RE: Manche Vermisstenfälle lassen Ermittler nicht los

#1 von Christine , 04.09.2016 08:17

25.08.2016

BADEN-WÜRTTEMBERG

Manche Vermisstenfälle lassen Ermittler nicht los
"Die Frage nach dem Warum zermürbt unendlich": Viele Vermisstenfälle klären sich schnell auf, manche bleiben jahrelang ein Rätsel – wie die Fälle von Maria und dem kleinen Felix.

Vor zehn Jahren ist der kleine Felix verschwunden. Seitdem leben seine Angehörigen in Oftersheim im Rhein-Neckar-Kreis mit dem mysteriösen Schicksal des damals Zweijährigen. Auch die Mannheimer Polizei treibt der Fall noch immer um. Man könne den Jungen nicht für tot erklären, sagt Hauptkommissar Norbert Schätzle. "Wir überprüfen auch heute noch Hinweise, damit wir ihn finden können, wenn er noch am Leben ist."

Der Vater hatte Felix Anfang Januar 2006 von seiner geschiedenen Frau abgeholt und nicht mehr zurückgebracht. Die Leiche des Mannes wurde Wochen später in Bühlertal von einem Spaziergänger gefunden. Von dem Kind fehlt bis heute jede Spur.

"Zu Beginn hatten wir natürlich Hoffnung, dass wir beide – Vater und Sohn – finden können", sagte Schätzle. "In den ersten Tagen gab es sehr vielversprechende Zeugenaussagen." Mit dem Tod des Vaters sei die Hoffnung für Felix jedoch gesunken. Auch den Polizisten berührt die Geschichte emotional. "Ich war vom ersten Tag an mit diesem Fall betraut. Da bekommt man natürlich einen anderen Bezug dazu, gerade wenn man auch Kontakt zu den Angehörigen hatte."

Im Südwesten ist die Zahl der Vermissten zuletzt sprunghaft angestiegen. Zu Jahresbeginn waren 1297 Menschen verschwunden, berichtet das Landeskriminalamt. Ein Jahr davor waren 807 Personen als vermisst gemeldet. Sowohl die Anzahl der Jugendlichen als auch die der Kinder habe sich erhöht. Allerdings haben dazu nicht nur die klassischen Vermisstenfälle beigetragen. Es gibt laut LKA auch einen Zusammenhang mit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen.

Die Tendenz ist bundesweit erkennbar: Weil zuletzt mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland kamen, ist die Zahl vermisster Jugendlicher stark gestiegen. Die Ermittler vermuten, dass viele von ihnen etwa zu Verwandten weiterziehen, möglicherweise ins Ausland. Viele Vermisste tauchen recht schnell wieder auf. Jugendliche verschwinden häufig aus Liebeskummer oder aus Angst vor den Konsequenzen schlechter Schulnoten.

Fälle wie die des kleinen Felix, die jahrelang ungelöst bleiben, sind dagegen selten. Der Fall sei besonders, weil es nicht nur um einen vermissten Zweijährigen gehe, sagt Ermittler Schätzle. "Da steckt viel mehr dahinter: Getrennt lebendes Ehepaar, ein Kind, das zwischen den beiden steht – es gibt viele Parallelen zur normalen Gesellschaft." Umso schlimmer sei es dann, wenn einer der Partner das Kind mitnehme, Mutter und Großeltern im Unklaren lasse und alles ein Rätsel bleibe.

Auch die damals 13 Jahre alte Maria ist drei Jahre nach ihrem Verschwinden in Freiburg noch immer nicht wieder aufgetaucht. Es fehle weiterhin jede Spur, so die Polizei. Untergetaucht bleibt auch der 40 Jahre ältere Begleiter des Mädchens. Maria ist seit dem 4. Mai 2013 auf der Flucht, gemeinsam mit ihrer Internetliebe aus Nordrhein-Westfalen. Die beiden lernten sich in einem Chat kennen.

Das Schlimmste für die Angehörigen sei die ständige Ungewissheit, sagte Josef Hiller vom Weißen Ring. "Und immer bleibt die Frage nach dem Warum. Die zermürbt unendlich." Angehörige fragten sich ständig, ob sie noch irgendetwas tun könnten – und ob sie vielleicht selbst schuld an dem Verschwinden seien. "Der Mensch will Gewissheit", sagt Hiller, "selbst wenn es der Tod ist." Deshalb seien Angehörige von Vermissten ebenfalls Opfer.

Nach Erfahrungen des Bundeskriminalamtes erledigen sich rund 50 Prozent der Vermisstenfälle innerhalb der ersten Woche. Nach einem Monat sind es bereits mehr als 80 Prozent. Der Anteil der Menschen, die länger als ein Jahr vermisst werden, liegt bei nur etwa drei Prozent. Zwei Drittel aller Vermissten sind männlich. Bei rund der Hälfte der Fälle handelt es sich um Kinder und Jugendliche. In Deutschland waren am 1. Juli 8283 Menschen vermisst gemeldet, davon 721 unter 14-Jährige und 3720 Jugendliche.


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