu sagen habe, steht im Buch."
Die Mutter IM. Der Stiefvater IM. Der Opa IM. Ihre Freunde Stasi-Offiziere. Eine gespenstische Vorstellung. Die Stasi war Ihre Familie. Ihr Leben.
Ja, was für eine Übermacht!
Die Stasi hatte Sie im Visier, seit Sie 14 waren.
Und sie hatte mein Leben bis zu meinem 25. Lebensjahr verplant. Es gibt eine detaillierte "Einsatz- und Entwicklungskonzeption" der Stasi für mich. Ich sollte im Jahr 1995 an der Theologischen Fakultät in Greifswald als IM installiert werden. Der Politologe Helmut Müller-Enbergs sagte mir, aus meiner Akte könne man herauslesen, dass die Stasi Großes mit mir vorgehabt habe. Sie habe mich zu einer Art Manfred Stolpe für Greifswald entwickeln wollen.
Macht Ihnen das im Nachhinein Angst?
Natürlich. Vor allem frage ich mich, was passiert wäre, wenn 1989 die Mauer nicht gefallen wäre. Ob ich die geworden wäre, die die Stasi aus mir machen wollte?
Und? Wären Sie?
Ich weiß es natürlich nicht. Ich kann nur hoffen, dass ich mit zunehmendem Alter die Dinge durchschaut hätte und stark genug gewesen wäre, die Stasi aus meinem Leben zu werfen.
Warum haben Sie das Netz, das die Stasi um sie herum gesponnen hatte, erst jetzt erkannt?
Früher wollte ich das nicht an mich heranlassen. Ich wollte immer noch daran glauben, dass die Stasi-Leute doch meine Freunde waren. Inzwischen habe ich gelernt, dass ich diese "Freunde" auch deswegen nicht infrage stellte, weil ich nicht wollte, dass mir jemand weh tut.
Heute sind Sie härter zu sich selbst?
Heute weiß ich, dass ihre Freundlichkeit niemals mir galt. Diese Männer waren Stasi-Führungsoffiziere, die mich für ihre Pläne zugerichtet haben. Für das Buch habe ich die Stasi-Personalakten meiner Täter gelesen. Auf jeder Seite springt mich an: Du warst für die nur ein Objekt, Verfügungsmasse, eine Marionette. Auf jeder Seite springt mich aber auch meine eigene Naivität an. Ich verstand damals einfach nicht, was mit mir passierte. Heute schäme ich mich dafür.
Die Stasi hatte Sie noch im Griff, als Sie ihr längst entkommen waren?
In gewisser Weise ist das so. 1998 hatte ich eine bizarre Begegnung mit einem meiner ehemaligen Führungsoffiziere. Ich kandidierte gerade für den Bundestag. Und er fragte mich, ob ich ihn nicht als meinen Mitarbeiter im Wahlkreis anstellen wolle. Ich war sprachlos. Und hatte gleichzeitig Angst. Heute denke ich: Glaubte er, diese Frage stellen zu dürfen, weil ich sein "Produkt" war? Wollte er von mir profitieren, weil er mich "geschaffen" hatte?
"Vater, Mutter, Stasi", heißt Ihr Buch. Das bringt es auf den Punkt.
Manchmal habe ich mich allerdings schon gefragt, warum ich allein ausbaden muss, was meine Eltern und die Stasi angerichtet haben.
Reden Sie mit Ihrer Mutter darüber? Ihre Eltern haben Sie schließlich der Stasi auf dem Silbertablett präsentiert.
Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dazu nichts sagen möchte. Es geht mir vor allem um mich. Um meine Sicht auf die Geschichte.
Haben Sie bis 1989 überhaupt kein selbstbestimmtes Leben geführt?
Doch. Wichtige Entscheidungen in meinem Leben habe ich schon selbst gefällt. Wie die, 1987, als meine Familie nach Frankfurt/Oder zog, allein in Greifswald zu bleiben. Aber manchmal stoße ich in meiner Erinnerung tatsächlich auch an Grenzen.
An welche Grenzen?
Wenn ich in den Stasi-Akten von Dingen lese, von denen ich nichts wusste. Oder an die ich mich nicht erinnern kann.
Zum Beispiel?
Ich wollte eigentlich Sportoffizier der NVA werden. Als sich mein Berufswunsch zerschlug, redeten alle auf mich ein, ich könnte doch Theologie studieren, was bei meinem Elternhaus eigentlich verrückt war. Ich dachte bislang, ich selbst wollte das auch so. Wenn ich die Stasi-Akten lese, muss ich sagen: Diesen Zukunftsplan hat die Stasi für mich geschmiedet. Manchmal fühlt es sich an, als habe ich ein ganz anderes Leben geführt, als es in meiner Erinnerung abgespeichert ist.
Sie mussten Ihr Leben neu zusammensetzen?
Ich musste auf Spurensuche gehen und es rekonstruieren. Die Stasi hat mein Leben nicht nur beeinflusst, sondern regelrecht gesteuert. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will mich damit nicht als Opfer hinstellen. Höchstens als Opfer meiner eigenen Arglosigkeit.
Stellen Sie sich manchmal die Frage, wie sehr die Stasi Ihren Charakter geprägt hat? Gerade in der Pubertät?
Es fällt mir schwer, diesen Gedanken zuzulassen. Aber ich muss es wohl. Nur habe ich keine Antwort darauf.
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"Ich lasse meine Geschichte damit los": Angela Marquardt
© Gene Glover/Agentur Focus
Im Juni 2002 saß Angela Marquardt in der Küche ihrer Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie trug bunte Haare und einen Nasenring. Die sonst so selbstbewusste, quirlige junge Frau war schon seit Stunden ganz still, in sich gekehrt, tief erschüttert. Vor ihr auf dem Tisch 100 Seiten Papier. Eine Kopie ihrer Stasi-Akte. Ihr Leben, wie die Staatssicherheit der DDR es sah, hatte sie 85,19 Euro gekostet. Mit Quittung. Sie las, dass sie mit 15 eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hatte. Dass ihr Deckname "IM Katrin Brandt" lautete. Dass ihr Freund Jörg "Oberfeldwebel" war und ihr Führungsoffizier. "Ich habe mich mit keinem Führungsoffizier getroffen", sagte sie, "sondern mit Jörg."
Sie war verzweifelt. Welche Wahrheit war die richtige? Ihre eigene? Oder die in den Akten? Seit Tagen hatte sie das Haus nicht mehr verlassen. Sie versteckte sich. Nur mit zwei Journalisten, denen sie vertraute, sprach sie. Ihr häufigster Satz lautete: "Ich kann mich nicht erinnern." War das, was die Stasi mit ihr gemacht hatte, nicht seelischer Missbrauch? Angela Marquardt zuckte in ihrer Küche zusammen. "Nein, missbraucht fühle ich mich nicht", sagte sie. In ihrem Kopf arbeitete es weiter. Heute wird klar, warum sie damals die Erkenntnis scheute: Sie hätte darüber sprechen müssen, wer sie missbraucht hat. Nicht nur die Stasi. Sondern auch ihr Stiefvater. Es gab etwas, das sie verschweigen musste. Ihr Geheimnis.
Vergangenheitsbewältigung
Vergangenheitsbewältigung
Künstler baut eine Stasi-Zelle nach
"Also tat ich das, was ich gelernt hatte. Ich schwieg", steht in Ihrem Buch.
Ja, Schweigen konnte ich, wie mein Stiefvater wusste. Als Kind habe ich viele Sachen in mich hinabgeschwiegen.
Warum haben Sie sich 2002 Ihrer Vergangenheit nicht stellen können?
Damals hatte ich null Selbstbewusstsein. Ich dachte nur: Stasi, Spitzel, oh Gott. Ich war schutzlos und überfordert. Der einzige Schutz, der mir blieb, war, meine Geschichte nicht zu erzählen. Also versuchte ich halbherzig, ein Puzzle zusammenzusetzen. Ich hörte jedoch mittendrin einfach auf und sagte: So, das Puzzle ist jetzt fertig. Obwohl die Mitte noch fehlte.
Wollten Sie sich nicht erinnern? Oder konnten Sie nicht?
Beides. Ich kann mich ja bis heute nicht an alles erinnern. Es ist mir selbst ein Rätsel. Ich wünschte, ich könnte es. Ich kann mich, wie fast alle Menschen, an meinen ersten Kuss erinnern. Es war mit Frank. Ich war 12. Ich weiß auch noch, wo es war. Aber dass ich mit 15 eine Verpflichtungserklärung für die Stasi unterschrieben habe – daran habe ich keinerlei Erinnerung.
Viele glauben Ihnen das nicht.
Damit muss ich leben. Ich habe die Verpflichtungserklärung vor zwei Wochen das erste Mal im Original in der Hand gehabt, im Lesesaal der Stasi-Unterlagenbehörde. Bis dahin hatte ich immer nur eine Kopie davon gesehen. Ich erkannte meine Handschrift, ich hatte mit einem schwarzen Kugelschreiber geschrieben. Ausgerechnet mit einem Kuli. Ich benutze die Dinger bis heute nicht gern. Und trotzdem: Keine Erinnerung an die Verpflichtungserklärung. Null.
Haben Sie eine Erklärung dafür?
Die Stasi war in meinen Augen normal. Die Verpflichtungserklärung hatte offenbar keine Bedeutung für mich. Ich unterschrieb sie am 3. April 1987. In der Zeit hatte ich ganz andere Sorgen. Da ging es um die Frage, ob ich mit meiner Familie nach Frankfurt/Oder umziehen muss oder ob ich allein, fern meines Stiefvaters, in Greifswald bleiben darf.
Viele behaupten: Jeder in der DDR wusste, wie schlimm die Stasi war.
Ich kannte zu DDR-Zeiten ja nicht mal das Wort "Stasi". Das glaubt mir keiner, ich weiß, aber es war so. Ich kannte nur die Bezeichnung MfS. Und MdI. Ministerium des Innern. Das stand zur Tarnung im Klassenbuch, wenn die Eltern beim MfS waren.
Sie waren noch ein Kind, als die Stasi Ihnen zum ersten Mal begegnete.
