RE: Presseartikel zu dem Thema

#1 von Christine , 19.08.2013 13:39

"Beziehungen können an Knasterfahrungen wachsen"
Wie der Katholische Verein für soziale Dienste Angehörigen von Straftätern hilft.

Angehörige von Straftätern sind die vergessenen Opfer der Tat, sagt Barbara Welle. Als Leiterin der Straffälligenhilfe des SKM-Freiburg (Katholischer Verein für soziale Dienste) hat es sich die Sozialpädagogin und Familientherapeutin zur Aufgabe gemacht, ihnen in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Etwa 25 Familien begleitet sie zur Zeit, die meisten aus der Region Freiburg, aber auch aus der Ortenau und dem Markgräflerland. Sogar eine Frau aus Mainz nimmt ihre Hilfe in Anspruch. Denn Angebote wie die aus kirchlichen Mitteln und Spenden finanzierte Stelle des SKM sind rar, nicht nur in Südbaden. Und die Not der Angehörigen ist groß, wenn sie – oft von einem Augenblick zum anderen – damit konfrontiert werden, dass ihr Sohn, Bruder, Enkel, Lebenspartner oder Vater eine Straftat begangen hat.

"Nicht alle sind Mörder oder Vergewaltiger", schränkt Welle ein. Es kann auch um Drogen- oder Betrugsdelikte gehen, wiederholtes Fahren ohne Führerschein oder Schulden, die nicht zurückgezahlt werden. Die Angehörigen jedenfalls – ausnahmslos Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung wenden sich an Barbara Welle – "sind geschockt und wissen oft nicht mehr ein noch aus". Zumal die Umstände der Verhaftung drastisch sein können. Sie weiß von "belastenden Einsätzen", bei denen die Polizei zum Beispiel nachts geklingelt und die Windeln eines Babys nach Drogen durchsucht habe. "Das Wichtigste für die Angehörigen ist, dass sie einen Ort haben, wo sie über ihre Situation sprechen dürfen." Das können die monatlichen Gruppentreffen sein, bei denen sich die Betroffenen austauschen, oder Einzelgespräche in akuten Krisensituationen, auch bei den Angehörigen zu Hause. "Die meisten isolieren sich selbst und haben das Gefühl, jeder sieht ihnen ihren Makel an." Selbst ihren Kindern gegenüber greifen sie zu Notlügen: "Papa ist im Krankenhaus", werde beispielsweise erzählt. "Auch aus Angst, dass die Kinder sich in der Schule oder im Kindergarten verplappern und dann von den anderen geächtet werden." Mit fatalen Folgen für die Kinder: "Sie kriegen mit, dass gelogen werden muss und spüren, dass sie nicht nachfragen dürfen." Barbara Welle erarbeitet mit den Frauen, wann es an der Zeit ist, den Kindern die Wahrheit zu sagen. "Die Frauen müssen sie erst selbst zulassen können. Das kann ein Prozess sein, der sich über Jahre hinzieht." Die Kinder werden vom SKM in einer Gruppe betreut, in der sie diesen Belastungen spielerisch begegnen können.


http://www.badische-zeitung.de/liebe-fam...--36178094.html


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Christine
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