Darauf will ich mich nicht herausreden. Der Blick auf das Land hängt eher davon ab, in welchem Umfeld man groß geworden ist. Wenn meine beste Freundin und ich über die DDR reden, denkst du, wir sind in verschiedenen Ländern groß geworden. Sie ist von klein auf vor den Leuten gewarnt worden, auf deren Schoß ich gesessen habe.
Aber jetzt, da Sie Ihre ganze Geschichte öffentlich machen, erscheint Ihre Zusammenarbeit mit der Stasi in einem ganz anderen Licht.
Es ist nicht an mir, das zu beurteilen. Ich habe das Buch geschrieben und lasse meine Geschichte damit los. Jetzt fühle ich mich so, als stünde ich nackt da. Ich habe ein bisschen Schiss vor den Reaktionen. Jeder kann mein Leben so interpretieren, wie er möchte.
Wovor haben Sie Angst?
Dass Fragen gestellt werden, die ich immer noch nicht beantworten kann. Meine Schulfreundin Silke, deren Vater in den Westen abgehauen war, sagte mir auf einem Klassentreffen 1998 fast beiläufig: "Meine Mutter wusste übrigens immer, dass deine Eltern bei der Stasi waren." Da war sie wieder, meine Vergangenheit. Aber was machte ich? Verdrängte weiter und zog in den Bundestag ein. Warum habe ich mich damals nicht gefragt, was in meiner Jugend wirklich gelaufen ist?
War der zweite Missbrauch, der psychische durch die Stasi, ein Preis, um dem ersten, dem sexuellen Missbrauch zu entkommen?
Das klingt so, als wollte ich die Verantwortung für das, was mit der Stasi passiert ist, komplett abgeben. Das will ich jedoch nicht, ganz im Gegenteil.
Sie wollen nur kein Opfer sein.
Ich will mich nicht zum Opfer stilisieren, ja. Irgendwann ging es mir einfach auf den Keks, dass ich mich versteckte und immer nur die anderen verantwortlich sein sollten. Für das, was ich getan habe, übernehme ich selbst die Verantwortung.
Das Urteil über Ihr Leben, so schreiben Sie, laute "lebenslänglich". Das klingt sehr hart.
Meine Familiengeschichte ist für mich mit Schuldgefühlen verbunden, mit denen ich ein Leben lang klarkommen muss.
Wann fiel endgültig die Entscheidung, Ihre ganze Geschichte zu erzählen?
Auf einer Party im November 2013 in Greifswald traf ich zufällig einen meiner Stasi-Führungsoffiziere wieder. Er sprach mich einfach so an, als sei nichts gewesen. Er hatte sich äußerlich kaum verändert, sprach im alten, vertrauten Tonfall. Ich konnte es nicht fassen, machte ihm schwere Vorwürfe. "Ihr habt mich benutzt", sagte ich. Er versuchte mich zu beruhigen: "Wir haben doch alles vernichtet". Der Abend ließ mich aufgewühlt zurück. Ich verstand: Wenn ich jetzt nicht rede, haben die von der Stasi ewig Macht über mich. Ich muss ihnen das Geheimnis wegnehmen. Die Stasi darf nicht das letzte Wort haben. Nicht in meinem Leben.
Sind Sie heute ein freier Mensch, Frau Marquardt?
Das sind große Worte. Aber ja, ich glaube, ich bin heute innerlich frei. Ich habe eine große Last, die ich jahrzehntelang mit mir herumtrug, abgeworfen.
Angela Marquardt: "Vater, Mutter, Stasi. Mein Leben im Netz des Überwachungsstaates". Kiepenheuer & Witsch. Das Buch erscheint am 5. März 2015.
http://www.stern.de/politik/deutschland/...si-2177311.html
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Kindesmissbrauch
Wenn Eltern ihre Kinder für Sex verkaufen
27.03.2015 08:48 Uhr
Eine Mutter bietet ihre Tochter gegen Geld für Sex an. Fälle wie dieser, über den jetzt ein Gericht verhandelt, sind selten. Für die Ermittler ist es schwierig, überhaupt davon zu erfahren.
Von Claudia Kornmeier
Dresden/Magdeburg (dpa) | Wenn Eltern ihr eigenes Kind an fremde Männer für Sex verkaufen, müssen natürliche Schutzinstinkte versagt haben. Von Freitag an befasst muss sich das Landgericht Magdeburg mit einem solchen Fall. Angeklagt ist eine 35-Jährige, die ihre minderjährige Tochter und ihre eigene Schwester gegen Geld für Sex-Dienste angeboten haben soll. Häufig sind solche Fälle nicht. Für Ermittler sind sie aber besonders schwierig aufzudecken.
"Für so ein elterliches Verhalten gibt es nicht den einen Grund", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Cordula Lasner-Tietze. So etwas passiere beispielsweise, wenn die Mutter oder der Vater selbst labil oder psychisch krank sind und deshalb die Folgen ihres Verhaltens nicht durchschauten. Sofern Eltern selbst als Kind in einer ähnlichen Situation gewesen seien, könnten sie eventuell gar nichts Verwerfliches darin finden.
Eltern, die zu so etwas in der Lage sind, hätten eine gestörte Beziehung zu ihrem Kind, urteilt Julia von Weiler vom Kinderschutzverein "Innocence in Danger". "Das schließt nicht aus, dass es liebevolle Momente gibt."
Sexueller Missbrauch in der Form, dass Eltern ihre Kinder für Sex anbieten, kommt nur selten vor. Meist geschehe Missbrauch unentgeltlich und ohne Vermittler, sagt Holger Kind vom Bundeskriminalamt. In den vergangenen 20 Jahren sei ihm nur wenige Male etwas Vergleichbares bekanntgeworden. In einem Fall sei ein Kind über einen Online-Handelsplatz angeboten worden, dahinter steckten manchmal aber auch Betrüger. Von Weiler hat schon erlebt, dass Kinder innerhalb eines Freundeskreises herumgereicht werden.
Die Verwandtschaft zwischen Täter und Opfer macht es für die Ermittler nicht einfacher. Dass Eltern ihren Nachwuchs wie eine Ware anbieten, sei sehr degradierend und erhöhe für die Kinder die Hemmschwelle, über den Missbrauch zu reden, erklärt Psychologin Weiler. "Außerdem schwingt die Angst mit, auch in den Augen desjenigen, dem man von dem Missbrauch erzählt, zur Ware zu werden." Der Missbrauch zieht sich laut Ermittler Kind dann meist über mehrere Jahre hin und werde oft erst von Dritten angezeigt.
Auch auf die Mutter, die vor dem Landgericht Magdeburg angeklagt ist, sind die Ermittler eher zufällig gestoßen: Zwei Freier, an die die Frau die Mädchen verkauft haben soll, waren anlässlich einer Hausdurchsuchung bei einem anderen Mann aufgefallen. Die Beamten hätten dort Videos gefunden, die den Missbrauch der beiden Mädchen vor laufender Kamera zeigten, sagte der Leipziger Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz.
Der Prozess gegen die beiden Männer hat bereits vergangene Woche in Leipzig begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Mädchen missbraucht und dabei gefilmt zu haben. Die Videos sollen sie ins Internet gestellt haben. Die Angeklagten kündigten vor Gericht an, sich zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Anfang April wird das Verfahren gegen sie fortgesetzt.
Damit es überhaupt zu einer Strafverfolgung kommen kann, brauchten Kinder ein waches soziales Umfeld, sagt Lasner-Tietze. Sie müssten erst lernen, Grenzüberschreitungen von Erwachsenen zu erkennen, und müssten wissen, an wen sie sich wenden können. Selbst Hilfe zu holen, brauche ein gewisses Selbstbewusstsein. "Es setzt voraus, dass das Kind noch nicht zerbrochen ist."
http://www.volksstimme.de/nachrichten/sa...-verkaufen.html
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31. März 2015, 18:59 Uhr
Film
"Missbrauch ist böse Realität"
Helen Simons Dokumentarfilm "Nirgendland" hat Premiere im Monopol
Von Ekaterina Kel
"Und auf einmal erfährst du von Dingen, die so grausam sind, dass man sich das gar nicht vorstellen kann", erzählt Regisseurin Helen Simon von den Gesprächen mit Tina, die zwei Jahre gedauert haben. Die Protagonistin des Dokumentarfilms "Nirgendland" wurde als Kind von ihrem Vater jahrelang sexuell missbraucht. Sie schwieg und verdrängte. Als derselbe Täter sich an ihrer eigenen Tochter vergriff, schaute sie weg, weil sie den Schmerz schon zu tief verstaut hatte. "Nirgendland" handelt von dieser Grausamkeit, die so brutal ist, dass sie weit jenseits der gewöhnlichen Vorstellungsgabe liegt. Sie fand hinter verschlossenen Türen statt, nur elf Kilometer von München entfernt, im Landkreis Starnberg.
"In diesem Film geht es um das Sichtbarmachen. Das Sichtbarmachen-Wollen, aber nicht können", sagt Helen Simon. Für diese Grausamkeit Bilder zu finden, ist eine künstlerische Aufgabe, der sie sich in ihrem Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) gestellt hat. Dabei begreift sie ihre Arbeit eindeutig als gesellschaftlichen Beitrag. Was sie beschreibe, sei kein Einzelphänomen. Die grauenvollen Taten kämen sehr häufig vor, vier von zehn Kindern in einer Kindergartenklasse hätten Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. "Wir haben ein richtiges gesellschaftliches Problem. Das ist ernst", warnt Simon. Doch wie zeigt man das, ohne einen Zeigefinger zu heben, und wie lässt man die Zuschauer am Denkprozess teilhaben? Gemeinsam mit ihrer Kamerafrau Carla Muresan und ihrer Schnittmeisterin Nina Ergang schafft Helen Simon in einfühlsamen Nahaufnahmen und vorgelesenen Gerichtsprotokollen Bilder, die eine starke Tonspur stützen.
"Die Zuschauer sollen mit dem Film kämpfen", sagt sie. "Nirgendland" will keine einfachen Antworten oder Erklärungen liefern, sondern die Zuschauer mit Fragen konfrontieren: Warum sind wir Menschen zu solchen grausamen Taten überhaupt fähig? Was ist der Mensch, dass er das tun kann? Ist es psychisch im Menschen angelegt oder ist es ein strukturelles Problem, dass so etwas von der Gesellschaft möglich gemacht wird? "Ich stehe fassungslos vor dem ganzen Elend, aber es gehört zur Menschheitsgeschichte dazu", sagt Simon.
Die Thematik des familiären Missbrauchs habe sie deswegen so interessiert, weil es innerhalb dieses Ideals "Familie" am wenigsten vorstellbar sei. Sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Familie verrücke unser Weltbild. Und so versuchten wir immer wieder, es geradezubiegen, "weil es sonst kaum auszuhalten ist". Die Sehnsucht nach einfachen Erklärung ist groß. Auch bei Tina, die jahrelang die verstörenden Erinnerungen tief im Unbewussten zu vergraben suchte. "Ich selber halte das kaum aus. Aber wir werden nie etwas daran ändern, wenn wir nicht lernen, hinzuschauen", sagt Helen Simon.
Ändern will die studierte Philosophin auch das simple Opfer-Täter-Bild. Für sie sei Tina auch in der Mittäterschaft und trage die Mitverantwortung für den Selbstmord ihrer Tochter. Das Wegschauen gehöre zu den strukturellen Problemen unserer Gesellschaft, meint Simon. "Wie schafft man es, einerseits die Ereignisse nicht wieder gerade zu rücken und trotzdem diejenige, der das passiert, nicht nur auf ihre Opferrolle zu reduzieren?" Mit Tina zeichnet Simon ein Porträt einer "unschuldigen Schuldigen". Sie muss beide Tatsachen aushalten: Sie ist Opfer und Mittäterin. Tina entschied sich schon vor Jahren für eine Identitätsänderung, änderte ihren Namen, weil sie sagte: Ihr altes Ich habe das Ganze nicht überlebt, "sie war zu schwach." Für Simon sei das ein enormer kreativer Akt: "Der Mensch hat irgendwie diese kreative Kraft in sich, obwohl er so misshandelt wurde, sich selbst neu zu erschaffen." Den Film machte Tina für ihre Tochter Floh, weil sie bis heute die Mitschuld fühle.
2001 verklagte Floh schließlich ihren eigenen Großvater. Der Angeklagte wurde jedoch freigesprochen. Der Film formuliert eine erneute Anklage. Aber nicht gegen den Täter, sondern gegen das Gericht. "Wir werden immer Täter haben. Das einzige, was wir tun können, ist die Strukturen drum herum zu verändern, damit sie es nicht mehr so einfach haben. Ich will zeigen, wie unfair das ist."
Das Leben sei voller Widersprüche, die wir halten müssen, sagt Simon. Über eine Diskussion würde sie sich sehr freuen. Darauf kann sich die Regisseurin am Donnerstag, 2. April, nach der Filmpremiere im Monopol um 20 Uhr gefasst machen. Auch Tina wird anwesend sein.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/film...itaet-1.2418831
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41-Jähriger soll seine Tochter missbraucht haben
11.06.15 - 18:16
Schwalm-Eder. Wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes steht ein 41 Jahre alter Mann aus dem Schwalm-Eder-Kreis vor dem Landgericht Kassel.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Vater von drei Kindern aus erster Ehe zwischen Sommer 2006 und Sommer 2012 seine zu diesem Zeitpunkt neun bis 15 Jahre Tochter mehrfach sexuell missbraucht haben. Ihm werden acht strafbare Handlungen zur Last gelegt.
Die Erklärungen der Staatsanwältin sowie der Anwältin des Opfers enthielten erschütternde Details. Die als Nebenklägerin auftretende Anwältin sagte, die heute 18-Jährige habe ihren Vater seit dem zehnten Lebensjahr etwa 50mal mit der Hand befriedigen müssen.
Am ersten Verhandlungstag kam mehrfach der erste Fall in Aachen zur Sprache. Laut Staatsanwaltschaft und Nebenklage soll der Vater mit dem Kind in einen Wald gefahren sein.
Auf einem Spielplatz habe er die Tochter mit einem Geschirrtuch geknebelt und an ein Spielgerät gefesselt. Er habe das Kind dann vor die Wahl gestellt, mit ihm tiefer in den Wald zu gehen oder in seinem Auto an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen. Später habe es den Vater oral befriedigen müssen. Hinzu kamen laut Anklage weitere orale Befriedigungen, die das Opfer später abgelehnt habe.
Die weiteren Missbrauchshandlungen sollen - so die Staatsanwaltschaft - in der gemeinsam bewohnten Wohnung stattgefunden haben. Nach Angaben eines Vernehmungsrichters immer dann, wenn die Stiefmutter nicht zu Hause gewesen sei.
Alle bisherigen Zeugenaussagen decken sich mit den Anklagepunkten. Während der zweistündigen Befragung der 18-Jährigen in Anwesenheit einer Frau der Opferhilfe war die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Die Nebenklägerin beantragte zu Beginn des Prozesses ein Schmerzensgeld von mindestens 40 000 Euro. Die junge Frau sei Opfer einen schweren Straftat. Trotz psychologischer Betreuung habe sie die Taten nicht verkraftet.
„Sie sind der Einzige, der weiß, ob es stimmt oder nicht”, sagte der Vorsitzende Richter Dreyer zum Angeklagten. Der saß wie versteinert im Gerichtssaal und sagte dazu nichts. Sein Anwalt erklärte: „Er sagt, er war es nicht.” Wieso die Tochter darauf komme, sagte der Richter zu den Vorwürfen und zum Inhalt der Anklage.
Der 41-Jährige: „Ich kann es mir nicht erklären.” Aus Angst vor der Stiefmutter habe seine Tochter in Aachen eine Entführung erfunden.
Polizeibeamte aus dem Schwalm-Eder-Kreis schilderten, wie das Mädchen auf der Wache erschien und nach Missbrauchs-Schilderungen gesagt habe, sie gehe nicht mehr nach Hause, aber auch nicht in eine Pflegestelle. Sie wolle zu einer Freundin.
Daraufhin entschied der Dienstgruppenleiter, dass das Mädchen in die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kassel gebracht wird. Dies wurde dann von einem Richter bestätigt.
Der Prozess wird am Montag, 15. Juni, ab 9 Uhr vor dem Landgericht Kassel fortgesetzt.
Von Manfred Schaake
http://www.hna.de/lokales/melsungen/41-j...html?cmp=defrss
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Prozess wegen Vergewaltigung
Vater muss lange in Haft
Von Eberhard Wein 02. Juli 2015 - 16:27 Uhr
Es ist eine schreckliche Jugend gewesen: kontrolliert, missbraucht, geschlagen. All diese Erfahrungen hat eine 18-Jährige aus dem Kreis Göppingen gemacht. Jetzt muss ihr Vater ins Gefängnis.
Ulm/Ebersbach - Er hat seiner Tochter das Leben zur Hölle gemacht. Er hat sie kontrolliert, geschlagen und missbraucht. Jetzt muss der 41-jährige Mann aus Ebersbach für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Taten seien „nicht schön“, ja sie seien „scheußlich“ gewesen, sagte Wolfgang Tresenreiter, der Vorsitzende Richter der Elften Großen Strafkammer am Ulmer Landgericht in seiner Urteilsbegründung. Gerade wegen der Scheußlichkeit müsse man dem Angeklagten aber zugute halten, dass er in der Hauptverhandlung die Richtigkeit der Vorwürfe eingeräumt habe. Er habe damit seiner Tochter eine detailliertere Aussage erspart.
Es war die Beschreibung einer schrecklichen Jugend, die Tresenreiter in seiner Urteilsbegründung abgab. Immer wieder habe die Tochter, die heute 18 Jahre alt ist, die Brutalität des Vaters zu spüren bekommen. Als sie per Computer mit einem unbekannten Jungen in der Türkei gechattet habe, habe das den Vater derart geärgert, dass er das Mädchen geohrfeigt und mit einem Gürtel ausgepeitscht habe. Ohne Begleitung aus der Familie hatte es keinen Ausgang. „Für Ihre Tochter muss das wie ein Gefängnis gewesen sein“, sagte Tresenreiter. Als ein Bild des Mädchens im Internet auftauchte, holte er einen Schlagstock hervor und schlug ihr damit auf die Hand. Ein Finger brach. Dabei hatte nicht die Tochter selbst, sondern eine Freundin das vollkommen unverfängliche Bild online gestellt.
Streit und Prügel gab es auch, als die Tochter, mittlerweile volljährig, erst um 21.30 Uhr vom Bowling mit Arbeitskolleginnen nach Hause kam. „Ihre Tochter lebte in Angst und Schrecken vor Ihnen, und das wussten Sie“, sagte Tresenreiter. Immer wieder habe er dies ausgenutzt und die Jugendliche sexuell missbraucht. Dabei habe er sie einmal auch zum Analverkehr gezwungen, was sie als besonders erniedrigend empfunden habe. Das sei eine große Sünde, habe sie den Vater gewarnt. Doch der ließ nicht von der Tochter ab. Später gab es Schläge für ihre Unwilligkeit. Derweil schob der jüngere Bruder nichts ahnend vor der Türe Wache, falls die Ehefrau heimkommen sollte. Der Angeklagte sei bei seinen Exzessen immer sehr kontrolliert vorgegangen. Er habe die Zahl der Schläge vorher genannt und eben nicht in blinder Wut losgeschlagen. Manchmal habe die Tochter sogar einen Countdown herunter zählen müssen. Eine verminderte Schuldfähigkeit sei daher nicht zu berücksichtigen gewesen, sagte der Richter.
Es klinge zynisch, doch für die Tochter seien die Übergriffe „fast schon zur Routine“ geworden. Bereits im Kindergartenalter hatte sie erste Gewalterfahrungen gemacht. Weil sie nicht aufhören wollte, an den Nägeln zu kauen, habe der Vater mindestens drei Finger mit einem Feuerzeug angesengt. Der Ausbruch aus dem Leid gelang der Tochter erst mit 18 Jahren nach einem vergleichsweise harmlosen Vorfall. An diesem Abend war sie allerdings nicht nur vom Vater, sondern auch von der Mutter geschlagen worden. „Das brachte das Fass zum Überlaufen.“ Sie kam bei einer Bekannten unter und offenbarte sich der Polizei. Welche Auswirkungen all diese Erfahrungen für die Tochter, aber auch für deren Nachkommen noch haben würden, sei nicht abzusehen, sagte der Richter.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt...d781ae3696.html
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50 Jahre alte Frau wegen Missbrauch des Sohns verurteilt
kb | 06.07.2015
Eine 50 Jahre alte Frau aus der Verbandsgemeinde Meisenheim ist wegen Beischlafs mit ihrem Sohn in 108 Fällen und wegen sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen in 24 Fällen von der Jugendkammer des Landgerichtes Bad Kreuznach zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden.
Der 24-jährige mitangeklagte Sohn wurde ebenfalls wegen Beischlafs mit seiner Mutter in 108 Fällen zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das sexuelle Verhältnis wurde sowohl von der 50-Jährigen als auch von ihrem Sohn abgestritten.
Die ursprüngliche Anklage der Staatsanwaltschaft umfasste einen Zeitraum von 2005 bis 2008, in der die Mutter mit ihrem damals 15 bis 17 Jahre alten Sohn sexuell verkehrte. Eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe warf die Frage auf, ob für die weitere Zeit von 2010 bis 2014, in der das sexuelle Verhältnis zwischen dem mittlerweile volljährigen Sohn und der Mutter weiterbestand, der 24-Jährige wegen seiner deutlichen Reifedefizite überhaupt als Täter anzusehen ist. Sie verwies auf die schwierigen Familienverhältnisse, in denen die Frau unter gewalttätigen Übergriffen ihres Mannes zu leiden hatte. In dieser Situation sei der Sohn immer der Verbündete der Mutter gewesen.
Zeuge: Verhältnis von Mutter und Sohn war Ortsgespräch
Das Verfahren war durch die Mitteilung einer Frau in Gang gekommen, die auch behauptete, dass das Verhältnis von Mutter und Sohn Ortsgespräch sei. Die Polizei vernahm daraufhin die ehemalige Freundin des Sohnes, die den Sachverhalt für die genannten Zeiträume bestätigte. Bei ihrer Aussage in dem Gerichtsverfahren war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Zuvor hatte die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Dr. Bruno Kremer aber in öffentlicher Sitzung den Polizeibeamten gehört, der die Ex-Freundin zuerst vernommen hatte. Sie hatte dem Beamten berichtet, dass die Mutter auf der einen Seite in dem Doppelbett schlief, das im Zimmer ihres Sohnes stand und dass regelmäßig Geschlechtsverkehr zwischen den beiden stattfand. Die Mutter habe auch zugesehen, wenn sie mit ihrem damaligen Freund Sex hatte. Weil das Pärchen 2008 und 2009 zeitweise getrennt war, wurde die Anzahl der Fälle im Vergleich zur ursprünglichen Anklage deutlich verringert.
Das Gericht sah durch diese Zeugin die Tatvorwürfe bestätigt, reduzierte aber die Fallzahl erheblich, da die Ex-Freundin erst ab 2007 regelmäßig bei ihrem Freund übernachtet hatte und wegen der beiden Trennungsphasen. „Die Kammer hat nicht den geringsten Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin“, betonte Richter Kremer. Nach Auffassung der Richter war der Sohn lange Opfer der sexuellen Übergriffe seiner Mutter, sei aber spätestens dann zum Täter geworden, als ihm als Volljährigen die Strafbarkeit bewusst geworden sei. Da das Gericht bei ihm eine Entwicklungsverzögerung gegeben sah, wurde er nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Neben seiner Bewährungsstrafe soll er eine Geldbuße von 500 Euro an den Kinderschutzbund Bad Kreuznach Zahlen. Die Angeklagten bestritten den Vorwurf bis zuletzt, das Urteil wurde nicht rechtskräftig.
Bild: Wegen Beischlafs mit ihrem Sohn wurde eine 50-Jährige Frau (r.) aus der Verbandsgemeinde Meisenheim zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Der 24-jährige mitangeklagte Sohn (l.) erhielt eine Jugendstrafe von sechs Monaten.
Text & Foto: Christine Jäckel
http://www.wochenspiegellive.de/en/hunsr...hns-verurteilt/
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Gericht ahndet sexuellen Missbrauch der Stieftochter
44-Jähriger aus Villingen muss für vier Jahre ins Gefängnis, Staatsanwalt nennt Aussagen des Mannes unglaublichen Unfug.
Nach einem späten Geständnis hat das Landgericht Konstanz gestern einen 44-jährigen Mann aus Villingen unter anderem wegen zweifachen schweren sexuellen Missbrauchs seiner damals zwölfjährigen Stieftochter zu vier Jahren Haft verurteilt. Im Oktober 2013 ertappte ihn seine heute 17-jährige zweite Stieftochter, als er sich im Wohnzimmer der Familienwohnung in Villingen an ihrer kleinen Schwester zu schaffen machte. Als sie dies ihrer Mutter erzählte, und die ihren Mann zur Rede stellte, stritt er alles ab. Aus Tagebuchaufzeichnungen der Zwölfjährigen geht hervor, dass er sie damals aufforderte: „Sag der Mama, dass es nicht so war, sonst muss ich ins Gefängnis.“
Vor Gericht erklärte der 44-Jährige gestern, es sei richtig, dass er damals seine Hand im entblößten Intimbereich des Kindes gehabt habe. Dabei habe es sich aber um eine Hilfsmaßnahme gehandelt, nachdem die Kleine über ein Brennen geklagt hatte. Dies sei ab und zu vorgekommen und er habe sie dann eingecremt. Dann beschrieb er die Stieftochter als aggressiv und eigensinnig. Auch neige sie dazu, unwahre Geschichten zu erzählen.
Die Zwölfjährige beschrieb aber genau, was tatsächlich vorgefallen war, und dass dies nicht das erste Mal gewesen sei. Und, dass der Stiefvater sie häufig aufgefordert habe, zu ihm ins Bett zu kommen, um zu kuscheln. Auch ihre große Schwester blieb dabei, dass sie eindeutige Beobachtungen gemacht hatte. „Ich weiß, dass er etwas Schlimmes gemacht hat. Ich hasse ihn nicht, aber er soll dafür büßen“, sagte sie gestern unter Tränen. Ihre kleine Schwester, die an einer leichten Behinderung leidet, musste vor Gericht keine Aussage machen.
Die geschockte 38-jährige Mutter berichtete, wie sie ihren Mann damals zur Rede gestellt und die Angaben der Töchter immer wieder auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft hat. Sie stellte sich sogar mit ihnen vor das Gefängnis der Stadt, um ihnen deutlich zu machen, welche Konsequenzen ihre Aussagen für den Stiefvater haben würden. Dann wendete sie sich an Pro Familia und erstatte schließlich Anzeige gegen ihren Ehemann. Der gesundheitlich angeschlagene Familienernährer musste ausziehen und sollte jeden Kontakt mit dem Kind vermeiden.
Nach den sehr glaubhaften Zeugenaussagen, die von keinerlei Belastungseifer gekennzeichnet waren, wurde es vor Gericht sehr eng für ihn. Schon zu Beginn des Prozesses hatte der Vertreter der Staatsanwaltschaft deutlich gemacht, dass er seine Körperpflege-Version für völlig unglaubwürdig hielt: „Sie tischen uns hier einen unglaublichen Unfug auf!“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
http://www.suedkurier.de/region/schwarzw...t372541,7982283
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49-Jähriger bestreitet Missbrauch der Stieftochter
13.07.15 - 17:28
Kreis Kassel. Weil er seine damals zwölfjährige Stieftochter sexuell missbraucht haben soll, muss sich jetzt ein 49-Jähriger aus dem nördlichen Kreis Kassel vor dem Landgericht verantworten.
Die Anklage wirft ihm vor, von Juni 2010 bis Frühsommer 2011 das Kind in sechs Fällen missbraucht zu haben. Dabei soll er sich an dem Kind vergriffen haben - und es im Tausch für ein neues Handy oder andere kleine Geschenke genötigt haben, sein Glied anzufassen.
Der Angeklagte, der diesen Vorwürfen mit gerunzelter Stirn und Kopfschütteln gefolgt war, wies sämtliche Anschuldigungen zurück. „Ich habe das Kind nie sexuell angefasst“, beteuerte er. Er habe die aus Litauen stammende Mutter des Mädchens und eines jüngeren Bruders 2004 kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Nach einigen Jahren habe man sich auseinandergelebt. Im Sommer 2011 habe er ihr dann eröffnet, sich von ihr trennen zu wollen. Wenige Stunden nach dieser Mitteilung, habe das Kind „aus heiterem Himmel“ die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben.
„Die will mir einen reinwürgen“, sagte der 49-Jährige auf Befragen von Richter Dreyer nach den Gründen. Er sei „streng, aber fair“ zu den Kindern gewesen, zu denen er während der im April 2014 geschiedenen Ehe ein eher distanziertes Verhältnis gepflegt habe. Das Mädchen habe schon früh „Auffälligkeiten“ gezeigt, weshalb vom Jugendamt eine Therapie empfohlen worden sei.
In dem fraglichen Zeitraum habe die Zwölfjährige zudem ein „Verhältnis“ zu einem 43 Jahre alten Mann gehabt, der nach einem Treppensturz verstorben sei.
Als das heute 17-jährige Mädchen als Zeugin aussagte, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.
Wenig Erhellendes hatte auch die 32-jährige Mutter des Mädchens und Ex-Frau des Angeklagten beizutragen. Mit leiser, stockender Stimme berichtete sie, wie ihre Tochter ihr von dem Missbrauch durch den Stiefvater erzählt habe, den sie allerdings erst Monate später bei der Polizei anzeigte. Zuvor habe sie das Kind zum Frauenarzt gebracht, der eine intakte Jungfräulichkeit festgestellt habe.
Entgegen den Angaben des Angeklagten gab die Mutter an, die Trennung sei von ihr ausgegangen.
Während der Befragung durch Richter, Staatsanwalt und Sachverständige konnte die 32-Jährige nur mühsam die Fassung bewahren. „Ich habe als Mutter versagt, ich konnte meine Tochter nicht beschützen“, warf sie sich selbst vor.
Gestern wurden noch weitere Familienangehörige als Zeugen gehört. Das Verfahren wird am Freitag, 24. Juli, um 9 Uhr im Raum E 119 fortgesetzt. Dann will die Jugendschutzkammer des Landgerichts auch zu einem Urteil kommen.
Von Tom Stier
https://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/4...er-5240372.html
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Landgericht Frankfurt
Kindesmissbrauch: Acht Jahre Haft für grausamen Vater
16.07.2015
Von Matthias Gerhart
Er betäubte den eigenen achtjährigen Sohn mit Alkohol und verging sich anschließend an dem Kind. Wegen zehn schwerer sexueller Übergriffe wurde ein 38 Jahre alter Vater deshalb vom Landgericht zu acht Jahren Haft verurteilt.
Ursprünglich hatte der Mann sämtliche Taten abgestritten und die Vorwürfe als eine Art Racheakt der von ihm getrennt lebenden Mutter des heute 14-jährigen Opfers darzustellen versucht. Doch bereits am ersten Verhandlungstag vor drei Wochen besann sich der Mann eines Besseren und räumte wenigstens die zehn Taten ein, bei denen er selbst übergriffig geworden war.
Fünf Jahre Martyrium
Der Junge wurde daraufhin vom Gericht im Zeugenstand vernommen und bestätigte auch den zweiten Teil der Anklage: Demzufolge wurde er in einer verlassenen Fabrikhalle im Taunus von zwei ihm völlig unbekannten Männern missbraucht – in einem Fall wurde der Junge zuvor mit Alkohol gefügig gemacht, ein andermal mit einem speziellen Nasenspray. Die Taten fanden immer im Rahmen des dem Vater vom Familiengericht zugesprochenen Umgangsrecht statt und zogen sich über mehr als fünf Jahre hin. Erst im vergangenen Jahr offenbarte sich der Junge seiner Mutter, die mit ihm zur Polizei ging und den Stein ins Rollen brachte. Die Staatsanwaltschaft stellte schließlich die umfangreiche Anklageschrift zusammen.
Im Mittelpunkt des mehrtägigen Prozesses stand neben der Aussage des Jungen das Gutachten einer speziellen Sachverständigen für Fragen der Glaubwürdigkeit. Sie hatte sich eingehend mit dem Jungen beschäftigt und kam zu dem Ergebnis, dass dessen Aussage insgesamt schlüssig und damit glaubwürdig sei. Er hatte gezielte Beschreibungen der beiden fremden Männer geliefert und sich auch an Einzelheiten erinnert, die sich Kinder nicht einfach ausdenken können, hieß es in dem Gutachten.
Die Taten mit Fremdbeteiligung wogen im Urteil schließlich noch schwerer als die Übergriffe, die der Vater direkt gegen den Sohn begangen hatte. Die Ursache für die Taten sah der Angeklagte in seiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Als Sohn strenger und auch gewalttätiger Eltern sei die eigene Homosexualität stets unterdrückt worden. Stattdessen ließ er sich auf eine Ehe ein, die aber bereits vor der Geburt des Jungen in die Brüche gegangen war.
Revision wahrscheinlich
Wäre es nach dem Willen des Anklagevertreters gegangen, hätte der Mann sogar für neun Jahre und zehn Monate ins Gefängnis gemusst. Sollte das Urteil rechtskräftig werden – darüber wird wahrscheinlich der Bundesgerichtshof als Revisionsinstanz entscheiden –, wird der Angeklagte die Haftanstalt zum ersten Mal von innen sehen. In der Missbrauchssache war er nämlich nicht einen Tag in Haft. Und auch nach der Urteilsverkündung verließ er das Justizgebäude freien Fußes. „Er hat sich dem Verfahren vom ersten bis zum letzten Tag gestellt und auch eine feste Verwurzelung im Rhein-Main-Gebiet. Für eine Fluchtgefahr bestehen keine Anzeichen“, sagte Vorsitzender Richter Uwe Steitz.
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Kind...;art675,1496223
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Vergewaltigungsprozess in Göppingen
Opa und die traurige Heldin
Von Eberhard Wein 23. Juli 2015 - 09:00 Uhr
Ein 65-jähriger Mann missbraucht seine Enkelin. Als sie sich nach Jahren offenbart, stellt sich heraus, dass sie nicht die Erste ist. Jetzt ist der Mann vom Göppinger Amtsgericht verurteilt worden.
Göppingen - Die Plädoyers sind gesprochen, das Gericht will sich zur Beratung zurückziehen, da brechen im großen Saal des Göppinger Amtsgerichts alle Dämme. Ein junger Mann – außer sich – geht auf den Angeklagten zu, beschimpft ihn und kann nur schwer zurückgehalten werden. Es folgt ein Tumult. Ein halbes Dutzend Frauen stürmt ebenfalls vor. „Du Drecksack“, schreit eine, „drei Jahre waren es bei mir“, schluchzt eine andere. Diese emotionale Eruption, soll der Amtsgerichtsdirektor Wolfgang Rometsch später sagen, spiegle wider, was der Angeklagte den Opfern an Leid zugefügt hat.
Schon zuvor sind bei diesem Prozess Tränen geflossen: bei den Nebenklägerinnen, im Zuschauerraum, im Zeugenstand. „Da ist so viel kaputtgegangen“, sagt der Sohn des Angeklagten. Der 41-Jährige ist ein Bär von einem Mann, und doch ringt er mit den Tränen. „Ich war doch das einzige von drei Kindern, das überhaupt noch zu ihm hin ist.“ Das hat er längst bereut – vor allem, dass er seine Kinder beim Opa gelassen hat. Immer wieder sage seine Tochter, ihr Leben habe kein Wert mehr. „Dabei ist sie doch die Heldin in der Geschichte“, sagt der Vater und ringt um Fassung.
Acht oder neun Jahre alt sei das Mädchen laut der Anklageschrift gewesen, da habe es der Opa im Genitalbereich berührt. Die Oma sei gerade mit dem Bruder zum Einkaufen gegangen, sie hätten es sich vor dem Fernseher bequem gemacht. Dazu habe sie die Hose ausziehen müssen.
Es vergingen mehrere Jahre, ehe die Geschichte ans Tageslicht kam. „Bei deiner Tochter stimmt was nicht“, habe eine Tante zu ihm gesagt, so der 41-Jährige. Da habe er sie beiseitegenommen und alles erfahren. Doch das soll nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein. Angestoßen vom Mut der heute 14-Jährigen meldete sich eine Nichte des 65-Jährigen. Sie gab an, Ende der 80er Jahre als Elfjährige von dem Angeklagten bei einem Campingurlaub vergewaltigt worden zu sein. Dem Gericht schilderte die Frau unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein vierstündiges Martyrium. Ihre ebenfalls halbwüchsigen Cousins hätten gleichzeitig am anderen Ende des Wohnwagens geschlafen. Der Angeklagte habe ihnen Alkohol zu trinken gegeben. „Sie ließen nichts aus“, sagte der Richter später in seiner Urteilsbegründung.
Er könne sich an solche Vorfälle nicht erinnern, sagte der Angeklagte. Vielleicht sei er bei seiner Enkelin beim Rumbubeln einmal aus Versehen „da hingekommen“. Die andere Geschichte sei aber „erstunken und erlogen“, „eine Verschwörung“. Als Invalide habe er die Taten überhaupt nicht begehen können. Seit einem Arbeitsunfall Anfang der 80er Jahre fehlt ihm ein Bein.
Eine Gutachterin sah darin kein Hindernis. Ein weiteres, vom Verteidiger angeregtes Gutachten zur angeblich fehlenden Potenz des Mannes lehnte das Gericht ab. Niemand könne bezüglich der Erektionsfähigkeit des Mannes im Jahr 1988 noch Aussagen treffen, sagte Rometsch. Sein Urteil: dreieinhalb Jahre Haft. Er hege keinen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Nebenklägerinnen, zumal sich acht weitere Opfer der Polizei offenbart hätten. Diese Taten seien nur wegen deren Verjährung nicht zur Anklage gekommen. „Sie haben alle minderjährigen Mädchen in Ihrem Umfeld missbraucht oder es versucht“, sagte der Richter. „Wie ungerührt Sie alles zur Kenntnis nehmen, macht fassungslos.“
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt...1b5db09bbd.html
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PROZESS AM LANDGERICHT POTSDAM
Mädchen von Großvater und Onkel missbraucht
von Henri Kramer
Prozess am Landgericht Potsdam: Ein neunjähriges Mädchen wurde vom eigenen Großvater und Onkel sexuell missbraucht. Nun wurden die beiden Männer aus Potsdam verurteilt.
Potsdam - Ein erst neunjähriges Mädchen ist sexuell missbraucht worden – vom eigenen Großvater und einem Onkel: Zwei Potsdamer sind am gestrigen Mittwoch vom Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu drei und viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Richter Heinz-Jörg Tiemann sagte am Mittwoch bei der Urteilsverkündung, die 75 und 51 Jahre alten Männer hätten ihr Vertrauensverhältnis zu dem Kind missbraucht.
Die Anklage bezog sich auf Vorfälle zwischen Oktober 2013 und Januar 2014. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Großvater des Mädchens seine Enkelin, die in seiner Wohnung zu Besuch war, zunächst während eines gemeinsamen Bades zum Oralverkehr aufgefordert. Später fasste der Mann das Kind im Intimbereich an.
Gefängnisstrafe für die beiden Männer aus Potsdam
Das Gericht stützte sich unter anderem auf die Aussage des Mädchens, die laut einem Gutachten glaubwürdig wirkte. Die nicht vorbestraften Angeklagten hatten die Vorwürfe während des Prozesses nicht eingeräumt. Der Großvater muss nun für drei Jahre ins Gefängnis.
Eineinhalb Jahre länger fällt die Haftstrafe für den Onkel des Mädchens aus, der in derselben Wohnung wie der Großvater im Stadtteil Drewitz wohnt. Ihm wurde vorgeworfen, seine Nichte veranlasst zu haben, in seinem Schlafzimmer sexuell eindeutige Posen einzunehmen. Dabei fotografierte er sie auch nackt. Zudem habe das Mädchen dem Onkel von dem Oralverkehr mit dem Großvater erzählt, so Richter Tiemann. Die Reaktion des Onkels zu dem Mädchen: „Dann kannst du das auch bei mir machen.“ Zudem wurden bei dem Mann mehr als 20 Kinderpornos gefunden, unter anderem Analverkehr mit einem Kleinstkind, wie der Richter bemerkte.
Wohnung geprägt von Alkohol- und Pornokonsum
Generell sei das Leben in der Wohnung, in der inzwischen auch der leibliche Vater des Mädchens wohnt, geprägt von massivem Alkohol- und Pornofilmkonsum. „Ein Kind war dort denkbar schlecht aufgehoben“, so der Richter. Beide Angeklagten hätten das eigentlich gute Verhältnis zu dem Mädchen ausgenutzt. Nebenkläger in dem Verfahren waren die Mutter und ihr jetziger Mann. Das Mädchen sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, wird auch jetzt noch betreut vom auf das Thema Kinderschutz spezialisierten Sozial-Therapeutischen Institut Berlin-Brandenburg e.V. (Stibb). Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht.
Weitere Fälle von Kindesmissbrauch in Potsdam
Auch am heutigen Donnerstag geht es am Landgericht Potsdam um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Dabei wird laut einer Sprecherin einem 36-Jährigen vorgeworfen, in sechs Fällen in der Drewitzer Wohnung seiner Lebensgefährtin sexuelle Handlungen an Kindern vorgenommen zu haben – obwohl ihm nach einem Gerichtsbeschluss bereits der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen untersagt war.
http://www.pnn.de/potsdam/989845/
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Bad Liebenzell
Fast sechs Jahre Haft für Missbrauch
Martin Bernklau, 01.08.2015 10:39 Uhr
Tübingen / Bad Liebenzell - Der Missbrauchsprozess gegen einen 35-jährigen Wiederholungstäter vor dem Landgericht Tübingen ist schon am zweiten Prozesstag zu Ende gegangen. Das Gericht verurteilte den Mann wegen mehreren Taten in Bad Liebenzell zu einer Strafe von fünf Jahren und neun Monaten.
Dass er mit seinem Geständnis dem heute 14-jährigen Mädchen die Zeugenaussage erspart hat, wertete die Jugendschutzkammer des Tübinger Landgerichts zugunsten des Angeklagten. Schon am zweiten Verhandlungstag des Prozesses um einen schweren Kindesmissbrauch in Bad Liebenzell fiel das Urteil gegen den 35 Jahre alten Kraftfahrer aus Neubulach.
Der Mann – auch zuvor schon mit Gewaltdelikten und Nötigungen vielfach auffällig geworden – verbüßt bereits eine fünfjährige Haftstrafe in Rottenburg wegen eines ähnlichen mehrfachen Kindesmissbrauchs, den er 2009 in Kentheim bei Wochenendbesuchen an der Tochter seines Mitbewohners begangen hatte. Die jetzt angeklagten Taten hatten sich bereits von 2007 an über einen Zeitraum von anderthalb Jahren in Bad Liebenzell zugetragen, wo ihm eine befreundete Familie ihre damals siebenjährige Tochter einige Male zur Aufsicht anvertraut hatte. Beim gemeinsamen Anschauen von Kinderfilmen, so gestand der Mann jetzt, hatte er das Kind in vier Fällen zunächst berührt und war dann mit dem Finger in die Scheide eingedrungen.
Am Vormittag waren noch die ermittelnden und vernehmenden Polizeibeamten sowie die Mutter des Mädchens vernommen worden, die später Anzeige erstattet hatte. Dann folgte das Geständnis. Das Mädchen hätte – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – am Nachmittag aussagen sollen.
Dazu kam es nicht mehr. Stattdessen verurteilte die 5. Jugendschutzkammer den Angeklagten wegen der vier Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern unter Einbeziehung der Einzelstrafen aus dem Urteil des Landgerichts Tübingen aus dem Jahr 2011 und unter Auflösung der dort verhängten Haftstrafe zu der Gesamtfreiheitsstrafe von 5 Jahren und 9 Monaten.
http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt...a45b0a8701.html
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Prozess
Gericht schickt Mutter wegen Missbrauchs des Sohns in Haft
01.08.2015 | 08:00 Uhr
Essen. Vier Jahre und drei Monate muss eine Mutter ins Gefängnis, weil sie ihren anfangs sechs Jahre alten Sohn zweimal sexuell missbraucht haben soll.
Spöttisch lacht die 53 Jahre alte Angeklagte während der Urteilsbegründung. Doch das ändert am Freitag nichts daran, dass die V. Strafkammer voll von ihrer Schuld überzeugt ist. Wegen schweren sexuellen Missbrauchs ihres sechs Jahre alten Sohnes verurteilt das Gericht sie zu vier Jahren und drei Monaten Haft.
Zehn Jahre liegt diese Tat zurück. Der heute 16-Jährige hatte im Prozess erzählt, dass seine Mutter im Bett lag und telefonierte. Sie hätte ihn zu sich gerufen, nackt sei sie gewesen. Erzählt hätte sie, dass sie mit jemandem telefoniere, der dies gerade mit seiner Tochter mache. Dann hätte sie sich an ihm vergangen. Zwei Jahre später sei es noch einmal zu einem sexuellen Missbrauch gekommen, da hätte sie ihn unsittlich berührt.
Detailreiche Aussage des Sohns
Als Lügner und Betrüger hatte die 53-Jährige, selbst wegen Betruges vorbestraft, ihren Sohn im Prozess bezeichnet. Der Junge hätte nur von zuhause weggewollt und sie deshalb angezeigt. Doch Psychologe Detlef Korff, der die Glaubwürdigkeit des Jungen untersucht hatte, sah keine Anhaltspunkte für eine bewusste oder unbewusste Falschaussage des Jungen. Es sei gerade für Kinder typisch, dass sie erst einmal schweigen, weil sie bei einer Anzeige den Verlust der Mutter fürchten.
Die Analyse des Gutachters teilte das Gericht. Es erinnerte daran, wie detailreich die Aussage gewesen sei. Gestützt wurde der junge Mann auch durch seinen Freund, dem er als Erstem unter Tränen vom Missbrauch erzählt hatte. Dieser Freund hatte den Tipp gegeben, zum Jugendamt zu gehen.
„Sie hat ihren Sohn unglaublich schlecht gemacht"
Staatsanwältin Katja Himmelskamp hatte darin einen Beleg für die Glaubwürdigkeit gesehen: „Gerade in der Pubertät, wo man ein echter Mann sein will, erzählt man seinem Freund doch nicht fälschlich vom Missbrauch durch die Mutter und weint dabei.“ Verteidigerin Tanja Langa warnte vor einer Verurteilung. Sie hatte am Freitag noch mehrere Anträge gestellt, um zu beweisen, dass der 16-Jährige seit mehreren Jahren Haschisch rauche und seine Aussage deshalb falsch sei. Beides schloss die Kammer aus. Rechtsanwältin Lina Anna Schuster, die den 16-Jährigen in der Nebenklage vertrat, rügte die Verteidigung: „Zu Beginn heißt es, die Aussage ist bewusst gelogen. Und jetzt soll sie wegen Haschisch unbewusst falsch sein.“
Mindestens zwei Jahre Haft gibt es für nur einen Fall des schweren sexuellen Missbrauchs. Richterin Luise Nünning erinnerte für das Strafmaß an das Verhalten der Frau: „Sie hat ihren Sohn unglaublich schlecht gemacht, ihn hier sogar verstoßen."
Stefan Wette
http://www.derwesten.de/staedte/essen/ge...tml#plx13690983
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LANDGERICHT
Sieben Jahre Haft für Missbrauch der eigenen Tochter
Er hat seine eigene Tochter sexuell missbraucht und ihr Drogen überlassen: Ein 52-jährige Freiburger ist am Dienstag vom Landgericht zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Das Gericht sprach den 52-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs seiner minderjährigen Tochter in 177 Fällen sowie des Überlassens von Drogen in 128 Fällen schuldig. Das Mädchen war im Herbst 2010 mit 15 Jahren zu ihrem Vater gezogen, den sie erst kurz zuvor kennengelernt hatte. Ihre Mutter ließ das trotz Bedenken zunächst zu. Sie war damals schwer an Krebs erkrankt und überfordert. Vater und Tochter lebten in der Wohnung seiner Schwester, er trank, nahm Drogen und arbeitete nichts, erklärte Richter Alexander Schöpsdau. "Beide schliefen in einem Bett."
"Sie ließ es über sich ergehen."
Richter Schöpsdau
Die Kammer sah den Missbrauch als erwiesen an, der einem Muster folgte: Das Mädchen legte sich schlafen, er zog sie aus und vollzog ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr. "Sie ließ es über sich ergehen", so Schöpsdau. Die Tochter blieb trotzdem bei ihm, weil sie mit der Mutter Konflikte und beim Vater alle Freiheiten hatte – und tags ein normales Verhältnis: "Sie war auf der Suche nach einer intakten Familie und froh, ihren Vater kennengelernt zu haben", so der Richter. "Sie wollte bei ihm eine Wärme erleben, die sie damals zu Hause nicht hatte."
Ein Spiel brachte das Drama ans Licht
Nach einem Streit bei der Schwester, mutmaßlich wegen Missbrauchsgerüchten, zog der Vater mit der Tochter zu einem Kumpel. Das Gericht geht davon aus, dass er sie mindestens zweimal in der Woche, als er später mehr Drogen nahm, einmal die Woche missbrauchte – bis der Vater wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe im Herbst 2012 verhaftet wurde. Das Gericht glaubt, dass er die Tochter ab Sommer zuvor mindestens einmal am Tag Heroin mitsniefen ließ. Sie war abhängig und machte bei einem Cousin einen kalten Entzug. Danach zog sie zur Oma, wo ein Onkel sie vergewaltigt haben soll. Der machte Gebrauch vom Zeugnisverweigerungsrecht.
Das Ganze war rausgekommen, als die Tochter 2013 mit Mutter und Freunden Wahrheit oder Pflicht spielte. Auf die Frage, mit wem sie den schlechtesten Sex hatte, rutschte ihr raus: "Mit meinem Vater." Die Mutter ging zur Polizei.
Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre gefordert
Das Gericht hatte keinen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Tochter, die nichtöffentlich befragt worden war. "Sie hat sehr differenziert berichtet und den Angeklagten auch in Schutz genommen." Der hatte den Missbrauchsvorwurf gegenüber dem Gutachter pauschal bestritten. Das mit dem Heroin gab er zu.
Das Gericht verhängte eine Gesamtfreiheitsstrafe von sieben Jahren. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre gefordert. Für den Angeklagten sprach, dass die sexuellen Übergriffe länger zurückliegen und er nicht einschlägig vorbestraft war. Die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt lehnte das Gericht ab. Der 52-Jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, kann noch Revision einlegen.
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/...-109163885.html
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Sexueller Missbrauch: Tochter sagt ohne Absicht falsch aus
JUSTIZ Wende im Prozess gegen Mann aus Lohraer Ortsteil / Psychologisches Gutachten bestätigt Zweifel an Glaubwürdigkeit der Aussage
MARBURG/LOHRA Eine Tochter wirft ihrem Vater aus einem Lohraer Ortsteil sexuellen Missbrauch vor. Das Gericht bezweifelt an der Aussage und hat damit Recht. Das heißt nicht, dass die Frau absichtlich lügt. Sie glaubt, was sie sagt, erklärt eine Sachverständige.
Die psychologische Sachverständige im Prozess geht davon aus, dass die Frau das, was sie ihrem Vater vorwirft, nicht erlebt hat. Jedoch sei es keine unabsichtliche Falschaussage, die Zeugin glaubt, was sie gesagt hat.
Der 56-jährige Angeklagte steht vor Gericht, seine damals zwölfjährige Tochter 2004 bei einem gemeinsamen Bad sexuell missbraucht haben. Das hatte die heute 23-Jährige Ende 2012 erstmals bei einem Gespräch mit Mitarbeitern der Opferschutzorganisation berichtet und kurz darauf bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Andere Familienmitglieder hatten weitere Vorwürfe über sexuelle Übergriffe angezeigt - bis hin zu Vergewaltigung im Kindesalter. Sollten diese Straftaten passiert sein, wären sie aber schon verjährt.
Keine Hinweise auf ein Komplott
Die junge Frau hatte die Vorwürfe vor dem Landgericht wiederholt. Das Gericht hatte Zweifel an der Glaubwürdigkeit und gab ein Gutachten in Auftrag. "Es geht nicht um die Glaubwürdigkeit der Person an sich, sondern um die Glaubhaftigkeit der Aussage", stellte die Sachverständige am Montag vor Gericht klar.
Zunächst ging es der Psychologin darum, eine mögliche Quelle für eine falsche Aussage zu finden. Dass die Frau absichtlich falsch aussagte, schloss die Sachverständige nach der Untersuchung der Zeugin und nach dem Studium der Akten und Prozessprotokolle aus. Gleiches gilt für die "Komplotthypothese", die im Zusammenhang mit den weiteren Vorwürfen im Raum stand.
Die Tochter hatte berichtet, den Vorfall zwei Jahre lang so weit verdrängt zu haben, dass sie sich überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Das sei außerordentlich selten, sagte die Psychologin. In der Regel würden Erinnerungen zwar verdrängt und dadurch blasser, sie seien aber eigentlich nie ganz weg.
Die junge Frau habe dann berichtet, vor allem Träume hinterfragt zu haben, in denen sie von ihrem Vater bedrängt wurde. Dadurch sei alles hochgekommen. Dass die Bilder, "die schlagartig außerhalb der Wachbildlichkeit" aufgetreten seien, immer klarer wurden, spricht nach Auffassung der Psychologin dafür, dass es sich nicht um wirklich Erlebtes handelt. "Das Gedächtnis will etwas zu einem Großen und Ganzen zusammenführen, aber das ist dann oft falsch." Die Frau habe ihre Träume erklären wollen, "da muss doch etwas sein", habe sie gedacht.
Die Nebenklage verwies darauf, dass die Zeugin vor Gericht gesagt habe, unter anderem Fernsehbilder hätten die Erinnerung geweckt. Von Träumen habe sie erst bei der Befragung durch die Verteidigung gesprochen, im Vorfeld nicht.
Unstrittig: Gemeinsame Bäder mit dem Vater
Die Frau sei psychologisch unauffällig, trotzdem, so hätten Studien gezeigt, gebe es das Phänomen auch bei Menschen, die nicht psychisch krank seien. Auffällig in diesem Fall sei, dass die Tochter rückblickend in ihre Jugend, "bei einem eigentlich ganz normalen Familie und Sozialisation" ein ausgesprochen negatives Bild der Eltern zeichne, erläuterte der Sachverständige.
Sie betonte, dass die irrige Annahme von wirklich Erlebtem nicht erst mit der Erstaussage entstehe. Gleichwohl könne vor dieser auch das Gespräch mit anderen mutmaßlichen Opfern eine Rolle spielen. Unstrittig sei, dass es gemeinsame Bäder gegeben hat. Möglich seien auch unangenehme Kontakte mit dem Vater. Aber was stimme und was nicht, sei nicht mehr genau zu bestimmen. "Die Aussage kann aus aussagepsychologischer Sicht nicht verwendet werden", so das Fazit der Sachverständigen.
Die Verhandlung wird am 31. August fortgesetzt. Am 13. Verhandlungstag sollen dann die Schlussvorträge gehalten werden. Angeklagt ist der 56-Jährige auch wegen Exhibitionismus vor seiner Stiefschwester, sowie Besitzes von Kinderpornografie und Munition. Wann das Gericht ein Urteil fällt, ist noch nicht klar. (kse)
http://www.mittelhessen.de/lokales/regio...rid,535293.html
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Landshut
Tochter sexuell missbraucht? Beamter (44) bestreitet vor Gericht sämtliche Vorwürfe
Seine Tochter muss in Afrika etwas Schlimmes erlebt haben, ehe er sie mit knapp vier Jahren nach Deutschland geholt hat, sagt Walter X. (Name von der Redaktion geändert).
Psychisch auffällig sei sie gewesen; habe sich die Nagelhaut ausgerissen und jegliche Nahrung wieder ausgespuckt. Die heute 21-jährige Tabea bestätigte psychische Probleme. In einem Punkt aber widersprach sie vor der sechsten Strafkammer des Landgerichts Walter X., den sie hartnäckig als ihren Adoptivvater bezeichnete: Sie habe erst in Deutschland angefangen zu spucken, weil ihr hier etwas Schlimmes passiert sei. "Ich weiß, dass er was mit mir gemacht hat, aber nichts Konkretes." Sicher wisse sie aber, dass X. sie in den Jahren 2007 und 2008 drei Mal sexuell missbraucht hat.
Diese drei Fälle sind es, für die sich der gebürtige Afrikaner, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und als Beamter angestellt ist, seit Dienstag vor dem Landgericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft legt dem 44-Jährigen sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in drei tatmehrheitlichen Fällen, in einem Fall in Tateinheit mit Vergewaltigung zur Last.
Laut Anklage soll X. sich im Dezember 2007 auf einer Familienfeier bei seinen Schwiegereltern an der damals 14-Jährigen vergangen haben. Es soll die Nacht vor dem Fest gewesen sein; die Mutter und die Geschwister des Mädchens sollten am Tag darauf nachkommen.
Vor dem Landgericht Landshut fanden am Dienstag gleich zwei Prozesse wegen Vergewaltigung statt.
2008 soll es zu zwei weiteren Vorfällen im Wohnhaus der Familie gekommen sein, als das Mädchen allein mit seinem Vater zu Hause war. Eine lähmende Angst habe sie befallen, als ihr Vater begonnen habe, sie an den Brüsten zu streicheln, berichtete das Mädchen vor Gericht. "Ich wusste nicht, was ich machen soll." Sie habe ihn gefragt, was das soll. Aber er habe nur gesagt, dass er mit ihr über ihre leibliche Mutter reden wolle. Die Übergriffe nahmen ihr Ende, nachdem die 14-Jährige Andeutungen ihrer Psychologin gegenüber gemacht hatte.
Walter X. hatte während der Ermittlungen geschwiegen. Vor Gericht wies der 44-Jährige die Vorwürfe gegen ihn nun vehement zurück. Es habe diese Familienfeier nicht gegeben, und er sei auch nie alleine mit seiner Tochter gewesen. Tabea sei ein schwieriges Kind gewesen. Schon früh habe man von Psychologen die Prognose erhalten, "dass es mit ihr viel Ärger geben wird". Er aber habe sich immer für sie eingesetzt, so X. Tabea sei ihm 1997 bei einem Besuch bei seiner Mutter in Afrika als seine Tochter vorgestellt worden. Sie sei in einem erbärmlichen Zustand gewesen und so habe er sie mit nach Deutschland genommen.
Seine Frau, mit der er damals schon eine Tochter hatte, habe das Mädchen dann adoptiert. Auf die Frage der Kammer, ob er denn nun der leibliche Vater sei, antwortete X., der das Mädchen nie adoptiert hat, ausweichend. Es könne schon sein; er habe 1992 noch in Afrika gelebt und dort auch eine Freundin gehabt. Tabea könne aber auch die Tochter seiner Schwester sein, was diese aber bestreite. Schließlich erklärte sich X. auf eine entsprechende Frage des Vorsitzenden Richters Ralph Reiter mit einem Vaterschaftstest einverstanden.
Auf die Frage, was seine Tochter zu ihren Anschuldigungen bewegt haben könnte, berichtete X. von seiner zerrütteten Ehe. "Allein die Trennung war schon Krieg." Erste Probleme habe es bereits 2010 gegeben. Ende 2014 habe man sich endgültig getrennt. Kurz nach dieser Trennung hat Tabea X. Anzeige gegen ihren Vater erstattet. Mittlerweile stehen auch Vorwürfe der beiden anderen Töchter von Walter X. im Raum, ihr Vater habe sie missbraucht. Sie habe so lange mit einer Anzeige gewartet, "weil meine Mutter vor der Trennung generell immer ihm geglaubt hat" so Tabea X. Auch 2008, als sie bei ihrer Kinderpsychologin eine Andeutung gemacht habe und diese ihre Mutter informiert habe, habe er es verstanden, sie als "Verwirrte" dastehen zu lassen, die Dinge "falsch interpretiere".
Er habe sich zu seiner Tochter nur zum Fotoanschauen ins Bett gelegt. Ihre Mutter habe daraufhin gesagt, er solle das bei einer Pubertierenden nicht mehr machen. Ganz früher, so das Mädchen vor Gericht, habe sie im Kindergarten erzählt, dass zuhause etwas ganz Schlimmes passiert sei. Der Kindergarten habe daraufhin Anzeige erstattet; sie sei zu einer Psychologin gekommen. Doch ihr Vater habe gesagt, da müsse in Afrika etwas passiert sein, und so seien die Dinge im Sand verlaufen.
Den Ermittlungsakten zufolge soll es eine Notiz geben, in der die damalige Kinderpsychologin festgehalten hat, dass die fünfjährige Tabea X. immer wieder von dem "großen schwarzen Monster" gesprochen hat.
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Nachdem Walter X. die Vorwürfe bestreitet, bleibt es auch seinen jüngsten Kindern im Alter von neun und sechs Jahren nicht erspart, vor Gericht zu erscheinen.
http://www.idowa.de//region/artikel/2015...-vorwuerfe.html
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Sexueller Missbrauch
„Ich habe ihr erst nicht geglaubt“
Borghorst/Münster -
Weit über 20 Mal hat ein Mann aus Borghorst die Schwester seiner Ehefrau sexuell missbraucht. Die Taten sind unstrittig, weil der 29-Jährige sie nach seiner Festnahme im vergangenen Jahr gegenüber der Polizei und am Dienstag als Angeklagter vor dem Landgericht gestanden hat.
Von Klaus Möllers
Seine Frau schickte ihn in den Keller zum Wäschewaschen. Die Schwägerin – nicht einmal zehn Jahre alt – kam mit. Dort wurde sie von dem Mann missbraucht. Das erste Mal 2007, als sie neun Jahre alt war, zuletzt im April 2011, da war das Mädchen 13.
Weit über 20 Mal hat ein Mann aus Borghorst die Schwester seiner Ehefrau sexuell missbraucht. Manchmal auf der Gefriertruhe in einem Kellerraum, später in seinem Auto, dann wiederum auf einem Feld am Wilmsberger Weg. Die Taten sind unstrittig, weil der 29-Jährige sie nach seiner Festnahme im vergangenen Jahr gegenüber der Polizei und am gestrigen Dienstag als Angeklagter vor dem Landgericht gestanden hat.
Von einem anfangs noch „normalen Familienalltag“ erzählte die heute 32 Jahre alte Ehefrau als Zeugin. Ihr Mann habe sich nach der Geburt des erstes Kindes, eines Sohnes, „zurückgezogen“. Zu dem Opfer, ihrer 16 Jahre jüngeren Schwester, habe er hingegen immer ein „sehr gutes“ und augenscheinlich „freundschaftliches“ Verhältnis gehabt. Das Mädchen habe ihr häufiger bei der Hausarbeit geholfen. Von ihrem Mann habe sie sich wegen der Taten längst getrennt.
Selbst als die Ehefrau auf seinem Rechner Erotikbilder mit Minderjährigen fand, habe sie sich „nicht viel dabei gedacht“. Auch nicht dabei, dass er in ihrem Beisein Pornos (mit erwachsenen Darstellern) geschaut habe und sie letztlich sogar pornografische Darstellungen mit Tieren aus dem Netz auf seinem Computer fand. „Er sagte, er würde immer ganze Seiten runterladen, egal, was da drauf ist.“
In einem Keller am Bergkamp, nach dem Umzug der Familie in einem Keller an der Annastraße sowie an den weiteren Orten missbrauchte der 29-Jährige das Mädchen. „Ich möchte sagen, dass ich es sehr bereue und bedauere“, erklärte er dem Gericht. Obwohl der Angeklagte eher als weicher, ruhiger Typ wirkte, erstaunte bei seinen Aussagen, wie emotionslos er sie vorbrachte. Ähnlich unberührt wirkte er bei seinen Schilderungen zu zwei Vorfällen aus den Jahren 2012 und 2014, bei denen er sich nach dem Umzug nach Münster an seiner damals sechs, beziehungsweise sieben Jahre alten Tochter verging.
Alle Taten kamen heraus, weil sich die Schwägerin, also das erste Opfer, 2014 selbst an das Jugendamt wandte. Ihre Mutter sagte zum Prozessauftakt als Zeugin, dass sie sich „große Vorwürfe“ mache, „dass ich ihr erst nicht geglaubt habe“.
Die Verhandlung wird am 21. August fortgesetzt.
http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Stei...-nicht-geglaubt
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Prozess am Landgericht
LKA-Beamter (44): Auch leibliche Töchter missbraucht?
Missbrauch
Im Prozess gegen einen 44-jährigen LKA-Beamten, dem vor der 6. Strafkammer des Landgerichts Landshut sexueller Missbrauch und Vergewaltigung einer heute 22-Jährigen Adoptivtochter vorgeworfen werden, kommen neue Vorwürfe ins Spiel: Er soll auch zwei leibliche Töchter missbraucht haben.
Dem beim Landeskriminalamt als Informatiker beschäftigten und suspendierten Beamten wirft die Anklage drei Fälle des sexuellen Missbrauchs, in einem Fall in Tateinheit mit Vergewaltigung von Schutzbefohlenen vor; denn zunächst ist nicht geklärt, ob das zur Tatzeit 14-jährige Mädchen seine Tochter, eine Adoptivtochter oder eine Nichte ist.
Jedenfalls soll er sie bei drei Gelegenheiten sexuell missbraucht haben. Zum Prozessauftakt hatte der gebürtige Kameruner, der inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, die Vorwürfe vehement zurückgewiesen, er habe sich höchstens „Grenzverletzungen” vorzuwerfen, weil er sich einmal zu ihr ins Bett gelegt habe, „um ihr etwas von ihrer Mutter zu erzählen.” Ansonsten habe er sich nichts vorzuwerfen, sehe sich im Rahmen des „Scheidungskrieges” als Opfer eines Komplotts der restlichen Familie.
Auch die inzwischen aufgetauchten Missbrauchs-Anschuldigungen zweier leiblicher Töchter seien aus der Luft gegriffen, verteidigte er sich. Die inzwischen 22-Jährige bestätigte im Rahmen ihrer mehrstündigen Vernehmung die Missbrauchsfälle und räumte auch ein, dass sie seit frühester Kindheit mit körperlichen und psychischen Problemen - u.a. Essstörungen und Erbrechen von Nahrung - behaftet und deshalb mehrfach in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sei. Zu den Hintergründen konnte sie nur mehr diffuse Angaben machen, so etwa, dass sie bei einer Kinderpsychologin einmal erzählt habe, zuhause sei was ganz Schlimmes passiert und von einem „großen schwarzen Monster” gesprochen habe.
Ihr Adoptivvater - als solchen sehe sie den 44-Jährigen - habe das mit Vorfällen in Afrika erklärt und so sei die Sache im Sande verlaufen. Er habe es auch verstanden, sie immer wieder als „Verwirrte, die Dinge falsch interpretiert”, darzustellen. Die 46-jährige Noch-Ehefrau des Beamten - die Scheidung ist noch nicht rechtskräftig - berichtete, dass man sich 1994 in einem Leipziger Krankenhaus, in dem sie als Krankenschwester arbeitete, aber zu der Zeit Patientin war, kennen gelernt habe.
Aus der 1996 geschlossenen Ehe seien vier Kinder hervorgegangen. Als junges Paar sei man 1997 in Kamerun gewesen und habe dort dann auch die spätere Adoptivtochter kennen gelernt und schließlich auch nach Deutschland mitgenommen. Bei ihr, so stellte die 46-Jährige klar, habe es sich um die Tochter einer älteren Schwester ihres Ehemannes gehandelt. Um sie nach Deutschland mitnehmen zu können, sei getrickst worden: Ihre Geburtsurkunde sei vernichtet worden und eine neue mit ihrem Ehemann als Vater erstellt worden. In Deutschland, so räumte die Krankenschwester sogar ein, habe sie eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben, bestätigt, dass ihr Mann der Vater des Mädchens sei.
Die damals Vierjährige sei ein aufgewecktes und fröhliches Kind gewesen, aber schon nach wenigen Monaten hätten sich bei ihr Essstörungen eingestellt. Bei einem Telefonat mit der kamerunischen Großmutter sei allerdings bestätigt worden, dass es auch dort schon derartige Probleme gegeben habe. Im Rahmen der psychotherapeutischen Betreuung sei dann auch der Verdacht aufgetaucht, dass sie sexuell missbraucht worden sein könne bzw. einen sexuellen Missbrauch beobachtet habe. Ab 2010, so die Krankenschwester weiter, sei es dann zu ehelichen Problemen gekommen und 2012 habe ihre Adoptivtochter, die sich damals zur Ausbildung in Halle aufhielt, Andeutungen gemacht: „Wenn ihr euch wirklich trennt, kann ich was erzählen...”
Da sei allerdings nur von „Anfassen” und dass sich ihr Stiefvater zu ihr ins Bett gelegt habe, die Rede gewesen. Auf Details sei sie aber auch in der Folgezeit nicht eingegangen. 2011 habe es dann auch bei den leiblichen Töchtern Auffälligkeiten gegeben. Die damals Fünfjährige habe erzählt, dass ihr ein Bub im Kindergarten den Penis in den Mund gesteckt hätte und die heute 19-jährige Tochter habe von einem „Geheimnis” mit dem Vater geredet und dann 2013 von ihrer Wut gesprochen, „weil er mir etwas angetan hat.”
Was diese Vorwürfe angeht, sind bislang noch keine weiteren Ermittlungen gegen den LKA-Beamten eingeleitet und noch keinerlei polizeiliche Vernehmungen erfolgt. Am zweiten Verhandlungstag machte die Neunjährige - entsprechend fürsorglich durch die Richter der Kammer aufgeklärt - von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Die 19-Jährige präsentierte sich in einem psychischen Ausnahmezustand, ihre Aussage ging unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne. Die Kammer vertagte inzwischen den nächsten Verhandlungstag auf den 8. September.
http://www.wochenblatt.de/nachrichten/la...t-;art67,322818
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